Infinity Pool 4K UHD

Blu-ray Review

Turbine Medien, 16.01.2025

OT: Infinity Pool

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Schöne neue Welt

Brandon Cronenbergs jüngster Film erscheint nun auch als 4K-Disk.

Inhalt

Ein Paradies?

James ist Schriftsteller – oder zumindest könnte man ihn so nennen, da er einen Roman verfasst hat, der jedoch wenig Beachtung fand. Gemeinsam mit seiner wohlhabenden Frau Em reist er in einen abgelegenen Ferienort auf der Insel La Tolqa. Der Aufenthalt soll nicht nur der Entspannung dienen, sondern auch den Rissen in ihrer kriselnden Ehe entgegenwirken. Vor Ort treffen sie auf Gabi und ihren Mann Alban. Bei einem ersten gemeinsamen Abend stellt sich heraus, dass Gabi eine begeisterte Leserin von James‘ Werk ist, was zu einer gewissen Spannung zwischen ihm und Em führt. Trotzdem beschließen die vier, den nächsten Tag gemeinsam am Meer zu verbringen. Trotz ausdrücklicher Warnungen, dass Touristen sich nicht außerhalb des Resorts aufhalten sollten, ignorieren sie diese und begeben sich auf Entdeckungstour. Als sie an ihrem Ziel ankommen, passiert das Unerwartete: Während James im Freien uriniert, spürt er plötzlich Gabis Hand an seinem Körper. Einen Handjob und viele alkoholische Getränke später macht man sich auf den Heimweg. Der allerdings wird zum Albtraum: James überfährt einen Einheimischen und tötet ihn. Gabi rät, die Polizei nicht zu rufen, da das Land korrupt sei. Doch am nächsten Morgen steht die Polizei vor James‘ Tür, und er wird verhaftet. Die Strafe: der Tod durch die Hand des erstgeborenen Sohnes des Getöteten. Doch es gibt eine makabre Lösung: Für viel Geld kann James einen Klon von sich anfertigen lassen, der an seiner Stelle sterben soll. Die einzige Bedingung: James muss der Exekution des Klons beiwohnen. Während Em vom brutalen Ritual abgestoßen ist, empfindet James eine verstörende Faszination für das klonierte System der Strafrechtsprechung. Die Vorstellung, ein Leben voller Verbrechen zu führen und dabei niemals die Konsequenzen tragen zu müssen, weil immer wieder ein Klon für einen selbst stirbt, eröffnet eine Reihe moralischer Fragen. Was passiert, wenn das Leben eines Menschen so entwertet wird, dass der Tod durch einen Klon nicht mehr als tragisch, sondern als Lösung betrachtet wird?

Cronenberg mag die Maskerade

Brandon Cronenberg hat mit Infinity Pool seinen dritten Film abgeliefert und etabliert sich zunehmend als eine feste Größe im internationalen Kino. Mit gerade einmal drei Werken – Antiviral, Possessor und jetzt Infinity Pool – hat er sich als Meister der provokanten und unkonventionellen Erzählweise hervorgetan. Der Name „Cronenberg“ zieht unweigerlich Vergleiche zu seinem legendären Vater, David Cronenberg, und obwohl sich die beiden im Ansatz unterscheiden, teilen sie das Interesse an den dunklen, meist verstörenden Ecken der menschlichen Psyche. Während David Cronenberg in seinen letzten Filmen aber wieder die Zerstörung des menschlichen Körpers als zentrales Thema wählte, zieht Brandon eine andere, tiefere Linie: Er gräbt sich weniger in die physischen Abgründe, sondern taucht mehr in die psychologischen und moralischen Tiefen seiner Figuren ein. Nachdem er zuletzt die Haudegen Sean Bean und Jennifer Jason Leigh vor der Kamera haben durfte, geht’s jetzt mit der aktuell überall begehrten Mia Goth und jedermanns Darling Alexander Skarsgård erneut in die Abgründe der menschlichen Seele hinab. Von der Reflexion des Starkults in Antiviral über die Metapher auf den (ultimativen) Eingriff in die Privatsphäre in Possessor hin zur Analyse der übersatten Gesellschaft der oberen Zehntausend in Infinity Pool. Allerdings muss man bei Infinity Pool etwas intensiver nach dem Sinn des Ganzen suchen. Und das liegt vor allem an der völlig hanebüchenen Ausgangsprämisse inkl. kilometertiefer Logiklöcher. Die Prämisse – eine Inselgemeinschaft, die das Klonen von Menschen als Lösung für Kapitalstrafen nutzt – ist dabei so absurd, dass sie fast schon ins Surreale abgleitet. Es bleibt unklar, warum diese Gesellschaft in der Lage ist, solch komplexe Technologie zu entwickeln, aber gleichzeitig in Armut lebt und ihre Bürger durch diese makabre Praxis für ihre Fehler zur Kasse bittet. Ein solcher Widerspruch ist schwer zu akzeptieren und lässt die Glaubwürdigkeit der Welt, in der der Film spielt, wackeln.

