Iron Sky Director’s Cut Steelbook

Blu-ray Review

Iron Sky Director's Cut Blu-ray Review Cover
Splendid Film/WVG, seit 29.11.2013

OT: Iron Sky

 


Überschrift

Der Director’s Cut von „Iron Sky“ bietet 20 Minuten mehr absurde Mond-Nazi-Action.

Inhalt

James Washington, farbiger US-Schauspieler und Model, wird auf den Mond geschickt, um dort Publicity für die Wiederwahl seiner Präsidentin zu machen. Kaum hat er jedoch einen großen Schritt für diese Promoaktion auf dem Erdtrabanten gemacht, schießen skurrile Typen in Nazi-Uniformen auf ihn. In der Tat haben es sich seit 1945 die übrig gebliebenen Nationalsozialisten auf der dunklen Seite des Mondes gemütlich gemacht und treiben von dort ihre Arbeit an der endgültigen Endlösung für die Eroberung der Welt voran. Als die Streckarm-Gardisten unter der Führung von Wolfgang Kortzfleisch ihren ersten Schock über den Anblick eines Schwarzen verdaut haben, kommt ihnen Washington gerade recht: Sie albinisieren ihn und benutzen ihn als Köder, um, nach einer Reise mit einer Reichsflugscheibe zur Erde, Kontakt zur US-Präsidentin zu bekommen. Die jedoch hat gerade ganz andere Probleme und weiß die strammen Arier für ihre Zwecke zu nutzen …

Timo Vuorensola, der mit seiner Mondnazi-Geschichte schon lange vor der eigentlichen Produktion schwanger ging, bastelte Anfang 2013 noch einmal an seinem Werk und kündigte schon früh einen um 20 Minuten längeren Director’s Cut von Iron Sky an. Zunächst war die Blu-ray-Veröffentlichung für Ende September geplant, verschob sich dann jedoch, weil der Film in der Langfassung auch noch einmal in die Kinos gebracht wurde. Zur Historie der Satire muss vermutlich nicht mehr allzu viel erzählt werden, wurden doch schon im Vorfeld der ersten Kinoauswertung massiv sämtliche sozialen Netzwerke genutzt, um das Werk zum potenziellen Kultfilm zu erklären. Das mag letztlich nicht ganz geklappt haben, da trotz vieler großartiger Ideen auch zähe Elemente die Laufzeit bestimmen, dennoch wächst die Fangemeinde stetig. Gerade zu Beginn funktioniert Iron Sky ja auch ganz prächtig: Brüllkomische Ideen wie die der Mondbasis oder des aufgezeichneten Hüpfkästchenspiels in Hakenkreuzform oder der Streitgespräche zwischen den Soldaten, dass es SCHON WIEDER Sauerkraut in der Kantine gäbe. Dazu ist der finnische Regisseur ein Kenner der Filmhistorie und integriert zahlreiche Querverweise auf Klassiker wie Dr. Seltsam, 2001 oder Der Untergang. Um die Kontroverse noch ein wenig anzuheizen, konnten natürlich nur die Musiker der slowenischen Band Laibach für den Soundtrack sorgen, die selbstredend ständig Bezug auf klischeehafte Klassikstücke Wagners nehmen. Ein wenig schade ist jedoch, dass die Kritik an der US-Politik etwas oberflächig bleibt. Der Ansatz, die US-Präsidentin als durchgeknallte Version von Sarah Palin zu etablieren, ist gut, aber letztlich zu zahm – ebenso wie die Kritik am oberflächlichen Wahlkampsystem der USA.

Unterschied zwischen Kinofassung und Director’s Cut

Ein Grund, warum nun ein Director’s Cut von Iron Sky erscheint, ist die kurzfristige Fertigstellung der damaligen Kinofassung. Erst 48 Stunden vor seiner Premiere auf der Berlinale wurde Vuorensola mit seinem Werk fertig und musste dafür viele Szenen außen vor lassen. Vor allem jene mit Spezialeffekten, die vom Aufwand her noch mehr Zeit bedurften. So finden sich jetzt spür- und sichtbar mehr Raumschiffsequenzen wieder. Auch zu Beginn gibt es längere Sequenzen – so zum Beispiel zwischen Dr. Wagner und Washington. Später, kurz vor der Invasion, darf auch Udo Kier noch einmal in einer Solo-Szene seinen Wahn in die Rolle des Wolfgang Kortzfleisch bringen und Laibach mussten sogar noch einmal ein paar Minuten neuer Musik komponieren. Am Ende setzt die längere Fassung etwas mehr auf die Einführung und Vertiefung der Charaktere, wohingegen die alte Kinofassung mehr aufs Tempo drückt. Lohnenswert ist der Director’s Cut auf alle Fälle schon wegen der ausgedehnteren Raumschlachten.

Bild- und Tonqualität

Die Bildqualität von Iron Sky entspricht jener der bisherigen Fassung: Die entsättigten Farben werden bis auf wenige Ausnahmen im Nebel mit hohem Kontrastumfang wiedergegeben und der Bildeindruck ist generell sehr ruhig. Allerdings sorgt der eingesetzte Weichzeichner/Rauschfilter auch zuweilen für etwas wachsartige Gesichter. In ruckartigen Bewegungen oder Schwenks kann man zudem erkennen, dass der Filter hier aussetzt und Rauschen sichtbar werden lässt.
Akustisch gibt es bei Iron Sky rein gar nichts zu meckern: Die Actionsequenzen werden von zahlreichen direktionalen Effekten unterstützt und gelangen ebenso dynamisch wie räumlich ins Heimkino. Selbst „simple“ Stereoeffekte gelingen hervorragend.

Bonusmaterial

In den Extras tummeln sich bekannte und neue Features. Neben dem Making-of gibt es noch ein 60-minütiges Question und Answer mit dem Regisseur, Bilder von der Premiere in Berlin, sowie die beiden Featurettes „Iron Sky: How it all started“ und „Iron Sky: The Story and the characters“. In jedem dieser Hintergrundclips wird deutlich, mit welcher Leidenschaft und Intention der Regisseur und seine Darsteller ans Werk gingen.

Fazit

Der Director’s Cut von Iron Sky bietet mehr als viele andere „aufgeblasene“ Werke sehenswerte Szenen, macht das im Mittelteil etwas zähe Werk aber nicht schneller. Für Fans des Films dennoch die bessere Wahl – ach ja: Teil 2 ist bereits in Planung!
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 70%
Film: 60%

Anbieter: Splendid Entertainment/WVG Medien
Land/Jahr: Finnland/Deutschland/Australien 2011
Regie: Timo Vuorensola
Darsteller: Julia Dietze, Götz Otto, Udo Kier, Christopher Kirby, Tilo Prückner, Stephanie Paul
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 110
Codec: AVC
FSK: 12

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