Blu-ray Review
OT: Quantum of Solace
Der undankbare zweite Teil
Daniel Craig darf zum zweiten Mal ran.
Inhalt
James Bond hat daran zu knabbern, dass er Vesper Lind nicht aus dem Wasser Venedigs retten konnte. Sein Besuch bei Mr. White fällt dementsprechend ruppig aus. Um den Kontaktmann zur Befragung zu bringen, wirft er ihn kurzerhand in den Kofferraum seines Astons und braust Richtung Siena. Dort wartet M auf ihn. Doch die Befragung wird zur Farce, denn White macht sich nur über sie lustig. Tatsächlich wendet sich plötzlich Ms Leibwächter gegen seine Chefin und Bond. Die unbekannte Geheimorganisation, der auch White angehört, scheint ihre Leute überall zu haben. Durch einen Zufall läuft Bond der zwielichtigen Camille über den Weg. Die hübsche Dame verfolgt zwar eigene Interessen, führt Bond aber (unabsichtlich) auf die Spur von Dominic Greene. Und der scheint ein hohes Tier im Verbrechersyndikat zu sein, das offenbar auf den Namen „Quantum“ hört …
Daniel Craig strafte alle Unkenrufer Lügen. Seine Performance als James Bond ließ in Casino Royale selbst hartnäckige Kritiker verstummen. Kein Wunder also, dass man die Dynamik mitnehmen und nicht mehr ähnlich viel Zeit verstreichen lassen wollte, um eine entsprechende Fortsetzung auf den Weg zu bringen.
Bereis zwei Jahre nach dem Vorgänger durfte Craig deshalb wieder ran.
Und nichts sollte mehr so sein wie vorher. Obwohl Ein Quantum Trost zeitlich nahtlos an Casino anschloss, hat der zweite Bond mit Craig nichts mehr mit allen Vorgängern zu tun. Vorbei die Ausgewogenheit von Action, Drama, Thriller und Liebeleien.
Alles über Bord geworfen, um in einem gerade einmal 106 Minuten langen Film (dem kürzesten Bond aller Zeiten) erzählerische Finesse und emotionale Tiefe gegen hektische Action zu tauschen.
Ja, die Eröffnung ist wirklich fulminant. Doch die Orientierung an ultraschnell geschnittenen und mit Wackelkamera gedrehten US-Actionern tat Bond nicht gut.
Bis heute ist Ein Quantum Trost der Bond-Film mit Craig in der Hauptrolle, der am wenigsten im Gedächtnis bleibt.
Was schade ist, denn eigentlich führt er ja nicht nur die Story aus Casino Royale direkt weiter und bleibt auch nicht die Antworten rund um Vespers Verhalten und Vergangenheit schuldig, sondern liefert eine ganz neue Bedrohung.
Dumm nur, dass deren prominentester Vertreter im Film, Dominic Greene, derart blass bleibt, dass man sich heute kaum noch an ihn erinnert, wenn die ursprüngliche Sichtung des Films 2008 passierte.
Ob es besser gewesen wäre, wenn der ursprünglich geplante Niederländer Thom Hoffman die Rolle übernommen hätte? Mathieu Amalric jedenfalls hat die schurkische Ausstrahlung einer Sumpfdotterblume und ist als Bonds Gegner einfach nicht ernst zu nehmen.
Derweil hapert es dieses Mal sogar an den Bond-Girls. Denn Olga Kurylenko mag eine ausgesprochen gut aussehende Dame sein, schauspielerisch wirkt sie gerade in den rasanten Szenen krass fehlbesetzt. Ob’s an ihrer ursprünglichen Angst lag, Stunts auszuführen?
An Craigs Seite jedenfalls hat man bisweilen fast Mitleid mit ihr.
Was uns zu Bond selbst bringt. Denn dessen Charakterisierung ist das große Plus an Ein Quantum Trost.
Getrieben vom Wunsch nach Vergeltung und innerhalb des eigenen Geheimdiensts um den Zugriff auf Konten und Pässe gebracht, bewegt sich James mehr und mehr zwischen allen Fronten. Am Ende spielt er den MI6 gar aus, um innerhalb seines Vorhabens weiter zu kommen.
