Independence Day – iD4 Jubiläumsedition UHD

Blu-ray Review

Independence Day Jubiläumsedition Blu-ray Review Cover
20th Century Fox, ab 23.06.2016
Independence Day Jubiläumsedition UHD Blu-ray Review Cover
20th Century Fox, seit 09.06.2016

OT: Independence Day

 


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Einer der erfolgreichsten Sci-Fi-Filme aller Zeiten erfährt eine Generalüberholung.

Inhalt

Die Wissenschaftler staunen nicht schlecht, als eine Mondfinsternis nicht auf natürliche Ursachen zurückzuführen ist. Man stellt fest, dass hier außerirdische Mächte am Spiel sind. Und die lassen nicht lange auf sich warten, sondern erscheinen schon bald in Form gigantisch großer Raumschiffe am Himmel. Zur Begrüßung und Festellung, dass man nicht in Frieden kommt, zerstören sie direkt mal das Weiße Haus und fackeln auch sonst nicht lange. Ein Verteidigungsplan wird entwickelt und man beschließt, die Flucht nach vorne anzutreten. Der Zeitpunkt ist gut, denn welchen besseren Tag gäbe es, die Erde vor Aliens zu retten als den amerikanischen Unabhängigkeitstag. Doch die Außerirdischen scheinen unbesiegbar. Werden es ein Computerspezialist, ein Kampfpilot sowie der US-Präsident dennoch schaffen?

20 Jahre iD4 – das kann man schon mal feiern. Und Fox tut’s mit einer Doppel-Blu-ray bzw. 3-Disk-Variante inkl. UHD Blu-ray. Das alles macht den Film zwar nicht sinnvoller, die Dialoge nicht tiefgründiger und reduziert auch nicht den Hurra-Patriotismus des Films eines deutschen Regisseurs, der den Amerikaner zeigte, wie man das eigene Land, seinen Präsidenten und denn Alltagshelden (und Ex-Alkoholiker) feiert. Independence Day von Roland Emmerich sorgte 1996 für einen absoluten Run auf die Kinos, spielte in den USA sensationelle 300 Mio. Dollar ein und lockte in Deutschland über 9 Mio. Zuschauer in die Lichtspielhäuser. Bereits 1998 gab es dann eine um ca. acht Minuten verlängerte Fassung (es wurden ausschließlich neue Dialogszenen intergriert) auf Laserdisc. Diese wurde bisher trotz vorhandener Kinofassung der Blu-ray noch nicht in hoher Auflösung auf eine Disk gepresst. Zum Jubiläum ist es jetzt soweit. Sowohl die 145-minütige Kino- als auch die 154-minütige Extended Fassung gelangten auf die BD und auf die kurz zuvor erschienene UHD. Bevor also dieses Jahr die Fortsetzung in den Filmtheatern anläuft, kann man sich noch mal das Original in bestmöglicher Qualität anschauen, denn für die BD- und UHD-Jubiläumsedition von Independence Day wurde das Bild remastered und der schon bekannte dts-HD-Master- (OF), bzw. dts Ton (DF) wurde integriert. Filmisch musste man Emmerich damals sicher attestieren, das maximal Mögliche aus Miniaturtricks herausgeholt und das Kino in eine neue Stufe des Bombast gehievt zu haben, das den Weg für einen Transformers erst möglich machte. Inhaltlich ist iD4 allerdings hanebüchener Quatsch, der sich selbst viel zu ernst nimmt und oft unfreiwillig komisch ist. Bill Pullman als Kampfpilot-Präsident ist lächerlich, die martialisch-patriotischen Sprüche sind kaum zu ertragen und das Verhalten der Militärs spottet jeder Beschreibung. Emmerich war nie ein großer Geschichtenerzähler, sondern setzte von Anfang einzig auf die Optik seiner Filme. Das war bei Joey so, setzte sich bei Universal Soldier fort und erreichte mit Stargate seinen vorläufigen Höhepunkt. Hätte Independence Day nicht einen durchweg sarkastischen Jeff Goldblum, der nach Jurassic Park zum zweiten Mal als Sidekick in einem Mega-Blockbuster für komische Momente sorgte, wären viele Szenen in diesem Sci-Fi-Film kaum zu ertragen. Goldblum ist es auch, der durch seine Gestik und Mimik ernsthaft herausragt und an dem sich der Zuschauer festhalten kann. Aber sehen wir mal vom Inhalt ab und beschränken uns auf das, was der Film wirklich kann: In Sachen Optik und Effekte, Zerstörungswut und Actionsequenzen konnte Emmerich seinerzeit wirklich Maßstäbe setzen und das Studio nutzte das im Vorfeld geschickt aus. Der Trailer, indem die Zerstörung des Weißen Hauses zu sehen war, hat vermutlich wie kein anderer vor und nach ihm für Spannung gesorgt und eine Erwartungshaltung kreiiert, die anhand des gigantischen Erfolgs ablesbar ist. Seien es nun die Massenszenen, die Sequenzen mit dem riesigen Mutterschiff oder auch die Aliens selbst – Independence Day sieht sogar heute noch gut aus. Und das schaffen nicht viele Sci-Fi-Filme der 80er oder 90er.

