James Bond: Spectre 4K UHD

Blu-ray Review

20th Century Fox Home Entertainment, 19.03.2020
20th Century Fox Home Entertainment, 19.03.2020

OT: Spectre

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Special Executive for Counterintelligence, Terrorism, Revenge and Extortion

Im vierten Craig-Bond trifft der Geheimagent auf seinen ärgsten Widersacher.

Inhalt

M ist zwar tot, aber das bedeutet nicht, dass sie nicht aus dem Jenseits heraus noch wirken kann. In einer Botschaft, die Bond einen Tag nach ihrem Versterben von ihr erhält, fordert sie ihn auf, einen Mann namens Sciarra zu finden. Nach dessen erzwungenem Tod solle Bond außerdem auf dessen Beerdigung gehen.
Derweil bricht in der Heimat das Chaos aus. Der MI6 soll mit dem MI5 zusammengefasst, das klassische Doppelnull-Agenten-System zu den Akten gelegt werden.
C, der Chef der dann als Joint Intelligent Services benannten übergeordneten Organisation, setzt vielmehr auf die totale Überwachung durch Kamera- und Computer-Intelligenz. Der neue M legt sich deshalb mit C an, suspendiert jedoch gleichzeitig gezwungenermaßen Bond. Doch James macht nicht zum ersten Mal die Erfahrung, ohne die Unterstützung des MI6 zu arbeiten. Und so macht er sich daran, das Geheimnis um Sciarra zu entschlüsseln. Ein Vorhaben, das ihn mit Figuren aus seiner eigenen, weit zurück liegenden Vergangenheit konfrontieren wird …

Sam Mendes hatte es geschafft: Den kontrovers bis schlecht aufgenommenen Quantum Trost von Marc Forster hatte Mendes mit dem atmosphärisch dichten und höchst spannenden Skyfall wieder vergessen gemacht – und damit parallel den erfolgreichsten Bond-Film aller Zeiten inszeniert.
Umso erstaunlicher, dass es nach diesem immer mal wieder gerüchtehalber hieß, dass Craig genug vom Agentendasein hätte. Doch Gerüchte blieben Gerüchte. Denn 2015 war es dann wieder soweit. Mit Spectre stand der vierte Bond mit dem Darsteller in der Hauptrolle in den Startlöchern – zum zweiten Mal inszeniert von Sam Mendes. Und aufgrund des gigantischen Erfolgs des Vorgängers standen dieses Mal fast 250 Mio. Dollar Budget zur Verfügung.
Dass der bis dato letzte Auftritt künstlerisch allerdings wieder einen Schritt zurück ging, lag dieses Mal aber weder an zu hastiger Action oder einem blassem Gegenspieler, sondern am kruden Drehbuch. Das Skript versucht eine Brücke zwischen aktueller Angst vor totaler Überwachung hinüber zu den klassischen Elementen und Figuren der Bond-Frühwerke zu schlagen, während er gleichzeitig auch noch die losen Handlungsfäden aus allen drei vorangegangenen Filmen zu einem Ganzen verknüpft. Quantum war demnach nur eine untergeordnete Division von Spectre und Spectre dafür DIE ultimativ böse Vereinigung, für die praktische alle Gegner gearbeitet haben (und noch arbeiten), mit denen Craigs Bond es in den vorangegangenen Filmen zu tun bekam.
Zwar bekommt Spectre ein bisschen Antrieb durch die Suspendierung Bonds auf Geheiß des neuen M. Doch die Tatsache, dass er sich praktisch vogelfrei und auf eigene Faust (bzw. auf einen Post Mortem erhaltenen „Befehl“ der früheren M) durch den Film bewegt, reißt nicht heraus, was das Drehbuch für Haken schlägt.

