Hyena Road – Eine Kugel kann alles verändern

Blu-ray Review

Hyena Road - Eine Kugel kann alles verändern Blu-ray Review Cover
Ascot Elite, seit 22.04.2016

OT: Hyena Road

 


Die Suche nach dem Geist

Herausragender Kriegsfilm aus Kanada mit realistischer Figurenzeichnung.d

Inhalt

Kandahar, Afghanistan: Mitten im feindlichen Gebiet (was Gegner und Landschaft betrifft) sind kanadische Soldaten stationiert. Die täglichen Einsätze sind entweder brandgefährlich oder stinklangweilig, wenn man mal wieder lange Schichten fährt, ohne dass irgendetwas passiert. Alltag ist es aber auch, verdächtige Einheimische zu beobachten und notfalls auszuschalten – nicht der einfachste Job für die Militärmitglieder. An einer Schotterpiste, die allgemein als „Hyänenstraße“ bezeichnet wird und die man gerne als wichtige Route fertigstellen würde, gerät ein Team aus vier Scharfschützen in einen Hinterhalt. Auf ihrer Flucht landen sie in einem kleinen Dorf und erhalten dort Hilfe von einem charismatischen Einheimischen mit verschiedenfarbigen Augen. Irgendwie schafft es der Mann, die Gegner zu verjagen und den Kanadiern den Rückzug zu ermöglichen. Wieder in Sicherheit, ist der Kommandant der Einheit überzeugt, dass ihnen kein geringerer als der „Löwe der Wüste“, ein legendärer Mudschahedinführer, der schon im Krieg gegen die Sowjets gekämpft hatte, geholfen hat. Er will ihn unbedingt ausfindig machen, um in ihm einen wichtigen strategischen Partner zu gewinnen und die Hyena-Road endlich fertigzustellen. Doch schon nach dem ersten Gespräch mit dem „Löwen“ werden die Soldaten mitten in Kandahar angegriffen und dieser scheint außerdem etwas ganz Eigenes vorzuhaben …

Thematisch dem US-Werk American Sniper nicht ganz unähnlich, gerät der kanadische Hyena Road von Beginn an absolut packend und rasant, wenn die vier Soldaten vor einer ganzen Horde Gegner fließen müssen und die Kamera ihnen dabei dicht auf den Fersen bleibt. Herschlag-Action ist hier angesagt und das ganz ohne allzu dumme oder klischeehaft-männliche Machosprüche dem Feind und der Situation gegenüber. Wo Eastwood seiner patriotischen Grundgesinnung erlag, schafft es Regisseur Paul Gross (der als Einsatzleiter Pete auch selbst mitspielt) allerdings, nicht in die Schwarz-Weiß-Falle zu tappen. Das gilt für seine Hauptfiguren, denen er Emotionen, Motivationen und nachvollziehbare Handlungen angedeihen lässt, sowie auch für die Einheimischen, denen er in Person des „Löwen“ ein Gesicht verpasst. Bezeichnend für den Respekt, den man der afghanischen (und damit muslimischen) Bevölkerung entgegenbringt, sind die klaren Ansagen, die man den kanadischen Offizieren macht, bevor man aus friedlichen Absichten das Dorf des „Retters“ besucht. Man impft den Soldaten ein, wie sie sich dort (vor allem den Frauen gegenüber) zu verhalten haben. Auch das Verhandlungsgespräch zwischen Pete und dem afghanischen Dorfbewohner gerät respektvoll und auf Augenhöhe. Hyena Road fällt also nicht darauf rein, durch oberflächliche Stimmungsmache, den ohnehin schon schwierig zu verhandelnden Konflikt noch künstlich anzuheizen. Petes Resümee, was die Menschen in Afghanistan wollen, mag zynisch sein, sie hat aber auch einen wahren Kern. Und der macht klar, dass man der Bevölkerung nicht die eigenen Kultur- und Zivilisationsmerkmale überstülpen kann oder sollte. Natürlich gibt’s trotz der bewusst ausgewogenen Darstellung auch Action – und das nicht zu knapp. Die Eingangssequenz mit der Flucht über das unwirtliche Gebiet bis zum Dorf ist höchst rasant inszeniert und das Scharmützel in Kandahar liefert packende Schusswechsel. Die zahlreichen Beobachtungssituationen der Scharfschützen sind bisweilen höchst spannend, wenn man als Zuschauer noch genauso wenig weiß, was passieren wird, wie die Soldaten vor Ort. Hyena Road bietet dabei (nicht nur im verwendeten Jargon) ein hohes Maß an Authentizität. Auch das Verhalten im Ernstfall und während der Einsätze wirkt absolut realistisch und weder übertrieben, noch platt. Selbst in Sachen realistischer Darstellung der blutigen Auseinandersetzungen zum Ende hin setzt man auf schonungslose und dann urplötzlich eruptive grafische Elemente, die das konsequent-bittere Finale noch schockierender machen.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Hyena Road bietet den typischen erdigen Look, der einem Kriegsfilm und dem Wüstenszenario entspricht. Während der Kontrastumfang recht hoch und gelungen ist, bleibt die Schärfe und Detailtiefe dauerhaft auf eher mittelmäßigem Niveau- selbst Naheinstellungen sind nur mäßig knackig. Dafür verzichtete man auf das sonst in thematisch verwandten Filmen oft verwendete Korn und lässt den Film dadurch selbst in dunklen Szenen recht rauscharm und ruhig erscheinen. Das häufige Nutzen einer dynamischen Handkamera wird glücklicherweise nicht überstrapaziert und führt hier zu einer sehr authentischen Stimmung, ohne auf den Keks zu gehen.
Was wäre ein Film mit Kriegsthema, ohne einen zünftigen Tonsektor? Die beiden dts-HD-Master-Spuren (deutsch und englisch) von Hyena Road liefern abgesehen von ihren gut verständlichen Stimmen ein mustergültiges Beispiel dafür ab. Wenn das Team die Sprengsätze auf der Straße zum explodieren bringt, reißt es einen förmlich aus dem Sitz (9’20). Auch die einzeln gesetzten Scharfschüsse durchschneiden effekt- und druckvoll die Luft. Auch der energetische Filmscore liefert beständig Signale aus sämtlichen Lautsprechern.

Bonusmaterial

Die drei Featurettes, die im Bonusmaterial von Hyena Road auf den Betrachter neben den Originaltrailern warten, kümmern sich jeweils in recht kurzer Laufzeit um die Arbeit vor Ort bei den stationierten kanadischen Soldaten sowie um den Realismus und die Effekte des Films. Was die Authentizität angeht, so konnte man teilweise auf Statisten vertrauen, die aus echten Soldaten rekrutiert wurden.

Fazit

Hyena Road liefert mehr als thematisch ähnliche Filme vor allem echte Figuren und nachvollziehbare Handlungen. Dazu gesellt sich eine durchaus fesselnde Geschichte und packende Actionszenen – alles richtig gemacht, Mr. Gross!
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 40%
Film: 80%

Anbieter: Ascot Elite
Land/Jahr: Kanada 2015
Regie: Paul Gross
Darsteller: Rossif Sutherland, Paul Gross, Christine Horne, Allan Hawco, Clark Johnson, Jennifer Pudavick, David Richmond-Peck, Nabil Elouahab
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 120
Codec: AVC
FSK: 16

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