Wenn man sich hier wenigstens die Zeit genommen hätte, den Emotionen Bonds auf die Schliche zu kommen, seine innere Zerissenheit noch differenzierter geschildert hätte …
Aber hier liegen dann vielleicht einfach die fehlenden 20 – 30 Minuten im Argen. Mit etwas mehr Zeit und etwas mehr Raum zwischen den zweifelsohne spektakulären Actionszenen wäre Ein Quantum Trost sicher die rundere Sache geworden.
Bild- und Tonqualität BD
Wenn man Casino Royale und Ein Quantum Trost am Stück schaut, merkt man optisch praktisch nicht, dass man den Film gewechselt hat. Der Look des direkten Vorgängers wird praktisch 1:1 weitergeführt, intensiviert aber vor allem eins: Die Schärfe in Close-ups. Was hier an Details auf Craigs Gesicht zu sehen ist, sucht im analog gefilmten Bereich seinesgleichen. Die Körnung wirkt zwar subjektiv etwas stärker als bei Casino, doch auch hier sieht das filmisch und natürlich, nicht störend aus. Die warme Farbgebung kommt auch hier voll zur Geltung und wird in aller Regel mit satten Schwarzwerten ergänzt. Möchte man etwas kritisieren, dann die teils etwas überbräunten Gesichter und etwas zu steilen Kontrastflanken, die schon mal zu leichtem Überstrahlen führen. Außerdem gibt’s ganz dezentes Banding im Vorspann.
Akustisch kommt auch hier nur eine reguläre dts-Spur zum Einsatz, die aber in Sachen Feinzeichnung, Dynamik und Surroundaktivität den ohnehin schon sehr guten Vorgänger noch mal toppt. Innerhalb ihrer komprimierten Kodierung gibt es nur wenig gleichwertige Tonspuren bei anderen Filmen. Angefangen bei den hervorragend verständlichen Dialogen über die lebhafte Geräuschkulisse rund um das anfängliche Reitturnier bis hin zu den vehementen und kreischenden Motor-/Abgasanlagen-Geräuschen des Aston Martin zu Beginn. Die Kugeln der Maschinenpistolen schlagen schön quer und wenn Blech spontan kaltverformt wird, kommt das auch angemessen druckvoll rüber. Einziges Manko hier: Während der heftigeren Actionszenen geht der Score schon mal ein wenig in die Knie – hier merkt mann dann vielleicht doch ein kleines bisschen die stärkere Komprimierung, die nicht mehr diese massive Vielzahl an Signalen gleichermaßen hochwertig durchschleust.
Bild- und Tonqualität UHD
Wie Casino Royale auch, wurde Ein Quantum Trost praktisch komplett analog gefilmt. Ein paar wenige Shots entstanden digital. Im analogen Bereich kamen die gleichen Kameras zum Einsatz wie beim Vorgänger, was im Verbund mit dem teils gleichen verwendeten Filmmaterial den sehr ähnlichen Look erklärt. Ausgehend von dem analogen Original wurde für die UHD allerdings kein neuer Scan vorgenommen, sondern auf dem bekannten 2K-DI aufgebaut, das für die BD bereits verwendet wurde.
Wie bei allen Filmen der Box wurde ein im Rahmen von Rec.2020 erweiterter Farbraum sowie die höhere Kontrastdynamik nach HDR10 und Dolby Vision integriert.
Um es auch hier vorweg zu nehmen: Dolby Vision bietet keinerlei echten Mehrwert. Ähnlich wie bei HDR10+ des Anbieters bei früheren Veröffentlichungen wirkt es, als wäre Dolby Vision nur als Marketing-Gag auf der UHD gelandet. Denn man weiß ja, dass es Disks gibt, bei denen Dolby Vision für deutliche Unterschiede sorgte – hier sind es maximal Nuancen.
Leider fällt bei der UHD von Ein Quantum Trost außerdem wesentlich stärker ins Gewicht, was bei Casino Royale noch als Positivum herausgestellt werden konnte. Denn wo im Vorgänger das Korn feiner und das Bild deshalb weniger (Farb)Rauschen enthielt, ist für den Nachfolger möglicherweise doch ein Rauschfilter eingesetzt worden. Die Körnung ist vor allem auf Gesichtern fast vollständig getilgt, was zwar zu einem cleaneren, aber subjektiv deutlich weicheren Look führte. Digitalfans mag das freuen, Anhänger eines authentischen Filmlooks ärgern sich über zu softe Oberflächen. Die UHD wirkt deshalb durchweg weniger krisp als die Blu-ray, wenngleich auch hier das Farbrauschen auf Oberflächen geringer ausfällt. Die bei der Blu-ray aber teilweise exorbitant scharfen Close-ups sind über die UHD nicht mehr so beeindruckend – auch wenn die reine Detailauflösung bei genauem Hinsehen kaum zu unterscheiden (aber eben auch nicht besser) ist.
