Blu-ray Review


OT: Casino Royale


Sein Name ist Bond
Mit Daniel Craig begann ein neues Zeitalter im Bond-Universum
Inhalt
James Bond ist noch ein junger Agent im Dienste seiner Majestät, als ihn der MI6 nach der erfolgreichen Liquidierung eines Sektionsleiters und dessen Kontaktmannes in den Status eines Doppelnull-Agenten erhebt, betreut ihn seine Vorgesetzte M auch direkt mit einem neuen Fall. Bond soll ergründen, was hinter dem Geldtransfer eines hohen Offiziers aus Uganda an den Terroristen-Bankier “Le Chiffre” steckt. Während James sich auf den Weg macht, die Hintermänner aufzuspüren, treiben ihn seine Recherchen von Madagaskar auf die Bahamas und nach Montenegro. Dort muss Bond sich letztlich in einem Pokerspiel gegen Le Chiffre beweisen und die Finanzen des eiskalten Spielers trocken legen …
Zwischen 1995 und 2002 hatte Pierce Brosnan in einer erstaunlich hohen Frequenz von Bond-Filmen dazu geführt, dass die klassische Figur des britischen Geheimagenten in die Neuzeit des Actionkinos überführt wurde – immerhin lag die (EON)Filmreihe, die seinerzeit von Albert R. Broccoli und Harry Saltzman ins Leben gerufen wurde, zuvor sechs Jahre auf Eis. Mithin die längste Pause, die sich der Geheimagent im Dienste seiner Majestät über die Jahre genommen hatte. Doch auch der durch Remmington Steele bekannt gewordene Brosnan hatte nach vier Episoden trockenen Wodka-Martinis die Nase vom Doppelagenten voll und so ging die Suche nach einem Darsteller erneut los. Zahlreiche Namen wurden genannt (unter anderem Henry Cavill, Sam Worthington oder Rupert Friend), viel wurde spekuliert und am Ende wurde es doch ein ganz anderer. Als man am 14. Oktober 2005 verkündete, dass der bis dato eher unbekannte Daniel Craig die Rolle übernehmen sollte, waren die Reaktionen nicht verhalten, sondern vielmehr grundnegativ. Es gab kaum jemanden, der in dem damals 37-jährigen Darsteller wirklich den nächsten Bond sah. Nicht wenige Kritiker sahen ihn bereits nach einem Film untergehen wie seinerzeit George Lazenby nach Im Geheimdienst ihrer Majestät. Es gab sogar Boykott-Vorhaben des ersten Films, um möglichst bald die Absetzung Craigs zu erwirken. Doch es kam anders – und zwar komplett. Der als zu “blond” und zu “langweilig” abgecancelte Brite zeigte es allen Kritikern. Und mehr als das. Seine direkten Vorgänger hängte Craig in Sachen Schauspielvermögen, Körpereinsatz und Charisma von der ersten Sekunde an ab. Auch, weil er ernster rüber kam, was gut in die Zeit ab den 2000er Jahren passte, in denen das überheblich-versnobte eines Brosnan nicht mehr funktionierte hätte. Die Tatsache, dass man eine Art Reboot inszenierte und Bond an den Anfang seiner Geheimagent-Tätigkeit stellte, bot überdies die Möglichkeit, mehr Ecken und Kanten zu liefern. Craig interpretierte Bond (noch) nicht als überzeugten Doppelagenten mit der Lizenz zum Töten. Dieser 007 hatte durchaus Zweifel an dem, was er tat und bewegte sich in der Folgezeit nicht nur einmal außerhalb seiner Rechte und Pflichten für den MI6. Mit Casino Royale konnte man dann endlich die Story in die EON-Reihe integrieren, für den man lange nicht die Rechte hatte. Zwar gab es bereits zwei Verfilmungen unter dem Titel, doch die eine war ein Fernsehfilm (1956) und die andere eine Parodie (1967). Erstmals konnte man die Story um die Auseinandersetzung mit “Le Chiffre” also so erzählen, wie man es sich immer schon gewünscht hatte. Und das fertige Produkt ist ein wahrhaft furioser Agentenfilm geworden. Angefangen bei der bis heute sensationell anzuschauenden eröffnenden Fußgänger-Verfolgungsjagd im Parcours-Stil über Bonds Diskussionen mit M bis hin zum fesselnden Kartenspiel, das das Finale einläutet. Garniert mit einer SEHR unbequemen Folterszene, in der jeder im Publikum sitzende Mann mehr als einmal die Luft zwischen den Zähnen einzog sowie einer Eva Green, die als charakterstarke Bond-Geliebte den Doppelagenten beinahe auf ewig an sich gebunden hätte, passt hier einfach alles. Auch finanziell lohnte sich der Neustart, denn die Bond-Abenteuer mit Craig in der Hauptrolle brachen einen Einspielrekord nach dem anderen.
