I Survived a Zombie Holocaust

Blu-ray Review

I Survived a Zombie Holocaust Blu-ray Review Cover
Mad Dimension, seit 28.08.2015

OT: I Survived a Zombie Holocaust

 


„I said CUT, not EAT …!“

23 Jahre nach Braindead fließt wieder Zombieblut aus Neuseeland.

Inhalt

„Dein Job ist es, all die Jobs zu tun, die kein andere tun will“ – Wesley Pennington hatte sich den Beginn seiner Karriere beim Film wohl anders vorgestellt, als der Fußabtreter-Produktionsassistent vom Dienst beim Dreh eines Zombiefilms zu sein. Drehbuchautor wäre mehr nach dem Geschmack des frisch von der Filmhochschule kommenden Nerds gewesen. Doch bis es soweit ist, führt kein weg daran vorbei, sich von allen anderen des Teams zur Minna machen zu lassen. Das ist allerdings noch nicht das Schlimmste, denn irgendetwas scheint die Wasserversorgung vergiftet zu haben und verwandelt nun die Mitglieder der Produktion in echte, wirkliche, untote Zombies. Während sich der Regisseur diesen Umstand unwissend zu Nutze macht, um möglichst spektakuläre Szenen in den Kasten zu bekommen, blickt nur einer richtig durch, Wesley Pennington. Nur wer soll diesem tollpatschigen Mädchen für Alles Glauben schenken …?

Zombiefilm? Aus Neuseeland? Da war doch mal was … Ja, richtig: 1992 erschuf der nur einem kleinen Genrepublikum bekannte Peter Jackson die bis heute vermutlich blutigste und derbste Zombiefilmvariante, als er seine Untoten in Braindead auf den unschuldigen Lionel schickte. Nun ist es ja schon ein wenig platt, wenn man bei einem ähnlich thematisierten Film (noch dazu aus dem gleichen Land) immer wieder auf das „Original“ querverweist. Doch im Falle von I Survived a Zombie Holocaust ist nicht nur das Sujet artverwandt. Nein, auch der Held ist ein introvertierter Nerd mit Wollpullunder und Piepsstimme (Letztere ähnelt bisweilen frappant derjenigen von Derek, der von Peter Jackson selbst dargestellten Hauptfigur aus Bad Taste). Und da es sich hier auch noch um einen Film im Film handelt, gibt’s gleich noch zahlreiche Seitenhiebe aufs Business obendrauf: Die Hauptdarstellerin ist eine arrogante Diva, der Regisseur ein herrschsüchtiger Tyrann und der Protagonist ein testosterongesteuerter Macho. Klingt abgedroschen, ist aber zumindest im Original oftmals ziemlich köstlich. Während die deutsche Synchro leider bisweilen arg trashig geriet, funktioniert im O-Ton der neuseeländische Dialekt in Verbindung mit den Plattitüden ganz hervorragend. Leider gibt’s dazu weder deutsche noch englische Untertitel. Was I Survived a Zombie Holocaust auch für Kenner/Freunde des Landes am anderen Ende der Welt interessant macht, sind nette landestypische Details. So integriert der polynesischstämmige Produktionsassistent schon mal einen kleinen Maori-Kult in eine spannende Rugbygeschichte und darf im Finale den typischen Tanz der ursprünglichen Bevölkerung Neuseelands aufführen, was im Angesicht einer herantorkelnden Zombiehorde geradezu sensationell rüberkommt.

