Blu-ray Review
OT: Iron Man
Konserven-Superheld
Der erste Film des eisernen Marvel-Helden erblickt das Licht der ultra-hochaufgelösten Welt.
Inhalt
Tony Stark, das darf man ruhig sagen, ist ein Arschloch: Überheblich, arrogant und unwiderstehlich fühlt sich der Waffenproduzent und -händler, dessen Imperium mit der ganzen Welt Geschäfte macht. Überall, wo Krieg ist, ist auch Stark. Das hat ihn zum Milliardär, aber auch zu einem gehassten Menschen gemacht. Während der Demonstration seiner neuen „intelligenten“ Rakete „Jericho“ in Afghanistan wird sein Konvoi Ziel eines Anschlags und Stark wird von der Terrororganisation „Zehn Ringe“ als Geisel genommen. Für die soll er sein Raketensystem nachbauen, muss zunächst aber feststellen, dass ein ebenfalls inhaftierter Afghane ihm einen Elektromagneten in die Brust gepflanzt hat, der verhindern soll, dass eingedrungene Bombensplitter seinem Herz zu nahe kommen. Stark allerdings entwickelt insgeheim einen Schwermetall-Anzug, mit dem er in der Lage ist, aus dem Terrornest zu fliehen und nach Hausse zurückzukehren. Dort angekommen verkündet er der versammelten Presse, dass er Stark Industries umkrempeln wird und nichts mehr mit Vernichtungswaffen zu tun haben will. Stattdessen verfeinert er den Anzug mehr und mehr, entwickelt diesen, bis er durch ihn Superheldenfähigkeiten erlangt. Was Tony nicht ahnt: Sein väterlicher Freund und Geschäftspartner Obadiah Stane hält nichts vom neuen Pazifismus und will Stark dafür notfalls mit dessen eigenem Anzug beseitigen …
Iron Man war 2008 der erste eigens produzierte Film der Marvel Studios, der zugleich auch den Start der erste Film der ersten Phase des Marvel Cinematic Universum (MCU) bedeutete. Und er schlug ein, wie eine Bombe. Mit einem US-Einspiel von 320 Mio. Dollar läutete er den bis heute anhaltenden, gigantischen Erfolg der Marvel-Verfilmungen ein. Was aber auch erklärbar ist, wenn man sich Jon Favreaus Film anschaut. Nicht nur etablierte er mit Iron Man einen der coolsten Helden des Marvel-Kosmos, sondern erzeugt ein absolut perfektes Gleichgewicht aus Action, Drama und Humor. Verdanken kann er das vornehmlich einem Besetzungscoup. Denn wer, wenn nicht Robert Downey jr. hätte diesen Tony Stark spielen können. Retrospektiv betrachtet gehört dessen Charakterisierung des Milliardärs und Wissenschaftlers zu den großartigsten aller bisheriger Comicverfilmungen. Der Schauspieler verkörpert diese unnachahmlich charmante Arroganz, wie es kein anderer könnte.
Obwohl sein Tony Stark ein selbstverliebter Kerl ist, dem ein Psychiater wohl eine leichte Alexithymie attestieren würde, versteht man sogar Pepper Pots (entzückend: Gwyneth Paltrow), dass sie mehr Gefühle für ihn hegt, als es vielleicht gesund wäre. Iron Man beweist, dass es eben nicht nur spektakuläre Action und Bombast-Effekte braucht, um einen unterhaltsamen Film zu produzieren. Vielmehr sind nach wie vor die Figuren wichtig und die Geschichte, die um sie herum erzählt wird. Wenn das funktioniert, ist mehr als die halbe Miete gemacht. Und wenn man das Ganze dann noch geschickt mit Action und vor allem Humor paart, dann entstehen kultige Szenen, wie jene, in der Stark erste Flugversuche in seinem Anzug unternimmt und dabei Fahrzeuge im Wert von mehreren Millionen zerstört. Auch die Kommunikation mit J.A.R.V.I.S., der KI, die in Starks Computer-Netzwerk programmiert ist, sorgt für echte Brüller. Herausragend auch Jeff Bridges als Antagonist Obadiah Stane. Mit stark verändertem Äußeren ist er das, was vielen vergleichbaren Filmen (leider auch dem direkten Nachfolger) fehlt: Ein perfekter Bösewicht.
Bild- und Tonqualität Blu-ray
Der auf 35mm-Filmmaterial gedrehte Iron Man nutzt bisweilen ein deutlich sichtbares Korn, das einen äußerst filmischen Eindruck hinterlässt. Sichtbar ist das vor allem auf uniformen Hintergründen wie dem Himmel, der weißen Wände in Starks Privatjet oder zu Beginn bei der Totalen in der Wüste. Die Schärfe ist meist gut, lässt aber ab und an nach, wie bei der Szene, in der Tony seine Stewardessen tanzen lässt (14’05) – hier wirken Gesichter deutlich weicher. In der Höhle ab Kapitel vier geht der ansonsten gute Kontrastumfang ein wenig in die Knie. Schwarz wirkt dann etwas gräulicher. Allerdings lässt sich das Bild auch fast zehn Jahre nach der damaligen Veröffentlichung noch sehr gut anschauen. Insbesondere die ruhigen Innenraumszenen gefallen durch ihre ausgewogene Kontrastierung. Etwas weniger schön sind die nicht ganz natürlichen Gesichtsfarben der Figuren, die im Hintergrund, bzw. in der zweiten Reihe stehen.