Bild- und Tonqualität BD
Casino Royale war anno 2007 eine der ersten echten Referenzdisks für zahlreiche Tests von Hardware-Geräten – ob Beamer oder TVs. Und das nicht zu Unrecht. Denn sogar heute kann das analog gefilmte Material überzeugen. Natürlich muss man mit einem deutlichen Korn leben (übertrieben, weil gewollt stark in der Intro-Sequenz), doch das wirkt hier wunderbar filmisch und authentisch. Die Farbgebung ist fast durchweg warm gehalten, mit vielen Gelb- und Orangetönen. Hervorragend funktioniert auch heute noch die Kontrastierung, die bisweilen sattes Schwarz liefert und mit prägnant-hellen Highlights erscheint. Bis auf vereinzelte, etwas softere Close-ups ist das auch heute noch ein Top-Bild. Das Gleiche gilt für den Ton – und das, wo er immer noch “nur” in komprimiertem dts vorliegt. Aber davon lässt sich das Sounddesign überhaupt nicht beeindrucken. Schon die Dynamiksprünge zu Beginn, wenn Bond die Szene auf der Toilette vor dem geistigen Auge sieht, sind vehement. Die Surroundkulisse während des Parcours durch und über die Baustelle sorgt für grinsende Gesichter und der typische Bond-Score baut eine beständig breite Bühne auf. Explosionen kommen mit Nachdruck. Dies zwar ohne für Erdbeben im Stile aktueller Produktionen wie Godzilla 2 zu sorgen, aber für einen Agentenfilm ist das ein mehr als ordentlicher Tonsektor ohne echte Schwächen. Der englische dts-HD-Master Sound kann das zwar noch die letzte Spur dynamischer, setzt sich aber nicht weltbewegend von der komprimierten hiesigen Fassung ab.
Bild- und Tonqualität UHD
Bei Casino Royale war die Vorlage selbstverständlich noch analog. Vier unterschiedliche Kameras kamen hier zum Einsatz von der Arricam LT über die ST bis hin zur Arriflex 235 und 435. Allerdings wurde für den UHD-Release ganz offensichtlich kein neuer 4K-Scan angefertigt, denn alle verfügbaren Quellen sprechen von einem 2K-DI. Dementsprechend liegt die Vermutung nahe, dass es hier um dieselbe Vorlage handelt, die seinerzeit auch für die Blu-ray genutzt wurde. Abgesehen von dem hochskalierten Material gab man der UHD noch einen im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum sowie die höhere Kontrastdynamik. Letzteres in statischem HDR10 und dynamischem Dolby Vision. Um direkt mal bei Dolby Vision zu bleiben, das hier von Anbieter Fox (ursprünglich eigentlich ja im HDR10+-Lager) ausschließlich als dynamisches HDR angeboten wird, muss man leider sagen, dass man sich das bei Casino Royale auch hätte schenken können. Denn die Differenzierungen fallen doch arg überschaubar aus. In Screenshots sind sie erst gar nicht festzuhalten. Den Vergleich zwischen BD und UHD entscheidet die UHD zwar für sich, doch auch das mit eher knappem Vorsprung. Der Grund liegt darin, dass die grundsätzliche Farbgebung kaum verändert erscheint. Der erweiterte Farbraum tut kaum etwas für den Film und der höhere Kontrastumfang wird hauptsächlich über eine leichte Abdunklung augenscheinlich. Wirklich tolle Spitzlichter gibt es kaum. Glanz in Augen oder der Schein von Laternen ist nicht immens lebhafter. Nur manchmal, in den wirklich perfekt ausgeleuchteten Szenen wirkt die UHD diesen Ticken brillanter, hat das sattere Schwarz und den höheren Kontrastumfang – besonders bei Bonds abendlicher Begegnung mit Solange lässt sich das beobachten (35’35). Der größte Unterschied ist dann im Umgang mit der Körnung zu suchen. Mal abgesehen von der bewusst groben Eingangssequenz zeigt die UHD das feinere Korn. Von Beginn an wird das ersichtlich, wenn man die Oberflächen der Wellblechdächer im zweiten Kapitel während des Tierkampfes besser erkennen kann. Sie wirken gleichmäßiger und ohne Farbrauschen wie bei der Blu-ray. Da die BD seinerzeit lange in vielen Tests als Referenz genommen wurde, ist die grundsätzliche Bildqualität natürlich weiterhin hoch. Man hätte sich allerdings noch etwas mehr Punch im Kontrast gewünscht und nicht nur eine dezente Intensivierung der Farben.
Immerhin ist das Meer etwas türkiser und Hautfarben haben etwas mehr gesunde Bräune.


UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD hat etwas mehr Durchzeichnung und kommt ein bisschen kühl-neutraler rüber.


UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD bringt Mikkelsens Gesicht aber etwas wärmer rüber.


UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Das Meer hat ein stärkeres Türkis und auch der Hintergrund ist etwas satter.


UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD ist etwas lebhafter, hat klarer konturierte Wolken und wirkt aufgrund des feineren Korns ruhiger.


UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Wohl aber von weniger Korn und Farbrauschen, was die Textur gleichmäßiger erscheinen lässt.
Bonusmaterial
Das Bonusmaterial von Casino Royale ist jenes von der 2015er Blu-ray und auch nur auf der beigefügten BD untergebracht. Enthalten ist der Audiokommentar der Filmcrew, inklusive Barbara Broccoli und Michael G. Wilson sowie insgesamt vier entfallene Szenen. Dazu kommen insgesamt sieben Featurettes. Unter anderem eins unter dem Titel “Daniel Crag wird Bond”, das mit knapp einer halben Stunde den Weg der Neubesetzung mit dem Darsteller nachzeichnet.
In “James Bond: For Real” geht dann wiederum näher auf die Stunts ein, von denen natürlich schon die erste Sequenz mit Sebastien Foucan auch heute noch Münder runterklappen lässt. “Tod in Venedig” kümmert sich dann um die Dreharbeiten in der Wasserstadt und mit dem Musikvideo You Know my Name von Chrs Cornell schließt das Extramaterial.
Fazit
Auch heute noch ist Casino Royale ein überaus faszinierender Bond. Craigs Einstand in das Agenten-Franchise überzeugte trotz aller Unkenrufe und trug dazu bei, dass er bei vielen Fans mittlerweile in einem Atemzug mit Sean Connery oder Roger Moore genannt wird.
Die UHD-Veröffentlichung funktioniert als moderate Verbesserung im Bild. Das Korn ist feiner, die Farbkontraste zeigen sich etwas intensiviert und der analoge Look wird plastisch ins Ultra-HD-Zeitalter übertragen.
Schade ist dennoch, dass man hier nicht – zumindest für den O-Ton – eine Atmos-Spur angefertigt hat.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität BD: 90%
Bildqualität UHD (HDR10 & Dolby Vision): 90%
Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 90%
Tonqualität BD/UHD (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 90%
Film: 85%
Anbieter: 20th Century Fox
Land/Jahr: GB/USA/Deutschland/Tschechien 2006
Regie: Martin Campbell
Darsteller: Daniel Craig, Eva Green, Mads Mikkelsen, Jeffrey Wright, Dame Judi Dench, Caterina Murino, Sebastien Foucan
Tonformate BD/UHD: dts 5.1: de // dts-HD-Master 5.1: en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 145
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Disk-Kapazität: BD 66
Real 4K: Nein (2K DI)
High Dynamic Range: HDR10, Dolby Vision
Maximale Lichtstärke: Keine Angabe
FSK: 12
(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots: © 2015 Danjaq, LLC and Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc. TM Danjaq, LLC. All Rights Reserved.)
Erstmal ein großes Lob für Deine Seite hier. Bin auch täglich hier und Du hilfst mir bei meinen Kaufentscheidungen. Folgende Frage: Ich habe von Casino Royale noch die erste Blu-ray mit PCM Ton fürs deutsche. Heißt das, dass die nicht mehr drauf ist auf der neuen Blu-ray bzw. UHD? Das würde mir die Sache leicht machen und die UHD nicht zu kaufen.
Danke fürs Lob 🙂
Auf der 4K-Scheibe von Casino Royale ist keine deutsche PCM-Spur enthalten. Einzig die DTS 5.1 Fassung ist drauf.
