Infini

Blu-ray Review

Infini Blu-ray Review Cover
Capelight/AL!VE, seit 16.10.2015

OT: Infini

 


Außenposten

Wenn Beamen zwar möglich aber voller Nebenwirkungen ist …

Inhalt

Das 23. Jahrhundert hat mit dem „Slipstreaming“ zwar eine höchst moderne Transportationsmöglichkeit entwickelt, bei dem Materie in Daten verwandelt und an einen bestimmten Ort im All geschickt wird, doch das hat die Menschheit weder zufriedener, noch reicher gemacht. 95% leben an der Grenze zur Armut und müssen höchst gefährliche Jobs annehmen, um sich über Wasser zu halten. Unter ihnen ist auch Whit Carmichael. Sein letzter Auftrag versetzt ihn auf die Station Infini, die weit draußen im All liegt. Dort passiert jedoch ein Unglück: Ein seltsamer Infekt sorgt dafür dass alle Arbeiter auf der Station sterben. Einzig Whit kann sich im Steuerungsraum verbarrikadieren. Er unterbricht die Lüftung und verwandelt das Innere der Station in eine Eiswüste, um dem Erreger Einhalt zu gebieten. Natürlich bekommt man auf der Erde Wind von der Katastrophe und entsendet ein Rettungsteam. Die finden Whit neben unzähligen Eisleichen und beginnen damit, die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen. Dumm nur, dass Carmichael nicht der einzige Überlebende ist, sondern noch ein weiterer die Ereignisse überlebt hat. Noch dümmer, dass in diesem der Erreger noch lebt und ihn höchst aggressiv macht …

Hat man sich die originell erdachten Ideen der ersten 20 Minuten einmal einverleibt (mehrmaliges Zurückspulen zur Verständnisverbesserung seien an dieser Stelle empfohlen), geht der australische Infini wieder verhältnismäßig konventionell zu Werke. Das allerdings im ersten Drittel durchaus spannend, wenn das Rettungsteam die verwaiste und eiskalte Station nach Lebenszeichen absucht. Stimmungsvolle Kameraufnahmen (sieht man mal vom übermäßigen Lens-Flare-Einsatz ab) bringen das für günstiges Geld in Szene gesetzte Innere der Raumstation zum Leben und man wähnt sich hin und wieder atmosphärisch tatsächlich in einem der besseren Sci-Fi-Streifen der 90er. Leider ist die Story von Infini arg überambitioniert und verwirrt mehr als sie Aufschluss zu geben vermag. Dazu stolpert man immer mal über Logiklöcher. So sind die Menschen in der Lage, sich per Slipstreaming zu digitalisieren und in Sekundenbruchteilen auf entfernte Planeten zu beamen und dennoch basiert ein hochtechnologisierter Außenposten auf ASCII-Code? Nimmt man solche Dinge als in Sci-Fi-Filmen oft immanent hin, so kann man sich immer noch daran stören, dass man über die gesamte Laufzeit nie so richtig weiß, warum die Figuren im Film gerade tun, was sie tun. Die Erklärungen sind mau oder werden erst gar nicht gegeben. Auch das überraschende Finale dürfte viele Zuschauer vor Rätsel stellen. Wirklich hervorragend ist allerdings Hauptdarsteller Daniel MacPherson, der sich mit seiner Leistung für größere und internationale Projekte empfiehlt. Er ist nicht nur ein Charakterkopf, sondern auch in der Lage, die unterschiedlichen Emotionen seiner Figur glaubwürdig zu transportieren. Ihm ist es letztlich zu verdanken, dass Infini dann doch unterhaltsam ist und man über die relativ lange Laufzeit von 111 Minuten bei der Stange bleibt.

Bild- und Tonqualität

Das Widescreen-Cinemascope-Bild von Infini zeigt sich etwas unterkühlt, liefert aber satte Schwarzwerte und einen sehr guten Kontrast. Die Bilddatenrate läuft beständig über 35 Mbps, nutzt so auf den knapp 110 Minuten Spielzeit des Films die maximale Kapazität der Blu-ray aus (vor allem in Anbetracht des 90-minütigen Making-ofs). Die Schärfe und Detailtiefe könnte noch ein wenig besser sein, dennoch kann man auch die Gesichter hinter den Schutzhelmen gut ausmachen. Ziemlich nervig ist das exzessiv eingesetzte Lens-Flare, das mancher wohl als Zwang in Science-Fiction-Filmen ansieht. Ein kleiner Fehler hat sich beim Wechsel von Kapitel eins auf zwei eingeschlichen – hier hängt die Disk ganz kurz.
Akustisch macht Infini mehr her als so mancher Big-Budget-Sci-Fi-Film. Schon zu Beginn hagelt es Effekte und auch während der späteren Slipstream-Trips wird man förmlich ins Geschehen hineingezogen. Die gedämpft klingenden Dialoge innerhalb der Schutzhelme haben genau diesen dumpfen Klang voller Atemgeräusche, der die Atmosphäre in solchen Szenen ausmacht und die Sounddesigner haben eine Fülle an piepsenden, knarzenden oder rumpelnden Sounds integriert, die für Stimmung und Spannung sorgen. Der Lüftungsrotor bei 29:40 gibt dann ein eindrucksvolles Zeugnis der Existenz des Subwoofers ab.

Bonusmaterial

Neben sechs entfernten Szenen (inkl. einem alternativen Anfang) beherbergt das Bonusmaterial von Infini ein gut 90!-minütiges Making-of. Das ist für einen kleinen Sci-Fi-Film erstaunlich lang geraten und noch dazu äußerst aufschlussreich. Gerade der sympathische Regisseur Shane Abbess demonstriert, wie leidenschaftlich man bei solch einem Projekt sein muss, um all die Strapazen auf sich zu nehmen. Außerdem erfahren wir, worum es Abbess am Ende auch in Sachen Botschaft ging, die die Leute aus dem Film mitnehmen sollten.

Fazit

Ungefähr 45 Minuten lang ist Infini richtig spannend und originell. Leider verlässt die Macher dann der Mut und sie steuern auf ein konventionelles Ende hin. Die wenig ausgeklügelte Logik macht den Zugang oftmals zudem etwas schwer. Herausragend sind Hauptdarsteller MacPherson und der Sound der Blu-ray.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 60%
Film: 65%

Anbieter: Capelight/AL!VE AG
Land/Jahr: AUS 2015
Regie: Shane Abbess
Darsteller: Daniel MacPherson, Grace Huang, Luke Hemsworth, Bren Foster, Luke Ford, Dwaine Stevenson, Louisa Mignone, Tess Haubrich, Harry Pavlidis
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 111
Codec: AVC
FSK: 16