Joker 4K UHD

Blu-ray Review

Warner Home, 12.03.2020
Warner Home, 12.03.2020

OT: Joker

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Don’t Smile

Die beste Comicverfilmung, die gar keine Comicverfilmung sein will?

Inhalt

Setz‘ ein Lächeln auf hat seine Mutter ihm immer gesagt

Müll und Ratten: Gotham City versinkt zu Beginn der 80er in Schmutz und Zivilisationsabfall. Die Heizölpreise steigen und die Menschen beginnen, den Glauben an den Kapitalismus zu verlieren. Inmitten dieser grauen Zeiten versucht sich Arthur Fleck über Wasser zu halten. Als Clownsdarsteller wird er über eine Agentur gebucht, wenn mal wieder jemand einen Auftritt im Krankenhaus braucht oder eine Werbefigur vor seinem Laden.
Arthur hat sein Leben lang nicht gerade unter der Sonne gelebt. Gemeinsam mit seiner hilfsbedürftigen Mutter haust er in einem runtergekommenen Appartement und leidet zudem unter einer Krankheit, die ihn in den unpassendsten Situationen immer wieder in hysterische Lachanfälle ausbrechen lässt. Während er davon träumt, ein Stand-up-Comedian zu sein und in Talkshow-Moderator Murray Franklin sein großes Vorbild sieht, muss er neben der üblichen Anfeindungen, die er als Außenseiter tagtäglich erfährt, auch noch erdulden, dass er seinen Job verliert. Dem nicht genug, trifft er Abends in der U-Bahn auf ein Trio aus betrunkenen Yuppies, die eine Frau belästigen. Erneut bekommt Arthur einen Lachanfall und erneut wird er verprügelt. Doch dieses Mal greift er zu dem Revolver, den er einige Tage zuvor von seinem Arbeitskollegen Randall zugesteckt bekam. In einem Anflug aus Wut, Selbstverteidigung und Schmerz tötet er die drei Angreifer. Eine Aktion, die nicht nur sein Leben, sondern das von ganz Gotham City verändern wird …

Arthur lacht in den unpassendsten Situationen

Nur wenige Figuren aus dem DC-Comicuniversum bieten eine so dankbare Grundlage für eine Filmfigur wie der Joker. Neben ihm verblasste schon ein (wahrlich nicht schlechter) Christian Bale als Batman. Die Faszination, die von diesem clownsgesichtigen Charakter ausgeht, hat schon Jack Nicholson und Heath Ledger zu absoluten Höchstleistungen getrieben und beim Publikum für frenetischen Jubel gesorgt.
Umso gespannter durfte man sein, nachdem sich heraus kristallisierte, dass es eine neue Verfilmung geben würde, die sich ausschließlich um die Figur des zukünftigen Batman-Nemesis dreht.
Bereits zwischen 2014 und 2015 hatte Todd Phillips eine Idee entwickelt, dem Joker einen individuellen Film zu widmen, nachdem er diverse Angebote, eine Comicverfilmung zu übernehmen ablehnte, weil diese ihm in der Regel zu effekthaschend waren. Etwa zur gleichen Zeit lehnte auch Joaquin Phoenix Angebote ab, in MCU-Filmen mitzuspielen, weil er sich nicht an eine Figur binden wollte, die über mehrere Filme hinweg verfügbar sein musste.
Als Phillips für sein Projekt grünes Licht bei Warner bekam (was Suicide-Squad-Darsteller Jared Leto, dem man ursprünglich einen Solo-Joker-Film versprochen hatte, ziemlich auf die Palme brachte), stand führ ihn fest, dass es nur einen Hauptdarsteller geben konnte: Joaquin Phoenix.
Während Warner eigentlich Leonardo DiCaprio für den Film vorgesehen hatte, konterte Phillips mit der Aussage, dass es ihm nicht darum ginge, Phoenix ins Comic-Universum einzuführen, sondern Comicverfilmungen in das Joaquin-Phonix-Universum (Quelle).Und wer Phoenix‘ Filme kennt; wer weiß, dass er sich gerne die außergewöhnlichen Rollen mit den kaputten, angeschlagenen, von Dämonen verfolgten Typen spielt (zuletzt bspw. A Beautiful Day), der ahnt, dass Joker alles andere als eine übliche Comicverfilmung ist. Zweifelsfrei ist es die uncomichafteste aller Comic-Verfilmungen.