Annäherung

Man muss diese Ausgangsidee schon wirklich umarmen, um am Ende eine Metapher auf eine überaus satte, ultrareiche Gesellschaft zu erkennen, die das spezielle System der Insel nutzt, um noch ein wenig Thrill ins Leben zu bekommen. Die vollständige Abgabe von Verantwortung, die hier mittels Geld für die abscheulichsten Handlungen möglich wird, ist vielleicht die letzte Möglichkeit der absoluten Grenzenlosigkeit. Wenn selbst die Todesstrafe keine Furcht mehr auslöst, ist ein Gipfel erreicht, den nicht mal die Protagonisten von Hostel im Rücken wussten. Dennoch ist es genau dieser Glaube an eine bizarre, fast schon kafkaeske Realität, der Infinity Pool zu einer verstörenden, aber faszinierenden Betrachtung über den Verlust von Verantwortung und der Bedeutung von Leben und Tod macht. Hier wird der Tod nicht als unvermeidliches Ende eines Lebens dargestellt, sondern als Ware, die gegen Geld getauscht wird, um den eigenen Wohlstand zu sichern. Die moralische Entgrenzung, die der Film mit seinen übertriebenen und erschreckend realistischen Darstellungen von Gewalt und Entsagung der Verantwortung illustriert, ist ebenso schockierend wie konsequent. Wo Cronenberg allerdings versagt, ist in der Figurenzeichnung. James, die Hauptfigur, bleibt trotz des Versuchs, ihn als Bindeglied zum Publikum aufzubauen, während der gesamten Erzählung über eine unsympathische Hülle. Weder vor noch nach seinem Wandel kann man wirklich Sympathie für ihn aufbringen. Auch Mia Goth als Gabi – die durch ihre manipulative und aufdringliche Art die gesamte Dynamik des Films beherrscht – wird schnell zur Belastung. Ihre wiederholte, fast schon nervtötende Aufforderung „Jaaaaaaaaames“, die mit jeder Szene intensiver wird, zieht sich durch den Film wie ein unangenehmes, nie enden wollendes Echo, das den Zuschauer zunehmend aus der Geschichte entfernt. Natürlich ist diese Darstellung beabsichtigt, aber nach einer gewissen Zeit überstrapaziert Goth das Kunststück, mit dem ihre Rolle ins Lächerliche gezogen wird.

Wer könnte es James verdenken?

