Jenny’s Wedding – Für immer die Deine

Blu-ray Review

Jennys Wedding - Für immer die Deine Blu-ray Review Cover
Universum Film, seit 11.03.2016

OT: Jenny’s Wedding

 


Gegen den Strom

Katherine Heigl in einem Film, der genauso unterhaltsam wie wichtig ist.

Inhalt

„Was stimmt nicht mit dir?“ Jennys Schwester Anne, die mit ihrem Mann und dem Nachwuchs ganz traditionell in einer noch traditionelleren Familie lebt, ist nicht gerade sensibel, wenn sie stichelt, weil Jenny nun wirklich langsam alt genug für eine Beziehung ist. Bald schon vermutet auch die Mutter, dass ihre Tochter vielleicht mit einem verheirateten Mann verbunden sein könnte und deshalb nichts sagt. Was weder Geschwister, noch die Eltern wissen: Jenny ist sehr wohl in einer Verbindung. Nur eben mit einer Frau. Mit der jungen Kitty lebt sie glücklich zusammen, scheut sich aber vor’m Coming Out genauso wie davor, die Beziehung durch eine Hochzeit zu festigen. Doch irgendwann kommt der Tag der Wahrheit. Der wiederum führt dazu, dass sich die Mutter fragt, was sie „falsch gemacht habe“, der Vater sich vor den taffen Arbeitskollegen der Feuerwehr schämt und Schwester Anne sich betrogen fühlt. Noch schlimmer allerdings reagiert das Umfeld der Eltern, die in Jenny praktisch den Teufel in Person sehen …

asJenny’s Wedding hat mit Katherine Heigl, Alexis Bledel und Tom Wilkinson zwar eine A-Klasse-Besetzung, kommt aber dennoch aus einem Independent-Verleih und ist wahrlich nicht die übliche Rom-Com, in der man die Ex-Izzie aus Grey’s Anatomy sonst zu Gesicht bekommt. Was schade ist, denn als Jenny ist die blonde Darstellerin besser denn je und tritt endlich aus der Rolle der süßen Braut heraus. Zum einen weil die dramatischen Anteile hier deutlich stärker vertreten sind als die humorvoll-romantischen, zum anderen, weil das Drehbuch zu Jenny’s Wedding wirklich gut und vielschichtig ist. Wenn die Mutter beispielsweise sagt, dass ihre Tochter nicht „einfach Mamas Leben verändern kann“, dann meint sie damit eigentlich, dass Jenny mit ihrem Coming-out deshalb nicht an die Öffentlichkeit gehen soll, weil das Gerede in der Nachbarschaft dazu führen würde, dass die Mutter sich schämen müsste und geächtet würde. Sätze wie dieser zeigen, dass Homesexualität (egal, ob unter Frauen oder Männern) immer noch nicht „gesellschaftsfähig“ zu sein scheint. Dass es immer noch massive Ressentiments, Ängste und Vorbehalte gibt. So sehr, dass eine erfundene Beziehung zu einem verheirateten Mann als „weniger schlimm“ erscheint. Dabei gelingt dem Film von Mary Agnes Donoghue aber der Spagat, beide Seiten verständnisvoll aufzubereiten. Die größeren Momente hat dabei Jennys Familie, die sich mit dem Gedanken an die lesbische Beziehung nach anfänglicher Totalablehnung beschäftigen muss. Jenny’s Wedding nimmt dabei nicht etwa den Holzhammer und drischt auf die ach so verständnislosen Eltern ein, sondern tut sich angenehm und wohltuend in Sachen Ausgewogenheit hervor. Vor allem, wenn diese merken, dass ihre Bekannten und „Freunde“ sowie die Arbeitskollegen mit noch mehr Verachtung reagieren und deshalb nach und nach die Ehre der Eltern angestachelt wird, doch zu ihrer Tochter zu stehen. Seinen Höhepunkt hat das, wenn Jennys Mutter ihren Freundinnen gegenüber im Supermarkt ordentlich die Meinung geigt. Selbst wenn man dem Film im Bezug auf das Grundthema zum Teil Vereinfachung vorwerfen kann, so sollte er gerade bei jenen, die gegenüber Homosexualität Berührungsängste haben, für ein Aufweichen der Vorurteile sorgen. In einem ebenso prüden wie in Teilen doppelmoralischen Land wie den USA können zudem nicht genug Menschen in den Genuss dieses Films kommen, damit sich dort die eine oder andere Verhaltensart mal abarbeitet. Eine kleine pikante Note bekommt Jenny’s Date im Übrigen über einen Querverweis zu Heigls Karierrestart in Grey’s Anatomy. In der Serie hatte sich Isaiah Washington (der Dr. Burke) im Verlaufe einer der ersten Staffeln gegenüber Homosexuellen abschätzig geäußert und damit unter anderem T.R. Knight (den George) verärgert. Der wiederum ist einer der besten Freunde von Katherine Heigl (die während der Aussagen Washingtons immer zu ihm stand) und lud diese auf seine Hochzeit mit seinem Partner Patrick ein.

Bild- und Tonqualität

Jenny’s Wedding hat ein blitzsauberes Bild mit einem guten Kontrastumfang und harmonischer Schärfe. Keins der Parameter reißt nach oben oder unten aus. Weder ist die Auflösung exemplarisch hoch, noch geht sie in die Knie, wenn das Bild mal etwas dunkler wird. Ein wenig flach und wenig dreidimensional wirkt es zwar dauerhaft, dafür ist es aber sehr ruhig und rauscharm.
Akustisch wird Jenny’s Wedding immer dann räulich, wenn die Filmmusik das Kommando übernimmt. Die Dialoge der sehr gut gelungenen Synchronisation (wenngleich Heigl ohne ihre angestammte Stimme auskommen muss) kommen gut verständlich aus dem Center und hier und da gibt’s sogar mal ein bisschen Umgebungsatmosphäre. Dynamische Sprünge oder Effektgewitter bleiben thematisch bedingt natürlich aus. Allerdings gibt es ebenso keine hörbaren Komprimierungsprobleme – für ein Drama ist der Sound wirklich gut gelungen.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Jenny’s Wedding finden sich lediglich fünf Trailer zu Filmen des Anbieters.

Fazit

Jenny’s Wedding mag nicht ganz ohne ein kitschiges Finale auskommen und wirkt aus europäisch-aufgeklärter Sicht hin und wieder ein wenig überdramatisiert, dennoch hat der Film sein Herz am rechten Fleck und überzeugt schauspielerisch ebenso wie aufgrund seiner gelungenen Dialoge. Und allen Homophobikern sei gesagt: Man kann seine Einstellung auch ändern!
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 5%
Film: 75%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Mary Agnes Donoghue
Darsteller: Katherine Heigl, Tom Wilkinson, Linda Emond, Alexis Bledel, Grace Gummer, Sam McMurray, Diana Hardcastle, Houston Rhines
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 91
Codec: AVC
FSK: 0

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