Inferno

Blu-ray Review

Inferno Blu-ray Review Cover
Sony Pictures, 23.02.2017

OT: Inferno

 


Die 6. Art

Dritter Akt der Dan-Brown-Kino-Verfilmungen.

Inhalt

Professor Langdon findet sich ohne Erinnerung an das, was kurz zuvor geschehen ist, mit einem Schädeltrauma in einem Florenzer Krankenhaus wieder. Dies wurde durch einen Sturz nach einem Streifschuss hervorgerufen, denn irgendjemand trachtet dem Symbologen nach dem Leben. Als eine Attentäterin in das Krankenhaus eindringt, um das Werk zu vollenden, gelingt Langdon nur mit Hilfe der Ärztin Dr. Sienna Brooks die Flucht. Fortan rasen die beiden durch Florenz und Venedig, um ihren Häschern zu entkommen und gleichzeitig hinter das Rätsel eines Sticks zu kommen, den Langdon bei sich gefunden hat. Je weiter sie dabei vordringen, desto klarer führt die Spur zum kürzlich verstorbenen Milliardär Bertrand Zobrist. Der hatte reichlich radikale Ansichten im Hinblick auf die Überbevölkerung und ging davon aus, dass die Menschheit deshalb in Kürze ausgelöscht sein wird. Deshalb entwickelte er einen Virus, um dem Problem der Überbevölkerung zuvorzukommen. Damit dieser nicht freigesetzt und die Hälfte aller Menschen getötet wird, müssen Langdon und Brooks sich in höchste Gefahr begeben und können nicht mal mehr den engsten Freunden vertrauen …

Die erfolgreiche Zeit der Dan-Brown-Romane scheint mittlerweile ein wenig vorbei zu sein. Leider gilt das gleiche auch für die Verfilmungen unter Ron Howards Regie. Spielte der Erstling Da Vinci Code – Sakrileg noch 217 Mio. Dollar in den US-Kinos ein und lockte hierzulande fast sechs Millionen Zuschauer ins Kino, konnte der Nachfolger Illuminati das Niveau schon nicht mehr ganz halten (133 Mio. Dollar in den USA, 4,5 Mio. Zuschauer in Deutschland). Dass Inferno knapp sieben Jahre nach dem zweiten Teil nun aber mit 34 Mio. Dollar US-Einspiel und gerade mal 1,5 Mio. deutschen Kinogängern dermaßen abschmierte, konnte keiner voraussehen. Vielleich kommt er in der Tat einfach zu spät und die sieben Jahre zu Illuminati haben dazu geführt, dass die Zuschauer in den Kinos mittlerweile nicht mehr auf rätselhafte Knobelgeschichten mit Mystiktouch stehen. Denn eigentlich hat die Verfilmung des vierten Thrillers aus der Romanreihe um Professor Langdon alles, was die vorherigen auch haben: Zahlreiche Schauplätze, kulturelle Detailverliebtheit und knifflige Mysterien. Dass sowohl Dan Brown als auch Ron Howard mittlerweile eher sich selbst kopieren als innovativ zu arbeiten, mag man ihnen vorwerfen können. Andererseits wäre eine drastische Abkehr vom bekannten Konzept wohl auch nicht dazu angetan, die alten Fans zu erfreuen. Und eigentlich beginnt Inferno ziemlich spannend und mit einem ruppigen Knalleffekt, bevor man dann erstmals das bekannte Gesicht von Langdon erblickt. Und selbst dann geht es praktisch atemlos weiter. Immer wieder begleitet von grauenhaften Visionen und dem irrsinnigen Kopfschmerz, der ihn begleitet, wird der Zuschauer dieses Mal deutlich stärker von Beginn an in die Geschichte hineingezogen als bei den Vorgängern. Vielleicht übertreibt es Howard in diesen Szenen etwas mit der wackligen Handkamera, was zwar authentisch wirkt, aber beim Betrachter ebenfalls für leichtes Schädelbrummen sorgt.