Richtig witzig ist Guy Pigdens Film aber tatsächlich dann, wenn er sich während der Dreharbeiten über den Habitus der Filmschaffenden lustig macht. Großartig beispielsweise, wenn das Hauptdarstellerpärchen gerade konzentiert für eine Sexszene probt und Wesley quietschend die Tür des Schuppens öffnet, in dem gerade gedreht wird. Ebenso witzig, wenn sich Wesley darüber mokiert, dass die Zombies entgegen Romeros Überzeugung zu rennen beginnen oder Hauptdarsteller Adam sich mit dem Satz „I don’t even do my own stunts“ wie ein Feigling vor den Untoten versteckt. Zum Dank für das unkollegiale Verhalten darf er den nekrophilen Virus dann an einer besonders unangenehmen Stelle seines Körpers entdecken. Und weil es Spaß macht, darf man auch darüber hinwegsehen, dass sich I Survived a Zombie Holocaust fleißig bei einer Menge anderer Filme bedient, um Gags zu platzieren. So findet man neben Jacksons Vorlagen auch Zitate aus Re-Animator, Rambo oder sogar Tatsächlich … Liebe. Und weil das bis auf wenige Ausnahmen wirklich unterhaltsam ist, ist’s auch gar nicht schlimm, dass es gut 45 Minuten dauert, bis die Zombie-Epidemie ihre Wirkung entfaltet. Das tut sie dann jedoch überraschend spannend, höchst amüsant und mit zahlreichen überspitzten Darstellungen. So ist es beispielsweise ziemlich originell, was Wesley und Susan im Cateringzelt für „Waffen“ finden, um der Angreifer habhaft zu werden. Das erreicht zwar nie die übertrieben-comichafte Inszenierung von Braindead, kann aber in Sachen Gewaltdarstellung durchaus konkurrieren. Dass die Jungs von Down Under in Sachen Masken kreativ und talentiert sind, zeigt sich bei den vielen praktischen Effekten, die allesamt überzeugen. Umso ärgerlicher ist es auch aus heutiger Sicht noch, dass Jacksons Kult-Splatter in der ungeschnittenen Fassung bis dato beschlagnahmt ist, denn was man hier in I Survived a Zombie Holocaust zu sehen bekommt, ist aus grafischer Sicht auch nicht ohne. Was ein Handmixer beispielsweise aus einem Zombiegesicht macht, wird in Großaufnahme gezeigt und ist vom Rasenmäher so weit gar nicht entfernt. Müßig zu sagen, dass Pigdons Film ungeschoren durch die FSK kam.

Bild- und Tonqualität

Das weiche Bild von I Survived a Zombie Holocaust erinnert an eine Folge Gute Zeiten, schlechte Zeiten, hat einen entsprechend starken Digitallook und lässt Gesichter (vor allem das der Hauptfigur Wesley) beinahe wachsartig aussehen. Der Kontrastumfang geht gerade so in Ordnung, auch wenn in dunklen Szenen Details versumpfen und helle Bereiche schon mal überstrahlen. Akustisch ist zwar gerade in der zweiten Hälfte eine Menge los, dennoch bleibt das Geschehen in I Survived a Zombie Holocaust verhältnismäßig undynamisch. Die Effektlautsprecher verkünden zwar von ihrer Existenz und werden gerade während der Musik- und Actionszenen dauerhaft mit Informationen versorgt, allerdings ist das Ganze etwas undifferenziert und auch nur bedingt dynamisch.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von I Survived a Zombie Holocaust gibt’s leider lediglich den Trailer zum Film.

Fazit

Begeht man nicht den Fehler und wählt die schwache deutsche Synchro, ist I Survived a Zombie Holocaust ein durchweg spaßiger, herrlich selbstironisch gespielter und mit respektablen Masken garnierter Zombie-Horror-Spaß, der den Vergleich mit dem großen neuseeländischen Vorbild nicht scheuen muss und einen coolen Schlussgag aus dem Ärmel schüttelt. Als Vorprogramm von Braindead dürfen Genrefans ihn jedenfalls gerne bei einer langen Zombiefilmnacht einlegen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 55%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 5%
Film: 75%

Anbieter: Mad Dimension/AL!VE
Land/Jahr: NZ 2014
Regie: Guy Pigden
Darsteller: Harley Neville (Wesley Pennington), Jocelyn Christian (Susan Ford), Reanin Johannink (Jessica Valentine), Andrew Laing (SMP), Ben Baker (Tane Henare), Mike Edward (Adam Harrison), Simon Ward (Ric
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 104
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)