I Spit on Your Grave 3 – Mein ist die Rache

Blu-ray Review

I Spit on Your Grave 3 - Mein ist die Rache Blu-ray Review Cover
Tiberius Film, ab 07.04.2016

OT: I Spit on Your Grave: Vengeance is Mine

 


Neinheißtimmernochnein!

Zum mittlerweile dritten Mal rächen sich die Frauen an ihren männlichen Peinigern und spucken auf deren Grab.

Inhalt

Jennifer leidet noch immer unter den Geschehnissen, die ihr eine Gruppe Männer vor Jahren zufügte. Egal, wohin sie geht, sie wird von Tag-Albträumen gejagt und ihren Elektroschocker trägt sie ohnehin immer bei sich. Als sie sich auf Anraten ihrer Therapeutin zu einer Selbsthilfegruppe traut, lernt sie dort die resolute Marla kennen, deren forsche Art (auch Männern gegenüber) bei Jennifer für neuen Lebensmut sorgt. Gemeinsam mit ihr verpasst sie ein paar aufdringlichen Herren entsprechende Denkzettel und tut damit auch etwas für ihr Selbstbewusstsein. Doch dann wird Marla von ihrem Ex brutal ermordet und der kommt auch noch aus der Haft frei. Nachdem weder Polizei noch die Gruppe befriedigende Antworten liefern, nimmt Jennifer die ausführende Gewalt selbst in die Hand und beginnt einen blutigen Rachefeldzug …

Zwar übernimmt R.D. Braunstein von Stephen Monroe, dem Regisseur der ersten beiden jüngeren Spit on Your Graves, den Dirigentenstuhl, dafür kehrt Sarah Butler, leidgeprüftes Opfer aus dem ersten Teil/Remake zurück. Erstmals allerdings ist der Auslöser für die spätere Rache keine initiale Vergewaltigung der Protagonistin, weshalb der Titel Rape’n’Revenge nicht ganz korrekt ist. I Spit on Your Grave 3 – Mein ist die Rache ist vielmehr eine Generalabrechnung mit dem männlichen Geschlecht. Glaubt man dem Film, ist praktisch jeder Mann ein potenzielller Vergewaltiger – und sei es der Obdachlose an der Straßenlaterne. Da (Rückblenden mal ausgenommen) zunächst kein exzessiver Gewaltakt gezeigt wird, könnten Gore-Hounds und Fans der ersten beiden Teile schnell urteilen und I Spit on Your Grave 3 – Mein ist die Rache Blutarmut oder Schauwertelosigkeit unterstellen. Sicher, die Struktur der ersten beiden Filme wird hier verändert und weicht eher einem Selbstjustizthriller, doch die erste Dreiviertelstunde, in der fast ausnahmslos Dialog präsentiert wird, wirft auch ein paar interessante Fragen auf, die der Horror-Vielseher gerne übersieht. So merkt man beispielsweise schon frühzeitig, dass sich Jennifer trotz ihrer Erlebnisse differenziert mit dem Thema Gewalt auseinanderzusetzen versucht und allzu kuschelige Therapeuten bekommen ebenfalls ihr Fett weg. Wenn Tenor und Stimmung sich dann ab der Hälfte des Films ändern, gibt’s natürlich auch wieder was fürs die Befriedigung der Bloodhounds, wenngleich die Gewaltelemente hier (nicht nur wegen der Schnitte) deutlich geringer ausfallen. Mein ist die Rache atmet deshalb nicht diese halszuschnürende Atmosphäre, die von den Vorgängern ausging, versucht aber, die Probleme in einen größeren Kontext zu stellen. So ist beispielsweise die Ermittlungsarbeit der Polizei eine Farce und man bekommt einen Eindruck davon, wie sehr auch das Rechtssystem und die Exekutive noch im Sumpf von Verleugnung und patriarchalen Verhaltensweise stecken. Dabei bedient sich der dritte Teil allerdings auch des einen oder anderen Klischees, gegen das schon Jodie Foster 1988 in Angeklagt ankämpfen musste. Und die Antwort, warum Detective McDylan mit einem Schmierscheitel rumläuft, der auch einem SS-Offizier gestanden hätte, bleibt I Spit on Your Grave 3 auch schuldig. Davon abgesehen lässt das rasante Finale im Verbund mit dem Wahrnehmungsproblem Jennifers durchaus Raum für Interpretationen und wirkt durch Butlers intensives Spiel.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von I Spit on Your Grave – Mein ist die Rache hinterlässt einen kontraststarken Eindruck und bedient sich einer kühlen Farbpalette. Die Close-ups von Sarah Butler dürften ein wenig krisper sein, Halbtotale hingegen sind gut aufgelöst und scharf. Da auch Randunschärfen ausbleiben, erzeugt die Blu-ray einen homogen und konsistenten Look. Rauschen oder eine grobe Körnung sind ebenfalls kein Thema. Akustisch ist Mein ist die Rache wenig spektakulär geraten. Dynamik oder großartige Räumlichkeit sucht man hier meist vergeblich. Hauptsächlich spielt sich das Geschehen auf den Frontlautsprechern ab und wird nur während der kurzen Attacken etwas offener. Die Stimmen der gelungenen Synchronisation sind gut verständlich, der Subwoofer bekommt nur wenig Arbeit.

