Blu-ray Review

OT: Jack Ryan: Shadow Recruit
Agent wider Willen
Jack Ryan, Klappe: Der Vierte
Inhalt
Jack Ryan ist noch ein junger Student in London, als am 11. September 2001 die Twin Towers niederstürzen. 18 Monate später stürtzt er während eines Einsatzes als Soldat in Afghanistan mit dem Helikopter ab. Nur mit Willen und sturem Kopf gelingt ihm die Rehabilitation seiner lädierten Wirbel. Da er ein paar erstaunlich schlüssige theoretische Abhandlungen geschrieben hat, wird CIA-Agent William Harper auf ihn aufmerksam und kommandiert ihn ab. Er soll als Finanzanalyst arbeiten und Konten aufdecken, die von Terroristen genutzt werden. Zehn Jahre danach entdeckt er Unregelmäßigkeiten auf russischen Konten und wird von Harper nach Moskau gerufen. Kaum dort angekommen, entgeht er nur knapp einem Anschlag durch einen Schergen des russischen Oligarchen Cherevin. Der Schreibtischhocker Ryan wird wider Willen in einen Kampf gezogen, der ihn selbst, seine Freundin Cathy und die USA als Ganzes in Gefahr bringt, denn Cherevin will die Welt in eine riesige Weltwirtschaftskrise stürzen …
Chris Pine scheint aktuell auf Reboots abonniert zu sein. Neben dem neuen Captain Kirk ist er nun auch der vierte Jack Ryan und startet unter der Regie von Sir Kenneth Brannagh in Jack Ryan: Shadow Recruit die Agentenserie von vorne. Während dem zum Ritter geschlagenen englischen Regisseur und Schauspieler (hier in der Rolle des Cherevin) ein grundsätzlich altmodischer Spionagefilm gelungen ist, der weniger von seiner Action, denn von seiner Strategie getragen wird, muss man Pine bescheinigen, dass er als süffisant-gewitzt-arroganter Kommandeur der Enterprise eine bessere Figur abgibt, denn als intelligenter Analyst, der plötzlich den dritten Weltkrieg verhindern muss. Zweifelsohne gehört Pine zu den talentiertesten Darstellern seiner Generation, doch letztlich bietet die Rolle des Agenten hier einfach zu wenig Spielraum, ist zu konventionell angelegt. Kevin Costner an seiner Seite macht Sympathiepunkte, wirkt aber irgendwie etwas müde. Da muss dann schon Brannagh höchstpersönlich einspringen, der den Antagonisten ebenso schmallippig wie böse spielt. Außerdem erleben wir Keira Knightley in einer für sie ungewohnten Rolle als Verlobte Ryans. Selten genug, dass sie während der letzten Jahre in Big-Budget-Produktionen zu sehen war, ordnet sie sich hier überraschend stark unter – wenngleich man schon schwächere Frauenrollen erlebt hat.
Bild- und Tonqualität
Während die Detailtiefe in Totalen schon zu Beginn im Falle des Überblicks über die britische Hauptstadt hervorragend ist und man beinahe die Personen im London Eye zu erkennen glaubt, sind Halbtotale bisweilen mit stark eingeschränkter Schärfentiefe versehen. Nahaufnahmen in Jack Ryan: Shadow Recruit wiederum offenbaren jede Pore und Furche in den Gesichtern. Das vor allem in dunkleren Momenten sichtbare Korn passt zum Film, wird hin und wieder aber zu krass (Ryans Gesicht bei 23’35). Der Kontrastumfang ist gut, je nach Schauplatz kommen verschiedene Farbfilter zum Einsatz. Gerade die gelblichen Sequenzen lassen Gesichter ein wenig übergesund erscheinen.
Schon die von Streichern getragene Filmmusik zu Beginn von Jack Ryan: Shadow Recruit erklingt räumlich aus allen Lautsprechern und die Räumlichkeit bleibt auch im weiteren Verlauf des Films erhalten – allerdings, und man kann es nicht oft genug kritisieren, vor allem auf der englischen Originalspur. Exemplarisch sei der Angriff auf den Helikopter zu Beginn genannt (4’40). In dem Moment, in dem die Rakete einschlägt, springt die Dynamik auf der englischen dts-HD-Master-7.1-Tonspur vehement nach oben, es zischt, kracht und donnert, dass man sich auf dem Sofa festhalten muss. Wechselt man auf das deutsche Dolby-Digital-5.1-Pendant, muss man zunächst mal kräftig am Volumenregler drehen, um überhaupt die gleiche Lautstärke zu erhalten. Dies hilft aber immer noch nicht, um das gleiche Erlebnis zu erlangen, denn der Marschflugkörper scheint bei der deutschen Tonspur nicht im Heli einzuschlagen, sondern durch die geöffneten Türen hindurchzufliegen. Hier kracht es nicht, hier zischt es kaum und es fehlen schlicht unfassbar viele Informationen. Wer bis heute noch nie einen Unterschied zwischen einer originalen Tonspur in dts-HD und einer deutschen Fassung in Dolby Digital gehört hat, aber über das notwendige technische Equipment verfügt, der kann im Falle von Jack Ryan – Shadow Recruit exemplarisch austesten, wie krass die akustische Differenz sein kann. Leider bleibt dieser schwache Eindruck der deutschen Tonspur konstant bestehen. Filmmusik liefert kaum Druck, Stimmen fehlt das Volumen und die relevanten Actionszenen klingen im Vergleich zur englischen Spur wie ein Sturm im Wasserglas.
Bonusmaterial
Neben dem Audiokommentar von Brannagh und Produzent Lorenzo di Bonaventura stellt das Bonusmaterial von Jack Ryan – Shadow Recruit noch vier Featurettes sowie entfernte Szenen zur Verfügung. In „Der cleverste Typ im Raum“ erhalten wir einen kurzen Rückblick in die bisherigen Ryan-Filme und erfahren, dass es gute fünf Jahre brauchte, bis ein gutes Drehbuch fertig war – im Übrigen eins, das NICHT auf den Roman von Tom Clancy basiert. „Der Zar des Shadow Recruit“ zeigt „Ryan“-Regisseur Brannagh als einen von allen geschätzten präzisen und hervorragend vorbereiteten Dirigenten. In „Erst denken, dann handeln“ gibt’s ein paar nette Einblicke in die Actionszenen des Films und „Alte Feinde sind zurück“ kümmert sich um die Motive für den Filmkonflikt zwischen den USA und Russland. Hier bemüht man sich um ein halbwegs ausgewogenes Bild, lässt geschätzte Wissenschaftler und Historiker zu Wort kommen und gibt durchaus interessante Informationen preis.
Fazit
Jack Ryan: Shadow Recruit ist ein guter, wenngleich nicht herausragender Spionagethriller, der das Universum des Agenten bereichert, aber nicht neu definiert. Während es Harrison Ford als einzigem gelang, die Rolle des Ryan mit eigenem Leben zu füllen, erleidet Chris Pine das gleiche Schicksal wie Alec Baldwin und Ben Affleck vor ihm: Er verblasst hinter seinen charismatischeren Nebendarstellern und dem präsenteren Bösewicht. Besonders ärgerlich: Die schwache deutsche Dolby-Digital-Tonspur.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 60%
Film: 60%
Anbieter: Paramount Home
Land/Jahr: USA 2013
Regie: Sir Kenneth Brannagh
Darsteller: Chris Pine, Kevin Costner, Sir Kenneth Brannagh, Keira Knightley, Colm Feore
Tonformate: dts HD-Master 7.1: en // DD 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit:
Codec: AVC
FSK: 12