Nachbarin Sophie hat es Arthur angetan

Und sie dreht sich um Phoenix. Der Schauspieler ist zentraler Mittelpunkt des Films. Seine Performance IST der Film. Es ist absolut nicht weit hergeholt, wenn man Phoenix‘ Interpretation der Rolle des Arthur Fleck als den Travis Bickle der Comic-Figuren bezeichnet und Joker damit als den Taxi Driver unter den DC-Filmen. Sogar für die legendäre „Redest-du-mit-mir“-Szene gibt es hier eine Entsprechung.
Man sollte um den Fakt wissen, dass der eigentliche Joker, wie wir ihn kennen, lediglich die letzten 20-25 Minuten des Films ausmacht. Zuvor sehen wir zu, wie dieser Arthur Fleck zu dem wurde, was wir als Clownsgegner von Batman kennen. Wir bekommen Einblicke in das Leben eines Verlierers, der stetig am Rande eines Nervenzusammenbruchs ist. Eines Mannes, der die Schwelle zur Psychose eigentlich schon lange überschritten hat und dessen unkontrollierte Lachanfälle nur Ausdruck seiner inneren Leere sind.
Joker ist das Porträt eines geistig labilen Charakters, kein Heldengemälde. Es ist vom klassischen Comic-Film soweit entfernt wie die Fast&Furious-Filme vom tiefgründigen Drama.
Und während sich der Film fast maximal weit vom Comic-Universum entfernt, taucht Phoenix in seine Rolle ein als gäbe es kein Morgen mehr. Heath Ledger, dessen Verkörperung der Figur bereits zu einer Ikone wurde, konnte sich vielleicht nur deshalb so sensationell in diese Rolle begeben, weil er innerlich schon schwer angeschlagen war.

Arthur kümmert sich um seine Mutter Penny

Wenn das so ist, darf man nicht unberechtigt Angst um Joaquin Phoenix haben. Denn was der Schauspieler hier (zurecht mit dem Oscar bedacht) abliefert, ist beängstigend. Dieses ständige Wandeln auf dem schmalen Grad zum Verrückten, diese Gefühlskämpfe, die den ganzen Schmerz der Demütigungen in seinem Lachen preisgeben, das ist schon sensationell gespielt. Und es ist manipulativ.
In der Klimax-Szene in der U-Bahn nach etwas über 30 Minuten wird das für den Zuschauer deutlich: Von schwankendem Licht und wackliger Kamera begleitet, bricht die Gewalt eruptiv aus Arthur heraus. Das erste Mal lässt er sich die Demütigungen nicht mehr gefallen. Das erste Mal wehrt er sich. Und wer zu lange Kränkungen in sich hinein gefressen hat, wehrt sich möglicherweise auch heftiger. Man merkt Fleck an, dass er das nicht geplant hatte. Dass er kaum davon ausgehen konnte, derart krass zu reagieren. Für einen kurzen Moment weiß er nicht, was er getan hat und was er tun soll. Er hält sich die Waffe an den eigenen Kopf, setzt dann aber wieder ab und verfolgt seinen letzten Peiniger. Bis zum bitteren Ende. Wer da nicht auf des Jokers Seite ist, hat seine Lektion in kritischer Distanz gelernt.
Viele Kritiker warfen Joker vor, eine Entschuldigung für Gewalt zu liefern. Eine Rechtfertigung für Mord. Viele sahen in Arthur Fleck einen Psychopathen. Was wiederum andere Kritiker dazu veranlasste, sehr deutlich zu machen, dass das Stereotyp, es gebe einen kausalen Zusammenhang zwischen psychischen Erkrankungen und Gewalt, falsch ist (Quelle). Zumal die gängigen und in entsprechenden Rezensionen gern genannten Psychosen auf Fleck erst gar nicht zutreffen. Weder ist er ein klassischer Schizophrener, noch kann man die typischen Merkmale eines Soziopathen (fehlendes Mitgefühl, Einfühlungsvermögen oder Unrechtsbewusstsein) an ihm festmachen. Immerhin kümmert er sich einfühlsam um seine Mutter, empfindet Mitgefühl, wenn sein unangepasstes Lachen zu Problemen führt und weiß sehr wohl, was Recht und was Unrecht ist.