Akustisch war die Blu-ray damals schon eine Bombe. Wenn nach knapp drei Minuten die Explosion den Konvoi zerteilt und von einem Scharmützel mit MG- und Raketensalven begleitet wird, zerreißt es das Heimkino förmlich. Man wird scheinbar tatsächlich Ohrenzeuge einer kriegerischen Auseinandersetzung und ist erstmalig im Film so richtig wachgerüttelt. Weiter geht’s im Takt, wenn sich Stark mit seinem gerade zusammengeschweißten Anzug den Weg aus der Höhle bahnt. Sattes MG-Geballer leitet die Szenen ein, wird von einem tiefbassbrummelnden elektrischen Impuls abgelöst und setzt sich dann mit grandios direktionalen Querschlägern fort, die am Metall des Anzugs in alle Richtungen abprallen. Die Schritte Starks donnern mitten ins Wohnzimmer und seine Fausthiebe sorgen für Magengrummeln – ganz zu Schweigen vom Showdown vor der Höhle, in der mit ganz großem Kaliber geschossen wird. Iron Man hat auch heute noch einen absolut referenzwürdigen dts-HD-Master-Sound, der nichts von seiner Faszination eingebüßt hat.
Bild- und Tonqualität UHD
Die UHD von Iron Man basiert nicht auf einer nativen 4K-Auflösung. Das 35mm-Filmmaterial wurde digitalisiert und es wurde ein 2K-Digital-Intermediate angefertigt. Dieses wurde dann auf die UHD-Auflösung hochskaliert. Das muss nicht immer zwingend ein Problem sein, denn es gibt sehr wohl gute Beispiele für hochtransferiertes 4K-Material. Um die UHD zusätzlich auf den heutigen Stand zu bringen, spendierte man ihr einen erweiterten Farbraum im Rahmen von Rec.2020 und die höhere Bilddynamik HDR (High Dynamic Range). In Sachen Auflösung ist der Unterschied tatsächlich deutlich zu sehen, was allerdings auch daran liegt, dass man noch zusätzlich an den Schärfereglern gedreht hat.
Gerade die anfängliche Totale auf die Wüstenei in Afghanistan verdeutlicht beides. Man sieht scheinbar deutlich mehr feine Details, kann aber an Objektumrandungen auch Überstrahlen erkennen – Zeichen von Überschärfungen. Die vorhandene Körnung wird dadurch auch noch ein wenig deutlicher. Das ist im Grunde erst einmal Geschmacksache, denn manch einer mag solch knackige Bilder. Während der ruhigeren Szenen in gut ausgeleuchteten Innenräumen sorgt der Look für mehr Plastizität. Allerdings hat das auch einen unschönen Nebeneffekt: Bisweilen „schwimmen“ Gesichter und wirken teils sehr wachsartig überkontrastiert (Rhodey bei der Ansprache ab 6’02). Was auf der Blu-ray schon im Ansatz erkennbar ist, aber nicht so stark auffällt, wird hier leider überdeutlich.
Was gar nicht geht, sind die massiven Überkontrastierungen, die helle Oberflächen teilweise brutal überstrahlen lassen und Hauttöne gelbgold übertrieben darstellen. Das sieht durchweg nicht gut und schon gar nicht natürlich aus.
Was die UHD wiederum sehr gut macht, sind die Szenen, in denen sich der rote Anzug zusammensetzt. Hier ist nicht nur das Rot der Oberfläche herausragend, sondern auch der Detailgrad und der Kontrastumfang der Details (76’00).
Akustisch unterscheidet sich die UHD von Iron Man nicht von der Blu-ray – enthalten sind die identisch (guten) dts-HD-Master-Spuren.
Bonusmaterial
Entgegen den meisten anderen Anbietern integriert Concorde Home das komplette Bonusmaterial, das auch die Blu-ray von Iron Man schmückt, auf der UHD. Das bedeutet, es finden sich die acht entfernten Szenen, die Screentest-Aufnahmen mit Robert Downey jr sowie ein Feature über die Visual Effects des Films. Kernstück ist aber das 90-minütige Makig-of „I am Iron Man“, das sehr nahe bei den Vorbereitungen und Dreharbeiten ist und wirklich viel Einblick gibt.
Fazit
Iron Man ist nach wie vor eine der unterhaltsamsten und besten Marvel-Verfilmungen. Top besetzt, flüssig erzählt und mit grandiosem Humor gewürzt, kann der Film auch neun Jahre nach seiner Veröffentlichung noch überzeugen. Die UHD liefert dazu ein kräftigeres Bild mit deutlicher vortretenden Details. Allerdings auch eins, das massiv überstrahlt, verfälschte Farben zeigt und unter drastischer Überschärfung leidet – kein überzeugender Ultra-HD-Auftritt, leider.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität BD: 75% (im Rahmen einer Blu-ray-Bewertung)
Bildqualität UHD: 55% (im Rahmen einer UHD-Bewertung)
Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 90%
Tonqualität BD/UHD (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 80%
Film: 90%
Anbieter: Concorde Home
Land/Jahr: USA 2008
Regie: Jon Favreau
Darsteller: Robert Downey Jr., Gwyneth Paltrow, Jeff Bridges, Terrence Howard, Leslie Bibb, Samuel L. Jackson
Tonformate BD: dts HD-Master 5.1: de, en
Tonformate UHD: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 126
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Real 4K: Nein (2K Intermediate)
FSK: 12
Ist die Mondo Edition nur ein repack oder hat Concorde (jetzt Leonine) auch das US Master?
Sehr unwahrscheinlich, dass Leonine jetzt das andere Master lizensiert hat. Würde ich nicht von ausgehen.
befürchte ich auch. Vielleicht gibts irgendwann mal jemanden, der es kommentiert.
Danke inzwischen TImo und danke für deine Reviews. Bist der Beste 🙂
lg