Ip Man 3

Blu-ray Review

IP Man 3 Blu-ray Review Cover
New KSM, seit 23.05.2016

OT: Yip Man 3

 


Kampf der Schulen

Zum dritten Mal darf der Ip Man zeigen, was sein Wing-Chun kann.

Inhalt

Hongkong 1959: Wing-Chun-Meister Ip Man hält so etwas wie seine schützende Hand über seinen Stadteil und ist deshalb auch alles andere als erfreut, als fernwestliche Gangsterchefs unter Zurhilfenahme der geschmierten Polizei eine Volksschule in Besitz nehmen wollen. Die dahintersteckenden Gründe sind dann auch erst einmal egal, gelingt es Ip Man doch, die Bösewichte zu verjagen. Doch schon in der Nacht kommt eine ganze Horde Wüstlinge, steckt einen Teil der Schule in Brand und verängstigt die Gegend. Unter der Führung eines ehemaligen Schülers von Master Tin geht es für Ip Man bald ums Ganze, denn der schafft es, das richtige Druckmittel gegen den Beschützer der Schule einzusetzen: Ip Mans Sohn. Dem nicht genug, will auch noch ein Kampfkonkurrent dem altehrwürdigen Meister den Titel ablaufen, was auf einen Fight zwischen den Lehrschulen hinausläuft …

Wenn ein fernöstlicher Martial-Arts-Film über 30.000 Zuschauer in die deutschen Kinos lockt, dann hat irgendjemand etwas ziemlich richtig gemacht. Im Falle von Ip Man 3 liegt as vermutlich am guten Ruf der beiden Vorgänger, die als Video-Auswertung einen kultischen Status erreicht und viele Fans haben. Die (fiktive) Geschichte um den echten Kung-Fu-Lehrmeister Burce Lees hatte 2008 mit dem ersten Teil begonnen und wurde 2010 mit Ip Man 2 fortgesetzt. Jeweils (und auch jetzt) in der Hauptrolle: Donnie Yen (Hero). Der hatte nach dem zweiten Teil zwar gesagt, dass er mit der Geschichte jetzt „durch“ sei, fand nun, fünf Jahre später, die Zeit aber wohl doch reif genug, um noch einmal Handkante anzulegen. 33 Mio. Dollar Budget standen zur Verfügung, mit denen man nicht nur Box-Knallkopf Mike Tyson verpflichten konnte, sondern vor allem Yuen Woo-Ping, der als Kampfkunst-Choreograph schon die Matrix-Trilogie sowie Kill Bill 1 & 2 betreute. Herausgekommen ist mit Ip Man 3 ein stilsicherer Martial-Arts-Film, der den Fokus ein wenig mehr auf die persönlichen Dynamiken verschiebt, dem Drama etwas den Vorzug vor der Action gibt. So muss Ip Man irgendwann feststellen, dass er sich viel zu wenig um seine (kranke) Frau und den eigenen Sohn gekümmert hat. Dass wir uns nicht falsch verstehen: Es gibt geradezu sensationelle Kampfchoreografien, von denen schon die erste (Bruce Lees „Vorsprechen“ bei Master Ip Man) wirklich beeindruckend gerät. Mit spektakulären Zeitlupeneinstellungen geht es ein paar filterlosen Zigaretten an den Kragen, nachdem Ip Man zuvor gezeigt hat, wie schnell er ist. Was in Ip Man 3 deutlich besser funktioniert als in manch anderen asiatischen Produktionen, ist der Humor. Wirkt dieser oft albern und fürs westliche Publikum wenig kompatibel, zeigt Donnie Yen, feine Ironie und reagiert gerne mal ein bisschen sarkastisch. Auch ansonsten bleiben die arg infantilen Stellen in der Minderheit. Schauspielerisch geht das Ganze in Ordnung: Donnie Yen in der Hauptrolle ist souverän und xJin Zhang als dessen Herausforderer Cheung Tin-chi bringt frischen Wind in die Geschichte. Lediglich Kent Cheng als Polizist „Fatso“ passt zum dritten Mal nicht in diese Rolle und Mike Tyson hätte man sich vollkommen sparen können – zumal es ein Rätsel ist, warum dessen Szenen teilweise unsynchronisiert blieben. Macht aber nichts, denn man kann sich ja noch mit rasanten Kampfszenen ablenken. Für die von Woo-Ping umgesetzten Choreografien kann man nicht genug des Lobes sein. Wenn Ip Man es mit elf fiesen Schergen in einem unfertigen Schiffsrumpf aufnimmt, dann ist das wirklich klasse und äußerst spekatkulär gefilmt. Vor allem die Zurhilfenahme von herumliegenden oder -stehenden Gegenständen wird immer wieder höchst kreativ umgesetzt. Auch der Fight zwischen unserem Protagonisten und dem Thailänder gerät absolut herausragend – gerade zu Beginn in der Enge des Aufzugs. Und dennoch schafft es Ip Man 3, den finalen Kampf zwischen unserem Titelhelden und seinem Herausforderer zu einem Schlagabtausch heranreifen zu lassen, den man so rasant choreografiert und inszeniert schon lange nicht mehr gesehen hat. Begleitet von einer höchst dynamischen Kamera zeigen die Kontrahenten, bzw. deren Darsteller, dass sie wirklich kämpfen und sich bewegen können – sicherlich eine der beeindruckendsten Fightszenen des asiatischen Kinos der letzten Jahre. Da verzeiht man auch gerne, dass die dramatischen Momente unbeholfen wirken und die Story in höchstem Maße pathetisch daherkommt.

