Hunted – Waldsterben

Blu-ray Review

Pandastorm Pictures, 21.05.2021

OT: Hunted

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Wolfsmädchen

Mal was anderes im Subgenre des Rape&Revenge-Films.

Inhalt

Ein netter Typ?

Ève ist im Auftrag ihrer Firma unterwegs, um ein Bauprojekt zu begleiten. Was ihr den Alltag etwas versalzt, ist das ständige Nörgeln ihres Vorgesetzten, sie müsse mit den Partner vor Ort härter verhandeln. Und auch ihr Noch-Freund trägt nicht zur guten Laune bei, da er sie ständig anruft und bedrängt. Um etwas Zerstreuung zu suchen, beschließt sie spontan, eine Bar aufzusuchen. Kaum ist sie drin, wird sie von einem echten Arschloch angemacht. Dann jedoch taucht ein anderer Mann auf, der sie vor dem Typen rettet und sympathisch wirkt. Sie tanzen und flirten und am Ende des Abends geht sie mit ihm mit. Keine gute Idee, wie sich herausstellt. Denn zu dem anfänglich so netten Typ gesellt sich plötzlich noch ein zweiter Kerl, der den Fahrersitzt des Autos erklimmt. Als das Trio komplett ist, wird klar, dass Ève entführt wird und den beiden als Vergewaltigungsopfer dienen soll, um final den Tod zu finden. Allerdings scheinen sich die beiden Typen nicht so ganz einig zu sein. Es kommt zum Streit im Auto und zu einem Unfall. Und so gelingt Ève die Flucht. In einem nahegelegenen Wald findet sie zunächst Zuflucht, weiß aber um ihre Verfolger. Und da sie nicht auf fremde Hilfe hoffen kann, rüstet sie sich zum Gegenangriff …

In Sicherheit?

Der französische Regisseur Vincent Paronnaud erlangte einige Aufmerksamkeit, als er 2007 mit seinem Langfilmdebüt, dem Animationsfilm Persepolis, den Weg der Autorin der Comicvorlage während der Islamischen Revolution im Iran filmisch nachzeichnete. Sein Nachfolgefilm Huhn mit Pflaumen war ebenfalls noch im Genre des Dramas angesiedelt und beschrieb das Schicksal eines Musikers, der sich nach dem Verlust seines geliebten Instruments nur noch dem Warten auf den Tod hingab. 2020 gab er dann erstmals einen Horrorgenre-Beitrag ab, als er sich an der Anthology Asylum: Twisted Horror- and Fantasytales beteiligte. Nun, ein Jahr später, zieht es ihn erneut ins Genrefach und er kombiniert Horrorfilm-Motive mit Feminismus-Anteilen. Dass er sich dafür das Rape-&-Revenge-Subgenre ausgesucht hat, klingt erst einmal erklärungsbedürftig, macht aber Sinn, wenn er im Verlaufe des Films die Täter-Opfer-Rollen vertauscht und die ursächliche Vergewaltigungsfantasie der Männer nicht zum Selbstzweck der möglichst schaurigsten Art nutzt. Ganz im Gegenteil kommt es erst gar nicht dazu, was auch gut so ist. Damit lassen sich hier durchaus Merkmale erkennen, die an den ebenfalls feministisch geprägten Revenge von Coralie Fargeat erinnern. Wobei dieser auch dadurch auffiel, dass die Herren der Schöpfung ebenso zum Lustobjekt reduziert wurden.

Die Flucht

Um die Atmosphäre besonders zu gestalten, orientiert sich Paronnaud bei Hunted an Märchengeschichten. Nicht von ungefähr taucht die Farbe Rot (Èves Jacke) auf, was in Verbindung mit dem Wald unweigerliche Parallelen zu den Gebrüdern Grimm erkennen lässt. Der Wald dient Ève hier zudem nicht nur als Zufluchtsort, sondern als Basis für ihre Wandlung von der Gejagten zur Jägerin. Ähnlich wie es zuletzt auch bei Ravage – einer nach dem anderen gewesen ist, macht auch Ève den Wald zum Komplizen ihres Handelns. Dort, wo einst die Wölfe hausten, die im Prolog bereits als die „bessere Gesellschaft gegenüber Männern“ beschrieben werden, kann sich Ève sicherer fühlen als in der Gegenwart von Menschen. Denn wie sagt es die Mutter ihrem Sohn zu Beginn am Lagerfeuer so bedeutungsschwanger? „In der Gegend mag es zwar keine Wölfe geben, aber eben Männer.“
Und die sind durchaus böse. Hunted konzentriert sich mitunter sehr deutlich auf seinen Haupt-Antagonisten. Jener Typ, der anfänglich so nett schien und sich dann schlagartig wandelt. Arieh Worthalter spielt diesen Namenlosen mit diabolischer Intensität, was während der ersten 20 Minuten wirklich für eine angemessene Spannung sorgt. Dass sich der Film auch in der Folge immer wieder auf ihn fokussiert und Èves Entwicklung im Wald bisweilen außer Acht lässt, wirkt dann allerdings schon mal etwas merkwürdig. Immer wieder bekommen wir Einblicke in dessen frühere Taten, die er sich über den Monitor einer Videokamera anschaut, mit der er sein Unwesen aufzeichnete. Und ein wenig zu lange bleibt die Kamera bei den zwei Kerlen, während man eigentlich lieber wissen möchte, wie es Ève ergeht und was sie gerade tut.