Die Welt tritt Arthur mit Füßen

Was man Joker aber vorwerfen kann (wenn man möchte), ist tatsächlich, dass er manipulativ mit den Gefühlen des Zuschauers umgeht. Denn die Intensität, mit der Phoenix spielt und die Art, wie man ihm Unheil widerfahren lässt, führt zu einem hohen Maß an Mitgefühl für seine Person. Todd Phillips häuft Schmach um Schmach, Kränkung um Kränkung an, um seinen Protagonisten am Ende vor einem gigantischen Berg aus Demütigung stehen zu lassen. Kein Wunder, dass Arthur diesen lieber einreißt als ihn zu erklimmen und zu überwinden.
Man kann nachvollziehen, was aus Fleck wird und fragt sich allen Ernstes, ob man in der gleichen Situation ähnlich gehandelt hätte. Und wenn die Büchse der Pandora einmal geöffnet ist …
Auf der anderen Seite kann es beim Zuschauer natürlich auch auf totale Ablehnung stoßen. Nicht wenige verließen den Kinosaal. Einige sicherlich, weil sie angewidert von dieser Anhäufung an Elend waren. Andere aber auch deshalb, weil sie keine Lust darauf hatten, sich der manipulativ eingesetzten Selbstmitleids-Tirade noch länger auszusetzen. Und so ganz Unrecht haben sie damit nicht. Denn was selbst die großen Fans des Films zugeben müssten: Es hätten auch weniger Ereignisse ausgereicht, um den Weg von Fleck zu Joker nachzuzeichnen. Zwischendurch denkt man schon mal, dass Phillips es übertreibt, nur um auch noch dem letzten Zuschauer einzubläuen, dass es für Arthur keinen anderen Ausweg mehr gegeben hat. Diese streckenweise repetitive Erzählweise lässt das Geschehen schon mal zäh werden.
Glücklicherweise wird das von der tollen Kameraarbeit, dem vorzüglichen Setdesign und dem wirklich großartigen Score etwas aufgefangen. Das Zusammenwirken dieser drei Faktoren sorgt mit Phoenix‘ Darstellerleistung trotz einiger erzählerischer Mankos (bspw. der schwach charakterisierten Beziehung zwischen Arthur und seiner Mutter) für einen gelungenen Film – allerdings für einen, zu dem man eine gewisse kritische Distanz (zumindest in der Rückbetrachtung) einnehmen sollte.

Erstmals fühlt sich Arthur Fleck so etwas wie frei

Bild- und Tonqualität BD

Die Bitterkeit lässt sich auch nicht überschminken

Eins vorweg: Ein lupenreines, sauberes, dynamisches, kontrastreiches und über die Maßen scharfes Bild sollte man von Joker nicht erwarten. Um sowohl den 80er-Jahre-Look als auch das schmuddelige Setting zu unterstreichen, ließ Todd Phillips den Film über die Postproduction deutlich nachbearbeiten. Schwarz erreicht nie wirklich satte Werte, Farben sind eher etwas entsättigt und viele Umrisse wurden bewusst etwas weicher gezeichnet. Über allem liegt ein manchmal orangefarbener, manchmal grünlicher Look, der dafür Sorge trägt, dass ein echtes Hochglanz-Feeling erst gar nicht entsteht. Selbst die farbigen Darstellerinnen haben stets einen etwas kränklich-grünen Teint.
Sehr gut gelingt der Blu-ray aber die Detailauflösung – sowohl in Close-ups als auch während der meisten Halbtotale. Ab und an wirken Teilbereiche schon mal etwas überschärft, was leichte Artefakte rund um Schriften verursacht. Allerdings muss man für solche Erkenntnisse sehr nahe an den Screen heranrücken, um es wirklich zu sehen. Echte Bildfehler kann man allerdings nicht ausmachen und während der ersten Szenen in Murray Franklins Show gibt es tatsächlich doch mal dynamische Kontraste. Der Blu-ray kann man natürlich nicht den Look vorwerfen, den sie authentisch reproduziert. Im Vergleich zu Bildreferenzen wie Gemini Man oder Guardians of the Galaxy Vol. 2 muss man sich nur an den oft eher fahlen, etwas trüben und gründlichen Look gewöhnen.

