Blu-ray Review
OT: –
Jenseits vom Ende der Welt
Michael Ende, Augsburger Puppenkiste, Dennis Gansel – die Evolution eines Klassikers.
Inhalt
Als der Findeljunge Jim Knopf auf der Insel Lummerland vom Postboten in einem Paket gebracht wird, machen die Bewohner des kleinen Eilands, König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte, Lukas, der Lokomotivführer, Ladenbesitzerin Frau Waas und Herr Ärmel große Augen vor Verwunderung. Da große Augen den kleinen Jim, wie Lukas ihn nennt, aber nicht füttern, kümmert sich Frau Waas um den kleinen Kerl. Vierzehn Jahre später ist Jim ein heranwachsender Junge und König Alfons hat ein Problem: Wie will er Raum für ihn schaffen, wenn er vielleicht mal eine Familie gründet? Die Insel ist doch viel zu klein. Also soll Lukas sich von Lokomotive Emma trennen, um Platz zu generieren. Die gehört ja ohnehin zum Alten Eisen und damit auf den Schrottplatz. Da Lukas aber nicht ohne Emma und gleichzeitig nicht ohne Jim kann, verlassen sie in einer Nacht- und Nebel-Aktion Lummerland. Emma funktionieren sie zum Schiff um und fahren damit übers Meer. Die abenteuerliche Reise führt sie ins Kaiserreich Mandala und das Tal der Dämmerung – bis hin zum Ende der Welt. Doch dass sie am Ende ihres Abenteuers vielleicht auch hinter das Geheimnis von Jims Herkunft kommen, hätten sie sich wohl nicht gedacht …
25 Millionen Euro ist eine Menge Geld. Vor allem für die deutsche Filmindustrie. Und explizit für einen Film, der im Fantasy-Bereich angesiedelt ist. Das letzte Mal, das ein deutscher Regisseur sich in diesem Genre versuchte, wurde zwar noch mehr Geld in die Hand genommen (100 Mio. Euro kostete 2011 Tom Tykwers international besetzter und mit den Wachowski-Geschwistern co-dirigierter Cloud Atlas), doch großer Kinoerfolg war ihm nicht beschieden.
Umso mehr Lob muss man nun Christian Becker (Wicki und die starken Männer) für seinen Mut aussprechen, ein derart großes Projekt wie die Verfilmung des 1960 von Michael Ende verfassten Romans Jim Knopf & Lukas der Lokomotivführer auf die Beine zu stellen. Mit dem Film ging allerdings für viele Beteiligten ein Traum in Erfüllung – so auch für Dennis Gansel (Die vierte Macht), der die Regie übernahm.
Dennoch war fraglich, wie man diese extrem groß angelegte und 15 Jahre in Planung befindliche Produktion letztlich stemmen und organisieren wollte. Immerhin spielt eine alte Lokomotive eine der zentralen Rollen. Außerdem sind die Orte der Geschichte allesamt der Fantasie Endes entsprungen – von Lummerland über das Kaiserreich Mandala bis hin zur Drachenstadt Kummerland und dem wüsten „Ende der Welt“.
Um all diese Schauplätze realisieren zu können, ohne das Budget explodieren zu lassen, entschloss man sich, weitgehend in den Bavaria-Studios sowie im Studio Babelsberg zu drehen. Für die Wüstenszenen reiste man allerdings nach Kapstadt, um die Atmosphäre möglichst authentisch erscheinen zu lassen.
Doch abseits der realen Drehorte muss man den Kulissenbauern und Setdesignern wirklich ein großes Kompliment aussprechen. Wie sie mit unglaublichem Aufwand Lummerland in den Studios haben entstehen lassen, lässt einem beim Schauen die Augen aufgehen. Tonnenweise Styropor wurde verbaut, um die Drachenhöhle zu realisieren und die gute alte Emma wurde in Originalgröße angefertigt. Bestaunen kann man sie heute übrigens während der Tour durch die Bavaria Filmstudios.
Schade, dass der Kinostart am 29. März unglücklich gewählt schien. Denn zuerst musste sich Jim Knopf & Lukas der Lokomotivführer am Osterwochenende dem thematisch besser passenden Peter Hase geschlagen geben, litt danach unter dem überraschend frühzeitig guten Wetter und konnte ab seiner vierten Woche in den Kinos nicht gegen die Übermacht von Avengers: Infinity War ankommen.
