Incarnate – Teuflische Besessenheit

Blu-ray Review

OT: Incarnate

Incarnate - Teuflische Besessenheit Blu-ray Review Cover
Concorde Home, 06.04.2017

 


1079

Exorzismus mal anders betrachtet.

Inhalt

Seit Kurzem zeigt der 11-jährige Cameron ziemlich beängstigende Züge. Nachdem sein Vater ihm (angeblich versehentlich) den Arm gebrochen hatte war es zunächst Trauer, die ihn ob dessen Rausschmiss durch Camerons Mutter heimsuchte. Doch dann taucht eines Abends eine Landstreicherin bei ihnen zuhause auf, der der Junge kurzerhand das Genick bricht. Etwa zur gleichen Zeit tritt der Vatikan in Person der hübschen Camilla an den querschnittsgelähmten und ziemlich runtergekommene Dr. Seth Ember heran. Ember ist in der Lage, tief in die Psyche von besessenen Menschen einzudringen und die Wirte mit den dort wohnenden Dämonen zu konfrontieren. Seit Langem spürt er einem teuflischen Wesen namens Maggie hinterher, dem schon mehrere Menschen zum Opfer gefallen sind. Als der dem christlichen Glauben lange schon nicht mehr positiv gegenüberstehende Ember zunächst ablehnen will, weiß er noch nicht, dass auch in Cameron „seine“ Maggie sitzt. Der Therapeut bezeichnet die Dämonen als Parasiten, die man von innen heraus vertreiben muss und nicht durch einen äußerlichen Exzerzismus. Seine erste Begegnung mit dem Jungen führt ihn allerdings direkt in die eigene Vergangenheit. In dieser ist auch der Grund zu suchen, dass der er im Rollstuhl sitzt und dem Alkohol frönt. Cameron vom Bösen zu befreien, heißt also auch, seine eigenen Dämonen zu besiegen …

In das typische Besessenheits-Thema mischt sich hier ein bisschen Inception, wenn ein Therapeut in der Lage ist, das Unterbewusstsein seiner Klienten zu besuchen, um die dort hausenden Dämonen in die Schranken zu verweisen. Damit liefert Incarnate – Teuflische Besessenheit schon mal einen sehr frischen Ansatz, der den religiösen Mummenschanz ähnlicher Genrefilme geschickt umgeht und in Frage stellt. Dämonen als Parasiten zu bezeichnen und nicht als Strafe Gottes; sie von innen heraus zu vertreiben, nicht durch einen höllischen Prozess des Exorzismus – das hat durchaus etwas Innovatives. Eine halbe Stunde lang nimmt sich der Film Zeit, seine Figuren vorzustellen und ins Thema einzuführen. Das passiert zwar nach gängigen Genre-Stereotypen, hat aber mit Aaron Eckhart durchaus einen Sympathieträger vorzuweisen, der aus der zweiten Riege Hollywoods eine Menge unterschiedlicher Charaktere glaubwürdig spielen kann. In Incarnate wandelt er stets auf einem schmalen Grad zwischen Identifikationsfigur, die selbst eine leidvolle Geschichte erlebt hat und selbstsüchtigen Arsch, dem die Menschen um ihn herum egal sind – Hauptsache, er kann endlich seine Maggie zur Strecke bringen. Die Balance hält er schauspielerisch gut und lässt seine Figur stets glaubwürdig wirken.Nach den ersten 30 Minuten geht Incarnate – Teuflische Besessenheit dann mit zahlreichen Tripps ins Unterbewusstsein seiner Protagonisten in die Vollen und liefert angemessene Genre-Spannung. In Sachen Härte bekommen sogar Gore-Fans etwas geboten, wenngleich der vornehmlich um Atmosphäre bemühte Incarnate sein Zielpublikum woanders haben dürfte. Wenn aber Kehlen durchschnitten, Arme offen gebrochen oder Gedärme rausgezogen werden, ist das für einen FSK-16-Streifen durchaus respektabel. Da sich der Film von Brad Peyton (San Andreas) im späteren Verlauf mehr auf seine Hauptfigur konzentriert und nicht ausschließlich auf den vom Dämon besessenen Cameron, bleibt auch die Problematik, dass ein Kinderdarsteller sehr gut sein muss, um überzeugend darzustellen, mit dem Teufel im Bund zu sein, nur gering ausgeprägt. Zumal David Mazouz (The Darkness) seine Sache wirklich gut macht.

Bild- und Tonqualität

Incarnate – Teuflische Besessenheit hat während der dunkleren Szenen einen erstaunlich guten Kontrastumfang und kräftige Farben. Während der eher ruhigen/unbeweglichen Szenen überzeugt auch die Schärfe. Sobald die Kamera jedoch in Fahrt kommt, verwischen Gesichter schon mal etwas. Bei besser ausgeleuchteten Szenen verursacht oft das seitlich einfallende Licht einen Kontrastabfall. Farben und vor allem Schwarz kommt dann etwas zu blass rüber (ab 51’30). Close-ups sind dafür bisweilen richtig knackig gut aufgelöst (51’50) und Korn hält sich in engen Grenzen.
Der Sound von Incarnate beginnt mit lebhafter Atmosphäre während der Nachtszene zu Beginn. Auch xx Sail in der Disko kann akustisch überzeugen, kommt es doch druckvoll und recht dynamisch daher, ohne dumpf zu wirken. Die Gäste des Etablissements sind vielleicht etwas zu gegenwärtig auf den Rearspeakern – das Geflüster jedenfalls wirkt zu laut. Ausgewogener ist der mitunter sägende Filmscore, dessen Sounds immer wieder für „Hallo-Wach“-Effekte sorgen. Im Finale darf’s dann auch mal was lauter werden, ohne dass es zu übermäßig innovativen Soundeffekten kommt (68’40, 73’56).

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Incarnate finden sich lediglich Originaltrailer und Programmtipps.

Fazit

Incarnate ist ein recht spannender Genre-Beitrag mit frischem Ansatz und guten Darstellern – erfindet das Rad nicht neu, kann aber durchaus unterhalten.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 10%
Film: 60%

Anbieter: Concorde home
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Brad Peyton
Darsteller: Aaron Eckhart, Carice van Houten, Catalina Sandino Moreno, David Mazouz, Keir O’Donnell, Matt Nable
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 87
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Incarnate – Teuflische Besessenheit

Incarnate - Trailer (deutsch/german)

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