Ohnehin ist das Tempo deutlich höher und bisweilen ein wenig arg atemlos. Ab und an dürfte die Geschichte sich auch mal eine kleine Pause können, damit man zum Verschnaufen kommt. Selbst die Rätsel geraten ein wenig unter die Räder und werden relativ locker nebenbei gelöst. Aufgrund der Teilamnesie, die Langdon erleidet, mischt sich eine gute Menge Jason Bourne und später auch noch etwas Inception unter Inferno, was die Rasanz spürbar erhöht. Auch die Tatsache, dass er noch dazu selbst in Verdacht gerät, am Spiel der Bösen teilgenommen zu haben, intensiviert den Thrill. Einen besonders gemeinen Winkelzug behält man sich außerdem noch vor, wenn Langdon einen gruseligen Verdacht entwickelt, was man mit ihm angestellt haben könnte. Natürlich entfaltet auch die dritte Dan-Brown-Verfilmung einen guten Teil ihres Reizes aus den kulturell interessanten Schauplätzen, dem Klettern auf Dachböden von Museen oder den geheimen Türen, von denen eben nur Langdon weiß. Florenz bietet dafür eine großartige Kulisse voller alter Steingebäude und Kopfsteinpflaster-Gassen. Der harte Gegenschnitt auf die Kommandozentrale von Zobrist, die man in einem Schiff untergebracht hat, wirkt als heftiger Kontrast und gibt dem Film einen etwas technischen Anstrich. Schade, dass gerade die Technik des Films nicht immer überzeugen kann. Die visuellen Effekte wirken bisweilen nicht auf dem heutigen Stand, was man beispielsweise in der Schlange erkennen kann, die Ignazio zu Beginn umschlängelt. Auch die Green-Screen-Hintergründe während der Autofahrt durch Florenz können nicht überzeugen. Das wiederum tun die Darsteller. Obwohl Hanks mittlerweile ein wenig steif für einen Actionfilm wirkt, agiert er souverän. Außerdem hat man ihm ein glänzendes Cast an die Seite gestellt. Mit Felicity Jones (Collide), die im letzten Jahr noch ein relativ unbeschriebenes Blatt war und jetzt neben Inferno auch in Star Wars: Rogue One auftrat, als Dr. Sienna Brooks und Omar Sy als undurchsichtiger WHO-Agent Christoph Brouchard sowie einem teuflisch guten Irrfan Khan als „Provost“ ist der Film auch ein Charakterstück, das von seinen schauspielerischen Leistungen lebt. Da verschmerzt man auch das gegenüber dem Buch abgewandelte Ende und ein paar Logiklücken.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Inferno wirkt absolut plastisch und ist extrem ruhig. Und das trotz eines leichten Korns, das jedoch einen sehr filmischen Eindruck hinterlässt und zu keiner Zeit störend wirkt. Die Farbgebung ist eher warm und wird gerade in Florenz von Brauntönen bestimmt. Der Kontrastumfang gelingt gut, ab und an versumpfen Details ein wenig in schwarzen Flächen – beispielsweise in Omar Sys Haaren. Dafür gelingen Details in Totalen ausgesprochen gut und bis in die Tiefe der Städte und Straßen kann man Einzelheiten erkennen. Ohnehin ist die Schärfe beständig auf hohem Niveau und offenbart in Close-ups wirklich jede einzelne Hautpore.
Energetisch und äußerst effektvoll beginnt Inferno während der Fuß-Verfolgungsszene mit luftigen Tönen aus Hans Zimmers Score-Schmiede. Die elektronischen Klänge kommen fein differenziert aus allen Lautsprechern und der Bass-Sweep während Ben Fosters Blick vom Turm sorgt für Nachbar-Alarm (3’07). Extrem effektvoll fallen die Stimmen während Langdons Visionen aus, die förmlich im Raum zu schweben scheinen (5’05). Im weiteren Verlauf gesellen sich bisweilen herrlich trockene Schüsse aus Handfeuerwaffen hinzu und im Finale darf die Explosion ausgiebig das Heimkino zum Erzittern bringen. Die deutsche Synchron fällt dagegen rein von der Lautstärke her etwas ab. Hier hätte man etwas homogener einpegeln können.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Inferno wurden insgesamt sieben entfernte und erweiterte Szenen sowie sechs Featurettes abgelegt. In „Visions of Hell“ geht es um Dantes Version der Hölle in dessen „The Divine Comedy“. „Inferno around the World“ beschreibt Regisseur Ron Howard, dass er sich als kleines Kind fühlt, der mit tollen internationalen Darstellern an internationalen Schauplätzen unterwegs sein darf. Man bekommt also ein wenig Einblick in die Drehorte von Inferno. „A Look at Langdon“ beschäftigt sich dem Namen entsprechend mit der Hauptfigur der Romane und Filme. „This is Sienna Brooks“ hingegen kümmert sich um Langdons Gegenpart, die von Felicity Jones gespielt wird und die zu den vielschichtigsten Figuren der Romane gehört. „The Billionaire Villain: Bertrand Zobrist“ erzählt uns natürlich vom Bösewicht der Geschichte und legt dessen Hintergründe dar. Zu guter Letzt gibt’s noch das Director’s Journal, das offenbart, wie viel Spaß Ron Howard daran hat, seine Follower bei Twitter und Instagram mit Neuigkeiten vom Dreh zu füttern.

Fazit

Inferno ist zwar nicht mehr das vertrackte Rätselstück, das die beiden Vorgänger waren, unterhält aber zwei Stunden lang auf gutem Niveau mit rasant inszenierter Action und tollen Schauplätzen. Das Kontroverse der Geschichte hätte allerdings wesentlich mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 60%
Film: 70%

Anbieter: Sony Pictures
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Ron Howard
Darsteller: Tom Hanks, Felicity Jones, Omar Sy, Irrfan Khan, Ben Foster, Sidse Babett Knudsen
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 122
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu Inferno

INFERNO - International Teaser Trailer (HD)

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