Was schade ist, denn Gansels Film hat einfach alles, was ein rundum gelungenes Familien-Unterhaltungs-Event ausmacht. Angefangen zunächst mal bei der Besetzung. Während Henning Baum zwar erstaunt war, die Einladung für die Rolle des Lukas zu bekommen, ist diese Überraschung direkt passé, wenn man ihn in seinen Lokführer-Klamotten und mit aufgepolstertem Bäuchlein sieht.
Ebenso passend, und vor allem in den Wort-Kauderwelsch-Momenten phänomenal witzig, ist Uwe Ochsenknecht als König Alfons. Nur einer kann so charmant bleiben, während er im Morgenrock mit Strumpfband über die Umweltverschmutzung und Überbevölkerung Lummerlands referiert.
Dazu stoßen Annette Frier als Frau Waas und der immer tolle Christoph Maria Herbst als äußerst gut gekleideter Herr Ärmel. Ein Coup gelang dem Casting-Team und Dennis Gansel aber mit Solomon Gordon. Das sportliche Multitalent hatte zuvor ein Jahr als Löwe Simba im Musical Der König der Löwen in London gespielt und gibt hier sein Filmdebüt. Man kann sich (außerhalb der wunderbaren Puppe aus der Version der Augsburger Puppenkiste) nun wirklich keinen anderen in der Rolle vorstellen, wenn man auch nur die ersten zehn Minuten des Films gesehen hat. Und wenn er mit seinen großen Augen rollt, weil Lukas gerade Heuschrecken verspeist, muss man ihn einfach ins Herz schließen.
Solomon ist die Hauptfigur, der Sympathieträger – und das war er schon 1960 in Michael Endes Buchvorlage. Und obwohl man dem Autor in den 70ern für seine Geschichte gerne mal einen stereotypen Rückfall in die Kolonialzeit vorwarf, ist es doch eigentlich ganz anders. Wo bspw. war zu Beginn der 60er Jahre die Hauptfigur und der klare Sympath der Story ein schwarzes Kind? Wo hörte man damals Aussagen wie jene von Herrn Tur Tur, dass „eine schwarze Haut doch weiter nichts Seltsames wäre“.
Michael Ende machte nie einen Hehl aus seiner Ablehnung Ressentiments und dem Geschehen während des Nationalsozialismus gegenüber. So verpackte er seine Kritik gerne mal in lakonische Sätze wie „Lokomotiven brauchen einen Führer, weil sie keinen großen Verstand haben“.
Dass am Eingang von Kummerland auch noch stand: „Der Eintritt ist nicht reinrassigen Drachen bei Todesstrafe verboten“, ist dann noch eine Spur deutlicher.
Allerdings bleibt diese Deutlichkeit bis zu eben jenem soeben zitierten Satz nach etwa 75 Minuten Film-Laufzeit vornehmlich dem Buch vorbehalten,
Die Verfilmung von Jim Knopf & Lukas der Lokomotivführer verpackt die sozialkritischen Aspekte also eher im Subtext. Man muss es sich ein bisschen selbst herauslesen, währen der Film sich mehr auf das Abenteuer, die Freundschaft und die Toleranz-Botschaft setzt. Letztere aber kommt jederzeit und vor allem in der Begegnung mit dem Scheinriesen Tur Tur rüber.
Jetzt darf man Kritik durchaus an der visuellen Opulenz und den teils arg effekthaschenden CGIs üben. Nicht aus dem Grund, weil sie schlecht umgesetzt wären – im Gegenteil. Aber ein wenig tappt der Film dann doch in die Falle, an einigen Stellen moderne Tricktechnik über Storytiefe zu setzen – ab und an auch etwas episodenhaft rüber zu kommen. Das merkt man immer dann, wenn sich Lukas und Jim mal eine kleine Auszeit von der Action nehmen und sich unterhalten. Das sind die Momente, in denen der Film eine Bindung zum Zuschauer herstellt und Emotionen auslöst. Beispielsweise, wenn Jim den Lokomotivführer fragt, wo er herkomme und ob Frau Waas seine Mutter nur „schauspielere“.