Der große Abend steht an

Wie von Anbieter Warner Home bei den größeren Titeln bekannt und beliebt, kommt bereits die Blu-ray mit einer deutschen Dolby-Atmos-Spur. Und wie auch des Öfteren vorher schon, liefert diese hier einen unkomprimierten True-HD-Kern, während das englische Original auf der BD aus Platzgründen mit einem Dolby-Digital-Plus-Kern für die (ebenfalls) Atmos-Kodierung zurechtkommen muss. Erst die UHD liefert dann für beide Sprachen einen unkomprimierten True-HD-Kern.
In der Praxis punktet dieser mit einer sehr räumlichen Vorstellung, die zunächst vor allem die Straßenatmosphäre in Gotham sehr lebhaft ins Heimkino transportiert. V8-Motoren grollen vorbei, das Rauschen der Großstadt ist greifbar und der dumpf-dröhnende Sound innerhalb der U-Bahn nimmt den Zuschauer in die Mitte (29’55). Über allem jedoch steht jedoch der sensationelle und ebenfalls oscarprämierte Score von Hildur Guðnadóttirs (Chernobyl, Sicario 2). Immer wieder brandet dieser wuchtig auf, bevor oder während eine entscheidende dramatische Szene auf den Weg gebracht wird. Fallen dann die ersten Schüsse, zerreißt es die Spannung und der Hall in der U-Bahn-Station ist beängstigend realistisch (33’30). Das Einzige, das Joker etwas fehlt, ist die Unterstützung vom Tieftonkanal. Die Bassintensität ist erst nach 107 Minuten erstmals wirklich wuchtig, wenn die Fahrzeuge ineinander prallen. Gerade die donnernden U-Bahn-Situationen hätte etwas mehr Fundament vertragen. Immerhin bekommt auch hier der Score schon mal etwas mehr Kraft. In Sachen Räumlichkeit und Dynamik ist es dann der prasselnde Regen nach etwas über 75 Minuten, der eins der herausragenden Highlights darstellt.

Erster Versuch als Stand-up-Comedian

Nehmen wir die Höhen-Ebene mit hinzu, wird diese zumeist und vor allem von Guðnadóttirs kongenialem Score bevölkert. Vor allem in den dramatischen Szenen brandet dieser dort immer wieder auf. Abgesehen vom Score nimmt der Straßenlärm von Gotham City nach 1’35 die Heights mit in die Pflicht und auch die Fahrt im Bus hält etwas Rauschen von oben bereit. Echte 3D-Sounds gibt es allerdings lange nicht. Letztlich auch deshalb, weil es keinen ersichtlichen Anlass für solche Geräusche gibt. Nach knapp 20 Minuten fährt ein Aufzug in die Höhe, was mit einem kurzen elektrischen Säuseln und späterem Klicken authentisch wiedergegeben wird. Allerdings ist das auch relativ leise, sodass man es im Verbund mit der regulären Ebene kaum als immersiven 3D-Sound wahrnimmt. Ganz und gar nicht leise ist der Score nach 24 Minuten, wenn Arthur über die Straßen torkelt. Das macht schon Eindruck, wie der Sound hier aufbrandet.
Nach 29’40 (und weiter auch in der Folge) gibt’s erstmalig einen sehr dedizierten und hörbaren Höhen-Effekt, wenn die U-Bahn-Durchsage ganz deutlich aus den Heights kommt.
Es vergehen weitere 25 Minuten, bevor der Score wieder sehr intensiv hinzugemischt wird, als sich für Arthur der nächste Schicksalsschlag ankündigt. Und auch nach 75 Minuten sägen die Hörner des Orchesters unheimlich über die Höhen-Speaker. Nach 77’30 gibt’s dann den zweiten, echten 3D-Toneffekt, wenn ein Gewitter sich durch Donnergrollen ankündigt. Noch einmal sehr intensiv werden die Heights mit ins Geschehen gelenkt, wenn der Joker nach 90 Minuten auf den Treppen tanzt und vor den Einsatzkräften flieht. Das dreiminütige Chaos wird vom Score äußerst intensiv begleitet, bis sich die Musik wieder in die getragenen Geigen-Klänge reduziert. Nach 106 Minuten branden dann TV-Nachrichtensprecher auf, die den deutlichsten und variabelsten 3D-Soundeffekt des Films darstellen, wenn sie losgelöst über alle vier Heights wandern.