Zudem wirken Kontraste etwas flacher. Das führt zwar zu einer Reduktion der überstrahlenden Flächen der Blu-ray, aber leider auch zu einem etwas weniger dynamischen Bild. Während Hauttöne etwas wärmer und gleichmäßiger erscheinen, fehlt dieser Wow-Effekt, den HDR eigentlich liefern kann und sollte. Das ist zwar insgesamt kein schlechtes Bild, aber eben nicht im Sinne der analogen Vorlage und deshalb streng genommen schwächer als jenes der Blu-ray.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Auch bei genauerem Hinsehen ist die UHD deutlich softer geraten.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Hier zeichnet die UHD besser durch – bspw. in den Wolken oder auf dem Rumpf des Flugzeugs.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Der Vorsprung der UHD ist aber nicht sonderlich groß.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … dunkelt die UHD zwar ab, wirkt aber flacher und weniger dynamisch.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die etwas dunklere Schrift lässt sie vielleicht etwas plastischer erscheinen, echte Auflösungsunterschiede sind aber nicht erkennbar.
Bonusmaterial
Das Bonusmaterial von Ein Quantum Trost fällt weit weniger üppig aus als beim Vorgänger. Neben dem unvermeidlichen Musikvideo zu Another Way to Die finden sich insgesamt sieben Featurettes, die allerdings im Falle von „Beginn der Dreharbeiten“, „Am Set“, „Olga Kurylenko und die Bootjagd-Sequenz“, „Regisseur Marc Forster“ und „Die Musik“ mit jeweils nur 2-3 Minuten sehr dürftig ausfallen. „Die Filmcrew“ läuft immerhin gut 45 Minuten, besteht aber aus über 30 Webisodes, die aneinander gereiht doch sehr hektisch wirken. Einzig „Bond am Set“ bietet mit gut 24 Minuten einige aufschlussreiche über die Dreharbeiten, die Sets und die Locations. Ein Audiokommentar fehlt komplett.
Fazit
Mehr Action, mehr Kaputtmachen, die größte Explosion der Filmgeschichte und Olga Kurylenko – viel mehr bleibt vom schnellsten/hektischsten und fahrigsten Teil der Craig-Bonds am Ende nicht übrig. In Marc Foster fand man zwar einen guten Actionregisseur, doch auch der konnte aus dem schwachen Drehbuch und der noch schwächeren Besetzung des Bösewichts leider auch nichts rausholen.
Die UHD bietet überdies das gegenüber der Blu-ray objektiv betrachtet schwächere Bild. Subjektiv wird’s Leute geben, denen der glattgebügelte Look besser gefällt.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität BD: 95%
Bildqualität UHD (HDR10 & Dolby Vision): 85%
Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 95%
Tonqualität BD/UHD (Originalversion): 95%
Bonusmaterial: 40%
Film: 75%
Anbieter: 20th Century Fox Home Entertainment
Land/Jahr: GB/USA 2008
Regie: Marc Forster
Darsteller: Daniel Craig, Jeffrey Wright, Dame Judi Dench, Olga Kurylenko, Mathieu Amalric, Gemma Arterton, David Harbour
Tonformate BD/UHD: dts 5.1: de // dts-HD-Master 5.1: en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 106
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Disk-Kapazität: BD 66
Real 4K: Nein (2K DI)
High Dynamic Range: HDR10, Dolby Vision
Maximale Lichtstärke: Keine Angabe
FSK: 12
(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots: © 2015 Danjaq, LLC and Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc. TM Danjaq, LLC. All Rights Reserved.)
Die Blu-ray ist die gleiche Disc wie bisher auch, oder? Also statt des zu teuren 4K Steels könnte ich das bisherige (auch zu teure) Blu-ray Steelbook mit dem Motiv aus dem Vorspann kaufen, weils ohnehin der gleiche BD-Transfer ist, und die 4K Version keinen sooo besonderen zusätzlichen Anreiz bietet?
Korrekt. Die BD ist die gleiche Scheibe wie bisher auch.