Oder wenn Lukas um Jims Leben bangt, nachdem er in Emmas Kessel getaucht ist.
Natürlich darf aber auch gelacht werden – und zwar auch auf Seiten der erwachsenen Zuschauer. Denn wenn Popkultur-Zitate wie die beidseitige Ohrenschelle oder die Dampf-Faust eines Bud Spencer von Henning Baums Lukas zelebriert werden, erfreut das vor allem die Kinder der 80er.
Und Nepomuk, den Michael „Bully“ Herbig einsprach, ist nun wirklich zuckersüß und komisch geworden – vielleicht bisher Bullys beste Synchronrolle.
Bild- und Tonqualität BD
Jim Knopf & Lukas der Lokomotivführer wäre nicht authentisch, wenn er nicht dieses sehr warme Bild liefern würde. Zwar sieht man das in vielen deutschen Produktionen, doch hier passt es einfach perfekt zum Film und der Geschichte. Die in vielen Szenen gelbbraune Kolorierung bedeutet aber nicht, dass es keine anderen Farben gibt. Der rote Pullover von Jim ist ebenso kräftig wie die bunten Farben im Thronsaal von Alfons. Und während der Außenaufnahmen sind Hauttöne auch wieder relativ natürlich. Der Kontrastumfang ist für eine hiesige Produktion geradezu herausragend gut und liefert ebenso helle Lichter wie satte Schwarzwerte. Dazu kommt eine immens hohe Laufruhe mit fantastischer Plastizität selbst in den Innenraumszenen bei Frau Waas. Nur ganz selten einmal beginnen die Gesichter in dunklen Schattenbereichen aufgrund einer leichten Überkontrastierung etwas unruhig zu werden oder dezent zu überstrahlen (17’40). Dazu sieht man auf uniformen Flächen schon mal eine ganz leichte Körnung (Emma 16’20). Darüber tröstet aber eine Schärfe hinweg, die in Close-ups jede Einzelheit in Henning Baums Gesicht und Bart erkennen lässt. Auch sein Hemd liefert bisweilen so viele Details, dass es eine wahre Pracht ist (24’42).
Akustisch trumpft Warner bei Jim Knopf & Lukas der Lokomotivführer groß auf. Neben einer unkomprimierten dts-HD-Master Spur gibt es gleich noch eine Dolby-Atmos-Fassung (in True HD kodiert) obendrauf – und das schon für die Blu-ray.
Und die klingen beide richtig gut. Schon das Unwetter zu Beginn umschließt den Zuschauer mit direktionalen Wasser-Geräuschen, knarzenden Brettern, wehenden Segeln und tosenden Winden. Die Titelmusik kommt dazu offen und auf breiter Bühne rüber und Stimmen bleiben hervorragend ortbar. Wenn Jim und Lukas dann ins Unwetter geraten, wird es richtig dynamisch und die tolle Geräusch-Atmosphäre in Mandala nutzt ebenfalls ausgiebig alle Lautsprecher.
Absolut klasse ist dann die Szene der Durchfahrt durch das Tal der Dämmerung. Selbst wenn man im Tiefbass-Bereich noch etwas mehr Nachdruck erhofft hätte, fühlt man sich selbst mitten in den Trümmern der herabfallenden Steine. Für eine deutsche Produktion ist das eine vorzügliche räumliche und atmosphärische Tonspur.
Wechseln wir aber mal zur Höhen-Ebene.
Ja, es gab Stimmen im Vorfeld der Blu-ray-Veröffentlichung, die als Reaktion auf die angekündigte Atmos-Spur verlauten ließen, was dieser Familienfilm denn schon zu bieten habe.
Die Antwort ist einfach: Eine Menge!
Es dauert keine Minute und wir hören optisch perfekt verortet einen der Piraten der Wilden 13 vom hoch oben befindlichen Schiff herunterrufen. Die Stimme erklingt sensationell ortbar aus den Heights und eröffnet eine durchweg famose 3D-Sound-Tonspur. Schon in der nächsten Szene quietschen die aufgehängten Laternen am Schiff aus der Höhe und die Bohlen biegen sich bedrohlich über der Kajüte des Captains.