Cronenberg gibt uns zwar keine klaren Antworten auf die Fragen, die er aufwirft – das macht Infinity Pool in gewisser Weise zu einem Film, der die Zuschauer auffordert, ihre eigenen Schlüsse zu ziehen. Doch gerade in der intensiven, manchmal fast verstörenden Atmosphäre des Films liegt eine gewisse Faszination. Visuell ist Infinity Pool ein Fest für die Augen: Der Film spielt mit Farben und Filtern, nutzt Unschärfen, Überblendungen und surrealistische Momente, um den Zuschauer in die Absurdität seiner eigenen Existenz zu stürzen. Diese ständigen Verschiebungen von Realität und Wahnsinn sind nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern erzeugen eine dichte, fast halluzinogene Atmosphäre. Besonders die Szene, in der die Strafe verkündet wird, und die später folgende, brutale Darstellung von Schmerz, bleiben unvergesslich – und das liegt nicht nur an der schockierenden Blutrünstigkeit, sondern auch an der Intensität von Skarsgårds schauspielerischer Leistung. Der Film geht weit über das hinaus, was man im Mainstream-Horror erwartet, vor allem durch seine Schilderung von Schmerz und Gewalt. Cronenberg sprengt dabei Tabus und liefert eine drastische Darstellung von Schmerzerfahrung, die durchaus an Giallo-Filme erinnert, aber mit einer unvergleichlichen Intensität. Dies wird nicht zuletzt durch die ungeschönte, 18er-zertifizierte Fassung des Films erreicht, die die Brutalität und die unerbittliche Unmittelbarkeit der Szenen in den Vordergrund stellt und auch vor der quasi-pornografischen Szene nicht Halt macht. Diese Explizitheit könnte für einige Zuschauer zu viel sein, für andere aber genau die richtige Dosis an verstörendem Realismus. Wenn Infinity Pool sich nach etwas über 100 Minuten noch einmal in einen Blutrausch steigert und dabei die Bestie im Menschen entlarvt, ist das nur konsequent, wird aber erst durch die belanglosen Alltagsdiskussionen bei der Busfahrt in der nächsten Szene so richtig verstörend.

Bild- und Tonqualität BD

Täter

Die bisherige Blu-ray kam im Juli 2023 von Anbieter Universal und sie sah nicht wirklich gut aus. Natürlich ist Cronenberg ein Stilist und das zeigt sich auch in Infinity Pool, der sich massiv unterschiedlich zum üblichen Mainstream-Kino zeigt. Der größte Teil der Einstellungen ist sehr hell. Teils äußerst hell. Aufnahmen vom Himmel offenbaren Wolkengebilde nur ansatzweise, aber nie wirklich differenziert. Die Kontrastdynamik (wenn man von einer solchen sprechen möchte), ist maximal durchschnittlich. Im Grunde wirkt das Bild beständig milchig und trüb. Schwarz ist eher ein wenig knackiges dunkelgrau. Schattenseiten von Gesichtern wirken, als hätte man den Helligkeitsregler des TVs auf ein völlig übertriebenes Maß eingestellt. Die Tatsache, dass das Bild so hell ist, führt auch zu relativ kraftlosen Farben, die oft eher pastellartig erscheinen. Selbst während der farblich sehr stark verfälschten Orgienszene nach etwas über 70 Minuten sind die Farben nie kräftig. Die Tatsache, dass Cronenberg eine Vielzahl an unterschiedlichen Objektiven (unter anderem auch Vintage-Optiken) einsetzte, führt zu einem bisweilen etwas inkonsistenten Look. Natürlich ebenfalls beabsichtigt, wenngleich es halt nicht sehr hübsch aussieht. So gibt’s mitunter Doppelkonturen, deutliche Randunschärfen oder sichtbar farbige Ränder an Objekten vor hellen Hintergründen. Sind Objekte und Figuren allerdings im Vordergrund und gut fokussiert, sind sie scharf. Was die alte Blu-ray (mal abgesehen von den stilistischen Mitteln) wirklich nicht gut machte, war das Encoding. In vereinzelten, etwas stärker verrauschten Szenen, löst dieses Rauschen meist schlecht auf. Da bilden sich matschige Teilbereiche auf Hintergründen oder der Haut und nebenan finden sich Ansammlungen von groben Rauschmustern oder -clustern (56’57).
Turbine hat für die eigene Variante nun aber auch die Blu-ray neu erstellt – schon alleine, um die neuen Dolby-Atmos-Spuren unterzubringen. Es ist also auf jeden Fall schon mal eine neu encodierte Blu-ray. Und das ist dann auch exakt der Parameter, bei dem man die Differenzen suchen muss, denn ansonsten zeigen sich Universal-BD und Turbine-BD identisch. Im Encoding ist die Turbine eine Spur besser. Nicht perfekt, aber eben einen Hauch souveräner. Das sieht man bspw. während der ganz schwierigen Szene bei 70’38 (siehe unten), die zwar immer noch nicht perfekt das digitale Rauschen einfängt, aber nicht mehr ganz so vermatscht ist. In der Folge drei Bilder, bei denen man die Differenzen erkennen kann (vor allem im Zoom), wenn man sie sich in Originalauflösung anschaut. Also einfach runterladen oder in einem neuen Tab öffnen.

