Jung & Schön

Blu-ray Review

Lest das Blu-ray Review zu Jung & Schön Cover
Weltkino, 24.04.2014

OT: Jeune & Jolie

 


Vier Jahreszeiten

François Ozon bleibt sich und seiner Art zu filmen auch in „Jung & Schön“ treu.

Inhalt

Isabelle ist gerade 17 als sie im Sommerurlaub mit dem Deutschen Felix ihr erstes Mal erlebt. Sie ist zwar interessiert am Sex, ihre Unerfahrenheit und die wenig einfühlsame Art des Gegenüber lässt den Akt jedoch eher unspektakulär vorüberziehen. Einige Wochen später ist sie an der Uni und finanziert sich ihr Leben als Callgirl. Mittlerweile an sexuellen Erfahrungen reicher trifft sie sich häufiger mit einem älteren Herren, der eines Tages während eines Aktes an einem Herzinfarkt stirbt. Das wiederum ruft die Polizei auf den Plan und macht Isabelles Doppelleben bei den Eltern offenbar. Die Familie steht vor ihrer größten Zerreißprobe …

François Ozon beschreibt in Jung & Schön ein Jahr im Leben der 17-jährigen Isabelle. Schildert, wie sie sich innerhalb der vier Jahreszeiten vom unerfahrenen Mädchen, das zum ersten Mal mit einem Jungen schläft, zu einer jungen Frau mit sicherem Auftreten wandelt. Einen seiner besten Momente hat der Film, als er mit einem Chanson unterlegt Isabelles wachsendes Selbstbewusstsein im Angesicht ihrer „Arbeit“ darstellt. Ozon gelingt trotz der größtenteils geschäftlichen Sexualität wie keinem Zweiten die ebenso unverkrampfte wie erotische Bebilderung seines Films. Während andere Werke der letzten Zeit gerne aufreizend oder sinnlich gewesen wären, schüttelt der französische Regisseur diese Stimmung in Jung & Schön scheinbar mühelos aus dem Ärmel. Und das, obwohl auch sein aktuelles Werk einer strengen formalen Regel folgt: Vier Teile, jeweils eingeleitet mit der Überschrift der jeweiligen Jahreszeit, gliedern den Film auf, bilden die Abschnitte in denen sich seine Protagonistin von der scheuen Jugendlichen zur selbstsicheren Frau wandelt, die scheinbar ohne Gefühlsregung oder innere Teilnahme Gefallen an der Aufmerksamkeit empfindet, die ihre Freier ihr entgegenbringen. Glücklicherweise begeht der Regisseur nicht den Fehler, über seine Hauptfigur zu urteilen oder den Zeigefinger zu erheben, verbleibt mit einem Ende, das Möglichkeiten zur Interpretation lässt und nicht pseudomoralisierend vom Pfad der Tugend erzählt.

Bild- und Tonqualität

Ozons bekannter, leicht grießelig-körniger Look ist auch in Jung & Schön wieder bestimmend. Dazu wählt er die passende Farbpalette für seine vier Jahreszeiten, lässt den Sommer mit braungelben Farben schwül und heiß wirken und kühlt die Stimmung im Winter mit graueren Momenten ab. Die Nahaufnahmen sind von bestechender Schärfe, in Halbtotalen wird es etwas weicher und weniger Detailfreudig.
Akustisch konzentriert sich der dialoglastige Jung & Schön auf die Stimmen, die in Momenten größerer Unruhe schon mal leicht untergehen, ansonsten aber durch sehr gute Synchronisation auffallen. Räumlich wird es nur selten und auch eher dezent, wenn der Filmscore einsetzt oder auf der Party laute Musik läuft (72’45).

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Jung & Schön lockt mit sieben unveröffentlichten Szenen unter denen auch ein alternatives Ende zu finden ist. Dazu gibt es Interviews mit dem Regisseur und seinen Darstellerinnen Marine Vacth und Géraldine Pailhas. Probeaufnahmen und Kostümproben sowie ein Bericht über die Entstehung des Kinoplakats ergänzen das Angebot.

Fazit

Jung & Schön ist eine toll gespielte, erotisch angehauchte und stilsicher inszenierte Lolita-Variante eines Regiekönners, der mit Modell Marine Vacth eine perfekt besetzte Hauptdarstellerin vorweisen kann.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (deutsche Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 30%
Film: 75%

Anbieter: Weltkino/STUDIOCANAL
Land/Jahr: Frankreich 2013
Regie: François Ozon
Darsteller: Marine Vacth, Géraldine Pailhas, Frédéric Pierrot, Fantin Ravat, Charlotte Rampling
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, fr
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 93
Codec: AVC
FSK: 16

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