Auf Lummerland gibt’s dann authentischen Hall, wenn Emma durch die Tunnels fährt und zwitschernde Vögel vernimmt man ebenfalls aus der Höhe. Immer wieder pfeift auch ihr Signalhorn von oben – was korrekt ist, wenn sich die Kamera weit unterhalb der Tröte befindet (10’35, 24’08). Die Kirchenuhr lässt dann ebenfalls immer wieder ihre Stundenschläge aus den Deckenspeakern erklingen und das Setzen der Segel an der umgebauten Emma lässt von da oben das typische Windflatter-Geräusch erklingen. Wohlgemerkt sind wir hier erst bei Minute 20 des Films. Man könnte das jetzt ziemlich ausgiebig weiter Minute für Minute auseinander nehmen, da es immer wieder nette 3D-Sounds gibt. Aber wir müssen ja auch etwas vorwärts kommen. Wobei: Wenn das Unwetter nach etwas über 20 Minuten einsetzt, gibt’s schon wieder allerlei tolle Geräusche von oben: Donner, das Pfeifen von Emma, die flatternden Segel, die gigantische Flutwelle – das macht schon richtig Spaß.
Echtes 3D-Sound-Highlight von Jim Knopf & Lukas der Lokomotivführer ist aber die Szene im Dämmertal. Wenn Jim und Lukas mit Emma vor der von Steinwänden umgebenen Schlucht stehen, bröckelt es schon von Beginn an hörbar Gesteinsbrocken von oben herab. Sobald sie dann durch den Spalt hindurch fahren, hört man von überall widerhallende Stimmen und immer wieder sich lösendes Gestein – eine der aktivsten Höhensound-Effekteszenen bisher überhaupt (ab 46’00).
Weiter geht’s dann bei der Fahrt nach Kummerland in der Düsternis. Während Jim und Lukas im Führerhaus von Emma verweilen, rumpelt es um sie und damit auch um den Zuschauer herum – erneut ganz herausragend durch Sounds von den Heights unterstützt (63’10). Genial auch das tauende Wasser, das von Emmas Dach herabrinnt (67’20). Die Stimme vom Drachenwächter (Reiner Schöne, Synchronsprecher von Willem Dafoe oder Mickey Rourke) kommt dann nach 75 Minuten mit wuchtigem Timbre so deutlich aus der Höhe, dass man selbst versucht ist, nach oben zu schauen. Und wenn zum Abschluss dann auch noch ein Feuerwerk über den Köpfen explodiert, darf man sich sicher sein, einer der besten Atmos-Spuren der letzten Monate, definitiv aber der besten Atmos-Spur eines deutschen Films bisher, beigewohnt zu haben.
Bild- und Tonqualität UHD
Jim Knopf & Lukas der Lokomotivführer wurde vollständig digital gefilmt. Dabei kam das oft genutzte Kamera-Gespann aus Arri Alexa Mini und Arri Alexa XT Plus zum Einsatz. Zunächst war nicht bekann, ob von dem Ausgangsmaterial ein 2K- oder ein 4K-DI angefertigt wurde. Dies wurde mir aber nun vom produzierenden Studio beantwortet:
Gedreht wurde in 3.2K Raw. Diese Auflösung wurde auch verwendet, um die Visual Effects zu bearbeiten. Allerdings wurden die VFX sowie das Grading und das DI & DCP-Mastering dann in 2K vorgenommen. Für die UHD-Auswertung wurden dann davon auf Basis des P3-Cinema-Grades hochskaliert.
Natürlich ist auch hier ein erweiterter Farbraum im Rahmen von Rec.2020 sowie die höhere Bilddynamik HDR integriert worden. Letzteres nach HDR10.
