In Their Skin – Sie wollen dein Leben

Blu-ray Review

In Their Skin Sie wollen dein Leben Blu-ray Review Cover
Donau Film/AL!VE, seit 02.10.2015

OT: In Their Skin

 


So wie Ihr

Die neuen Nachbarn sind freundlich … viel zu freundlich.

Inhalt

Mary Hughes und ihr Mann Mark haben vor kurzem ihre kleine Tochter verloren und sind noch völlig durch den Wind. Um wieder zu sich und zum Familienzusammenhalt zu finden, ziehen sie sich mit ihrem verbliebenen Sohn Brendon für einige Zeit aufs Land und in ein kleines Anwesen zurück. Kaum sind sie dort, werden angeblich neue Nachbarn vorstellig. Die Sakowskis sind zwar ein wenig aufdringlich, scheinen aber ganz nett zu sein. Man lässt sich auf ein gemeinsames Abendessen im Hause Hughes ein und lernt sich kennen. Nach und nach merken die Hausherren, dass sowohl Jane als auch Bob irgendwie seltsam sind. Bob stellt ständig komische Fragen und Jane wirkt wie auf Drogen. Als deren Sohn Brendon angreift, machen Mary und Mark von ihrem Hausrecht Gebrauch. Doch die Sakowskis lassen sich so leicht nicht vertreiben und tauchen kurz darauf wieder auf – mit vorgehaltenem Gewehr und gar nicht mehr so freundlich wie am frühen Abend. Plötzlich heißt Bob auch nicht mehr Bob, sondern Mark – den Hughes dämmert es langsam, was die Eindringlinge vorhaben …

In Their Skin ist bereits drei Jahre alt, erscheint aber nun erstmals in Deutschland auf Video. Grundsätzlich zwar dem Subgenre des Home-Invasion-Horrors zugehörig, bleiben Grobheiten, Vergewaltigungsversuche und blutige Racheakte hier fast vollständig aus. Jeremy Power Regimbal konzentriert sich in seinem Langfilmdebüt ganz auf seine Figuren und konnte dafür mit Selma Blair durchaus Prominenz aus der zweiten Reihe gewinnen – ebenso wie mit James D’Arcy (The Philosophers), der den Bad Guy immer wieder mit Überzeugung gibt. Von Beginn an herrscht eine unangenehm-beklemmende Atmosphäre, die noch zusätzlich unterstützt wird, weil Filmmusik in vielen Szenen zunächst komplett fehlt. Ein leichtes Hintergrundrauschen lässt Böses erahnen, ansonsten dominieren erst einmal die Dialoge. Erst mit dem ersten echten Indiz der kippenden Stimmung setzt ein dezenter Score ein, der sich in gleichem Maße zu steigern beginnt wie das Geschehen im Haus. Dies wird übrigens von Regimbals Kameramann Norm Li (Evil Feed) höchst effektiv in Szene gesetzt. Mal ist er hautnah am Geschehen, bzw. an seinen Protagonisten, mal lässt er sein Arbeitsgerät aus ungewöhnlichen Positionen filmen. Das wirkt stets flüssig und bedacht, passt perfekt zur Atmosphäre und vermittelt ein gruseliges Flair. Gruselig ist ohnehin ein Stichwort, denn der blanke Terror, den man aus vergleichbaren Werken kennt, wird hier nicht ausgeübt. Vielmehr ist es der Grundgedanke und das bedrohliche Moment, das für Schauer auf dem Rücken sorgt. Oft erinnert die Stimmung an jene aus dem ungewöhnlichen Highlight Borgman. Allein dies sollte ein Indiz dafür sein, dass Gorehounds hier kein gefundenes Fressen vorfinden, sondern vor allem die Freunde von unterkühltem klassischem Horror. Dass im Finale noch eine kleine Überraschung integriert wird, schließt den Bogen zur Ausgangssituation, lässt aber auch nicht ganz darüber hinwegsehen, dass das Schlussbild arg süßlich geraten ist. Und dann ist da noch diese Synchronisation von Selma Blair: Während alle anderen Sprecher bis in die Nebenrollen trotz günstiger Synchro authentisch rüberkommen, kämpft die Hauptdarstellerin mit einer Stimme, die von Betonung oder Lippensynchronität meist meilenweit weg ist.

Bild- und Tonqualität

Dreht man ein wenig am Farbregler in Richtung Minus, würde man einem Schwarz-Weiß-Film beiwohnen: Das Bild von In Their Skin ist fast vollständig farbentsättigt und wirkt aschfahl. Schön ist das nicht, unterstützt aber die triste und angespannte Stimmung des Films. Die Schärfe ist dauerhauft mau und bisweilen sogar ziemlich schwach. Der Kontrastumfang bleibt mittelprächtig und ebenso grau wie die Farben.
Beim Ton von In their Skin bleibt es solange centerlastig, wie die Filmmusik noch abstinent ist. Im weiteren Verlauf legt sich der Score dann auch mal auf die Rearspeaker, ohne rundherum sonderlich viel Dynamik zu erzeugen. Abgefeuerte Schüsse bleiben eher unspektakulär und richtige Jump-Scare-Soundeffekte bleiben ebenfalls aus.

Bonusmaterial

Neben dem Originaltrailer und ein paar Programmtipps warten noch knapp 15 Minuten an Interviews mit den Darstellern und dem Regisseur im Bonusmaterial von In Their Skin.

Fazit

In Their Skin – Sie wollen dein Leben lebt von seiner unangenehmen Atmosphäre, die zwar nicht die Intensität eines Funny Games erreicht, allerdings durch überzeugende Darsteller und versierte Inszenierung deutlich aus dem Genreallerlei herausragt. James D’Arcy als Eindringling ist eine Bank und sorgt für ein gewollt-unangenehmes Gefühl in der Magengegend.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 55%
Tonqualität (dt. Fassung): 55%
Tonqualität (Originalversion): 55%
Bonusmaterial: 20%
Film: 70%

Anbieter: Donau Film
Land/Jahr: Kanada 2012
Regie: Jeremy Power Regimbal
Darsteller: Selma Blair, Joshua Close, Rachel Miner, James D’Arcy, Quinn Lord, Alex Ferris, Leanne Adachi
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 96
Codec: AVC
FSK: 18 (uncut)