Bild- und Tonqualität UHD

Murray Franklin hat Arthur in seine Show eingeladen

Man hätte aufgrund der Thematik durchaus annehmen können, dass Todd Phillips seinen Joker analog filmen lässt. Und eigentlich wollte er das ursprünglich auch. Vor allem eben, um den Vorbildern, an die sich der Film optisch und thematisch anlehnt, gerecht zu werden. Da Phillips aber in 70mm drehen wollte, lehnte Warner das Vorhaben ab. Bei Vergleichsaufnahmen zwischen 35mm Film und der Alexa 65 entschied man sich dann doch für die flexibler einsetzbare Digitalkamera (Quelle). Zusätzlich zur Alexa 65 gesellten sich noch Aufnahmen mit der Alexa Mini und der Alexa LF. In Summe lagen drei unterschiedliche Auflösung von 3.4K, 4.5K und 6.5K an, die über ein 4K Digital Intermediate auf die UHD gelangten. Wir haben es also weitgehend mit einem nativen 4K-Material zu tun. Hinzu kam ein im Rahmen von Rec.2020 erweiterter Farbraum sowie die höheren Kontrastdynamiken nach HDR10 und Dolby Vision.
In der Praxis merkt man von der Zunahme an Auflösung allerdings nur bedingt etwas – sieht man davon ab, dass das Bild generell laufruhiger und etwas glatter erscheint. Die kurze Korn-/Rauschattacke im Himmel bei 19’20 kann aber auch die ruhigere UHD nicht verhindern. Und schaut man ganz genau hin, bzw. geht ganz nahe an den Screen, kann man schon mal den Eindruck haben, dass die 4K-Scheibe in der Tiefe auch softer und weniger gut aufgelöst ist. Gut zu erkennen bspw. bei der „Exit Only“-Aufschrift nach 56’19. Ob die UHD hier aber wirklich bewusst softer gemacht wurde oder die BD doch deutlich nachgeschärft ist, lässt sich nur schwer sagen.

Ruhe vor dem Sturm

Beiden Disks (BD und UHD) gleich sind komplette Aufnahmen, die fast doppelkonturig-unscharf erscheinen. Vor allem De Niros Gesicht in der Show mit Arthur Fleck betrifft das mitunter sichtbar (99’54).
In puncto HDR-Grading sind die Unterschiede vor allem bei den Spitzlichtern eher gering. Hin und wieder läuft Arthur unter Neonröhren hindurch, die durch das HDR prägnanter und dynamischer wirken. Die UHD ist allerdings insgesamt deutlich dunkler abgestimmt. Während das auf hellen Teilbereichen für eine etwas bessere Durchzeichnung sorgt, sind Schwarzwerte grundsätzlich nicht viel knackiger. Ab und an hat man hier eher das Gefühl, sie kommen leicht aufgehellt zum Betrachter. Was die Farbgebung angeht, ist der Gebrauch von deutlich intensiveren Farben bewusst zurückhaltend genutzt worden. Orange und Rot sind zwar etwas kräftiger, aber nicht in dem Maße, was der erweiterte Farbraum hergeben würde. Natürlich hat man das hier aber auch bewusst reduziert abgeliefert, um der Stimmung und Atmosphäre dienlich zu sein. Dolby Vision präsentiert den Film mit etwas mehr Durchzeichnung in dunklen Bereichen, liefert aber ein sichtbar grünlicher eingefärbtes Bild ab. Zum Film selbst passt das sehr gut und ist vielleicht sogar der intendierte Look der Macher.

Blu-ray (94’18): (Slider ganz nach rechts): Sowohl BD als auch UHD haben einen etwas kränklichen Look.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD dunkelt deutlich ab. Orange und Rot sind etwas kräftiger als über die BD.

UHD HDR10 (94’18): (Slider ganz nach rechts): Das gleiche Bild im Vergleich zwischen HDR10 und DV.

