Ich – Einfach unverbesserlich 2 3D

Blu-ray Review

Universal Pictures, seit 07.11.2013
Universal Pictures, 07.11.2014

OT: Despicable Me 2

 


Böse Minions

Superschurke Gru ist kein Superschurke mehr – ist „Ich – Einfach unverbesserlich 2“ deshalb kein Superfilm mehr?

Inhalt

Gru hat sein Leben als Schurke beendet und widmet sich seinen drei Adoptivtöchtern Margo, Edith und Agnes. Seine Waffen schießen jetzt fluffige Einhörner anstelle von Verkleinerungsstrahlen und seine Fabrik stellt keine Raketen, sondern Gelee her. Als ein anderer Schurke auftaucht und eine gesamte Forschungsstation raubt, in der das Transmutationsserum PX41 hergestellt wurde, ruft das die AVL – die Anti-Verbrecher-Liga auf den Plan. Lucy Wild, die beste Agentin der AVL, soll Gru ins Boot holen, da dieser sich in unnachahmlicher Weise in das Hirn eines Verbrechers denken könne. Gru jedoch zögert und nimmt den Job erst an, als sein Wissenschaftler Dr. Nevario ihn für einen schurkischen Arbeitgeber verlässt. Ein erster Verdächtiger scheint schnell gefunden: Der Restaurantbesitzer Eduardo trägt das gleiche Emblem um den Hals, wie seinerzeit Superschurke El Macho – noch dazu hat er einen furchtbar charmanten Sohn, der Margo Avancen macht. Das geht natürlich gar nicht und so steht für Gru fest, dass Eduardo das PX41 geraubt haben muss. Was Gru nicht weiß: Ein Unbekannter hat die meisten seiner kleinen Minions geklaut, um aus diesen mit dem Transmutationsserum hässliche, übelllaunige und mordsgefährliche kleine Monster zu machen …

Ich – Einfach unverbesserlich lief im Herbst 2010 bereits recht erfolgreich im Kino, schöpfte dann aber zusätzliches Kapital aus seiner Homevideo-Veröffentlichung. Seitdem die Geschichte um den Superschurken Gru, der plötzlich drei Waisenkinder am Hals hat, ihren Siegeszug durch die Heimkinos antrat, vergrößerte sich die Fangemeinde stetig. Das lag natürlich auch an Grus gelben Heinzelmännchen, den Minions. Ihre freche, vollkommen unverkrampfte und anarchische Art bewirkte einerseits eine herrlich kathartische und befreiende Freude, andererseits waren sie knuffig genug, um den ohnehin schon hohen Knuddelfaktor des Films noch zu steigern. Keine leichte Aufgabe, die im Prinzip perfekte Story und den großartigen Witz des Originals in ein Sequel zu transportieren. Doch genau das hat das Co-Regieteam Coffin und Renaud geschafft: Ich – Einfach unverbesserlich 2 beginnt so rasant, dass man während der ersten 20 Minuten nicht den Blick abwenden sollte, denn sonst droht man, die Hälfte der Gags zu verpassen. Noch dazu passiert ständig etwas im Hintergrund, ob es sich zoffende Minions oder danebenbenehmende Nebenfiguren sind. Natürlich zollten die beiden Regisseure den so erfolgreich gewordenen Minions Respekt und geben ihnen im zweiten Teil deutlich mehr Screentime. Jede Sekunde davon ist ein Brüller, ob sie nun eine wilde Party im Labor feiern oder zu dritt eine an Slapstick kaum zu übertreffende Feuerwehr-Löschaktion durchführen. Wer zudem in den letzten Monaten viel Spaß mit der Smartphone- und Tablet-App „Minion Rush“ hatte, wird mit zahlreichen Déjà-vus belohnt. Neben einem „Mehr“ an Minions gibt es aber auch noch ein „Mehr“ an James Bond. Zahlreiche Zitate (vor allem aus „Der Spion, der mich liebte“) und Hommagen an den Geheimagenten seiner Majestät lassen das Herz eines jeden Filmfans höher schlagen.