Bild- und Tonqualität

Ip Man 3 hat ein blitzsauberes und fast vollkommen rauschfreies Bild, das mit außerordentlich guter Kontrastierung und für einen asiatischen Film überraschend kräftigen Farben auftrumpft. Die Schärfe und Detaildarstellung ist während ruhiger Einstellung absolut erhaben, vielleicht ein ganz klein wenig überschärft (14’53). Außenszenen sind nicht ganz auf demselben Niveau, haben einen leichten Grün-Blau-Stich. Das ist zwar nicht ganz homogen, wenn man es auf die komplette Laufzeit des Films betrachtet, fällt aber auch nicht allzu schlimm ins Gewicht. Weniger schön sind teilweise Überkonstrastierungen auf hellen Bereichen von Gesichtern sowie das erkennbare Make-up auf Yens Antlitz. Akustisch beginnt Ip Man 3 zunächst wenig gelungen, wenn der Kommentator etwas verhallt und wenig authentisch klingt. Die Dialogverständlichkeit wird im Verlaufe aber besser. Die Action- und Kampfszenen sind zwar laut und krachig vertont, aber nicht immer voluminös oder wuchtig. Das kennt man aber von ähnlichen Filmen – Geräusche werden stets übertrieben und lassen nur bedingt authentisches Feeling aufkommen.

Bonusmaterial

Im Bonusbereich von Ip Man 3 finden sich zwei Making-ofs sowie zwei Interviews. Eines der Making-ofs beschäftigt sich mit der Story, liefert auf 2:28 Minuten allerdings kaum Erbauliches. Das Zweite kümmert sich um die Action, ist aber ähnlich knapp geraten. Mehr als ein kurzer Einblick in die Choreographie der Kampfszenen gibt’s hier nicht zu entdecken. Die Interviews mit Donnie Yen und Mike Tyson liefern da schon etwas mehr Substanz. Gerade Yen zeigt sich als sehr höflicher und kommunikativer Gesprächspartner, der gerne Rede und Antwort steht. Tyson, dessen Lispeln immer stärker zu werden scheint, zeigt eindrücklich, dass der eine oder andere Boxer ein paar Schläge zu viel auf den Schädel bekommen hat – mit Intellekt ist es bei ihm jedenfalls nicht weit her. Das letzlich noch enthaltene Featurette ist eine Art B’Roll, die allerdings durchaus offenbart, dass Yen und Tyson auf Vollkontakt gingen.

Fazit

Ip Man 3 schwankt storytechnisch ein wenig unglücklich zwischen unausgereiftem Drama, überflüssiger West-Bösewicht-Integration und banaler Verteidigung einer Schule. Was er als Kontrast dazu allerdings an Kampfsequenzen auffährt, ist geradezu spektakulär und absolut sehenswert – zumal die Blu-ray mit sehr gutem Bild punkten kann.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 30%
Film: 65%

Anbieter: New KSM
Land/Jahr: Hongkong/China 2015
Regie: Wilson Yip
Darsteller: Donnie Yen, Lynn Hung, Jin Zhang, Mike Tyson, Patrick Tam, Karena Ng
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 105
Codec: AVC
FSK: 16

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