Blu-ray (Universal) (19’50): (Slider ganz nach rechts):
Blu-ray (Turbine) (Slider ganz nach links):

Blu-ray (Universal): (Slider ganz nach rechts):
Blu-ray (Turbine) (Slider ganz nach links):

 

Blu-ray (Universal) (45’21): (Slider ganz nach rechts):
Blu-ray (Turbine) (Slider ganz nach links):

Blu-ray (Universal): (Slider ganz nach rechts):
Blu-ray (Turbine) (Slider ganz nach links):

 

Blu-ray (Universal) (70’38): (Slider ganz nach rechts):
Blu-ray (Turbine) (Slider ganz nach links):

Blu-ray (Universal): (Slider ganz nach rechts):
Blu-ray (Turbine) (Slider ganz nach links):

Gerichtsbarkeit

Infinity Pool kam auf der alten Universal Blu-ray mit einer regulären DTS-Spur fürs Deutsche und einer verlustfrei komprimierten DTS-HD-Master-Fassung fürs Englische. Beide liegen klanglich sehr nahe beieinander und sind für einen hauptsächlich dialoglastigen Film ohne große Actionszenen erstaunlich dynamisch. Das gilt schon für Filmscore-Szenen wie jener nach knapp 20 Minuten, aber auch für den Moment des Unfalls bei 22’10. Der integrierte Knall kommt satt aus den Subs und auch das Klopfen der Polizei an James‘ Tür ist wuchtig. Die Räumlichkeit gefällt ebenso, wenn man sich das Zirpen der Grillen während der Strandszene anhört oder das Vorbeirauschen des Unfallwagens nach etwas über 21 Minuten. Der Prozess, in dem James‘ Klon von seinem Ebenbild erstellt wird, wirkt vor allem durch kratzige und coole Sounds des Scores, die sich auf allen Lautsprechern verteilen. Das ist akustisch ebenso unangenehm wie manche Bilder, die man in den schnellen Schnitten erkennt. Dialoge bleiben gleichzeitig stets gut verständlich und klar.
Bei dem Ton hätte man es belassen können – wenn man nicht Turbine Medien heißen würde. Denn das Münsteraner Label ließ, wie schon häufiger zuvor, extra eine Dolby-Atmos-Tonspur anfertigen – und zwar für beide Sprachfassungen. Gegenüber der alten DTS-Spur fällt auf, dass die Atmos-Fassungen auf der Wiedergabe vom Centerkanal nahezu identisch agieren. Auf den regulären Surrounds hat die deutsche Fassung jedoch etwas mehr Anteile vom Score und von Soundeffekten. Sie klingt dort auch ein wenig offener als im O-Ton. Dafür hält der O-Ton die etwas präsenteren Mainspeaker parat.
Beziehen wir die Höhen-Ebene mit ein, so bekommen wir nach dem großartigen Dolby-Atmos-Dschungel-Trailer erstmals echte Informationen, sobald der Film den anfänglichen schwarzen Bildschirm mit dem Vorhang hörbar öffnet. Die Filmmusik wird ebenfalls von Beginn an räumlich einbezogen und wenn es lauter wird, kommen auch Umgebungsgeräusche wie jene des Quads nach sieben Minuten leise von oben. Lauter wird’s nach etwas über 16 Minuten, wenn das Essen auf dem Grill brutzelt und während der Masturbationsszene zirpen die Zikaden lautstark. Wenn die Gruppe kurz darauf nach Hause fährt, wird der Score wieder lauter und der Unfall wird von dynamisch zerbrechendem Glas begleitet. Während des Verhörs nach etwas über 30 Minuten hallen die Stimmen authentisch von oben wider und nach 36’20 steigern sich die perkussiven Instrumente zu einem Stakkato. Ähnliches passiert während der folgenden, surrealen Szenen, in denen Cronenberg innovative Soundeffekte einbindet. Sämtliche Geräusche werden lautstark auch von oben mit ins Geschehen gespült. Lautstark wird es auch während der Tötungsszene nach 43 Minuten – auch wenn es erneut „nur“ der Score ist, wird man sehr intensiv ins Geschehen einbezogen. Bei 49’45 regnet es dann authentisch auf die Vordächer und wer bei 54’44 nicht vorbereitet ist, wird eine heftige Überraschung erleben. Auch nach 70’30 regnet es erneut rundherum und je näher man dem Final kommt, desto häufiger schaltet sich immer wieder der Score von oben hinzu. Das macht in Verbindung mit den restlichen Speakern atmosphärisch einiges her und fördert den Unbequemlichkeitsfaktor, den der Film ohnehin hat. Gabis Stimme ist dann nach 85 Minuten von den Heights hörbar, während sie vor der Tür steht und um Einlass bittet. Insgesamt ein sehr aktiver Höhenkanal, der mitunter viel Dynamik bietet, aber nicht zwingend vollgestopft ist mit dedizierten 3D-Sounds.