Überhaupt Filmzitate: Wer nur kurz hinschaut, wird in Ich – Einfach unverbesserlich 2 ohne Mühe Elemente Spider-Man, Alien und Ghost Rider finden. Wer es genauer nimmt, wird noch mehr finden. Was dem Regieduo weniger gut gelang als im ersten Teil, ist das Entwickeln und Verfolgen einer Geschichte. Zwar integrieren sie mit Lucy Wilde eine neue, sympathische und zeitgleich spleenige Figur, doch zwischen Jagd auf einen Superschurken, Coming-of-Age-Elementen und Romanze verzettelt sich das Drehbuch schon mal. So kann trotz der Tatsache, dass es im zweiten Teil mehr menschelt und der Niedlichkeitsfaktor erneut hoch ist, die eine oder andere Storylücke nicht ganz übersehen werden. So scheint der Superschurke und Antagonist des Films vollkommen motivations- und ziellos zu handeln und Nebenstränge wie die aufkeimende Verliebtheit von Margo werden holterdiepolter abgehandelt. Demgegenüber ist es höchst erstaunlich, dass Ich – Einfach unverbesserlich 2 nicht dem „Shrek-Syndrom“ anheim fällt: Dessen sarkastische Boshaftigkeit war bereits im zweiten Teil abhanden gekommen und später nur noch ein Schatten seiner selbst. Renaud und Coffin haben ihre Fortsetzung dagegen keineswegs verweichlicht, sondern sind so fies wie eh und je – dieses Mal richtet sich das Boshafte nur gegen andere Figuren. Gerade Gru gelingt dabei ein bemerkenswert gut geglückter Spagat zwischen fiesem Sarkasmus und absoluter Hingabe seinen Adoptivkids gegenüber.
Wenn dann zum Ende die Minions eine jetzt schon legendäre Performance eines Klassikers hinlegen, sind auch die kleinen Kritikpunkte an der Story wie verflogen.

Bild- und Tonqualität

Wenn man die 2D-Bildqualität für sich genommen anschaut, fragt man sich, ob der Film überhaupt noch eine 3D-Version benötigt. Ich – Einfach unverbesserlich 2 gelangt mit einer dauerhaften Plastizität und Tiefe zum Beobachter, dass Elemente schon in 2D greifbar erscheinen. Die Detailauflösung ist so hoch, dass sämtliche Feinheiten in Grus Schal und Mantel erkennbar sind (3’25). Beim Anblick der „Paradise Mall“ bleibt einem fast die Spucke weg, so vielfältig und detailliert erscheint das Bild (40’50). Dazu gesellen sich absolut knallige und knackige Farben, sowie ein Kontrastumfang, der das Wort Dynamik neu zu erfinden scheint. Der Glanz in Agnes‘ Augen erscheint unglaublich strahlend und Schwarz ist Schwarz in seiner tiefsten Form. Unnötig zu sagen, dass auch die Bildruhe auf allerhöchstem Niveau ist. Kein Körnchen, Kein Rauschen trübt den Gesamteindruck.
Leidliches Thema deutsche Tonspur: Erneut und schon wieder muss ein absolutes Filmhighlight mit einer komprimierten Fassung auskommen. Während die Originalversion mit einer dts-HD-Master-Spur und 7.1-Kanälen klotzt, liegt die deutsche von Ich – Einfach unverbesserlich 2 in (immerhin) dts mit 5.1-Spuren vor. Gegenüber einer noch stärker komprimierten Dolby-Digital-Spur ist das zwar positiv zu bewerten, aber was, so viel muss gefragt werden dürfen, hindert den deutschen Anbieter daran, eine HD-Tonspur für die deutsche Fassung anzubieten?
Wie sieht es aber in der Praxis aus? Wie gut ist die dts-Version gegenüber der dts-HD-MA-Variante?
Die Antwort ist leicht: Sehr gut! In der Tat klingt der deutsche dts-Sound spitze. Wuchtig und intensiv packt der Subwoofer schon beim ersten Song (hörbar Bond-inspiriert) zu Beginn zu. Die rückwärtigen Lautsprecher werden über die gesamte Filmlaufzeit mit Signalen und direktionalen Effekten versorgt und lassen die hektischen Minions immer wieder im Heimkino herumwuseln. Wenn zu Beginn der riesige Elektromagnet auftaucht, wackelt der Boden und wenn die kleinen gelben Helfer von Gru ausgelassen Party machen, leben sämtliche Lautsprecher dynamisch auf (32’30). Klar, das kann das dts-HD-Pendant der Originalfassung noch eine Spur feiner und etwas zupackender, aber das ist an dieser Stelle Kritik auf sehr hohem Niveau.

