Blu-ray Review
OT: Iron Man 2
Hammerrhoiden
Gong frei zur zweiten Runde des eisernen Mannes.
Inhalt
Tony Stark ist Iron Man – das hat er der Welt offenbart und gleichzeitig verkündet, dass er nun als Ein-Mann-Show für Gerechtigkeit und Ordnung sorgen wird. Während sich Tony in der Rolle gefällt und sich feiern lässt, sehen Presse und Militär das anders. Letzteres will die Technologie des Anzugs für sich wissen, um nicht von Stark alleine abhängig zu sein. Der wiederum will um jeden Preis verhindern, dass sein Anzug in falsche Hände gerät. Gleichzeitig muss er sich damit rumschlagen, dass das Palladium in seiner Brust langsam seinen Blutkreislauf vergiftet und eine alternative Quelle für die Energie seines kleinen Arc-Reaktors nicht in Sicht ist. Stark stellt sich demnach auf sein baldiges Ende ein, ohne auch nur irgendwem davon zu erzählen. Da kommt es ihm auch nicht gerade Recht, dass er bei einem Autorennen von einem gewissen Ivan Vanko angegriffen wird, der seinen eigenen kleinen Reaktor dazu nutzt, gefährliche Energiepeitschen mit Saft zu versorgen. In höchster Not gelingt es Iron Man, den Schurken zu besiegen und festzusetzen. Doch das ist nur von kurzer Dauer. Denn Vanko hat noch ein persönliches Hühnchen mit Stark zu rupfen und geht deshalb nur zu gerne auf die Befreiung durch Waffenproduzent Justin Hammer ein. Der wiederum möchte die Technologie von Stark klauen, um ein gutes Geschäft mit dem Militär zu machen. Kann Tony wenigstens auf die Hilfe seines alten Kumpels Rhodes hoffen? Und wer ist diese bewegliche Natasha, die plötzlich gemeinsam mit Nick Fury auf der Bildfläche erscheint …?
Jon Favreau wieder auf dem Regiestuhl, Robert Downey jr. wieder als Titelheld, Gwyneth Paltrow erneut als Pepper und dazu ein paar verdiente Ergänzungen wie Scarlett Johansson, Mickey Rourke oder Sam Rockwell – was sollte bei Iron Man 2 schon schiefgehen? Der Erfolg jedenfalls (der zweite Teil spielte noch mehr ein als der Vorgänger) gab den Machern recht. Doch inhaltlich muss sich die Fortsetzung leider hinter dem Erstling verstecken. Zu viel auf einmal wollte man integrieren, gleich zwei Schurken aufbauen und dann ließ man das Ganze in einem Showdown verpuffen, der den Namen kaum verdient hat. Besonders auffallend: Das Timing des Humors passte nicht mehr. Wo im ersten Teil der Mix aus überheblichem Tony Stark und dessen charmantem Witz stets zündete, wirkt er in Iron Man 2 manchmal deplatziert. Gleichzeitig musste man auch noch die gesundheitlichen Probleme Starks etablieren und die Auseinandersetzung mit dem US-Militär irgendwie einbinden. Natasha Romanoff fand auch noch ihren Platz und Nick Fury ging es schließlich darum, den Iron Man in sein Team von Superhelden zu holen. Das Ergebnis war ein überfrachteter Film, der viel mehr wollte, als er in der schon nicht knappen Laufzeit von 125 Minuten unterbringen konnte.
Außerdem hat man Sam Rockwell schon in vielen guten Rollen gesehen, die des Waffenproduzenten Justin Hammer gehört nicht dazu. Und Mickey Rourke sieht als Peitschenschwinger Ivan Vanko aka Whiplash gegen den Iron Man vor allem eins aus: Alt!