UHD Dolby Vision (Slider ganz nach links): Dolby Vision führt den Look etwas mehr in Richtung grüner Kolorierung, was zum Film tatsächlich noch besser passt.

Blu-ray (113’47): (Slider ganz nach rechts): Die finalen Szenen in der Psychiatrie haben einen komplett anderen Look.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD ist hier per HDR10 sichtbar dynamischer im Kontrast, arbeitet dadurch Feinheiten im Gesicht besser heraus.

UHD HDR10 (113’47): (Slider ganz nach rechts): Auch hier der Vergleich zwischen HDR10 und Dolby Vision.

UHD Dolby Vision (Slider ganz nach links): In der weniger farbigen Szene ist der Unterschied mit Tendenz ins Grün noch auffälliger. Dolby Vision zeichnet gleichzeitig besser durch und versumpft im Schwarz weniger.

Blu-ray (33’48): (Slider ganz nach rechts): In den dunklen Nachtszenen bleiben die Unterschiede in der Farbdarstellung sehr gering.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD dunkelt hier zuweilen sehr ab, wenngleich das im laufenden Bild nicht ganz so drastisch auffällt.

Blu-ray (38’14): (Slider ganz nach rechts): In puncto Auflösung sind die Unterschiede zwar nicht riesig…

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … die UHD liefert aber die klareren Schriften und vermeidet auch die leichten blumigen Artefakte rund um das „K-UP“.

Hier das Bild zum obigen Ausschnitt in voller Größe.
Der Ton der UHD ändert sich nur insofern, als dass nun auch die englische Fassung eine True-HD basierte Atmos-Fassung erhält. Die deutsche Atmos-Spur ist unverändert hochwertig und ebenfalls enthalten.

Bonusmaterial

Arthur brodelt

Das Bonusmaterialn von Joker besteht aus vier Featurettes. In „Evolution des Jokers“ gibt’s eine (sehr kurze) Kostüm- und Make-up-Probe. Das „Making-of“ läuft mit 22 Minuten deutlich länger und erklärt, was Todd Phillips dazu bewog, den Film und seine Hauptfigur zu ergründen. Auch Produzent Bradley Cooper und Hauptdarsteller Phoenix kommen zu Wort. Der Regisseur gibt auch hier erneut zu Protokoll, dass er nie einen Comic-Film machen wollte.
„Bitte begrüßen Sie Joker“ wirft noch einmal einen Blick auf die Hauptfigur und hangelt sich dabei an den unterschiedlichen, teils improvisierten Takes entlang, die Phoenix bei Jokers Auftritt in der Franklin-Show zum Besten gab.
„Eine Chronik des Chaos“ geht ebenfalls nur drei Minuten und reiht in Szenenfotos aneinander, wie Arthurs Weg im Film verläuft.
Insgesamt ist das für einen so erfolgreichen Film doch etwas dürftig. Auch ein Audiokommentar fehlt leider.

Fazit

Joker lebt sehr von der Darstellung der Hauptfigur durch Joaquin Phoenix. Zu sehr, wenn man es genau nimmt. Denn wo schon die psychologischen Faktoren und Hintergründe der Titelfigur zumindest fragwürdig sind, bleibt die eigentliche Story hinter diesem Psychogramm eines Verlierers dünn und bisweilen sogar schlampig.
Manchmal versucht Phillips Film zu sehr, den Vorbildern eines Martin Scorsese nachzueifern und vernachlässigt dabei die Nebenfiguren. Man muss Joker allerdings ein Kompliment dafür machen, wie geschickt er es versteht, den Zuschauer auf Arthurs Seite zu ziehen. Und hier kommt dann wieder Phoenix‘ Leistung zum Tragen, die den Zuschauer packt und kaum loslässt.
Technisch liefert die UHD das sauberere und insgesamt passendere Bild zum schmuddeligen Look des Films. Der Atmos-Sound liefert dazu eine sehr räumliche Kulisse mit dynamischem Score, aber nur sehr wenig Höhen-Aktivität.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität BD: 80%
Bildqualität UHD: 80%

Tonqualität BD/UHD 2D-Soundebene (dt. Fassung): 85%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Quantität (dt. Fassung): 40%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Qualität (dt. Fassung): 70%