Bild- und Tonqualität UHD

Vollstreckung

Infinity Pool wurde mit einer ARRI Alexa Mini und zahlreichen unterschiedlichen, teils sehr speziellen Optiken eingefangen. Zwar zeichnet die Alexa Mini maximal mit 3.4K auf, jedoch begann schon bei der Aufnahme des Films der Verfremdungsprozess von Regisseur Cronenberg und Kameramann Karim Hussain. Denn man zeichnete bewusst in 2K Pro.Res 12-Bit 4:4:4:4 auf, um einen etwas weicheren, nicht ganz so kontrastreichen Look bereits aus der Kamera zu erhalten und nicht durch eine spätere Manipulation. Allerdings war immer schon beabsichtigt gewesen, den Film in 4K zu zeigen, weshalb man das Ausgangsmaterial im Postprozess auf 4K hochrechnete – ebenfalls bewusst, weil man genau dies als Look im Kino haben wollte. Streng genommen haben wir es also nicht mit nativem 4K zu tun, aber dennoch mit einem 4K-DI – klingt seltsam, erklärt sich aber durch die vorherigen Worte. Turbine integrierte HDR10 sowie (als Weltpremiere) Dolby Vision inkl. eines im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraums. Der Prozess wurde unter Aufsicht von Brandon Cronenberg und seinem Kameramann Karim Hussain abgeschlossen. Und die Tatsache, dass die beiden involviert waren, deutet bereits darauf hin, dass man hier nicht zwei Jahre nach der Premiere Revisionismus betrieben hat. Der gewünscht-kontrastarme Look ist nach wie vor erhalten geblieben, Schwarzwerte sind immer noch angehoben und auch die etwas soften Oberflächen sind nicht plötzlich knackscharf. Aufgrund des etwas (aber wirklich nur etwas) dunkler abgestimmten Bildes gibt’s dennoch ein kleinwenig mehr Kontrastdynamik. Die grundsätzliche Farbgebung wurde nicht verändert, allenfalls rote Töne werden dezent kräftiger abgebildet. Im Grunde dreht sich hier alles um das Encoding, das die 4K-Disk von Turbine wirklich besser beherrscht. Und sie merzt an dieser Stelle die Fehler und offensichtlichen Encoding-Schwierigkeiten der Blu-ray von Universal aus. In zahlreichen Einstellungen bracht bei der Universal-Disk das Digitalrauschen clusterartig und vermatscht zusammen. Das passiert der Turbine-4K-Disk zu keiner Zeit. Man darf über den Look im Allgemeinen geteilter Meinung sein. Er ist aber vom Regisseur so gewünscht. Hätte Turbine das maßgeblich durch aggressiveren Einsatz von HDR verändert und die Kontrastdynamik verstärkt, wäre das nicht originalgetreu gewesen. Auch Dolby Vision, das hier exklusiv über die Turbine-Disk zu bekommen ist, ändert das nicht maßgeblich, zeigt aber noch etwas mehr Durchzeichnung in helleren Bildanteilen und wirkt subjektiv etwas dynamischer. Fehler erlaubt sich die UHD Blu-ray zu keiner Zeit und ist damit die erhoffte, bessere Art und Weise, Cronenbergs Film zu schauen.
In der Folge einige Screenshots, die ich nicht alle kommentiert habe. Der Screenshotvergleich findet zwischen der ALTEN BD und der 4K-Disk statt.