Als Oberhauser dann auch noch offenbart, in welcher Verbindung er und Bond stehen, wird es grenzwertig albern. Schade um Christoph Waltz, der einen schön durchtriebenen Ober-Bösewicht gibt. Hier muss auch wirklich deutlich Kritik geübt werden. Denn wenn man schon einen Waltz in der Rolle des Oberschurken besetzen kann, warum schöpft man dessen Möglichkeiten zum diabolisch-durchtriebenen Spiel nicht aus?
Inszenatorisch muss man an Mendes ebenfalls ein wenig Kritik üben. Waren Bond-Abenteuer zwar immer auch durchsetzt von Schauplatz-Wechseln, haftet Spectre etwas unschlüssig Zerfahrenes an. Die einzelnen Story-Bereiche wirken fast etwas episodenhaft und fragmentarisch.
Da ist es dann an den Actionszenen, dieses Manko etwas zu überspielen. Hier immerhin punktet der 24. Bond. Schon die Eröffnungssequenz in Mexiko-Stadt ist fesselnd und ein visueller Genuss sondergleichen. Extrem fließend und super smart gefilmt begleiten wir Bond über eine minutenlange Plansequenz, die man in der Form zuletzt in Children of Men gesehen hat. Kein Wunder, dass sich Mendes für seinen nächsten Film, 1917, gleich eine komplett in Echtzeit inszenierte (Kriegs)Geschichte zur Brust nahm.
Nachdem Spectre dann von der Kritik eher geteilt aufgenommen wurde, war nicht ganz überraschend, dass Craig sich im Anschluss an seinen vierten Einsatz als Geheimagent mehr als abfällig über die Rolle äußerte. Auf die Frage, ob er noch mal in die Rolle schlüpfen würde, sagte, dass er „aktuell lieber dieses Glas zerbrechen und sich damit seine Handgelenke aufschneiden würde …“
Noch „schöner“ seine Antwort, ob er sich dafür interessiere, wer nach ihm die Rolle spielen würde, die er mit einem herzhaften: „Look, I don’t give a fuck“ (ebd.) konterte.
Offenbar schien aber das finanzielle Angebot großzügig gewesen zu sein. Denn bevor der nächste Bond möglicherweise eine Frau oder gar (Frevel!) ein dunkelhäutiger Schauspieler sein wird, sehen wir Craig ab April 2020 (Starttermin aufgrund des Corona-Virus in den November verschoben) in Keine Zeit zu Sterben ein allerletztes Mal wieder.

Bild- und Tonqualität BD

Spectre hat von allen vier bisherigen Blu-ray das mit Abstand schwächste Bild – und das liegt sicherlich nicht am Mix aus analogen und digitalen Kameras. Vielmehr bevorzugte man für den vierten Craig-Bond offensichtlich eine eher schmuddelige Atmosphäre. Ob es die trüb-graue Totale von London nach 28 Minuten ist oder das kontrastschwache Braun im ersten Treffen mit Q ein Kapitel zuvor. Auch die völlig flach und konturlos wirkenden Farbkontraste während der Eröffnungssequenz sind alles andere als schön – vor allem, weil hier eigentlich so viele bunte Farben im Spiel sind. Alles wirkt irgendwie fad und weist natürlich aufgrund der analogen Herkunft wieder eine deutlichere Körnung auf. Noch schwächer als die Totale auf London nach 28 Minuten fällt übrigens der erneute Anflug auf die Hauptstadt Englands nach 60 Minuten aus – hier lässt sich vor zu hellem Bild fast keine Differenzierung in den Details mehr ablesen (60’21). Auch in dunkleren Innenraumszenen ist der Kontrast bisweilen derart fad, dass man sich auf der Stelle das Bild von Skyfall zurückwünscht (79’18). Außerdem ist tiefes und sattes Schwarz auch nicht das Ding der BD (101’45).
Ganz anders der Ton. Denn, jep, der macht Spaß!
Schon die Eröffnungssequenz legt mit fetten Subwoofer-Sweeps los, wenn die folkloristischen Instrumente die Festivitäten zum Tag der Toten begleiten. Die reguläre dts-Spur der deutschen Fassung macht das annähernd ebenso gut wie die hoch aufgelöste englische HD-MA-Spur, die vielleicht den unteren Frequenzbereich noch ein bisschen mehr kitzelt.
Dennoch  muss man sich über die komprimierte Synchro nicht beschweren, denn sie bleibt auf dem gleich hohen Niveau wie jene der drei vorherigen Filme. Spätestens wenn nach sechs Minuten die erste Explosion das Heimkino erschüttert und daraufhin die Fassade auf Bond fällt, gibt’s kein Halten mehr. Der Wechsel zwischen großartigen Surroundeffekten während des Kampfes im Hubschrauber und den kurz davor wieder fein und differenziert klingenden Instrumenten macht Freude und zeigt, wie dynamisch auch komprimierte Tonspuren sein können. Während der Actionszenen wird dieses Niveau beständig gehalten – egal, ob Autoverfolgung durch Rom oder die Flugzeughatz durch den Schnee. Gegenüber Skyfall fehlt vielleicht der allerletzte Punch, doch wenn Oberhausers Anlage in die Luft fliegt, bekommt der Tiefton durchaus satt zu tun.

