Julia X 3D – uncut

Blu-ray Review

Julia X 3D Uncut Blu-ray Review Cover
Wicked-Vision, seit 08.04.2016

OT: Julia X

 


Das beste Date, das sie je hatten

Das neue Mediabook von Julia X ist ein Fest für Fans.

Inhalt

Während er sich zu den sanften Tönen „(They Long to be) Close to You“ glattrasiert, wartet in seiner Arbeitshalle schon das nächste Opfer auf den Serienkiller, der seinen weiblichen Opfern stets ein großes „X“ ins Fleisch brennt. Julia, seine neue Internet-„Eroberung“ hat aber auch alle Attribute, die für ihn gewichtig sind. Was der Mörder allerdings nicht ahnt: Er hätte seine Wahl nicht schlechter treffen können, denn Julia ist alles andere als ein leichtes Opfer …

2010 inszenierte P.J. Pettiette mit Julia X sein Regiedebüt – und das, obwohl er zu diesem Zeitpunkt schon lange im Filmbusiness (unter anderem als Drehbuchautor) unterwegs war. Der auf dem Fantasy Filmfest 2011 erfolgreich gelaufene Rache-Horrorthriller zeigt „Hercules“-Kevin Sorbo als Killer ohne Gnade, der mit seinem jüngsten Opfer auch gleich sein blaues Wunder erlebt. Wicked-Vision nimmt sich nun des Films an und veröffentlicht ihn in limitierten Mediabooks mit drei unterschiedlichen Covergestaltungen (Variante A: 388 Stück, B: 277 Stück und C: 266 Stück). Das liebevoll umgesetzte Mediabook enthält neben der Blu-ray-Fassung in 2D auch die 3D-Version sowie die DVD des Films. Hinzu kommt das aufwändige und 24 Seiten starke Booklet, das neben einem Text von Marco Erdmann zum Thema Serienkiller auch ein Interview mit Sorbo enthält. Wer schnell ist und bei Wicked-Vision oder dtm.at vorbestellt, gehört vielleicht noch zu den glücklichen Besitzern eines handnummerierten Stickers. Und natürlich gehört ihm auch ein Film, dessen teils groteske Überzeichnung der Figuren (vor allem in Julias Schwester Jessica) den drastischen Gewaltspitzen gegenübersteht, die im zweiten Teil des Films für blutreiche Sequenzen sorgen. Julia X bezieht seine Faszination vor allem aus dem Umstand der umgedrehten Vorzeichen, mit denen das Frauenduo die gängigen Genrekonventionen seinerzeit auf den Kopf stellte und sich damit auch nicht in die Kategorie des Rape ’n‘ Revenge einsortieren lässt. Denn entgegen der Vertreter dieses Subgenres (bekanntestes Beispiel: I Spit on Your Grave), in dem die Frauen sich zwar rächen aber eben zuvor eine weiße Weste hatten, hat man es in Pettietes Film mit einer Protagonistin zu tun, der das Geschehen nicht fremd ist. Stilistisch in hübsch dreckiger Atmosphäre gehalten, in der die Mädels fast wie ein Fremdkörper wirken, reiht Julia X nicht Action an Action, sondern konzentriert sich auf die langsam steigende Spannung. Die Dynamik zwischen dem durchtriebenen Geschwisterpaar und dem abgeklärten, selbst noch in Stacheldrahtfesseln cool agierenden Kevin Sorbo, macht den größten Teil der Unterhaltung aus. Begleitet von eher unterschwellig-bedrohlicher Filmmusik, die kein geringerer als Akira Yamaoka, der Schöpfer des grandiosen Soundtracks der Computerspielserie Silent Hill komponiert wird, kann man sich dem blutigen Geschehen, das nach knapp 55 Minuten seinen Lauf nimmt, nur schwer entziehen. Die Gewaltspitzen geraten dabei nicht einmal zu selbstzweckhaft, sondern passen sich der Stimmung und dem Tenor an – bevor dann im Finale ein Dreikampf entbrennt, der schon fast comichaft geraten und inszeniert ist, dafür aber umso mehr Spaß macht. Wenn Julia, Jessica und der Fremde das komplette Elternhaus der Mädels in Schutt und Asche legen, kommt auch noch eine romantische Komponente hinzu, mit der man hier so gar nicht rechnen konnte

Bild- und Tonqualität

Julia X bedient sich eines hübsch körnigen Bildes, das in Nahaufnahmen knackig scharf ist, es jedoch hin und wieder etwas mit dem Filmkorn übertreibt – gerade in den ganz dunklen Momenten wird’s hier sehr grieselig (62’16). Während Farben plastisch und kräftig sind, könnte der Kontrastumfang in düsteren Momenten etwas mehr knackiges Schwarz liefern. Manchmal wird es hier ein bisschen milchig-grau (69’05).
Akustisch kommen in Julia X die Actionszenen zwar relativ dynamisch rüber, klingen aber alles in allem ein wenig dumpf und krachig. Besser machen es die Stimmen, deren Synchronfassung äußerst gelungen ist. Sogar Ving Rhames darf während seines kurzen Auftritts mit seinem typisch-sonoren Organ antreten. In Sachen Raumakustik reißen die End-Credits am meisten vom Hocker, wenn die einzelnen Mitwirkenden rauschend über den Kopf des Zuschauers hinwegrasen.

3D-Effekt

asJulia gehört zu den wenigen Genrefilmen, denen eine echte stereoskopische 3D-Umsetzung vergönnt war, was man dem Film trotz nur weniger Pop-Out-Effekte deutlich ansieht. So ist die Tiefenstaffelung bisweilen herausragend und liefert gleich eine Vielzahl an Ebenen (56’02). Auch die Konturierung der Darsteller ist sehr gut und stellt jeden einzelnen plastisch in den Raum. Einzig das bisweilen herbe Korn stört in der 3D-Fassung, da es sich wuselig auf die vordere Ebene legt (55’30). Wenn dann mal echte herausspringende Effekte genutzt werden, macht das in solch einem Genre natürlich gleich doppelt Spaß – so zum Beispiel, wenn Kevin Sorbos Kiefer die Bratpfanne des Haues zu spüren bekommt (39’45). Schön, dass es während der Action im Finale nicht zu unübersichtlich wird und man es grundsätzlich nicht mit der 3D-Geschichte übertreibt.

Bonusmaterial

Neben dem 24-seitigen Booklet gibt’s, wie weiter oben erwähnt, auch die DVD-Fassung des Films im Mediabook. Abgesehen von drei Programmtipps warten aber keine dedizierten Featurettes oder ähnliches auf den Betrachter.

Fazit

Julia X gehört zu den überraschenderen Beiträgen eines mit oft stumpfen und vorhersehbaren Werken vollgepfropften Genres. Sorbo spielt angenehm gegen den Strich seines Saubermann-Images gebürstet und seinen beiden Kontrahentinnen zuzuschauen, wie sie furienhaft über ihn herfallen, wird sogar bei dem einen oder anderen Arthaus-Fan als Guilty Pleasure funktionieren. Das Mediabook bietet nun auch ein angemessenes Äußeres und ein tolles Booklet für den Fan sowie den Film auf (3D)Blu-ray und DVD.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 30%
Film: 70%
3D-Effekt: 75%

Anbieter: Wicked-Vision
Land/Jahr: USA 2010
Regie: P.J. Pettiette
Darsteller: Valerie Azlynn, Kevin Sorbo, Alicia Leigh Willis, Ving Rhames, Saxon Sharbino, Gregg Brazzel
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 92
Codec: AVC
Real 3D: Ja
Freigabe: Keine Jugendfreigabe

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