Tonqualität BD 2D-Soundebene (Originalversion): 80%
Tonqualität UHD 2D-Soundebene (Originalversion): 85%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Quantität (Originalversion): 40%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Qualität (Originalversion): 70%

Bonusmaterial: 40%
Film: 75%

Anbieter: Warner Home Video
Land/Jahr: USA 2019
Regie: Todd Phillips
Darsteller: Joaquin Phoenix, Robert De Niro, Zazie Beetz, Marc Maron, Shea Whigham, Frances Conroy, Bill Camp, Brett Cullen
Tonformate BD: Dolby Atmos (True-HD-Kern): de // Dolby Atmos (DD+-Kern): en // Dolby Digital 5.1: de, en
Tonformate UHD: Dolby Atmos (True-HD-Kern): de, en // Dolby Digital 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 122
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Disk-Kapazität: BD-66
Real 4K: Ja (Ja DI)
High Dynamic Range: HDR10, Dolby Vision
Maximale Lichtstärke: 992
FSK: 16

(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots liegt bei Anbieter: Warner Home Video)

Trailer zu Joker

JOKER - Teaser Trailer #1 Deutsch HD German (2019)

 

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17 Kommentare
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Kevin

Hallo, nur mal zur INfo, ich bekomme jetzt endlich meine UHD Steelbook aus der Bestellung von anfang Februar bei Saturn. Ich habe mich auch direkt an Warner gewandt und die meinten, dass jetzt (stand letzte Woche) alle Pressungen rausgehen sollten. Wenn ich das richtig verstanden habe dann waren das auch die letzten Pressungen als Steelbook.

Grüße

Jonas

..nun auch geschaut, folge deiner Einschätzung, Timo, trotz ein paar wirlich – schauspielerisch & in der Umsetzung geniale Momente reichen nicht um den Film als Meisterwerk durchgehen zu lassen, zumal es umgekehrt tatsächlich einige blasse Passagen gibt.

Jacob

Ich glaube, dass du noch nie einen Film mit Phoenix in der Hauptrolle gesehen hast oder?

Joker ist mal meilenweit von einem „Meisterwerk“ entfernt. Der Film ist okay und wird durch die Rolle von Phoenix gut. Mehr absolut nicht!
Timo hat völlig recht in seiner Bewertung!

Guck dir lieber mal Filme wie The Master oder Her an. Da hast du einen großartigen Phoenix + einen sehr guten Film

Jacob

Sollte eine Antwort auf den Kommentar von John sein.

dc_coder_84

Das Blu-ray Print Magazin hat dem Film eine sehr hohe Wertung gegeben. Eine zu hohe meiner Meinung nach. Deswegen finde ich es gut, dass Sie erwähnen, dass der Film in Grunde eine sehr einfache Handlung hat. Und deswegen sehe ich ihn als guten aber nicht überragenden Film. Ich finde die Idee sehr gut und innovativ einen Comic aus der Sichtweise eines Bösewichts zu präsentieren und seine Entwicklung zu schildern/erklären. Das hebt sich angenehm vom Comic Action Allerlei ab. Außerdem finde ich das Art Design sehr gelungen.

Roman

Das Bild von der UHD Blu Ray ist überragend. Die Farben, Schärfe und die Bildruhe, einfach alles passt perfekt, für mich meine persönliche Referenz. Der Sound ist ok, man kann kein Feuerwerk erwarten. Der Film ist absolut sehenswert und spannend und darf in keiner Sammlung fehlen.

John45

Das Review ist sehr gut gemacht aber wieso vergibst Du für dieses Meisterwerk nur 75% ? In den letzten 20 Jahren hat es nichts vergleichbares gegeben was nur ansatzweise an so eine Meisterleistung wie Joker rankommt.

Das Review aus technischer Sicht kann ich nachvollziehen aber die Filmbewertung geht absolut nicht. Sorry!