Bild- und Tonqualität BD

Wirklich interessant wird diese neue Veröffentlichung zum Jubiläum natürlich im Hinblick auf die Bildqualität. Und die ist über weite Stellen tatsächlich sehr gut gelungen. Nahezu defektfrei kann man die gut ausgeleuchteten Tageslichtszenen (Goldblums Schachspiel mit dem Vater, Smith‘ Zeitungslesen vor der Haustür) absolut mit heutigen Produktionen vergleichen. Farbintensität, Schwarzwerte, Auflösung und Schärfe sind auf sehr gutem Niveau. Auch Close-ups sind hervorragend. Ab und an schleichen sich jedoch weichere Bilder ein (meist jene von Bill Pullman) und die Körnung ist durchaus kräftiger. Das ist allerdings (noch) filmisch und stört nur selten. Die Auflösung während der Gesichtsaufnahmen ist meist sogar so gut, dass man die etwas nachlässige Maske/Make-up bisweilen entlarven kann. Am schwierigsten gestalten sich die Aufnahmen, in denen die Miniaturmodelle in den Film einkopiert wurden. Diese sind oft ebenso wie Luftaufnahmen in nächtlicher Szenerie etwas softer (44’27).
Beim Ton setzt 20th Century Fox für die Jubiläumsedition von Independence Day auf die schon bekannte dts-HD-Master-Spur im Englischen und die dts-Fassung im Deutschen. Diese sind zwar beide nicht über die Maßen differenziert, warten dafür aber während der Zerstörungsorgien mit wuchtigen Effekten und deutlich spürbarem Subwoofereinsatz auf. Fahrzeug fallen, typisch 90er Jahre Actionfilm, etwas krachig zu Boden und die Stimmen wirken etwas belegt, doch insgesamt ist das ein für sein Alter wirklich respektabler Sound – zumal die Unterschiede zwischen HD-Master und regulärem dts nur geübten Ohren auffallen werden. Ein Muster an direktionalen Effekten ist der Start der Kampfjets sowie der sich daran anschließende Luftkampf mit den Alien-Fightern.

