Kaiserschmarrndrama

Blu-ray Review

EuroVideo, 21.01.2021

OT: –

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Born Rebles

Eberhofer zum Siebten

Inhalt

Freunde in Stützstrümpfen

Ein kleiner Autounfall mit Eberhofer hat den Birkenberger ziemlich gebeutelt: Doppelte Beckenfraktur, Schlüsselbeinbruch, Rippenfraktur, Milzquetschung – acht Wochen liegt er nun schon in einem katholischen Krankenhaus und wird von einer Reha-Therapeutin mit Sado-Maso-Diplom malträtiert. Da passt es ins Bild, dass der Kaiserschmarrn, den die Krankenhausgastronomie anbietet, viel zu viele Rosinen drinnen hat. Der Eberhofer hat deshalb kein schlechtes Gewissen nicht, was den Birkenberger wurmt. Was den Eberhofer wurmt, ist, dass er alleweil Entscheidungen treffen muss, was er für Fliesen in die Neubau-Doppelhaushälfte legen soll – ganz abgesehen von der Gemeinschaftssauna, die Susi und der Leopold gern hätten. Offenbar haben sich die zwei auch noch gegen ihn verschworen. Als dann eine Tote im Wald gefunden wird, scheint das eine willkommene Abwechslung oder vielmehr Ablenkung zu sein. Pikant wird’s allerdings, als klar wird, dass es die Simone war. Und die Simone hat Erotik-Shows im Internet angeboten. Noch pikanter ist, dass halb Niederkaltenkirchen online zug’schaut hat und somit ein mögliches Motiv hat …

Alle Jahre wieder ein Eberhofer, oder? Hey, warte. Was ist da los? 2020 gab’s gar keine G’schicht aus Niederkaltenkirchen. Ja, wo kommen wir denn da hin, Kruzifix nochamol. Tja, auch vor den Verfilmungen der Rita-Falk-Krimis rund um den Eberhofer Franz machte Corona nicht halt. Und so musste der fertig abgefilmte siebte Teil der Kinoadaptionen eine Ehrenrunde in den Safes der Constantin Film drehen, bevor er dann im Sommer 2021 endlich in die Lichtspielhäuser entlassen wurde. Und dort durfte er fulminant reüssieren. Denn mit dem zweitbesten Einspielergebnis eines Teils der Reihe (direkt nach dem Vorgänger Leberkäsjunkie) bewies man, dass auch in einer durch Covid-19 noch angespannten Situation und Beschränkungen in den Kinos ein großer Erfolg möglich ist. Das mag auch daran gelegen haben, dass man sich offenbar endlich dazu bereit erklärte, den Film nicht nur in SEHR limitierter Weise außerhalb Bayerns und Österreichs zu zeigen, sondern tatsächlich bundesweit. Lange genug hat’s gedauert. Kaiserschmarrndrama ist, wie erwähnt, der siebte Teil, der allerdings auf dem neunten Buch basiert – Zwetschgendatschikomplott und Weißwurstconnection ließ man bisher aus. Ohne die Buchreihe zu kennen und dementsprechend ohne beurteilen zu können, woran es liegen könnte, dass man Zwetschgen und Weißwürscht‘ bisher nicht fürs Kino adaptierte, sei gesagt: Auch die herrlich süße Nachspeise österreichischer Herkunft hinterlässt als Kinofilm einen süßen Nachgeschmack. Also „süß“ im Sinne von unterhaltsam und witzig. Denn so richtig „süß“ beginnt’s für fromme Leut‘ erst einmal nicht, wenn der Birkenberger mit der vollen Urinflasche und einem wenig schmeichelhaften „brunzblöder Trampel“ nach der katholischen Krankenschwester wirft. Der Kniff, dass der Rudi möglicherweise psychosomatisch im Rollstuhl hockt, obwohl er physisch wieder topfit sein sollte, sorgt für ein paar ganz nette Gags. Die besten Lacher heimst aber erneut Eisi Gulp als Papa Eberhofer ein. Wenn er aus Protest gegen den Neubau in den Kranstreik eintritt oder seinen Sohn mit der Susi in flagranti erwischt, versprüht das jenes unverwechselbare Flair, das von seiner Figur von jeher ausgeht. Wo allerdings bei Leberkäsjunkie die Gagdichte nach dem schwächeren Vorgänger wieder hochgefahren wurde, geht es im siebten Teil eher wieder einen kleinen Schritt zurück. Die berühmten Szenen in der Kneipe nehmen in Kaiserschmarrndrama fast schon Trashniveau an, wobei dem Flözinger wieder eine wirklich grandiose Szene gebührt, wenn er halbnackt auf dem Mofa in die Radarfalle rast. Was dieses Kaiserschmarrndrama aber außergewöhnlich werden lässt: Erstmals werden auch melancholische Töne angeschlagen, bei denen man durchaus einen kleinen Kloß im Hals hat. Der Kriminalfall an sich gerät anhand von Neubauten auf dem Eberhof’schen Anwesen, der Angst Flözingers vor der Bikergang und dem Trauerfall in der Familie dann (erneut) in den Hintergrund. Da das aber immer schon so war, tut’s auch hier nicht weh. Und wenn der Birkenberger mit einer Überdosis Hasch im Blut an einem Verhör teilnimmt, wird kaum ein Auge trocken bleiben – „Haben sie Chips? Oder Flips?“

Preis: 5,90 €
(Stand von: 2024/04/24 1:45 am - Details
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Produktpreise und -verfügbarkeit sind zum angegebenen Datum / Uhrzeit korrekt und können sich ändern. Alle Preis- und Verfügbarkeitsinformationen auf https://www.amazon.de/ zum Zeitpunkt des Kaufs gelten für den Kauf dieses Produkts.
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22 neu von 5,84 €0 gebraucht
Studio:
Format: Blu-ray
Spieldauer:
Erscheinungstermin: Tue, 21 Dec 2021
(* = Affiliate-Link / Bildquelle: Amazon-Partnerprogramm)