Bruno

Eigenartig, dass du den psycholgischen Aspekt klischeehaft, manipulativ und sogar zynisch findest, wenn so viele den Film für das genaue Gegenteil loben. Anbei ein Beispiel: https://www.smh.com.au/culture/movies/as-a-psychiatrist-i-was-blown-away-by-the-latest-joker-20191024-p5340p.html

Außerdem ist die Story sehr gut. Du bezeichnest sie als dünn, obwohl sie aus einer Reihe miteinander verbundener Ereignissen besteht. Eine Sache führt in die Andere und insgesamt trägt jedes Stück an einer logischen und effektiven Handlung bei, die definitiv nicht viel kürzer hätte sein können. Schneidet man irgendwo Szenen weg, dann müsste der Film anders funktionieren und wäre wahrscheinlich schlechter. Denn dann würde man kritisieren, wie für vieles Kontext fehle und Dinge eventuell „einfach so“ passieren. Die Story wäre dann tatsächlich „dünn“.

Inwiefern sind zudem die NEBENFiguren „sehr unzureichend“ charakterisiert. Das impliziert, dass etwas nicht erreicht werden konnte. Was denn? Auch hier würde ich den Film für das genaue Gegenteil loben. Der Film folgt Arthur Fleck aus einer quasi ego-Perspektive und trotzdem wurden NEBENFiguren als vielschichtig dargestellt. Liegt daran, dass Arthur aus seiner Sicht aus glaubt, dass andere u.a. nur an sich selbst denken und dann wird man mit dem Gegenteil konfrontiert.

z.B. die Dame aus der Sozialhilfe, die Arthur psychologisch unterstützt. Sie muss ihn erklären, dass sie genauso vom System vernachlässigt wird wie er.
Arthurs Arbeitskollegen besuchen Arthur nach seiner Entlassung, weil sie sich Sorgen machen.
Franklin Murray muss Arthur erklären, dass nicht „jeder Mensch“ „furchtbar“ ist.
Seine Mutter Penny Fleck war eventuell tatsächlich mit Thomas Wayne in einer Beziehung und er verleugnet es nur.
Oder anders rum: Thomas Wayne reagiert nur agressiv gegenüber Arthur, weil er seine Familie von falschen Unterstellungen von einer Frau mit Wahnvorstellungen und ihr Sohn, der seinen Sohn Bruce bedroht hat, beschützen möchte.

Teilweise ist das das tolle am Film. Er bestätigt keine Vorurteile die eine Seite von der anderen hat, sondern balanciert auf der feinen Linie in der Mitte davon. Es gibt keine Schwarz-Weis-Malerei. Gegebenheiten werden kompliziert undunglücklich bzw. tragisch dargestellt.

Wie jeder einzelne zu einem Film letzten Endes steht, ist subjektiv. Das kann ich respektieren. Jedoch hast du einige (objektive) Beobachtungen gemacht, die einfach nicht übereinstimmen. Sag von mir aus, dass der Film für dich langweilig oder uninteressant war, aber nicht, dass die Story zB. sehr dünn war.

Kisi

Danke für die Review habe erst deinen Test abgewartet bevor ich die 4k Disk kaufe. Habe den Film schon im Kino gesehen und war begeistert. Mach bitte weiter so.

Rolf

Man könnte wohl hier auch den Apple Stream wählen. Oder wird da der Qualitätsunterschied doch größer sein? Der Stream bietet ja auch die deutsche Atmos Spur.

Kayin1311

Dank dir

Ich bin außerdem gespannt auf die Qualität von Disney +, ob da wirklich ein vernünftiges Bild und auch Ton rüber kommt. Machst du dann auch einen Vergleich mit den 4k Blu Rays und dem streaming Dienst? Ähnlich wie bei den Netflix 4k Filmen?

Wieso machst du eigentlich keine YT Videos mehr? Das würde doch mehr Leute ansprechen und die Darstellung der Bilder und Filme hätte eine bessere Aussagekraft. Gerade im deutschsprachigen Raum fehlt so ein Kanal. Ich denke, nicht nur ich würde mich darüber freuen.

Kayin1311

Hi,
kannst du mir sagen, warum die UHD von Joker kaum erhältlich ist? Besonders auf Amazon ist es seit Wochen nicht mehr möglich diese Scheibe zu bestellen.

Außerdem wollte ich fragen, ob Ad Astra als 4k Blu Ray nur als Steelbook erhältlich ist.

Danke schon mal

Mach weiter so, deine Reviews sind die Besten!

Gruß

Tim

Danke für den Bericht.
Bin gepannt auf den Film 🙂