Blu-ray Review
OT: Kill the Messenger
Dark Alliance
Ein ganz dunkles Kapitel der US-Politik
Inhalt
Kalifornien 1996: Gary Webb arbeitet als Journalist für die San Jose Mercury News und hat schon des Öfteren über Drogengeschäfte berichtet. Als ihm die hübsche Coral eines Tages geheime Papiere zuspielt, die beweisen, dass die CIA mit den mittelamerikanischen Drogenkartellen gemeinsame Sache macht. Um die Contras in Nicaragua zu finanzieren, hat sich der US-Geheimdienst die Suchtmittel zu Nutze gemacht, schleust Kokain im großen Stile ins Land und lässt es auf den Straßen von L.A. verkaufen. Je weiter Webb mit seinen Nachforschungen vordringt, desto nervöser werden die Verantwortlichen in Politik und Geheimdienst. Es dauert nicht lange und man droht ihm von staatlicher Seite, seine Recherchen einzustellen. Als Webb und sein Chefredakteur die Story bringen, reagiert das CIA mit Verleumdungen und die Kollegen der großen Zeitungen ziehen es vor Autor und die Mercury News mit Hohn zu überziehen. Es dauert nicht lange und alle, die einst hinter ihm standen, wenden sihc nun gegen Webb …
Michael Cuesta inszenierte mit Kill the Messenger einen Politthriller alter Schule, der sich nicht auf vordergründige Action konzentriert, sondern ruhig und investigativ eines der dunkelsten Kapitel der US-Innenpolitik aufrollt. Beginnend mit den Beteuerungen der US-Präsidenten der 60er/70er und 80er Jahre, den Drogen den Krieg zu erklären, ist schon von dem Moment an klar, dass Cuesta die salzigen Finger tief in die Wunde legen wird. Neben Watergate hätte die Affäre um die Finanzierung der Contras in Nicaraguar eigentlich mindestens genauso viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit verdient gehabt. Doch heute scheint das bereits vergessen. Umso ungeheuerlicher sind die Fakten, wenn man sie durch Kill the Messenger filmisch aufgearbeitet präsentiert bekommt. Das muss man sich mal vorstellen: Da stellt sich der Kopf des US-Staates hin und erzählt vom Kampf gegen die Drogen und im Hintergrund sorgt der Geheimdienst dafür, dass die todbringenden Suchtmittel ins Land kommen und verteilt werden. Cuesta (Produzent der zweiten Staffel von Homeland) nimmt stilistisch ein wenig Abstand von der ebenfalls gesellschaftspolitischen Serie, punktet aber dennoch mit spannenden Dialogen und sich nach und nach zuspitzenden Ereignissen. Vor allem die Szenen vor Gericht entwickeln eine unglaubliche Dynamik und Sogwirkung. Die Kamera hält dabei einen ausgewogenen Kompromiss aus stillen, ruhigen und aktiven Bildern. Oft wird in typischer Spionage-Manier aus der Entfernung gefilmt – beispielsweise wenn Webb mit Informanten oder Kollegen im Wagen spricht. Wenn Kill the Messenger dann noch einmal das Tempo und die Richtung wechselt, weil die Veröffentlichung der Geschichte dazu führt, dass sich plötzlich Webb und nicht die CIA verantworten muss, spitzen sich noch einmal die Geschehnisse zu und man schaut gebannt auf die Leinwand. Gary wird plötzlich zum Opfer übelster Verleumdungen und der Film arbeitet minutiös heraus, wie man dessen Leben nach und nach zur Hölle machte, ihm jede Unterstützung entzog.
Bild- und Tonqualität
Das Bild von Kill the Messenger ist wunderbar abgestimmt auf die Politthriller der 70er Jahre. Ein deutlich sichtbares Korn, das in dunklen Szenen noch einmal zunimmt, bestimmt gemeinsam mit einer leichten Farbentsättigung und bräunlichen Filtern den Look. Das mag nach heutigen Qualitätsgesichtspunkten nicht sonderlich hübsch aussehen, wirkt aber ungemein passend und authentisch. Die Schärfe ist grundsätzlich auf der Höhe und die Auflösung weiß ebenfalls zu gefallen, was man anhand der schönen Detailtiefe der Totalen aufs Kapitol gut sehen kann (39’09).
Akustisch wird’s schon mal etwas räumlicher, wenn das Geschehen “auf die Straße” wechselt. So beispielsweise zu Beginn von Kapitel 6, wenn Gary nach South Central L.A. geht. Die Filmmusik rumpelt ein wenig garagenbandmäßig, was aber wiederum gut zur Stimmung von Kill the Messenger passt. Die Dialoge bleiben stets gut verständlich und die deutsche Spur im regulären dts fällt qualitativ nicht merklich hinter die Originalfassung in dts-HD-Master zurück.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Kill the Messenger finden sich neben dem Audiokommentar von Regisseur Cuesta sowie einigen unveröffentlichten Szenen auch noch drei Featurettes: “Dreharbeiten in Georgia” lässt Kameramann und Produzenten kurz zu Wort kommen, warum Georgia ein idealer Drehort für den Film war, “Crack in Amerika” klärt ein wenig über die Verbindung zwischen CIA und der Drogenmafia auf – allerdings in der Kürze der Zeit (2’51) kaum erschöpfend. Die Starbesetzung kümmert sich um die hochkarätige Besetzung und warum diese an dem Projekt teilnehmen wollte.
Fazit
Kill the Messenger ist allerbeste Polit-Thriller-Unterhaltung für jene, die auch Dame, König, As, Spion mochten. Anfängliche Längen überspielt das hervorragend aufgelegte Ensemble rund um einen herausragenden Jeremy Renner.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 40%
Film: 80%
Anbieter: Universal Pictures
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Michael Cuesta
Darsteller: Jeremy Renner, Mary Elizabeth Winstead, Robert Patrick, Michael Sheen, Ray Liotta, Michael K. Williams, Rosemarie DeWitt, Paz Vega, Andy Garcia, Barry Pepper
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 112
Codec: AVC
FSK: 16