Jamie Marks is Dead – Der Tod ist erst der Anfang

Blu-ray Review

Jamie Marks is Dead - Der Tod ist erst der Anfang Blu-ray Review Cover
Donau Film/AL!VE AG, seit 20.11.2015

OT: Jamie Marks is Dead

 


Mord, Trauer, Schmetterling, Kaulquappe, Eis am Stiel, Sonnenblume … Liebe!

Ein ganz ungewöhnlicher Film, der hier das Licht der Welt erblickt.

Inhalt

Der 15-jährige Jamie Marks gehörte keiner Gruppe an, war an der Schule nicht integriert und wurde als Nerd gehänselt. Nun ist Jamie tot. Halbnackt und kreidebleich fand die Schülerin Gracie in an einem Fluss. Während der Großteil der Mitschüler auch nach dem Tod noch Witze über ihn macht, fühlt sich Adam mulmig und mitschuldig. Auch Gracie würde gerne im Nachhinein die Dinge anders gemacht haben und wünschte sich, man hätte  Jamie geliebt. Als beide praktisch zeitgleich den Toten kreidebleich auf der Straße zu sehen glauben, reagiert Adam neugierig, während Gracie von dem Anblick eher verängstigt wird. Fortan taucht Jamie immer wieder bei Adam auf und scheint so etwas wie eine interdimensionale Freundschaft aufbauen zu wollen. Als Jamie nicht der einzige Tote bleibt, der Adam erscheint, wird die Sache dann allerdings doch ein wenig unheimlich …

Das Amerika in Carter Smiths Jamie Marks is Dead – Der Tod ist erst der Anfang ist nicht das übliche strahlend helle und oberflächlich freundliche, das man sonst gerne in Filmen darstellt und sieht. Nein, hier geht es deprimierend, trist und düster zu. Smith beginnt mit einem Bild, das an die Eröffnung von Twin Peaks erinnert und orientiert sich im Anschluss eher an die Optik eines Fargo, den er inhaltlich mit Donnie Darko kreuzte. Denn in Jamie Marks is Dead werden Jugendthemen wie Einsamkeit, sexuelle Entwicklung, Außenseitertum und Verlustangst thematisiert. Gestützt auf die herausragend starken Akteure Cameron Monaghan (Shameless) und Morgan Saylor (Homeland) sowie eine Liv Tyler, die vollkommen ungeschminkt agiert und für die größte Überraschung sorgt, ist der Mix aus Drama, Horror und Thriller eher etwas für die feinsinnigen Filmschauer, denn für jene, die auf spektakuläre Effekte hoffen. Jamie Marks is Dead fokussiert sich auf die Gefühle und Befindlichkeiten zweier (bzw. dreier) Teenager, die ihren Platz im Leben nicht fanden oder noch nicht gefunden haben. Dabei spielen auch homoerotische Aspekte eine Rolle, was für Monaghan, der schon in Shameless für seine Rolle gleichgeschlechtliche Liebe verkörperte ohne in klischeehafte Fettnäpfe zu treten, gewohntes Terrain ist. Der junge Darsteller ist dann auch nicht dafür verantwortlich, dass Jamie Marks sich lange, lange Zeit nimmt, um seine Geschichte zu erzählen. Das ist atmosphärisch zwar immer gelungen und dicht, aber eben auch sehr langsam. Wenn dann nach knapp 75 Minuten die Horrorelemente zunehmen und eine furiose Madisen Beaty als Frances für Angst und Panik in Adams Augen sorgt, dann wirkt das wie eine Eruption in einem ansonsten eher höhepunktarmen Film. Was nicht gerade leicht fällt, ist, ist die Verbindung zu einem gewissen jungen Zauberschülers der Buch- und Filmgeschichte loszuwerden, dem Noah Silver als bebrillter Jamie zum Verwechseln ähnlich sieht.

Bild- und Tonqualität

Mit faden, grau-blauben Farben lockt das Bild von Jamie Marks is Dead keinen Technikfreak vom Ofen weg. Allerdings passt die Optik perfekt zum Thema und wird bis zum Schluss konsquent durchgezogen. Außenaufnahmen bei Tageslicht wirken immer irgendwie etwas neblig-trüb und die Schärfe ist offenbar bewusst niedrig gewählt. Die Bildruhe ist von einem leichten Korn abgesehen relativ gut, Kantenflimmern oder ähnliches lässt sich nicht ausmachen.
Nicht nur ist der Sound von Jamie Marks is Dead extrem reduziert und zu 80% von Dialogen bestimmt, liegt für den deutschen Zuschauer lediglich eine 2.0-dts-HD-Master-Spur vor. Die lässt räumliche Effekte nur erahnen und kann auch nicht mit der allerbesten Synchronisation punkten. Alle drei Hauptdarsteller (inkl. Liv Tyler) haben nicht ihre gewohnten Synchronstimmen und wirken bisweilen etwas hart. Der Mehrkanalton des englischen Originals ist gerade bei den Dialogen, die prägnant und sehr gut ortbar vom Center kommen, hörbar besser.

Bonusmaterial

Abgesehen von den Originaltrailern und einigen Programmtipps gibt es im Bonusmaterial von Jamie Marks is Dead keine weitere Ergänzung.

Fazit

Jamie Marks is Dead ist ein ungewöhnlicher Film mit ungewohnt sensiblen Darstellermomenten und ungewohnter Optik – nicht jedermanns Sache, für Arthouse-Kenner aber eine Entdeckung.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 10%
Film: 70%

Anbieter: Donau Film/AL!VE
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Carter Smith
Darsteller: Cameron Monaghan, Noah Silver, Liv Tyler, Morgan Saylor, Madisen Beaty, Judy Greer
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en // dts HD-Master 2.0: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 102
Codec: AVC
FSK: 16