Die zwei Entführer sind sich nicht immer grün

Immer wieder verliert Hunted deshalb sein eigentliches Motiv aus den Augen und droht, das Psychogramm eines Soziopathen zu werden. Richtig stark wird er hingegen wieder, wenn noch ein paar mehr Figuren im Wald auftauchen – Figuren, die für eine ordentliche Überraschung sorgen und noch ein bisschen Würze in den Film bringen. Was Hunted außerdem hervorragend nutzt, ist das Wald-Szenario. Die Kameraeinstellungen und -fahrten sorgen immer wieder für eine gespenstische Atmosphäre. Und wenn hier und da Visionen genutzt werden, um den inneren Zustand der Figuren zu verdeutlichen, punktet das Geschehen mit fast schon surrealer Note. Das ist insofern bemerkenswert, da es sich in solchen Momenten ganz weit vom üblichen R&R-Film entfernt. Umso schwerer wiegt, dass im Finale dann der übliche Standard abgespult wird und der Film damit in sich nicht entschlossen genug wirkt. Da wäre wirklich mehr drin gewesen, wenn man sich wesentlich stärker auf die Figur der Ève konzentriert hätte und dadurch mehr an ihrer mentalen und physischen Veränderung hätte teilnehmen können.

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Format: Blu-ray
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Bild- und Tonqualität

Ève bläst zum Gegenangriff

Während des Lagerfeuer-Märchen-Prologs ist das Bild der Blu-ray von Hunted stark stilisiert und körnig. Als einzige Lichtquelle scheint hier tatsächlich das Feuer gedient zu haben, was auf Schattenbereichen der Mutter und ihres Sohnes für Durchzeichnungsprobleme sorgt. Die Körnung bleibt im Verlaufe durchaus erhalten, fällt dann aber etwas geringer aus. Die harschen Kontraste bleiben aber teilweise, was auch in der Disko und im Fahrzeug der Bösewichte zum Tragen kommt. Schlagschatten sind schon arg dunkel und Farben überkontrastieren etwas. Ab und an sind zudem die Fokuspunkte sehr eng gesetzt, weshalb schon ein geringfügiger Positionswechsel der Darsteller für Unschärfe an den Randbereichen sorgt. Neutrale Farben nehmen bisweilen eine etwas grünliche Stimmung an, was dem Film eine etwas kränkliche Stimmung verpasst – was dem Thema an sich wiederum ganz gut steht. Was durchweg bleibt, ist das Manko des zu dunklen und harsch kontrastierten Bildes, denn auch im Wald bleiben viele Details verborgen. Banding 79’30
Räumlich ist Hunted eigentlich durchweg. Ob das atmosphärische Außengeräusche sind oder die sehr breit aufgestellte Bühne der Elektromusik in der Disko – das macht schon Laune. Auch das Auto, das zwischendurch mal von vorne nach hinten an der Kamera vorbeifährt, wird sehr griffig dargestellt. Die Dialoge kommen meist gut verständlich aus dem Center, sind aber insgesamt einen Tick zu leise eingepegelt. Richtig toll werden dafür die Szenen wiedergegeben, in denen Ève im Wasser immer wieder unter- und auftaucht (33’20). Hier fühlt man sich tatsächlich mittendrin. Der intensiv bohrende Score sorgt außerdem für eine angenehme Dynamik, ohne allerdings große Bäume auszureißen. Das bedrohliche Grummeln des Gewitters nach 52 Minuten kitzelt den Tiefbass ebenfalls etwas, sodass man durchweg von einem sehr aktiven und angenehmen Filmscore sprechen kann.

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Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Hunted wurden lediglich Programmtipps des Anbieters und der Originaltrailer abgelegt.

Fazit

Hunted hebt sich einerseits wohltuend von Genrevertretern des Rape&Revenge ab, schafft es andererseits aber nicht, durchgängig stringent beim Thema zu bleiben. Dem Antagonist wird zu viel Aufmerksamkeit geschenkt, während die Hauptfigur zu sehr in den Hintergrund rückt. Das ist deshalb so schade, weil einige Ansätze wirklich gelungen sind und die erste halbe Stunde wirklich spannend gerät.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 10%
Film: 60%

Anbieter: Pandastorm Pictures
Land/Jahr: Belgien/Frankreich/Irland 2020
Regie: Vincent Paronnaud
Darsteller: Lucie Debay, Arieh Worthalter, Ciarán O’Brien, Simone Milsdochter
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 87
Codec: AVC
FSK: 16

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Pandastorm Pictures)
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Trailer zu Hunted – Waldsterben

HUNTED Official Trailer (2021)


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