Bild- und Tonqualität

Auch der siebte Film der Eberhofer-Reihe kommt mit einem sehr ordentlichen und kontrastreichen Bild daher. Die Close-ups – vor allem jene, die in den Weitwinkel-Einstellungen vorgenommen wurden – sind mal wieder rattenscharf. Allerdings gibt’s dieses Mal eine ärgerliche Neuerung: Das 1,85:1-Bild ist im interlace-Verfahren, also in 1080i/50 abgelegt, nicht in progressivem Vollbild mit 24p. Das wiederum sorgt hier und da für leichte Kammartefakte in schnellen Bewegungen und an geraden Kanten. Die Bildruhe ist dafür durchweg sehr hoch und vom milchigen Kontrastverhalten der ersten Verfilmungen ist Kaiserschmarrndrama ebenfalls weit entfernt. Lediglich in ganz dunklen Szenen gibt’s mal ein wenig Rauschen. Ansonsten ist das Bild – trotz 1080i – ziemlich gut.
Ja, auch Kaiserschmarrndrama ist kein Wunder an Dynamik oder Effektreichtum. Wozu auch. Bis auf die leichte und dezente Filmmusik und Dialoge passiert ansonsten nicht sonderlich viel. Dreht der Eberhofer mit seinem Dienst-KFZ mal eine Runde durch den berühmten Kreisverkehr, gibt’s auch mal ein bisschen Räumlichkeit, während die Dialoge vertraut und gut verständlich zu vernehmen sind – für solche, die der bayerischen Mundart mächtig sind, sogar noch besser. Wenn dann nach rund 75 Minuten ein Schuss fällt und kurz darauf noch ein zweiter und dritter, dann wird’s sogar kurz mal so etwas wie dynamisch. Und wenn Leopold am Ende kurz ausrastet, schaltet sich gar der Subwoofer ein.

Preis: 5,90 €
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Erscheinungstermin: Tue, 21 Dec 2021
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Bonusmaterial

Erneut gibt’s ein Making-of, das mit 22 Minuten zu Buche schlägt und – mal abgesehen von den unterschiedlichen Einstellungen der Darsteller zum Thema Rosinen im Kaiserschmarren – auch davon erzählt, wie der Autostunt mit dem alten Volvo vollzogen wurde. Sehr ausgiebig und wortreich sogar. Außerdem sieht man, dass tatsächlich ein halbes Haus gebaut wurde und charmant ist, dass auch die Darsteller in den Interviews gerne mal in ihren Rollen bleiben. In „Rudis Rezeptereien – Leckereien leicht gemacht“ bekommen wir das Rezept zum besten Kaiserschmarren der Welt. In „Richtig protestieren mit Papa Eberhofer“ bekommt Eisi Gulp noch einmal einen Auftritt und lässt uns an seiner Protest-Historie teilhaben. In Equipment-Check mit Max Simmerl stellt der junge Mann von der Niederkaltenkirchener Sicherheitswacht seine Weste und Ausrüstung vor. Knapp fünf Minuten an Interviews und eine B’Roll ergänzen neben dem Trailer das Angebot.

Fazit

Der siebte Teil lief (wie vor zwei Jahren noch moniert) endlich mal flächendeckend deutschlandweit im Kino. Das ist gut so. Und das darf auch nächstes Jahr beim bereits abgedrehten achten Film so sein. Schade, dass gegenüber Leberkäsjunkie in Kaiserschmarrndrama der Witz wieder etwas harmloser daherkommt und vielleicht sogar ein bisschen Ermüdungserscheinungen auftreten. Dennoch: Wenn man Fan der Reihe ist, freut man sich auf jedes Wiedersehen mit den Figuren, die einem über die Jahre einfach ans Herz gewachsen sind.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Bonusmaterial: 50%
Film: 70%

Anbieter: EuroVideo
Land/Jahr: Deutschland 2020
Regie: Ed Herzog
Darsteller: Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Lisa Maria Potthoff, Eisi Gulp, Sigi Zimmerschied, Eva Mattes
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de // dts 2.0: Deutsch für Hörgeschädigte
Bildformat: 1,85:1 (1080i/50)
Laufzeit: 92
Codec: AVC
FSK: 12

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter EuroVideo)
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Trailer zu Kaiserschmarrndrama

KAISERSCHMARRNDRAMA I Offizieller Trailer


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Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
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3 Kommentare
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Guts

Danke für den Test, wie immer gut beschrieben und schön objektiv!
Natürlich ist es eine Komödie.
Aber für den 7 (!) Teil ist es wirklich noch gut, da gibt es weiß gott schlechtere Fortsetzungen schon ab Teil 2.

Björn

Ich mochte den Humor in diesem Film sogar wieder lieber als in den vorherigen Episoden – wieder etwas trockener und weniger Klamauk. Dafür passieren halt einfach auch mal lustige Sachen im Hintergrund oder werden einfach mal so hinserviert, wenn man nicht damit rechnet. Ich war vor allem von Teil 1 und 2 schwer begeistert. Für mich immer noch der beste Gag der ganzen Reihe, wenn Eberhofer das Foto mit der beschmierten Wand macht und den Typ einfach davorstellt. Ganz groß.
Hier gibts auch diese geile Szene, während Eberhofer im Vordergrund spricht und der Kollege im Hintergrund unscharf den Verdächtigen mit Pfefferspray lahmlegt. Großes Kino.
Ich mag die Figuren, ich mag die Serie.