Howl – Endstation Vollmond

Blu-ray Review

Howl - Endstation Vollmond Blu-ray Review Cover
Capelight, seit 08.04.2016

OT: Howl

 


Gleis 9 in den Tod

Die englischen Wälder haben nicht nur Robin Hood, sondern auch ein paar fantastische Kreaturen zu bieten.

Inhalt

Joe hatte eigentlich darauf spekuliert, die Stelle des Supervisors zu ergattern. Doch anstelle dessen muss der Schaffner erneut die Nachtschicht im Regionalzug nach Eastborough übernehmen – aufgetragen von dem Ekeltypen, der im die Stelle weggeschnappt hat. Einziger Lichtblick während der Fahrt durch die vollmondschwangere Nacht ist Kollegin Ellen, in die Joe schon seit langem verknallt ist. Nachdem sämtliche Fahrkarten kontrolliert sind, hält er ein kurzes Nickerchen, aus dem er brutal wieder herausgerissen wird, weil der Zug offenbar irgendein Tier erwischt hat. Als der Lokführer nachsehen geht und nicht mehr zurückkehrt, muss Joe zunehmend ungeduldige Fahrgäste vertrösten. Als klar ist, dass Unterstützung erst in vier Stunden erscheint, rebellieren die Reisenden und überreden Joe, die Türen zu öffnen, damit alle den Schienen entlag zum nächsten Bahnhof laufen können. Kaum ist man jedoch draußen, heult ein seltsames Tier durch den Wald und erschreckt die Anwesenden derart, dass sie Hals über Kopf zurück in den Waggon flüchten. Dort werden sie immer wieder Opfer der Attacken eines krallenbewährten Wolfs, oder … Moment, war nicht Vollmond …?

Züge bieten von jeher eine ganz besondere Atmosphäre, wenn’s darum geht, mehrere sehr unterschiedliche Charaktere aufeinanderprallen zu lassen. Das war schon bei Mord im Orient-Express so und dient auch Howl – Endstation Vollmond als Basis für entsprechende Konflikte, die durch die angespannte Situation noch geschürt werden. Da es sich um eine britische Produktion handelt, wirken die Figuren auch eine Spur authentischer als in entsprechenden US-Werken – jedenfalls verhalten sie sich größtenteils glaubhafter. Und da so ein Zugwaggon nunmal ziemlich eng ist und man sich kaum aus dem Weg gehen kann, geraten die Angriffe des Werwolfs und die Konflikte innerhalb der verbliebenen Fahrgäste durchaus klaustrophobisch-fesselnd – sieht man mal von dem einen oder anderen hysterischen Anfall der potenziellen Opfer ab. Das Monstrum hält sich dabei zunächst im Hintergrund (und im Dunkeln), was der Spannung allerdings eher zuträglich ist. Hier mal ein halbes Bein, dort mal eine Klaue – allzu viel von der Killermaschine zu zeigen hat noch fast jedem Monsterfilm geschadet. Wenn es sich dann nach knapp einer Stunde doch zeigt, muss man Howl attestieren, dass man sich durchaus Mühe mit den Prothesen gemacht hat, die der hünenhafte Darsteller zur Schau tragen darf. Ebenso übrigens wie mit den praktischen Effekten, wenn es dem Werwolf an den Kragen geht – erstaunlich, dass man hier eine FSK 16 vergeben hat. Geradezu creepy wird es, wenn Matthew im Wald auf eine ganz Horde der verwandelten Wesen trifft und man nur deren Schatten und funkelnde Augen sieht – das hat man schon weitaus weniger spannend umgesetzt gesehen. Gerade Werwolf-Filme leiden zu oft unter albernen Kreaturen oder unfreiwilligem Humor. Der findet in Howl erst gar nicht statt, denn Film, Geschichte und Figuren nehmen sich durchweg ernst.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Howl ist vornehmlich dunkel – immerhin spielt der Film zur Gänze Nachts und dann auch noch in einem unbeleuchteten Zug. Umso schöner, dass die Bildruhe dennoch sehr hoch ist und sich ein Korn oder Rauschen vornehm zurückhält. Die Farben wurden dezent kühl gefiltert, Gesichter wirken ein wenig violett. Der Kontrastumfang liegt im mittleren Bereich, Schwarzwerte könnten noch ein wenig knackiger sein. Wenn der Zug dann wieder fährt und damit unter Strom steht, gibt’s noch mehr Detailtiefe und eine ansprechende Schärfe. Während Joes und Ellens Flucht durch den Wald wirken Farben und Kontraste allerdngs weich und wachsartig – hier schlägt die Farbfilterung zu stark zu Buche.
Akustisch dürften die Actionszenen in Howl noch mehr Druck liefern. Zwar sind die Geräusche der Werwölfe effektvoll vertont und füllen auch die Rearspeaker mit reißenden Sounds, doch der Subwoofer bleibt eher unterfordert. Hier wäre gerade bei Inbetriebnahme des Zugs mehr drin gewesen. Die Dialoge der gelungenen Synchronisation kommen zwar verständlich rüber, hätten aber etwas definierter auf dem Center abgelegt werden können.

Bonusmaterial

Die 2-Disk-Limited-Edition von Howl im Mediabook enthält neben Trailern ein Booklet sowie die DVD-Fassung des Films.

Fazit

Howl ist ein durchweg ansprechend inszenierter Werwolf-Horror, der mit überzeugenden Kreaturen, glaubhaften Figuren und hochwertiger Maskerade aus dem Einerlei ähnlicher Genrebeiträge herausragt. Auch die Spannungskurve funktioniert und hält bis zum konsequenten Ende durch.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 10%
Film: 65%

Anbieter: Capelight Pictures
Land/Jahr: GB 2015
Regie: Paul Hyett
Darsteller: Ed Speleers, Shauna MacDonald, Sean Pertwee, Elliot Cowan, Holly Weston, Amit Shah, Rosie Day, Calvin Dean, Brett Goldstein, Sam Gittins, Ania Marson, Duncan Preston
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 92
Codec: AVC
FSK: 16

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