Interessanterweise sind die Actionszenen, die Iron Man 2 zwischendurch bietet, effektvoller und rasanter als der maue Showdown zwischen Whiplash und Iron Man sowie Rhodes, der seinem Kumpel in einem eigenen Kampfanzug zur Hilfe eilt. Gerade die Beinahe-Zerstörung von Tonys Anwesen hat es durchaus in sich. Die Tricks, so viel muss man dem Film ebenfalls zugestehen, sind außerdem herausragend geworden und lassen die Kinnlade gen Boden klappen. Auch die dramatischen Elemente, die man integrierte, funktionieren. So liefert die Tatsache, dass Stark um sein Leben bangen muss, durchaus erzählerische Dynamik und vertieft die Figuren weiter. Natürlich bekommt das vor allem die Beziehung zwischen ihm und Pepper Pots zu spüren, in der es noch mehr knistert als im Vorgänger schon. Und wenn Stark nach Romanoffs Kampfkunstdemonstration bei Minute 26 zu Pepper sagt: „So eine will ich!“, kann man dem Film fast schon nicht mehr böse sein, dass er an anderer Stelle seine Versäumnisse hat. Denn bei aller Kritik: Ein etwas schwächerer Iron Man ist immer noch besser als 90% aller anderen Comicverfilmungen.
Bild- und Tonqualität Blu-ray
Wie schon der Vorgänger, so wurde auch Iron Man 2 (bis auf wenige Ausnahmen) auf Film gedreht und nutzt bisweilen ein schönes, sehr analoges Grain, welches das Geschehen angenehm filmisch erscheinen lässt. In dunklen Szenen ist das bisweilen sogar etwas weniger auffällig als bei Iron Man. Die Außenaufnahme von Washington D.C. wirkt allerdings ein wenig verwaschen und kontrastschwach, während die sich daran anschließenden Innenraumsequenzen vor Gericht mit einer sehr guten Bilddynamik locken und prächtige Farben liefern. Ab und an gerät die Kamera schon mal aus dem Fokus oder aber die Schauspieler verlassen die Position, die sie hätten halten sollen, um scharf zu bleiben. Geblieben ist die leichte Farbfilterung in Richtung braun und gelb, was die Gesichter gesund und gut durchblutet wirken lässt.
Akustisch lassen sich die beiden dts HD-Masterspuren in 5.1 von Iron Man 2 ein wenig länger bitten als der Vorgänger. Wo Iron Man mit der Explosion des Konvois schon nach drei Minuten aus allen Rohren feuerte, dauert es im zweiten Teil bis zum Autorennen in Monaco, um eine erste Duftnote zu hinterlassen. Zuvor gibt’s ein paar schön räumliche Musiknummern und etwas Zischpeng von Vankos Energiepeitschen. Besagtes Autorennen lässt die Karossen dann effektvoll von vorne nach hinten durch die Speaker jagen (ab 30’50) und auch das Spratzeln der Motoren klingt klasse und erhält während der Aufnahmen von hinten noch brutale Dynamik (ab 30’30).
Wenn Vanko dann seine Plasmapeitschen sprechen lässt und Starks Fahrzeug zerteilt, wird’s für einen Moment richtig gewaltig (32’50/34’30). Und echten Bombast gibt’s natürlich, wenn Stark seinen Anzug wieder trägt, um sich zur Wehr zu setzen. Die Plasmapeitschen von Vanko bieten dazu einen extrem druckvollen Subwoofersound. Dieser wird natürlich auch immer wieder dann extrem gefordert, wenn Stark in seinem Iron-Man-Anzug vom Boden abhebt und durch die Nacht düst. Richtig wuchtig ist dann der Fight zwischen Stark und Rhodes in ihren Anzügen. Das schicke Haus erbebt dabei ebenso wie das Heimkino, wenn sie sich durch die einzelnen Etagen prügeln und ihre Eisenfäuste dabei klirrend aufeinandertreffen. Und ein echtes Beben setzt tatsächlich ein, wenn War Machine auf die Air Base zufliegt (60’48) – selten schepperte es dermaßen im Wohnzimmer/Heimkino. Und wenn es im Showdown zum Kampf gegen die Drohnen kommt, bleibt ohnehin kein Stein auf dem anderen. Was dem deutschen Ton leider attestiert werden muss, sind seine durchweg etwas zu leise eingebetteten Dialoge, die im Vergleich zur Originalfassung spürbar mehr Aufmerksamkeit erfordern, um alles verstehen zu können. Dreht man simpel am Volumenregler, um die Lautstärke grundsätzlich zu erhöhen, werden Effekte irgendwann zu laut. Das ist zwar noch im Rahmen, im direkten Vergleich mit Teil I und III aber eben ein kleines Manko.
