Into the Woods

Blu-ray Review

Into the Woods Blu-ray Review Cover
Walt Disney, seit 25.06.2015

OT: Into the Woods

 


Märchenstunde

Wie schlagen sich einige der aktuell angesagtesten Schauspieler in einem Musical?

Inhalt

Der Bäcker, bzw. seine Frau wünscht sich nichts sehnlicher als ein Kind. Dass das bisher nicht geklappt hat, liegt daran, dass eine Hexe den Fluch der Unfruchtbarkeit über sie gelegt hat. Den könne sie wieder lösen, wenn der Broterzeuger in den Wald ginge, um dort eine Kuh weiß wie Milch, Haar gelb wie Mais, einen blutroten Umhang und einen goldenen Schuh zu beschaffen. Man ahnt es schon, auf wen der Bäcker im Wald trifft – und richtig: Es warten Aschenputtel, Rotkäppchen, der böse Wolf und Rapunzel. Und, oh Wunder, die haben genau das, was der Bäcker im Auftrag der Hexe sucht. Wird er sich der Dinge einfach habhaft machen oder verschwört man sich gegen die böse Zauberin? Bevor das jedoch beschlossene Sache ist, mischen sich auch noch zwei Prinzen ein …

Der musicalerfahrene Rob Marshall (Chicago) verfilmte das Stück von Stephen Sondheim mit illustrer Schauspielerschar und überrascht durch die Besetzung einiger Darsteller, von denen man diese stimmliche Versiertheit gar nicht erwartet hätte. Jeder der Mitwirkenden singt entweder herausragend (James Corden, Emily Blunt oder Anna Kendrick) oder außergewöhnlich (Johnny Depp, Meryl Streep). Und das bei Songs, die für ein Musical überaus anspruchsvoll geraten sind. Mit ungewöhnlichen Versmaßen, schwierigen Tempowechseln und Steigerungen gehört Into the Woods zu den nicht mal eben im Vorbeigehen konsumierbaren Musikfilmen. Inhaltlich werden einige Märchen grimm’scher Herkunft verwurstet, von Aschenputtel und Rapunzel über Rotkäppchen bis hin zu Hans und die Bohnenranke. Als Bindeglied funktioniert die böse Hexe aus Hänsel und Gretel, die irgendwie überall ihre runzligen Finger im Spiel hat. Sie spielt mit den Wünschen ihrer Figuren, sei es die Teilnahme an einem Fest, die Empfängnis eines Babys oder auch das Begehr, dass die Kuh endlich wieder Milch geben soll. Natürlich geht’s auch um Liebe – immerhin spielen zwei leidenschaftliche Prinzen mit, die gerne ihre Angebetete finden/befreien würden. Das ist eine Weile lang ganz nett anzuschauen, zumal die Figuren weitaus emanzipierter sind als in ihren jeweiligen Märchenvorlagen, doch irgendwann erschöpft sich das Ganze etwas. Das liegt vielleicht auch an dem nicht ganz geglückten Spagat zwischen albernem Humor (Der Bäcker) und ambitioniertem Musical.

Dazu kommt, dass Freunde von Johnny Depp wohl enttäuscht sein dürften, wenn dieser bereits fünf Minuten nach seinem Auftauchen schon wieder verschwindet. Into the Woods konzentriert sich am Ende zu deutlich auf seine Optik und den Gesang, eine wirklich substanzielle Geschichte wird dabei vernachlässigt – zumal der Film von der Story her nach 75 Minuten zu Ende sein müsste. Dann jedoch mischen sich die hinzuerdachten Elemente ein, die den Film unnötig in die Länge ziehen. Da bis auf wenige Füllsel die „Dialoge“ und Inhalte ausschließlich über Gesang vermittelt werden, wird’s bisweilen ziemlich anstrengend. Dabei muss man ausdrücklich loben (auch wenn das der verwöhnte deutsche Kinobesucher gerne kritisiert), dass die Lieder im Original belassen wurden. Mal im Ernst: Wer sich wünscht, Into the Woods wäre gesanglich komplett synchronisiert worden, hätte sich im Anschluss über seichte Songs und seltsame Übersetzungen beschwert. Man muss also definitiv eine kleine Affinität zum Genre haben und beispielsweise den Zauberer von Oz mögen, denn optisch ist Into the Woods eine Art Mischung aus eben jenem und modernen Märchenverfilmungen wie Spieglein, Spieglein. Das Düstere im Übrigen ist neben den untertitelten Songs ein Grund dafür, warum die FSK-6-Freigabe ein schlechter Scherz ist. Kein Kind in dem Alter wird dem Film auch nur im Ansatz folgen können, sich deshalb rein an den Bildern orientieren, die bis auf wenige Ausnahmen komplett im grau-dunklen Wald spielen und durchaus gruselig sind.

