Blu-ray Review
OT: I Spit on Your Grave 2
Tiefes Grab
Krasse Fortsetzung des 2010er Rape-and-Revenge-Thrillers.
Inhalt
Katie hat zwar bereits ein paar kleinere Jobs als Fotomodell erfolgreich bewältigt, möchte nun aber in der großen Stadt New York neu anfangen. Da sie sich ein teures Shooting für eine neue Sedcard nicht leisten kann, fällt ihr am schwarzen Brett eine Anzeige für kostenlose Fotoaufnahmen auf. Selbst wenn es ihr ein wenig komisch vorkommt, dass die Jungs hinter der Kamera erst einmal ein Vorabfoto per MMS haben wollen, fährt sie zur postwendend geschickten Location. Dort scheint zunächst alles gut und professionell zu laufen, doch dann verlangen die drei Brüder Ivan, Georgy und Nick von ihr, dass sie sich ein wenig freizügiger präsentieren soll. Katie tut das einzig Richtige: Sie geht. Doch Georgy folgt ihr und sucht Nachts heim. Da sie sich für ihn unvermutet wehrt, überwältigt und vergewaltigt er sie. Die hinzugerufenen Brüder beschließen daraufhin, Katie zu entführen, um Spuren zu verwischen. Damit beginnt die Tortur für die hübsche junge Frau allerdings erst, denn nach und nach wird sie von allen Dreien misshandelt. Als ihr überraschend die Flucht gelingt, muss sie erkennen, dass man sie nach Bulgarien verschleppt hat und sie keine Hilfe erwarten kann, was ihren Wunsch nach blutiger Rache nur noch verstärkt ….
Schon das Remake des 1978er Revenge-Rape-and-Revenge-Thrillers setzte eine ziemlich deftige Duftnote des Regisseurs Stephen R. Monroe, der das von Feministinnen durchaus als Instrument ihrer Anliegen geschätzte Original nicht billig für seine Zwecke ausschlachtete, sondern einen Rachefilm mit nachvollziehbarer Motivation inszenierte. Der FSK freilich gefiel das überhaupt nicht und verweigerte zunächst einmal die Freigabe. Im späteren Verlauf brachte Anbieter Sunfilm eine um 14 Minuten gekürzte Fassung heraus, die mit FSK 18 eingestuft wurde, während die Uncut-Version deutschlandweit beschlagnahmt wurde. Ebenso erging/ergeht es nun dem zweiten Teil I Spit on Your Grave 2. Bereits im Mai 2014 wurde dessen Originalfassung beschlagnahmt und nun folgt eine FSK-18-Version von Tiberius Film, die um rund 13 Minuten erleichert wurde.
Zunächst aber mal weg von der Schnitt-Thematik, denn der Film als solches ist nicht einfach nur eine billig inszenierte Fortsetzung, um schnell Kasse mit dem Thema zu machen. Erneut schafft Monroe es, die Zuschauer unabdingbar auf die Seite der weiblichen Hauptperson zu ziehen, stellt ihr drei Typen gegenüber, die abscheulicher kaum sein könnten und lässt (nicht überraschend) auch noch den Staatsapparat versagen. Gerade der Storybogen, die Geschichte nach Osteuropa zu verlagern, ihr mit einem der gemeinsten Wendungen der letzten Zeit einen spürbaren Hostel-Touch zu verleihen und sich ausnahmsweise Zeit für die Entwicklung der Ereignisse zu nehmen, lässt auch den zweiten Teil zu einer emotionalen Tour de Force werden.