Blu-ray (Universal) (4’08): (Slider ganz nach rechts): Zu sehen ist …
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … dass die UHD Blu-ray ganz dezent dunkler gemastert ist und damit einen Hauch mehr Kontrast ins Bild bringt.

Blu-ray (Universal): (Slider ganz nach rechts): Aufgrund der oben beschriebenen Fakten …
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … holt die 4K-Disk nicht wirklich mehr Details raus.

Blu-ray (Universal) (19’50): (Slider ganz nach rechts):
UHD HDR10 (Slider ganz nach links):

Blu-ray (Universal): (Slider ganz nach rechts): Schaut man sich die Enden des Nadelgehölzes näher an …
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … bildet die 4K-Disk die Spitzen feiner und gleichmäßiger ab.

Blu-ray (Universal) (27’47): (Slider ganz nach rechts):
UHD HDR10 (Slider ganz nach links):

Blu-ray (Universal): (Slider ganz nach rechts): Die Feinheiten im Mauerwerk …
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … die Hausnummer 36 – alles erscheint eine Spur schärfer.

Blu-ray (Universal) (45’21): (Slider ganz nach rechts):
UHD HDR10 (Slider ganz nach links):

Blu-ray (Universal): (Slider ganz nach rechts): Kommen wir zum Encoding der alten Blu-ray vs. der 4K-Disk.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Hier schlägt die Stunde der UHD-BD, die das Digitalrauschen sichtbar homogener und nicht so vermatscht darstellt wie die Universal Blu-ray.

Blu-ray (Universal) (56’57): (Slider ganz nach rechts):
UHD HDR10 (Slider ganz nach links):

Blu-ray (Universal): (Slider ganz nach rechts): Das Gleiche hier:
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die Universal-BD ist auf der Stirn dezent vermatscht. Die 4K-Disk ist gleichmäßig encodiert.

Blu-ray (Universal) (67’52): (Slider ganz nach rechts):
UHD HDR10 (Slider ganz nach links):

Blu-ray (Universal): (Slider ganz nach rechts): In wirklich gut fokussierten Shots …
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … erscheint die 4K-Disk trotz “nur” 2K-Upscale tatsächlich knackiger.