Bild- und Tonqualität UHD
Entgegen anders lautender Informationen auf „real-or-fake-4K“-Platfformen wurden lediglich einige Detail-Shots während des Rennens in Monaco mit Canon-5D-Mark-II-Kameras digital aufgenommen. Der komplette Rest wurde mit Arriflex 435 Advanced auf 35mm Film gedreht. Ebenso ist nicht korrekt, dass Iron Man 2 ein natives 4K-DI hat. Wie für den Erstling auch wurde für die Fortsetzung ein 2K-Intermediate angefertigt, das für die UHD auf 4K hochgerechnet wurde. Während der Vorgänger etwas unter wachsartigen Gesichtern litt und das Korn bisweilen etwas zu stark zu Tage trat, besteht dieses Problematik bei der Fortsetzung nicht mehr oder nur ganz bedingt. Ab und an sieht man noch, dass die Unruhen etwas zu deutlich sind (Starks Gesicht 82’00). Davon ab ist der Auflösungsvorsprung trotz „nur“ Hochkonvertierung immer wieder sichtbar (siehe Ausschnittsvergrößerung eines Screenshots weiter unten).
Wie beim ersten Teil, so unterscheidet sich der Ton auch bei Iron Man 2 nicht von der Blu-ray, da es sich um die gleichen dts-HD-Master-Spuren handelt, die auch auf der BD enthalten sind.
Bonusmaterial
Das 82-minütige Making-of von Iron Man 2 ist dieses Mal in vier Teile gesplittet und ergründet die Charaktere des Films noch tiefer, erklärt die optischen Verfeinerungen am Anzug, zeigt die Arbeit an den Actionszenen und Stunts und führt uns letztlich bis in den Schneideraum. Dazu kommen sechs Featurettes über visuelle Effekte oder die neuen Charaktere des Films und acht entfernte/erweiterte Szenen. Last but not least steht ein Audiokommentar vom Regisseur zur Verfügung und AC/DC steuern ihr Video zu Shoot to Thrill bei.
Fazit
Iron Man 2 war zwar weltweit erfolgreicher und ebnete den Weg für den dritten Teil, der immer noch auf Platz zehn der erfolgreichsten Filme aller Zeiten steht, künstlerisch hat er aber ein paar Mankos, die auch beim wiederholten Schauen noch auffallen. Dennoch: Die gut aufgelegten Darsteller und die Figur des Tony Stark aka Iron Man sind kraftvoll genug, um diese Holprigkeiten des Drehbuchs auszubügeln. Die UHD der Fortsetzung hat ein besseres Bild als jene des Vorgängers und überzeugt auch akustisch mit den bekannten dts-HD-Master-Spuren der BD.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität BD: 80% (im Rahmen einer Blu-ray-Bewertung)
Bildqualität UHD: 80% (im Rahmen einer UHD-Bewertung)
Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 90%
Tonqualität BD/UHD (Originalversion): 95%
Bonusmaterial: 80%
Film: 75%
Anbieter: Concorde Home
Land/Jahr: USA 2010
Regie: Jon Favreau
Darsteller: Robert Downey Jr., Gwyneth Paltrow, Mickey Rourke, Don Cheadle, Scarlett Johansson, Sam Rockwell, Samuel L. Jackson
Tonformate BD: dts HD-Master 5.1: de, en
Tonformate UHD: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 122
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Real 4K: Nein (2K Intermediate)
FSK: 12
Erwähnenswert sind leider auch die fest eingestanzten deutschen Untertitel im Bild wenn Russische Dialoge laufen. Das ist störend und unpassend wenn der Film im Original geschaut wird!