Bild- und Tonqualität

Dem grundsätzlich düsteren Bild von Into the Woods wurde ein dezentes Korn hinzugefügt. Allerdings erst, nachdem es durch Braun- und Graufilter gejagt wurde. Der Kontrastumfang bleibt im mittleren Bereich, Schwarzwerte und vor allem die Schärfe könnten besser sein. Gewollt oder nicht: Man merkt dem Film an, dass er im Studio in aufwändigen Kulissen gedreht wurde, die unnatürliche Beleuchtung offenbart dies ebenso wie künstlicher Nebel oder die seltsame Zweidimensionalität.
Der deutsche 7.1-dts-HD-High-Resolution-Sound ist wunderbar aufgelöst und lässt ebenso wie sein englisches dts-HD-Master-Pendant die Songs lebhaft im Raum erklingen. Noch etwas mehr Spaß machen aber die zahlreichen direktionalen Effekte wie das Flügelschlagen der Vögel, die Aschenputtel beim Linsen sortieren helfen, oder auch das brutale Eintreten der Hexe in den Bäckerladen. Herausragend dynamisch ist das (im wahrsten Sinne des Wortes) Auftreten der Riesin. Into the Woods leidet allerdings unter einem kleinen Manko: Die abrupten Übergänge zwischen deutscher Sprachsynchronisation und den nicht übersetzten Songs im Originalsound klingt wenig harmonisch. Dass die Stimmen nicht passen, wäre zu verschmerzen, allerdings ist auch die Klangfarbe unterschiedlich, die Synchro klingt etwas dumpf. Da ohnehin 80% des Films im Originalton gehalten und untertitelt sind, kann man auch direkt alles in der englischen Sprache anschauen.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Into the Woods ist über Piktogramme anwählbar, die zwar nicht absolut eindeutig sind, was die Dinge angeht, die sich dahinter verstecken, doch dafür gibt’s ja Reviews wie dieses hier. Zum einen wartet ein zusätzliches Lied von Meryl Streep, das der Schere zum Opfer gefallen war. Dazu kommen ein Audiokommentar und die Möglichkeit, den Film mit eingeblendeten Liedtexten abzuspielen. Hinter dem Kamerasymbol verbergen sich die eigentlichen Hintergrund-Making-ofs. Diese beleuchten diverse Bereich der Produktion Vom Cast bis hin zu den Gesangsnummern. Außerdem bekommen wir Einblicke in das Kostümdesign und die Locations.

Fazit

Into the Woods ist ein fantastischer Mix aus diversen Musicals und den Märchen der Gebrüder Grimm, der über herausragende Songs und eine entfesselt agierende Meryl Streep verfügt. Leider will sich so Recht kein roter Faden entwickeln und man verliert schnell das Interesse an den Figuren.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 60%
Film: 60%

Anbieter:Disney Studios
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Rob Marshall
Darsteller: Emily Blunt, James Corden, Anna Kendrick, Chris Pine, Tracey Ullman, Christine Baranski, Johnny Depp, Meryl Streep
Tonformate: dts HD-Master 7.1: en // dts HD-High-Resolution 7.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 125
Codec: AVC
FSK: 6

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