June

Blu-ray Review

June Blu-ray Review Cover
Ascot Elite, seit 20.10.2015

OT: June

 


Kampf mit dem Ich

Von bessenen Mädchen und überforderten Pflegeeltern.

Inhalt

June, von der niemand so recht weiß, woher sie kommt, lebt seit einiger Zeit bei einer schäbigen Adoptivfamilie in einem Trailerpark. Während Victor Emmanuel, der Mann vom Jugendamt, versucht, das kleine Mädchen dort herauszuholen, weiß diese sich selbst zu wehren. Jedes Mal, wenn man sie provoziert und sie daraufhin richtig wütend wird, erwachen dämonische Kräfte in ihr. Bei einer Gartenparty fegt sie in Rage deshalb alles im näheren Umfeld weg. Als Victor das Mädchen daraufhin zu den Andersons bringt, einer netten Vorstadtfamilie, hofft er, dass die Wutausbrüche ausbleiben, wenn June erst einmal in guten Händen ist. Der Beamte klärt die neue Pflegefamilie auch darüber auf, dass das Mädchen eine imaginäre Freundin namens Aer hat. Was er aber verschweigt: Aer existiert! Sie ist das Böse, das in Junes Körper lebt und dessen Kraft für eine okkulte Gemeinschaft die erhoffte Erlösung bieten soll. Folglich wird auch der Alltag der Andersons gründlich durcheinandergewirbelt, wenn June telekinetisch Dinge zerstört oder Zwietracht zwischen den Eheleuten entfacht …

Dämonische Machenschaften sind nach wie vor groß im Rennen, wenn es um neue Outputs im Horrorgenre geht. in June begleiten wir nun ein kleines Mädchen, das den Kampf von Gut gegen Böse im eigenen Körper zu spüren bekommt und führen muss. Der Grusler verzichtet dabei weitgehend auf blutige Showeffekte und lässt das Grauen langsam und allmählich im Alltag entstehen. Regisseur L. Gustavo Cooper, der sich seine ersten Lorbeeren mit Skateboardvideos verdiente, inszeniert zwar professionell, lässt aber einen kontinuierlichen Spannungsaufbau zunächst vermissen. Geraten die ersten Minuten in der asozialen Pflegefamilie noch atmosphärisch stimmig, verflacht June nach Ankunft des Mädchens bei den Andersons erst einmal deutlich. Nur nach nund nach stellt sich der typische Thrill ein, wenn June es schafft, einen Keil zwischen ihre neue Pflegemama und den -papa zu treiben. Ein guter Kniff ist dabei, dass der Off-Kommentar von Lily aufklärt, warum sie ihren Ehemann letztlich zum Auszug bewegt – selbst wenn die zum Showdown hin präsentierte Überraschung etwas bemüht daher kommt. Richtig gut funktioniert der Synthie-Soundtrack von Juliette und Sean Beaven, der Genrefreunde an die Werke eines jungen John Carpenter erinnert und dessen Dramaturgie dem Film eine Spannung vermittelt, die er erzählerisch eher bedingt erreicht. Sean Beaven tourte unter anderem schon mit Marylin Manson und Nine Inch Nails, was man dem Soundteppich durchaus anhört. Darstellerisch kann man keinem der vier Hauptakteure etwas vorwerfen – selbst der erstaunlich hager gewordene Casper Van Dien (Starship Troopers) gibt sein Bestes, um als Familienvater zu überzeugen. Kennedy Brice (bekannt als Molly aus der vierten Staffel von The Walking Dead) leistet als Elfjährige außergewöhnlich gute Arbeit, wenn schon ein Zucken ihrer Augenbrauen dafür sorgt, dass man das Böse in ihr erkennen kann. Auch Eddie Jemison ist als schwarzgekleideter Beamter mit dunkler Hornbrille und düsterem Wissen eine Bank.

Bild- und Tonqualität

Um dem unterschwelligem Horror und der bedrohlichen Atmosphäre gerecht zu werden, nutzt June vor allem reduzierte Farben und einen mittleren Kontrastumfang. Gerade der stets schwarz-weiß gekleidete Victor könnte so auch in einem monochromen Stummfilm mitspielen. Nicht schön sind Vogelperspektiven, die Objekte in Bewegung zeigen. Junes erste Fahrt in die neue Schule oder der Schwenk über den See geraten so zum Ruckelspiel.
Der Sound von June setzt immer wieder auf vordergründige Effekte, um Junes Wutausbrüche akustisch zu begleiten. Das gelingt zwar hinlänglich effektvoll, ist aber ein wenig undifferenziert. Auch die (deutsche) Nachvertonung ist nicht immer gelungen – so klingen Schritte dauerhaft überbetont und hohl. In der Originalfassung ist das bedeutend harmonischer eingebettet.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von June hält ein Making-of bereit, das, ausgehend vom 2013er Short-Film, die Entstehungsgeschichte des Films beschreibt. Vier Featurettes über die Schauspieler, das Make-up, die Musik und die Produktion runden neben den Trailern und ein paar Promo-Spots das Angebot ab.

Fazit

June macht ein paar Dinge richtig, bleibt aber zumeist eher mittelmäßig spannend. Lobend sei das Schauspiel der kleinen Kennedy Brice sowie der hervorragende Filmscore erwähnt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 40%
Film: 50%

Anbieter: Ascot Elite
Land/Jahr: USA 2015
Regie: L. Gustavo Cooper
Darsteller: Casper Van Dien, Victoria Pratt, Eddie Jemison, Addy Miller, Kennedy Brice, Aiden Flowers
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 83
Codec: AVC
FSK: 16