Im laufenden Bild sieht man beides deutlich. Zwar ist die Farbabstimmung nicht massiv anders, doch sie wirkt rundum gelungener. Neutralweiße Flächen sind noch etwas klarer. Aus den Gelb-Goldanteilen wurde der ganz dezente Grüntön der Blu-ray noch mal eliminiert und die Hautfarben wirken durchweg noch wärmer. Das passt über die kontrastintensive Dynamik wirklich super zum Film und seiner Atmosphäre. Gerade aus Henning Baums sonnengebräuntem (und ölverschmiertem) Antlitz holt die UHD noch mehr Kraft heraus. Aber auch Frau Waas wirkt in ihrem Gemischtwarenladen noch authentischer. Der gold angestrichene Palast-Türbote aus Mandala lässt mehr Nuance in den unterschiedlichen Farbabstufungen erkennen und auch die große Tür des Palastes selbst wirkt plastischer und dreidimensionaler. Jims leuchtend roter Pullover ist ein Demonstrations-Beispiel für Farbkraft in HDR-Filmen und kommt noch mal um einiges strahlender und intensiver rüber. Was die Auflösung angeht, so wirken selbst Halbtotale noch schärfer – ganz zu schweigen von Close-ups, in denen man den Detailvorsprung deutlich sieht. Schön ist außerdem, dass durch die etwas dunklere Abstimmung die leichte Körnung etwas weniger auffällt – ein durchweg referenzwürdiges HDR-Bild, das gerade in den Szenen in Mandala für eine wahre Pracht an Farben sorgt.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Jim Knopf & Lukas der Lokomotivführer gibt es zunächst mal zwei Audiokommentare zur Auswahl. Der erste wird von Regisseur Gansel und Henning Baum sowie einigen Überraschungsgästen gehalten und ist der wesentlich lockerere Beitrag. Im Zweiten schließen sich dann Gansel, Produzent Becker sowie Roman Hocke (ein Vertreter der Erben-Gemeinschaft Michael Endes) zusammen. Dieser ist etwas trockener und faktischer gehalten, liefert aber viele informative Infos.
Weiter geht’s dann im echten Bonusbereich mit einem langen Making-of unter dem Namen „Die große Dokumentation“. Dazu kommt das Videotagebuch von Gansel, ein Making-of der Visual Effects, nicht verwendete und erweiterte sowie verpatzte Szenen und das Musikvideo zum „Lummerland-Lied“ von Andreas Gaballier. Der Nepomuk Turnaround-Test zeigt (ganz kurz) den kleinen Drachen unter unterschiedlichen Beleuchtungen. Das VFX-Vorher-Nachher läuft etwas über acht Minuten und zeigt einige visuelle Shots von der Zeichnung über die Vor-Visualisierung bis zum fertigen Digital-Bild. Erstaunlich in der Tat, wie viel über Greenscreen gearbeitet wurde. Gansels Videotagebuch läuft rund zehn Minuten und zeigt wirklich tolle und sehr unmittelbare Momente der Vorproduktion – und einen unter den gegebenen Bedingungen erstaunlich entspannten Regisseur. Ganze 60 Minuten läuft dann das (lange) Making-of, das wirklich tolle Einblicke in die Produktion zeigt – von dem Erschaffen der Kulissen über die Dreharbeiten im verregneten Potsdam bis hin zur Arbeit der Schauspieler. Dass alle faszinierende Kindheitserinnerungen an Endes Vorlage haben, versteht sich von selbst. Das Ganze ist charmant kommentiert wie ein Dokumentarfilm und nicht wie diese schnell hingeworfenen deutschen Making-ofs, die man sonst von hiesigen Filmen kennt.
Fazit
Jim Knopf & Lukas der Lokomotivführer ist optisch opulent, klasse besetzt und mit spannenden Szenen durchsetzt. Die Figuren der Buchvorlage kommen lebhaft rüber, auch wenn man sich ein bisschen mehr Charaktertiefe und Zeit für die Vertiefung der Beziehungen gewünscht hätte.