Das wiederum liegt auch und vornehmlich an der Hauptdarstellerin: Jemma Dallender agiert dermaßen überzeugend, dass man, so man keine erstaunten Besuche der Nachbarn oder gar der alarmierten Polizei riskieren möchte, den Ton ausnahmsweise etwas dezenter einpegeln sollte. Dallender schreit und brüllt die Angst ihrer Figur nachvollziehbar raus und sorgt mit ihrer Darstellung erst dafür, dass I Spit on Your Grave 2 eine ziemlich unerträgliche Stimmung verursacht. Vor allem Katies Flucht in den Katakomben gerät extrem bedrückend. In punkto Gewaltdarstellung geht der Film ein ums andere Mal über die Grenzen dessen, was selbst hartgesottene Horror-Allesgucker ertragen können – jedenfalls in der unrated uncut Fassung. Die ist, wie schon beim ersten Teil nur im Nachbarland zu bekommen, während die 13 Minuten kürzere deutsche Version die Misshandlungen an Katie zwar nur noch andeutet, aber vor allem zu Beginn dennoch genug Raum lässt, die Tortur nachzuvollziehen, durch die sie gehen muss. Die Schnitte in I Spit on Your Grave 2 sind zu Beginn noch dezent eingebettet, im späteren Verlauf ziemlich ruckartig. Relativ unverständlich ist das vollständige Entfernen der Rache an Nick, die verhältnismäßig unblutig abläuft, sondern eher mit einem hohen Ekelfaktor behaftet ist. Dass die entsprechenden Taten an Vater Valko und Sohn Ivan praktisch vollkommen fehlen, ist hingegen kaum verwunderlich.
Bild- und Tonqualität
Während das Bild von I Spit on Your Grave 2 in den gut ausgeleuchteten Szenen kontrastreich und scharf daherkommt, neigt es in dunkleren Sequenzen zu schwachen, bläulichen Schwarzwerten. In leichten Bewegungen gibt’s schon mal Verwischungseffekte. Auch die Farben könnten ein wenig natürlicher sein – gerade in Bulgarien wirkt die Szenerie etwas ausgewaschen.
Akustisch überzeugt I Spit on Your Grave 2 vor allem während der Szenen im Keller. Dort ist die nasskalte Atmosphäre praktisch spürbar. Im Englischen wie im Deutschen (dort noch mehr) sind Stimmen etwas in den Hintergrund gemischt. Das macht die Einpegelung (siehe Anmerkung weiter oben) nicht gerade leicht, denn oft muss man lauter machen, um zu verstehen, was gesagt wird. Leider hat dies dann entsprechend zur Folge, dass gegenüber den atmosphärischen Umgebungsgeräuschen die Schreie der Protagonistin noch krasser rüberkommen und man freiwillig leiser macht.
Bonusmaterial
Die deleted Scenes im Bonusmaterial von I Spit on Your Grave 2 enthalten keineswegs Gewaltsequenzen, sondern zeigen Katie, wie sie Selfies von sich macht, um sich für das Fotoshooting zu bewerben, klären auf, wie Georgy den Weg zu Katie fand und enthalten auch eine Szene zwischen dem Polizist aus Sofia und Ana, die erklärt, dass der Beamte sich durchaus für die Amerikanerin und ihr Schicksal interessiert hat.
Fazit
Aus filmischer Sicht ist I Spit on Your Grave 2 ein noch aufwühlenderes Werk als das 2010er Remake bereits gewesen ist. Die Gewaltdarstellungen (in der Uncut-Fassung) sind ähnlich krass geraten und sicher nicht für jeden anschaubar/erträglich. Dennoch schafft Monroe es, seiner Hauptfigur eine tiefe Würde zu verleihen und lässt Katie wie einen Phönix aus der Asche (hier den Katakomben) auferstehen. Zweifelhafte Filmfans, die sich ausschließlich an Gewaltszenen ergötzen wollen, sei gesagt, dass I Spit on Your Grave 2 nicht für sie gedreht wurde – zumal in der deutschen FSK-18-Version nicht viel Gewalt übrig ist.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 20%
Film: 50% (FSK 18)
Film: 70% (ungeschnitten)
Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: USA 2013
Regie: Steven R. Monroe
Darsteller: Jemma Dallender, Joe Absolom, Yavor Baharov, Mary Stockley
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 106
Codec: AVC
FSK: 18 (geschnitten)