Im Rausch der Sterne

Blu-ray Review

Im Rausch der Sterne Blu-ray Review Cover
Senator Home, seit 22.04.2016

OT: Burnt

 


Für Paris

Küchenchef Bradley Cooper wird die alten Dämonen auch im neuen Leben nicht los.

Inhalt

Adam Jones kochte sich jahrelang in Paris an die Spitze der Küchenkunst und galt unter Kollegen als die Rolling Stones der Köche. Doch dann stolperte er über seine Arroganz und seinen Selbstzerstörungsdrang. Nach Alkohol- und Drogenexzessen sowie einer Rehabilitation hat er sich einer monatelangen Geißelung unterzogen und will nun, ganz der selbstverliebte Adam, neue Kochgeschichte schreiben und sich den dritten Michelin-Stern erarbeiten. Dabei hat er das Restaurant im Blick, in dem er großgeworden ist und geht davon aus, dass er es übernehmen wird – sehr zum Unbill von dessen Betreiber Tony. Um seinen Plan in die Tat umzusetzen, versammelt er einige der talentiertesten Chefs und Souschefs und schafft es mit einer List tatsächlich, Tonys Restaurant zurückzuerobern. Während zunächst alles nach Plan zu laufen scheint, geht der Premierenabend in die Hose und Adam verfällt in sein altes, cholerisches Verhalten. Seine Tyrannei droht alles kaputt zu machen, was noch im Entstehen begriffen ist. Dennoch: Der Erfolg kommt und mit ihm auch eine Spur von Harmonie in der Küche. Aber wird es den heiß ersehnten dritten Michelin-Stern wirklich geben ..?

Die sieben Samurai des Kochfilms, wie es einer der Produzenten im Bonusmaterial beschreibt, präsentiert einen Bradley Cooper, wie man ihn bisher auch noch nicht gesehen hat: Mit einer manischen Besessenheit agiert sein Adam Jones, sobald er in der Küche die Kontrolle über seine Angestellten hat und nach nichts anderem als der Perfektion strebt. Im Rausch der Sterne konzentriert sich dabei maximal auf seine Hauptfigur, die in ihrer cholerischen Art alles über den Haufen brüllt und kreischt, was sich ihm in den Weg stellt. Oft ist das leidenschaftlich, manchmal aber auch übertrieben overacted. Natürlich wird dem Zuschauer aber auch eine Reise durch die kulinarischen Verschiedenheiten der Kochkunst geboten. Vom Fast-Food-Restaurant über traditionelle oldschool- bis hin zur Modularküche deckt Im Rausch der Sterne eine breite Palette ab. Hier ist aber auch ein Manko des Films erkennbar: Das Geschehen wirkt formelhaft abgesteckt und nacheinander abgearbeitet. Nicht falsch verstehen: Schon alleine aufgrund der Darsteller und der spannenden Grundidee ist der Film durchweg unterhaltsam – gegenüber einem Kiss the Cook oder auch dem wunderbaren Madame Mallory und der Duft von Curry fehlt es Im Rausch der Sterne aber ein wenig an würziger Frische und Rafinesse im Nachgang. Was allerdings vorzüglich funktioniert, ist die Darstellung der Hektik und des Drucks in der Küche zur Stoßzeit. Dynamisch umfährt die Kamera die Protagonisten, fängt das Treiben ein, wird unscharf, fokussiert wieder und ist ganz nahe dran an den Figuren. Für einen kurzen Moment vergisst man da als Zuschauer sogar, dass man als Koch unter Adam Jones wohl unter keinen Umständen arbeiten möchte – es sei denn, man ist deutlich masochistisch veranlagt. Das Arschloch geben kann Bradley Cooper jedenfalls gut, was es zwar schwer macht, seine Figur zu mögen, doch immerhin trägt er dadurch den Film auf seinen Schultern. Die Besetzung selbst ist ein cosmopolitisches Potpourri und spiegelt damit wider, dass auch die Küche international ist – vom arrogant auftretenden Amerikaner über distinguierte Briten, einen harmoniebedürftigen Franzosen und den italienischen Hotelchef (gespielt vom deutschen Daniel Brühl). Brühl als Hotelier Tony bleibt jedoch durchgängig blass, was allerdings auch an der schwach geschriebenen Rolle liegt, die er verkörpern muss. Omar Sy, der durch Ziemlich beste Freunde bekannt wurde, wird zu Beginn zwar prominent eingeführt, dann aber wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen und darf nur noch zwischendurch als Stichwortgeber fungieren, bis er endlich seinen großen Auftritt hat – eine Verschwendung, wenn man bedenkt, dass er der Souschef ist und eine entscheidende Rolle spielen wird. Einzig Sienna Miller in der Rolle der Saucier Helene spielt halbwegs auf Augenhöhe mit Cooper, darf ihm dann und wann auch die Stirn bieten und zurückkeifen.

Bild- und Tonqualität

Während die Tageslichtaufnahmen mit angenehm natürlichen Farben punkten und wunderbar rausch-  und kornfrei daherkommen, dürfte der Kontrastumfang ein wenig mehr bis in die Bildtiefe reichen. Dunkle Farben und Schwarz sind ein wenig zu hell geraten, während die hellen Sequenzen vielleicht einen Tick zu strahlend sind. In Nahaufnahmen ist Im Rausch der Sterne angenehm scharf, ohne es in irgendeiner Form zu übertreiben. Halbtotale fallen dagegen ein kleinwenig ab.
Der Eröffnungssong kommt recht räumlich aus den Lautsprechern, Coopers Synchronstimme ertönt klar und mit wohligem Timbre. Die Effektlautsprecher werden meist dazu genutzt, die Atmosphäre der Küche offen und luftig darzustellen. So klimpert das Geschirr und klappern die Töpfe von den Rearspeakern. Auch der britische Regen prasselt effektvoll aus sämtlichen Lautsprechern und die Vögel zwitschern den Frühling aus einer authentischen Naturkulisse herbei.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Im Rausch der Sterne bietet neben fünf entfernten Szenen das Making-of „In der Küche mit Bradley Cooper“, das als Mischung aus selbstreferenziellem Lob und Hinter-den-Kulissen-Eindrücken mit eingestreuten Interviews eine gute Waage hält.

Fazit

Im Rausch der Sterne ist nicht die luftig-lockere Küchenschlacht mit warmherziger Note, sondern bevorzugt schwerere Kost. Während man bei den hübsch angerichteten Menüs durchaus Hunger bekommt, hätte es für einen schmackhaften Dessert einfach eine sympathischere Hauptfigur benötigt. Dennoch: Langweilig ist John Wells‘ Film zu keiner Zeit und obendrauf gibt’s noch authentische Einblicke in den äußerst hektischen Betrieb einer hochklassigen Küche.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 30%
Film: 65%

Anbieter: Senator Home
Land/Jahr: USA 2015
Regie: John Wells
Darsteller: Bradley Cooper, Sienna Miller, Daniel Brühl, Emma Thompson, Omar Sy, Matthew Rhys, Uma Thurman, Alicia Vikander
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 101
Codec: AVC
FSK: 6

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