Bild- und Tonqualität UHD

Spectre wurde mit nicht weniger als sieben Kameras aufgezeichnet. Vier davon waren analog und übernahmen (im Gegensatz zum direkten Vorgänger) wieder die Hauptarbeit. Die drei vorhandenen Digitalkameras lieferten eine Auflösung von 3.4K bis 6.5K (ARRI Alexa 65), was gemeinsam mit dem in 4K gescannten analogen Material über ein 4K Digital Intermediate auf die Disk gelangte. Wir haben es also mit einer praktisch nativen 4K-Scheibe zu tun. Überdies gab es wie bei allen anderen Teilen HDR10 und Dolby Vision sowie einen im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum.
In der Praxis schlägt sich das Bild der UHD des bisher letzten Craig-Bonds tatsächlich im Vergleich zur Blu-ray am besten. Oder andersherum: Es liefert gegenüber der schwachen BD den größten Mehrwert. Zwar kann auch die Ultra-HD nicht zaubern, was vom Look her offensichtlich bewusst so gewählt wurde, aber sie liefert durchweg mehr Kontrast in den trübsten Szenen der Blu-ray. Sie bietet wieder Zeichnung, wo die BD überstrahlte und kann sogar etwas mehr Schwarz(wert) in die kontrastschwachen Momente während Bonds Ausgeliefertheit in Oberhausers Bunker zaubern. Auch die nächtliche Totale nach 124 Minuten bietet knackigere und klarer abgegrenzte Lichter, die hier auch deutlich mehr strahlen als über die Blu-ray. Ganz nebenbei ist der Himmel oben drüber etwas schwärzer und vor allem frei von Körnung.
Praktisch jede der etwas heller ausgeleuchteten Szenen profitiert sichtbar von der UHD – und das setzt sich bei der Auflösung fort. Im Gegensatz zu Quantum Trost wirken Gesichter hier nicht zu soft, die grundsätzliche Körnung des analogen Filmmaterials ist nur feiner und weniger auffällig. Das sieht man sowohl auf Oberflächen als auch bei Close-ups. Dazu ist die Detailauflösung sichtbar besser und frei von (Farb)Rauschen und Randartefakten. Die etwas kräftigeren Farben fallen vor allem bei den Explosionen auf, die kräftiger leuchten und mehr Orange-Anteile haben. Hier zeigt sich dann auch der „deutlichste“ Unterschied zwischen Dolby Vision und HDR10 von allen vier Disks. Ansonsten ist das dynamische Kontraststeigerungs-Format auch hier eher bedeutungslos.

Blu-ray (60’21): (Slider ganz nach rechts): Die Vogelperspektiven auf London sind trüb und ziemlich kraftlos. Die BD präsentiert sie auch noch zu hell.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD bringt hier wenigstens etwas Kontrast ins Spiel und holt das Bestmögliche aus den kontrastarmen Shots.

Blu-ray (13’05): (Slider ganz nach rechts): Eine der am deutlichsten unterschiedlichen Aufnahmen von „Spectre“. Die Blu-ray hat nur wenig Punch in den Explosionen.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD holt hier deutlich mehr aus den orangegelben Feuerbällen und bietet auch wesentlich mehr Differenzierung innerhalb der Farben.

UHD HDR10 (13’05): (Slider ganz nach rechts): Das gleiche Bild noch einmal zum Vergleich mit Dolby Vision.