Bildqualität und Tonqualität UHD

Ein wenig später als die Bewertung der Bildqualität der Blu-ray kommt jetzt auch die Beurteilung der UHD. Das Ergebnis des direkten Vergleichs beider Disks fällt allerdings gemischt aus und muss differenziert betrachtet werden. Zunächst mal basiert die UHD-Version tatsächlich auf einem echten 4K-Scan des Original-35mm-Materials, was Independence Day zunächst sogar von neueren Titeln absetzt, die oft nur von einem 2K-Intermediate hochgerechnet werden. Lediglich die am Rechner entstandenen visuellen Effekte wurden seinerzeit nur in 2K gerendert. Dass 4K in Sachen Auflösung, Schärfe und Detailreichtum aber nicht immer ein Segen sein muss (zumindest aus subjektiver Sicht), wird klar, wenn man sich das Korn beim Schwenk über das Soldaten-Denkmal vor orangerotem Himmel anschaut (4’07*). Die Blu-ray zeigt hier zwar ein gewisses Rauschen, bleibt damit aber im Rahmen. Die UHD hingegen gibt hier die volle Drönung Korn – unglaublich, wie wuselig es hier zugeht. Wie gesagt: Das ist im Prinzip kein technischer Mangel der 4K-Variante, allerdings sehr wohl subjektive Geschmacksache. Dafür kann man auch in dieser Einstellung schon sehen, zu welcher Farbintensität der erweiterte BT.2020-Farbraum in der Lage ist. Der Sonnenuntergang knallt auf der UHD-Disk dermaßen kräftig, dass man sich vor Ort wähnt, während die reguläre HD-Farbraum-Information der Blu-ray direkt blass wirkt. Auch die Außenszenen bei Tageslicht profitieren von diesem Look. Das Grün des Central Park im Hintergrund des Schachspiels zwischen Vater und Sohn ist lebhafter, echter und das Schwarz in getragener Kleidung oder im Haar Goldblums ist aufgrund des höheren Dynamikumfangs noch prägnanter. Hält man den Film bei Minute 8’52* an sind die Spiegelungen auf der Brille von Judd Hirsch noch plastischer, während die Blu-ray dagegen erstaunlich flach wirkt. Diese Bilder sind ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass nicht zwingend die höhere Auflösung ein Kaufargument für UHD-Disks ist, sondern vor allem HDR und BT.2020. Als exemplarisches Beispiel hierfür darf die rote Propellermaschine von Randy Quaids Charakter dienen, welche in einer Sequenz vom hinteren Rumpf aus ins Bild ragt – wer die Blu-ray schaut, sieht eine zartrosa bis leicht rote Oberfläche, die UHD hingegen liefert das volle (beeindruckende) Spektrum – siehe Bildvergleich unten (der natürlich je nach Kalibrierung der Monitore des Lesers abweichen kann und nur einen anschaulichen Vergleich liefern soll, ohne auf Korrektheit im Sinne der Norm Anspruch zu erheben).

ID4 UHD Bildvergleich 2K
Wiedergabe der Blu-ray mit REC 709-Farbraum, aufgenommen mit einer DSLR ohne nachträgliche Bearbeitung
ID4 UHD Bildvergleich 4K
Wiedergabe der UHD mit BT.2020-Farbraum und HDR, aufgenommen mit einer DSLR ohne nachträgliche Bearbeitung

Ähnlich beeindruckend ist es, wenn Will Smith seinen im Fallschirm gefangenen Alien anschimpft, er hätte auf einer Grillparty sein können (67’50*). Smith steht in diesem Moment hinter dem orangen Schirm vor blauem Himmel. Nicht nur sieht man auf der UHD mehr Details und Tiefe auf seiner Hundemarke, knallt der Fallschirm doch bedeutend kräftiger vor dem (noch blaueren) Hintergrund – klasse. Innenraumszenen profitieren nicht im gleichen Maße von diesen Vorteilen (es sei denn, die blau-rot-weiße Flagge der USA steht dekorativ im Hintergrund), da Szenen in Räumen grundsätzlich etwas kontrastschwächer gerieten. Außerdem muss man mit dem oben angesprochenen, deutlichen Korn wirklich Freund werden. Mag man so etwas nicht, hat man beständig das Gefühl, Independence Day wäre schmutzig. Und in der Tat fallen die CGI-Szenen aufgrund der geringeren Ausgangsauflösung ein wenig ab, was man an einem etwas weicheren Look erkennen kann, unter dem auch Totale in dunklen Außenszenen leiden, die bisweilen gar etwas unscharf wirken.
Kommen wir zur Tonqualität der UHD, denn im Gegensatz zu bisherigen UHD-Disks, die allesamt mit den gleichen Tonspuren kamen wie ihre BD-Pendants, hält Independence Day auf der UHD im Gegensatz zur dts-HD-Master-Spur der BD eine dts:X-Variante parat – selbstredend „nur“ für die Originalspur. Die deutsche Synchro muss auf beiden Disks mit einer regulären dts-Version auskommen. Nutzt man die dts:X-Spur der UHD, erhält man sogar mit nicht-dts:X-fähigen Receivern einen hörbaren Vorteil, denn der Kern besteht aus einer 7.1-dts-HD-Master-Abmischung, die zwei rückwärtige (und während der Actionszenen häufig genutzte) Effektekanäle zur Verfügung stellt und die obendrei noch einmal hörbar dynamischer ist. Exemplarisch gut wahrzunehmen, wenn der Präsident nach 89* Minuten erstmals den Einsatz von Atomraketen befehligt. Sowohl Druck als auch Direktionalität beherrscht die dts:X-Spur noch einmal besser als die ohnehin schon gute dts-HD-Master-Fassung der Blu-ray. Wer einen entsprechenden Receiver zur Wiedergabe des 3D-Sounds besitzt bekommt überdies gerade bei den Hubschraubern noch einmal deutlich mehr Höheninformatione und Luftigkeit.