Blu-ray (Universal) (70’38): (Slider ganz nach rechts):
UHD HDR10 (Slider ganz nach links):

Blu-ray (Universal): (Slider ganz nach rechts): Es gibt Einstellungen, die über die Blu-ray von Universal richtig schlecht aussehen, wie diese hier. Furchtbar matschiges Encoding mit buntem Rauschen, das sich fast zu Kompressionsartefakten zusammen sammelt. Nichts gegen das farbige Rauschen, aber die clusterhafte Ansammlung zerstört die Details.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Das kann die Turbine-Scheibe sichtbar besser. Das farbige Rauschen bleibt, aber die Wellen sind nun wieder erkennbar.

Blu-ray (Universal) (93’02): (Slider ganz nach rechts): Geblieben ist der in den meisten Szenen bewusst schwache Kontrastumfang …
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … daran ändert in den hellen Szenen auch die HDR-Scheibe nichts.

Blu-ray (Universal): (Slider ganz nach rechts):
UHD HDR10 (Slider ganz nach links):

Keine Änderung beim Ton. Die UHD Blu-ray liefert dieselben Atmos-Tonspuren wie die (neue) Blu-ray von Turbine.

Bonusmaterial

Ihr ist nicht zum Scherzen zumute

Auf der bisherigen Blu-ray von Infinity Pool war Bonusmaterial leider komplett Fehlanzeige. Nicht mal einen Trailer hatte Universal integriert. Das ist nun anders. Und zwar so richtig. Zunächst wartet ein untertitelbarer Audiokommentar von Cronenberg, Hussain und Produzent Cotteril. Dazu gibt’s dann insgesamt drei Making-ofs, ein Interview mit Skarsgard und Goth, den Kurzfilm „Please Speak Continously and describe your experiences as they come to you“. Ferner warten noch Trailer, TV-Spots und eine Design-Galerie. Das Making-of läuft gut zehn Minuten und lässt Cronenberg ausgiebig zu Wort kommen. Ihm, als Zuschauer, geht es im Horrorfilm darum, aus dem Gleichgewicht geworfen zu werden. Im Making-of der Make-up-Effekte kommentiert Dan Martin, der Make-up-Designer, die Bilder, die er und sein Team mit dem Handy während der Dreharbeiten gemacht haben. Es beginnt direkt mit der Erklärung zur Penis-Prothese, die für die Masturbationsszene zur Verwendung kam. „Making-of Lichteffekte“ fokussiert sich auf die Beleuchtungsmaßnahmen, die man während der surrealen Traumsequenz angewendet hat. Der Kurzfilm von 2019 stammt ebenfalls von Cronenberg und hatte seine Premiere im selben Jahr in Cannes. Er nimmt bereits einige Einfälle vorweg, die Cronenberg später auch in Possessor verwendete. Obendrauf erhält man im Mediabook noch den 48-seitigen Buchteil “Unbequeme Visionen” von Tobias Hohmann inkl. einen Interview mit Zosia Mackenzie.

Fazit

Infinity Pool ist ein gewagtes Filmexperiment, das nicht immer zu hundert Prozent gelungen ist, aber erneut zeigt, dass Cronenberg einer der im Moment mutigsten Filmemacher ist. Über die 4K-Disk sind nun die Encoding-Schwächen der Universal-Blu-ray Geschichte. So macht der Film auch optisch Spaß, selbst wenn Regisseur und Kameramann sich bewusst entschlossen hatten, den Film nicht durchgängig in 4K zu produzieren. Der Turbine-Atmos-Sound macht hörbar mehr Spaß als die alte Universal-DTS-Tonspur.
Schaut auch beim erweiterten Screenshot-Vergleich bei YouTube vorbei und lasst mir gerne ein Like, ein Abo und einen Kommentar da —> KlickMichAlsWäreDeinKlonHinterDirHer
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität BD (Universal Pictures): 60%
Bildqualität BD (Turbine Medien): 65%
Bildqualität UHD: 75%

Tonqualität BD (Universal Pictures / dt. Fassung): 80%

Tonqualität BD/UHD 2D-Soundebene (dt. Fassung): 85%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Quantität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Qualität (dt. Fassung): 75%