3D-Effekt

3D-Darstellung bei computeranimierten Filmen umzusetzen ist grundsätzlich einfacher, als das bei Realfilmen während des Drehs unter Einsatz stereoskopischer Kameras der Fall ist. Dennoch müssen sowohl der zuständige 3D-Designer aus auch derjenige, der für die technische Umsetzung verantwortlich ist, ihr Fach verstehen. Bei Ich – Einfach unverbesserlich 2 haben beide Parteien ganze Arbeit geleistet. Der gesamte Film ist durch sein Szenario und seine Bildgestaltung für die dritte Dimension ausgelegt und die Szenen bieten eine fantastische Tiefe mit häufigen Pop-Out-Effekten. Schon der aus der Vogelperspektive gefilmte Magnetangriff zu Beginn lässt die metallhaltigen Gegenstände praktisch auf den Zuschauer zufliegen. Auch die Aktivitäten der Mininons zeigen, wie man 3D gestalten und umsetzen kann, damit dadurch ein Zusatzgewinn entsteht. Dafür muss man nicht einmal den Film starten, denn schon das Menü der 3D-Disk zeigt die drei Minion-Streithähne in dreidimensionaler Hochform. Hände hoch, wer das erste Mal beim Vorschnellen der Tröte nicht ein paar Zentimeter vom Bildschirm zurückgerückt ist …

Bonusmaterial

Während die 3D-Blu-ray zunächst nur den Kurzfilm „Puppy“ enthält, gibt es auf der 2D-Fassung von Ich – Einfach unverbesserlich 2 noch zwei weitere. In „Panik im Postraum“ trifft ein Paket mit PX41 am Postband der Minions ein und sorgt für massive Verwirrung. Bei „Übungsräder“ trainieren die putzigen gelben Chaosstifter Agnes nach bester „Rocky“-Manier für ihre erste gemeinsame Fahrradausfahrt mit Edith und Margo – natürlich muss das Nesthäkchen dabei ein riesiges Abenteuer bestehen. Ein Making-of zu den Kurzfilmen rundet diesen Bereich ab. Das eigentliche Bonusmaterial enthält neben entfernten Szenen und einer Spiele-Ecke fünf Featurettes. Selbstverständlich gehört eins den Minions und ein weiteres ihren bösen violetten Abbildern. In „Eine Gru-mäßige Transformation“ beschäftigt man sich mit der charakterlichen Veränderung des Ex-Superschurken und ein weiteres blickt hinter die Geschichte des Bösewichts im Film. In „Grus Mädchen“ letztlich geben die Filmemacher einen Einblick in die Charaktere der drei Mädels und die Synchronsprecherinnen dahinter. Ein Audiokommentar, der nur für die 2D-Fassung zur Verfügung steht, komplettiert das Bonusmaterial.

Fazit

Die eingangs gestellte Frage kann aus vollem Herzen mit „Doch“ beantwortet werden: Ich – Einfach unverbesserlich 2 ist ein tolles Sequel zu einem noch grandioserem ersten Teil. Das „Weniger“ an echter Story und die etwas zerklüftete Geschichte macht der Film mit einem „Mehr“ an anarchischem Humor und Detailverliebtheit locker wett. Da fällt das Warten auf den dritten Teil, bzw. den geplanten Minion-Ableger umso schwerer.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 100%
Tonqualität (dt. Fassung): 90%
Tonqualität (Originalversion): 95%
Bonusmaterial: 60%
Film: 80%
3D-Effekt: 90%

Anbieter: Universal Pictures
Land/Jahr: USA 2013
Regie: Pierre Coffin, Chris Renaud
Sprecher: Oliver Rohrbeck, Martina Hill, Marie Christin Morgenstern, Thomas Danneberg
Tonformate: dts HD-Master 7.1: en // dts 5.1: de, tü, bu, dä, fi, nw, po, sw, un
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 98
Codec: MVC/AVC
FSK: 0

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2 Kommentare
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Der SchnittenGott

Darf ich fragen, welche Länderversion Du von der Blu-Ray hattest?
Weil sowohl auf der deutschen 3D als auch auf der deutschen 2D Disc hab ich nur DTS-HD Master Audio 5.1,
kein DTS-HD High Resolution 7.1 für den Originalton.
Deine Scheibe müßte dann eine absolute Rarität sein 🙂
Auf der UHD sind hingegen sowohl deutscher als auch englischer Ton in DTS:X.