In the Name of the Son – Sprich dein Gebet

Blu-ray Review

In the Name of the Son Sprich dein Gebet Blu-ray Review Cover
Donau Film/AL!VE, seit 20.03.2015

OT: Au nom du fils

 


Der blutige Pfad Elisabeths

Kirchentreue Christen sollten um In the Name of the Son – Sprich dein Gebet einen großen Bogen machen.

Inhalt

Elisabeth glaubt an Gott – ziemlich sogar. So sehr, dass sie als Moderatorin eines Radiosenders eine christliche Show leitet, in der sie mit dem örtlichen Priester verlorene Schafe zurück auf den Weg der Erleuchtung bringt und solchen, die ohnehin schon auf den Pfaden des Herrn wandeln, Hilfestellungen in Sachen Leben gibt. Elisabeth geht davon aus, dass ihre Familie vollkommen intakt ist und sie selbst niemals in ihrer eigenen Show anrufen müsste. Was sie nicht weiß: Der liebe Göttergatte trainiert an den Wochenenden mit christlichen Gesinnungsgenossen den Endkampf gegen die muslimischen Glaubenskrieger. Da der Herr keine große Leuchte ist, schießt er sich in einem Moment des Leichtsinn die Rübe weg. Dem nicht genug, wird Sohnemann Jean-Charles immer radikaler und lässt sich auch noch vom pädophilen Gemeindepfarrer bezirzen. Als er das alles nicht mehr aushält, wählt er den Weg der größten christlichen Sünde und setzt sich mit der Schrotflinte ein Ende. Elisabeht will das alles bewältigen – mit der Hilfe Gottes, versteht sich. Dumm, dass deren Vertreter sich als verlogene Vertuscher und Verleumder entpuppen. Als der örltiche Bischof ihren Sohn als „kleine Schwuchtel“ bezeichnet, der niemals in den Himmel kommen wird, greift sie zum Weinkelch und schlägt dem Prediger den Schädel ein – nur der Beginn eines blutigen Kreuzzugs gegen jeden, dessen Scheinheiligkeit offenbar wird …

Political Correctness? Davon hat Vincent Lannoo (Vampires) vielleicht schon mal gehört, aber er schert sich bei In the Name of the Son – Sprich dein Gebet einen feuchten Kehricht drum – und das ist auch gut so! Mit bissigem Sarkasmus und höchst blutigen Sequenzen demontiert er die verlogenen Machenschaften der katholischen Kirche in Wort und Bild. Zumindest von dem Moment an, da Elisabeths Rachefeldzug seinen Lauf nimmt. Zuvor lockt In the Name of the Son den Zuschauer etwas auf die falsche Fährte. Durch den Slapstick der ersten zehn Minuten hat man zunächst das Gefühl, einem blutigen Das-Leben-des-Brian-Ableger beizuwohnen. Beispielsweise rennt der Glaubenskrieger-Haufen mit Elisabeths Mann und Sohn völlig chaotisch durchs hohe Gras – selbstverständlich zu Wagners Walkürenritt. Das gibt natürlich kaum Sinn, macht aber einen Mordsspaß. Dieser Ton verändert sich während der darauffolgenden Stunde jedoch zunehmend und verdichtet sich durch dramatische Elemente zu einem zwar blutigen (FSK 18 ungeschnitten) und bösen, aber eben auch tragischen Film. Lannoo nimmt seine Hauptfigur, deren Leid und ihre Glaubenskrise durchaus ernst, was In the Name of the Son umso verstörender wirken lässt. Die ruhigen und eindringlichen Bilder der Qual und des Leids von Elisabeth stehen eruptiven Gewaltmomenten gegenüber, die auch vor der Abrechnung mit falsch verstandenem und echtem Rassismus nicht Halt machen. Schade, dass hier zum Teil die Schandtaten nur angerissen und nicht weiter diskutiert werden. Bisweilen nehmen die Hinrichtungen dann argen Fließbandcharakter an. Getragen wird diese Rache-Pilgerfahrt von einer starken Astrid Whettnall, die ihre Figur ebenso ernst nimmt, wie es der Film selbst tut und die zu keiner Zeit unglaubwürdig oder lächerlich wirkt – nicht eben einfach bei diesem Thema und der Tatsache, dass Elisabeth sich zwar von den Vertretern der Kirche, nicht aber von Gott selbst abwended. Dieser Umstand ist umso erstaunlicher, da Lannoo selbst kein gläubiger Mensch ist. Das völlige Lossagen vom Glauben an sich hat In the Name of the Son aber auch gar nicht nötig, denn es geht ja vielmehr um die (anhand der zahlreichen Skandale der letzten Jahre) berechtigte Kritik am Verhalten der katholischen Kirche und die kommt gerade in den Szenen, in denen sich deren Vertreter im Film um Kopf und Kollar reden, effektiv zum Tragen.

Bild- und Tonqualität

Erstaunlich laufruhig und harmonisch präsentiert sich das Blid der Blu-ray von In the Name of the Son – Sprich dein Gebet. Bis hinein in dunkle Bereiche werden Unruhen, Rauschen oder grobes Korn vermieden. Ebenfalls überraschend gut ist dei Bildschärfe während der Naheinstellungen im Studio. Die Details in den Gesichtern werden plastisch hervorgehoben und liefern einen sehr griffigen Eindruck.
Der Ton bleibt bis auf den effektvollen Hall der Schüsse in der Kirche selbst während der Filmsongs meist extrem frontlastig. Die Stimmen hätten außerdem harmonischer eingebettet sein dürfen, sind im Vergleich zur Musik etwas zu leise abgemischt. Dynamiksprünge, Basseinsatz oder Effektgewitter sollte man bei In the Name of the Son nicht suchen.

Bonusmaterial

Mehrere Original- und Alternavittrailer, sowie weitere Programmtipps erwarten den Zuschauer im Bonusmaterial von In the Name of the Son – Sprich dein Gebet.

Fazit

In the Name of the Son – Sprich dein Gebet ist so etwas wie der kleine, dramatische Bruder von Der blutige Pfad Gottes – etwas ernster im Unterton und kritischer gegenüber religiöser Arroganz. Für Fans des europäischen Genrekinos eine Top-Empfehlung!
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 55%
Tonqualität (Originalversion): 55%
Bonusmaterial: 10%
Film: 65%

Anbieter: Donau Film/AL!VE AG
Land/Jahr: Belgien/Frankreich 2012
Regie: Vincent Lannoo
Darsteller: Astrid Whettnall, Philippe Nahon, Zacharie Chasseriaud, Achille Ridolfi, Albert Chassagne-Baradat
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, fr
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 83
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

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