UHD Dolby Vision (Slider ganz nach links): Hier zeigt DV ausnahmsweise mal eine sichtbare Differenz und wirkt noch dynamischer. Ansonsten bleibt die zweite HDR-Option auch bei „Spectre“ unspektakulär.

Blu-ray (69’44): (Slider ganz nach rechts): Wo Himmel und Sand/Kies im Vordergrund über die BD kaum Zeichnung haben.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … stellt die UHD hier eine gewisse Dynamik ein. Sowohl Himmel als auch der Wüstenboden im Vordergrund kommen sichtbar eindrucksvoller und detaillierter rüber.

Blu-ray (18’59): (Slider ganz nach rechts): Das gleiche Bild hier. Die Blu-ray bleibt matt(er) und mit weniger Zeichnung.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD machte eine Differenzierung des Pflasters besser erlebbar, weil die höhere Auflösung in Kombination mit dem besseren Kontrast die Strukturen feiner und klarer hervorhebt.

Blu-ray (50’52): (Slider ganz nach rechts): Betrachten wir mal Details aus der Nähe, so kann die Blu-ray mit ihrem deutlicherem Rauschen und den wenig schön definierten (Farb)Übergängen nicht überzeugen.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD von „Spectre“ liefert in Sachen Auflösung von allen vier Filmen die deutlichsten Unterschiede ins Positive. Konturen sind klar abgegrenzt, Schriften besser lesbar.

Zur Veranschaulichung das Bild in der Komplett-Darstellung
Wie bei allen Bond-Titeln mit Daniel Craig: Es bleibt bei dts fürs Deutsche und dts-HD-Master fürs Englische.

Bonusmaterial

Gegenüber Skyfall fällt das Bonusmaterial von Spectre ziemlich dürftig aus. Einzig das Featurette „Der spektakuläre Filmanfang“ bietet so etwas wie ein Making-of. In knapp 20 Minuten wird vornehmlich gezeigt, wie man die spektakuläre Eingangssequenz in Mexiko-Stadt inszenierte – inklusive der Kostüme und der Choreografie der Actionmomente. Die Kurzdokumentationen gliedern sich in sechs Teile auf und laufen nur rund neun Minuten. Hinzu kommt noch eine Bildergalerie.

Fazit

Spectre hätte das Zeug gehabt, die Tetralogie mit Daniel Craig als Bond-Darsteller zu einem befriedigenden Abschluss zu bringen. Leider ist die Story bisweilen so zerpflückt und überambitioniert, dass Vieles gewollt wirkt. Die Actionszenen wissen allerdings nach wie vor zu gefallen und trotz des vorher angekündigten Unwillens, noch einmal als Agent aufzutreten, macht Craig seine Sache überzeugend.
Die UHD liefert von allen vier bisherigen Craig-Bonds die deutlichste Verbesserung gegenüber einer (zugegebenermaßen) sehr schwachen Blu-ray. Hier lohnt sich das Upgrade auf jeden Fall!
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität BD: 70%
Bildqualität UHD: 80%

Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 90%
Tonqualität BD/UHD (Originalversion): 90%

Bonusmaterial: 50%
Film: 70%

Anbieter: 20th Century Fox Home Entertainment
Land/Jahr: USA/Großbritannien 2015
Regie: Sam Mendes
Darsteller: Daniel Craig, Ralph Fiennes, Naomie Harris, Ben Whishaw, Christoph Waltz, Monica Bellucci, Léa Seydoux, Dave Bautista
Tonformate BD/UHD: dts 5.1: de // dts-HD-Master 7.1 : en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 148
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Disk-Kapazität: BD 66
Real 4K: Ja (4K DI)
High Dynamic Range: HDR10, Dolby Vision
Maximale Lichtstärke: Keine Angabe
FSK: 12

(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots: © 2015 Danjaq, LLC and Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc. TM Danjaq, LLC. All Rights Reserved.)

Trailer zu Spectre

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Kisi

Moin habe jetzt alle $ Rezensionen gelesen und habe beschlossen meine Blu Disk nicht Upzugraden. Das bischen mehr Bild rechtfertigt keinen Neukauf. Eigentlich schade gerade diese Filme machen alle so viel Spaß.