Technisch sind Blu-ray und UHD allerdings herausragend geraten. Schon die Blu-ray liefert ein kontrastreiches Bild und einen Dolby-Atmos-Soundtrack, der referenzwürdig ist. Die UHD toppt das Ganze mit noch eindrucksvolleren Farbkontrasten, etwas besserer Bildruhe und toller Detailtiefe – eine referenzwürdige HDR-Scheibe.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität BD: 90%
Bildqualität UHD: 95%
Tonqualität BD/UHD 2D-Soundebene (dt. Fassung): 85%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Quantität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Qualität (dt. Fassung): 90%
Bonusmaterial: 90%
Film: 75%
Anbieter: Warner Home Video
Land/Jahr: Deutschland 2018
Regie: Dennis Gansel
Darsteller: Solomon Gordon, Henning Baum, Shirley MacLaine, Annette Frier, Christoph Maria Herbst, Uwe Ochsenknecht, Rick Kavanian
Tonformate BD/UHD: Dolby Atmos (True HD-Kern): de // dts-HD-Master 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 110
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Real 4K: Nein (2K DI)
High Dynamic Range: HDR10
FSK: 0
(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots liegt bei Anbieter Warner Home Video)
Ich finde die Tonqualität könnte bei dieser Disc besser bewertet werden, da das Dolby Atmos Soundmixing hier perfekt umgesetzt und auch auf die Discs übertragen wurde. Bei vielen anderen Blockbustern steht zwar eine DTS:X und Dolby Atmos Tonspur drauf, nur enthalten diese keine Informationen bzw. Töne für die Effektlautsprecher, Beispiel „Ready Palyer One“. Das hört man deutlich wenn man die Front- und Surroundlautsprecher abschaltet und nur die Effektlautsprecher arbeiten.
Jim Knopf ist mit 85/85/90% bereits hervorragend bewertet und liegt auf dem Niveau der besten US-Film mit Atmos-/dtsX-Spuren.
Ready Player One als „Negativ“-Beispiel eines Films zu nennen, der „keine“ Informationen oder Töne über die Effektlautsprecher liefert, ist aber inkorrekt.
RPO hat unzählige dedizierte 3D-Sounds, die man dynamisch präsentiert bekommt und die zu zählen sogar schwierig wird, wenn man die reguläre Ebene ausschaltet.
In meinem Review habe ich eine Vielzahl dieser Geräusche beschrieben (bei abgeklemmten Front- und Surroundspeakern) und war dann erst zur Hälfte mit dem Film durch. Faktisch gehört RPO zu den aktivsten 3D-Tonspuren, die es gibt und schlägt auch einen sehr guten Jim Knopf in der reinen Quantität.
Eventuell wurde hier bei ihnen die Atmos-Spur nicht korrekt dekodiert?
https://blu-ray-rezensionen.net/ready-player-one-4k-uhd/
Meine Front-high Lautsprecher waren gefühlt noch nie so aktiv wie bei dieser Atmos-Tonspur! Unfassbar gut abgemischt. Auch das gesamte Bild im Vergleich von der UHD Blu-ray zur Blu-ray selbst bei meinem nicht HDR- fähigen 4K-TV viel besser. Die Bildruhe und die bessere Farbgebung im Vergleich zur Blu-ray ist deutlich.
Wird es den Film auch auf Bluray 3D geben?
Meines Wissens nach lief er im Kino bereits nicht in 3D. Eine 3D-Veröffentlichung auf Blu-ray ist leider nicht geplant.
Puh, also da bin ich mal ganz anderer Meinung. Das Bild der UHD nutzt meiner Meinung nach die HDR Technik so gut wie überhaupt nicht aus. Der Atmos Ton ist zwar quantitativ vorhanden, aber meiner Meinung nach wenig druckvoll. Die Schauspieler sind furchtbar, bis auf wenige Ausnahmen
Der DRUCK der Tonspur kommt ja in der Regel nicht aus den Heights, sondern wird über die reguläre Ebene abgeliefert. Hier hat der Film durchaus ein paar Defizite, weshalb die Bewertung hier auf der 2D-Ebene auch „nur“ 85% erreicht. Dies ist eben dem etwas fehlenden Druck geschuldet.
Und der Unterschied zwischen der regulären BD und der UHD ist auf einem entsprechend kalibrierten TV sogar bisweilen massiv sichtbar. Von den neutraleren Weißflächen über das kräftigere Schwarz bis hin zu den deutlich stärkeren Farben wird HDR in Zusammenarbeit mit dem erweiterten Farbraum hier durchaus sichtbar genutzt.
Hallo Timo,
Dein Kommentar zum Ton:
„Für eine deutsche Produktion ist das eine vorzügliche räumliche und atmosphärische Tonspur.“
Da stimme ich Dir voll zu.
Wie bei einem „Kinderfilm“ üblich ( macht Disney auch oft) leider der Bassbereich was lau und die BD ist sehr leise abgemischt. Muss man schon ein wenig am Lautstärkeregler drehen.
Aber eine sehr gute Arbeit des Tonmeisters.
Grüsse