 Unterschied zwischen FSK-18- und Uncut-Fassung

Gegenüber den beiden vorherigen Teilen von I Spit on Your Grave kam Mein ist die Rache bei der FSK glimpflicher davon. Nicht mehrere Minuten und komplette Sequenzen fehlen, sondern „nur“ die drastischsten Teile der Gewaltszenen. Selbst als leidenschaftlicher Gegner der Zensur und von Schnittauflagen durch die FSK lassen sich diese fehlenden Bilder aufgrund der Kürze der Schnitte fast verschmerzen. Wer unbedingt wissen möchte, was fehlt, klappt den Spoiler auf. Wer sich die Spannung bewahren oder die Uncut-Version aus Österreich im Auge hat, lässt die verräterischen Zeilen verborgen.

Rogue Cut Spoiler
Bei der Rache an Marlas Killer sieht man noch, wie Jennifer dem Typen den Schwanz abschneidet. Weitere Sekunden fehlen, wenn sie dem Schänder von Minderjährigen, Mr. Merrick, den Pflock in den Anus treibt. Auch kann man in der 18er Fassung nicht sehen, wie Jennifer ihrer Gefängniskollegin die Kehle durchschneidet und die finale Begegnung mit ihrer Therapeutin gerät ebenfalls ein wenig kürzer

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von I Spit on Your Grave 3 – Mein ist die Rache wartet neben Trailern ein vierminütiges Making-of mit Sarah Butler, in dem sie mitteilt, dass sie froh war, nicht mehr so sehr Opfer als vielmehr „bad ass“ zu sein. Außerdem entpuppt sie sich als Kennerin der deutschen Horrorfans, denen sie durchaus zutraut, sich die ungeschnittenen Versionen zu besorgen. Selbstredend ist sie eine Gegnerin der Zensur.

Fazit

Die Gewaltschraube hat I Spit on Your Grave 3 – Mein ist die Rache deutlich zurückgedreht und präsentiert sich auch eher als Selbstjustizthriller. Als solcher dringt er tiefer in die Psychologie seiner Hauptfigur ein, die am Ende sogar schizophrene Züge offenbart. Sarah Butler, die nach dem ersten Teil wieder zurückgekehrt ist, meister diese emotionale Wandlung erneut hervorragend, wenngleich nicht die gleiche Tour de Force von ihr verlangt wird.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 20%
Film: 55%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: USA 2015
Regie: R.D. Braunstein
Darsteller: Sarah Butler, Jennifer Landon, Doug McKeon, Gabriel Hogan, Harley Jane Kozak, Michelle Hurd
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 90’43
Codec: AVC
FSK: 18 (geschnitten)