Jeder gegen Jeden

Blu-ray Review

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Koch Media, 01.12.2016

OT: Cien años de perdón

 


Rein und wieder raus

Ein Bankraub wie er nicht verlaufen sollte …

Inhalt

Es regnet in Valencia – und zwar schon seit Tagen. Und wo die Stadt schon mal im Chaos der Witterung versinkt, denkt sich Gangster El Uruguayo, dass es kaum einen besseren Zeitpunkt geben könnte, um die große lokale Bank zu überfallen. Was zunächst als perfekter Coup geplant war, beginnt zum Problem zu werden, als ein Angestellter den Helden spielt und den Alarmknopf drückt. Dem nicht genug, finden sich im Safe politisch brisante Dokumente und dann ist auch noch der geplante Fluchtweg durch einen Tunnel von den Wassermassen geflutet worden. Man muss also umplanen und eventuell durch die Vordertür nach Draußen gehen. Dafür allerdings braucht es Schützenhilfe und die erhalten die Gangster vom Vertreter eines gewissen Politikers. Der will die brisanten Informationen, die in der Bank deponiert sind, unbedingt in seinen Händen wissen – ein As, das auch die Bankräuber für sich zu nutzen wissen. Doch je länger die Situation andauert, desto größer werden die Konflikte zwischen den einzelnen Beteiligten. Und ein Vertrauensproblem unter Gangstern hat noch jeden Bankraub scheitern lassen …

Mit Jeder gegen Jeden kommt erneut ein kleines Genre-Highlight aus Spanien. Nach kleinen Horrorperlen wie [Rec] oder zuletzt mit Ende im Genre des apokalyptischen Endzeitthrillers folgt hier ein klassisches Heist-Movie mit zahlreichen Wendungen und Winkelzügen. Im Unterschied zu bekannten und vergleichbaren Werken fällt schon mal das (zunächst) äußerst gesittete und den Geiseln gegenüber schonende Verhalten auf. Hier läuft keiner der Gangster Amok, weil ihn jemand schief angeschaut hat. Auch die eigentliche Durchführung des Plans klingt plausibel und beinahe ertappt man sich dabei, den Bankräubern zu wünschen, dass ihr Vorhaben aufgeht. Doch die überraschenden Entwicklungen sorgen ebenfalls für anhaltende Spannung. Vor allem das Misstrauen zwischen den Bankräubern sowie die spannende Sequenz beim ersten alternativen Fluchtversuch sind packend. Verlagert sich das Geschehen zunehmend auf die politischen Strippenzieher, rückt der Bankraub immer mehr in den Hintergrund. Das fordert dann ein kleinwenig Geduld, bis es nach etwas über 80 Minuten zum Finale hin wieder fesselnd wird – und das ganz ohne großartige Rumballerei. Jeder gegen Jeden ist dabei stilsicher inszeniert und authentisch ausgestattet. Sowohl das Innere der Bank als auch die Einsatzzentrale der Polizei wirken glaubwürdig. Auch schauspielerisch überzeugt der Thriller: Während die Figuren selbst zwar nicht ganz ohne Klischees auskommen, sind sie im Gegenzug absolut passend besetzt. Luis Tosar, der seit Sleep Tight zur festen Größe im spanischen Genrefilm geworden ist, steht als Gallego dabei noch über seinem direkten Kollegen Rodrigo De la Serna, der den Uruguayo spielt. Tosar bringt gesetzte Ruhe in die zuweilen nicht ganz übersichtliche Situation und überzeugt als denkender Stratege. De la Serna gibt ebenfalls eine gute Figur ab, wenn er die ermittelnde Polizei, Geheimdienst und Politiker gegeneinander ausspielt.

Bild- und Tonqualität

Schon die ersten Aufnahmen in der Bank bestechen durch ein absolut klares und äußerst scharfes Bild. Jeder gegen Jeden nutzt dabei einen sichtbaren Blau-Grün-Filter, der das Geschehen etwas kühl erscheinen lässt, was aber ganz gut zur Atmosphäre passt. Herausragend ist aber die Laufruhe, die nur auf uniformen Hintergründen ein dezentes Korn offenbart. Auch der Kontrastumfang ist hoch und präsentiert schwarz mit satter Kraft. Die Schärfe ist bis in die Randbereiche sehr gut und lässt in Close-ups jedes einzelne Barthaar in Luis Tosars Gesicht einzeln erscheinen.
Akustisch beginnt Jeder gegen Jeden zunächst mit effektvoll prasselndem Regen, der das Heimkino komplett mit Wasser zu fluten droht. Auch das ab und an eingestreute Gewittergrollen rumort recht effektvoll über die Rearspeaker und beschäftigt den Subwoofer zuweilen ganz gut. Hübsch gerät die Atmosphäre im gegrabenen und mit Wasser voll gelaufenem Tunnel. Dort plätschern die Tropfen effektvoll ins Nass und auch die Szenen unter Wasser geraten effektvoll und authentisch. Wenn nach 56 Minuten dann erstmals Schüsse fallen, darf man sich als aufgeweckt betrachten, denn in der zweiten Hälfte bleiben Sound und Geschehen erstaunlich ruhig.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Jeder gegen Jeden findet sich neben einer Art Straßenguerilla-Werbeaktion noch ein 15-minütiges Making-of, das in Kommentaren der Macher und Darsteller von der Story des Films berichtet.

Fazit

Jeder gegen Jeden überzeugt mit stilsicheren Bildern, teilweise äußerst spannendem Szenario und guten Darstellern. Allerdings verliert sich der Plot zuweilen im unübersichtlichen Gestrüpp von politischen Verwicklungen. Das fordert dann etwas Geduld, bis am Ende klar ist, dass es auf keiner Seite wirklich Gute gibt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 40%
Film: 60%

Anbieter: Koch Media
Land/Jahr: Spanien 2016
Regie: Daniel Calparsoro
Darsteller: Luis Tosar, Rodrigo De la Serna, Raúl Arévalo, José Coronado
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 97
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Jeder gegen Jeden