*sämtliche Laufzeitangaben beziehen sich auf die Kinofassung

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Independence Day wurde um das halbstündige Feature: „Independence Day: Ein Vermächtnis, das verpflichtet“ erweitert, das vornhemlich am Set, bzw. während der Zeit der Produktion des zweiten Teils entstand. Die im zweiten Teil wieder erscheinenden Figuren geben locker und gut gelaunt wieder, wie sie den Film und dessen Erfolg damals empfunden haben – tatsächlich ist das Feature wirklich unterhaltsam geworden und gibt auch aufschlussreiche Einblicke darüber, wie man die legendärste Szene, die Sprengung des Weißen Hauses hinbekam. Die weiteren Dokumentationen und Featurettes sind bereits bekannt, wurden aber noch einmal mit auf die Disk gepackt. Es gibt das Alternativea Ende der Kinofassung, die Gag Reel sowie insgesamt fünf zusätzliche Featurettes, die sich mit der Entstehung der Spezialeffekte, der Nachrichtenbeiträge in iD4 oder der Action im Film befassen. Auf der Filmdisk sind noch die Audiokommentare von Regisseur Roland Emmerich und Produzent Dean Devlin sowie dem VFX-Supervisor Volker Engel und Doug Smith enthalten. Außerdem wartet hier noch ein Trivia Track, der allerdings nur in die Kinoversion einblendbar ist.

Fazit

Zugegeben, ich habe Independence Day nie gemocht. Ich konnte mit dem Patriotismus und dem „Was dein Vater getan hat, war sehr mutig – kannst stolz auf ihn sein“-Sprüchen absolut nichts anfangen. Gefallen hätte mir die Zerstörungsorgie aber vermutlich, wenn ich sie ohne Dialoge geschaut hätte – meine Bewertung des Films ist von daher äußerst subjektiv und absolut nicht als Affront gegen diejenigen Fans des Films gerichtet, die ihn sich während der vergagenen 20 Jahre immer wieder angeschaut haben. Unstrittig aber ist, dass schon die Blu-ray-Fassung die bisher bestmögliche audiovisuelle Qualität des Films liefert – ganz unabhängig davon, wie man subjektiv zum Inhalt steht. Die UHD setzt hier (trotz sichtbar erhöhtem Rauschfaktor/Korn) audiovisuell sogar noch einen drauf und glänzt gerade in Anbetracht des Filmalters mit hoher Bilddynamik und wuchtigem dts:X-Sound.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität Full HD: 75%
Bildqualität UHD: 80%

Tonqualität BD (dt. Fassung): 80%
Tonqualität BD (Originalversion): 85%
Tonqualität UHD (Originalversion): 85%

Bonusmaterial: 80%
Film: 40%

Anbieter: 20th Century Fox
Land/Jahr: USA 1996
Regie: Roland Emmerich
Darsteller: Will Smith, Bill Pullman, Jeff Goldblum, Mary McDonnell, Judd Hirsch, Margaret Colin, Randy Quaid, Robert Loggia, James Rebhorn, Harvey Fierstein, Adam Baldwin, Brent Spiner
Tonformate BD: dts HD-Master 5.1: en // dts 5.1: de
Tonformate UHD: dts:X (dts HD-Master 7.1): en // dts 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 145/154
Codec: AVC
Real 4K: Ja (4K Intermediate)
FSK: 12

(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots: © 1996/2016 20th Century Fox)

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3 Kommentare
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dc_coder_84

Ein paar neue Screenshots wären vielleicht mal ganz gut. Kein Vergleich zu Ihrem aktuellen Standard 😉

Albert Pottmeier

Guten Morgen

Ich bin durch Zufall auf deine Seite gestoßen. Gefällt mir sehr gut. Weiter so.
Ich bin schon auf deine Bewertung für Independence Day UHD gespannt.
Die ist bilddtechnisch eine Frechheit. Da sieht die normale Bluray besser aus (gesehen auf einem JVC X7000 mit Samsung UHD Player).

VG
A. Pottmeier