Tonqualität BD (Universal Pictures / Originalfassung): 80%

Tonqualität BD/UHD 2D-Soundebene (Originalversion): 85%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Quantität (Originalversion): 70%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Qualität (Originalversion): 75%

Bonusmaterial: 80%
Film: 65%

Anbieter: Turbine Medien / Universal Pictures
Land/Jahr: USA 2022
Regie: Brandon Cronenberg
Darsteller: Alexander Skarsgård, Mia Goth, Alexandra Tóth, Amanda Brugel, Adam Boncz, Alan Katic, Cleopatra Coleman, Jalil Lespert
Tonformate BD (Universal Pictures): dts-HD-Master 5.1: de, en
Tonformate BD/UHD (Turbine Medien): Dolby Atmos (True-HD-Kern): de, en // DTS HD-Master: de, en
Untertitel: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 118
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Disk-Kapazität: BD-66
Real 4K: Nein (4K-DI) (siehe Erklärung im Kapitel Bildqualität UHD)
High Dynamic Range: HDR10, Dolby Vision
Maximale Lichtstärke: 118
FSK: 18 (uncut)

(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots liegt bei Anbieter: Turbine Medien)
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Trailer zu Infinity Pool

Infinity Pool - Trailer HD deutsch / german - Trailer FSK 16


So testet Blu-ray-rezensionen.net

Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
Die technische Expertise ist aber lediglich eine Seite der Medaille. Um stets auf der Basis von aktuellem technischen Wiedergabegerät zu bleiben, wird das Testequipment regelmäßig auf dem aktuellen Stand gehalten – sowohl in puncto Hardware (also der Neuanschaffung von TV-Displays, Playern oder ähnlichem, wenn es der technische Fortschritt verlangt) als auch in puncto Firmware-Updates. Dazu werden die Tests stets im komplett verdunkelbaren, dedizierten Heimkino angefertigt. Den Aufbau des Heimkinos könnt ihr hier nachlesen —> Klick.

Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:

Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild”verbesserern“ zu verfälschen.

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3 Kommentare
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Stefan

Den habe ich letztens nochmal uncut im 4k Stream gesehen – schon ziemlich unbehaglicher Sh*t teilweise dabei. Definitiv ein kontroverses Werk, aber nicht ohne Niveau und Anspruch. Vom Bild her gab es allerdings im Film wenige Szenen, in denen für mich richtig 4k-Gefühl aufkam.

G W

Also, das eine Regierung, um an Devisen zu kommen Ausländern/Touristen einige “Freiheiten” bei ihrem Besuch lässt, halte ich leider für ganz und gar plausibel. Das technische Spitzenleistungen nicht unbedingt mit stetig wachsenden Massenwohlstand zusammenhängen müssen, hat die (Post-)Sowjetzeit in vielen Staaten gezeigt. Solange man also die Sci-Fi Elemente schluckt, ist alles sogar auf deprimierende Weise schlüssig.

Spielt ja auch in einem europäischen Phantasiestaat eines, sich öffnenden, autoritären Systems voller “Teufelsanbetern”, was auch ein netter Verfremdungseffekt darstellt. Hätte man die Handlung in die “Dritte Welt” verlegt, wäre der Eindruck ein anderer gewesen.

Unterhaltungs-/Erlebnisgesellschaft auf die Spitze getrieben, deren Vertreter es letztendlich sogar egal ist, ob das “Original” hingerichtet wird, oder die Kopie. Man amüsiert sich zu Tode, kann aber nach dem Urlaub sofort wieder in der normalen Welt funktionieren, als wär nichts gewesen. Bis zum nächsten Jahr.
Dass James zum Schluss diesen Widerspruch nicht mehr aushält, ja vielleicht daran zu Grunde geht, macht ihn halt doch noch menschlicher als seine Spießgesellen.
Er versagt nicht nur als Autor, sondern auch als Nihilist.