Sehr gut. Danke für dein schnelles Feedback.
Beste Grüße
Hallo Timo,
Danke auch für dieses Review.
Diese ist, wie viele deiner Reviews, absolut lesenswert und erleichtert meine Kaufentscheidung.
Bei deinen Fazits vermisse ich jedoch meist eine eindeutige Aussage, ob bei diesem oder jenem Film das 4k Upgrade aus deiner Sicht lohnt oder eben nicht.
Wie bei Casino Royale: ist eine “moderate Verbesserung” im Bild die Neuanschaffung wert?
Wäre toll wenn Du das noch deutlicher und präziser formulieren könntest zukünftig.
Besten Dank und weiter so….
Hallo Jochen.
Besten Dank für dein Feedback und das generelle Lob! Freut mich.
Es ist natürlich auch immer ein wenig subjektive Geschmacksache dabei. Wenn es sich sehr eindeutig darstellt, ist es natürlich einfacher, solch eine Empfehlung auszusprechen. Bei moderaten Verbesserungen/Veränderungen möchte ich ungerne allgemeingültige Aussagen treffen, da es durchaus differierende Vorlieben gibt. Der eine legt sein Augenmerk auf HDR, der andere auf ein bestimmtes Color Grading und der Dritte auf die Auflösung. Ich kann aber gerne im Hinterkopf behalten, dass ich noch etwas deutlicher im Fazit schreibe, welche Aspekte positiv und/oder negativ sind.
Hi Timo,
evtl. ist es leichter zu verstehen wenn die UHD direkt mit Blu-ray in der Bewertung verglichen.
Aktuell bewertest du ja die Blu-ray im Rahmen einer BD Bewertung und die UHD genauso.
Hier in dem Bsp. ist die BD für dich eine 90 und die UHD auch.
Das heisst ja aber nicht, dass die UHD deswegen nur genauso gut/schlecht wie eine BD ist.
Vl. würde es hier Sinn machen die BD zb. mit 70 zu bewerten und die UHD mit 90.
Oder eine Ergänzung a la die UHD ist ca. 20% besser als die BD
lg Rene
Hi Rene.
Danke für dein Feedback.
Dass es dann im reinen Bewertungskasten verständlicher wäre, ist in der Tat so.
Leider ist es aber technisch und objektiv nicht korrekt. Man muss Disks immer innerhalb ihres eigenen Bewertungsrahmens bemessen.
Ansonsten kommst du in die Situation, dass du im Nachhinein alle Blu-rays abwerten müsstest, weil die UHD-Blu-rays (in aller Regel) besser sind. Und um das Chaos perfekt zu machen, müsstest du im Nachhinein auch alle DVDs abwerten. Das hätte dann bspw. auch passieren müssen, als die BD erschien.
Das macht aber ganz objektiv betrachtet keinen Sinn. Zumal es noch immer die Mehrzahl ist, die Blu-rays schaut und gar keine Option auf 4K-UHD-BDs hat. Denen dann zu sagen, dass ihre Blu-ray nur 70% wert ist, obwohl sie im Rahmen von Blu-rays fast das Maximum erreicht, ist nicht kommunizierbar und sorgt für noch mehr Verwirrung.
Deshalb: Die technische Bewertung (und das wird auch weltweit so gehandhabt) passiert innerhalb ihres eigenen Bewertungsrahmens. Die Differenzen zwischen Blu-ray und UHD-Blu-ray (und somit der mögliche Benefit der 4K-Scheibe) werden ja im Fließtext entsprechend genau herausgearbeitet.
Entsprechen die Einzel-UHDs eigentlich den UHDs aus
der “James Bond: Daniel Craig Collection 4K UHD”
oder wurde am Bild/Ton nochmal was geändert?
Die einzelnen Disks entsprechen jenen aus der Box.
Wer diese schon hat, braucht also die Einzeltitel nicht in Erwägung zu ziehen.
Ich habe einige Male etwas über eine “ungeschnittene” Fassung gelesen, die jetzt auch auf der 4K ist, die es wohl bislang nur auf der UK Bluray gab.
Weißt du was dazu?
“Casino Royale” wurde 2012 neu geprüft. Seitdem sind die Blu-rays und auch diese UHD uncut, soweit ich weiß.