Killer Ink – Dein erstes Tattoo wirst Du nie vergessen

Blu-ray Review

Killer Ink - dein erstes Tattoo wirst du nie vergessen Blu-ray Review Cover
Tiberius Film, seit 04.08.2016

OT: Parlor

 


Die perfekte Leinwand

Zur Abwechlsung mal wieder Torture Porn.

Inhalt

Drei Pärchen aus den USA verbringen ein paar Tage in Vilnius/Litauen, um in der baltischen Metropole mal richtig die Sau rauszulassen. Alkohl fließt in Strömen und die Party ist in vollem Gange, als sich eine äußerst verführerische, volltätowierte Braut in das Gemenge mischt und zwei der US-Touristen in ein nahegelegenes Tattoo-Studio entführt. Dort will sich Amy vom lokalen Tintenkünstler ein Urlaubsmitbringsel unter die Haut stechen lassen. Was Amy nicht weiß: Der Artist ist nicht nur Nadelaktivist, sondern ein psychopathischer Killer, dessen Fetisch die Haut ist – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn je perfekter das größte Organ des Menschen ist, desto größer ist seine Lust, dieses bei lebendigem Leibe runterzuskalpieren.

Eli Roth ließ sein Hostel-Franchise seinerzeit in Osteuropa spielen – das brachte dem Regisseur durchaus Kritik ein, spielte er doch mit grimmigen Vorurteilen gegenüber dem, was mal hinter dem Eisernen Vorhang vermutet wurde. An Killer Ink prallt dieser Vorwurf ab, stammt er doch aus Litauen. Der baltische Staat ist kaum als Filmnation bekannt, was schon mal ein grundsätzliches Interesse schürt. Die internationale Vermarktung wurde natürlich im Auge behalten, weshalb man Amerikas Tatöwier-Schauspiel-Bösewicht-vom-Dienst, Robert LaSardo als Fiesewicht engagiert hat. Der Vielfilmer (aktuell sind 14! Produktionen mit ihm im Dreh oder der Postproduktion), den man aus Filmen wie Junkie oder als Horatios Kontakt Memmo Fierro zur Unterwelt in CSI: Miami kennt, passt natürlich optisch zu 100% in die Rolle und füllt diese mit diabolischem Blick. Seine Opfer sind allesamt unbeschriebene Blätter – nicht ganz ohne Grund, denn sie haben weder charismatische Rollen, noch sind sie in der Lage, diese mit erinnerungswürdigen Leistungen zu krönen. Ganz anders hingegen Sara Fabel. Das finnische Tattoo-Model, das sich nebenher für Tierrechte einsetzt und sogar schon als Lehrerin arbeitete, ist die verführerischste und dominanteste Filmbraut seit langem – mit tödlichen Eigenschaften. Killer Ink, das ist ein Pluspunkt vor allem für Kenner der Szene, versucht tatsächlich ein wenig den Geist des Tätowierens einzufangen und bleibt bei den praktischen Szenen erstaunlich akkurat und authentisch. Ziemlich realistisch wirken auch die Enthäutungsszenen, die zwar nicht in Gänze im Film blieben, um die FSK-18-Freigabe zu erhalten (einige Minuten fiehlen der Schere zum Opfer), aber dennoch ihre Wirkung nicht verfehlen und vor allem durch die dauerhaft bedrohlich-düstere Atmosphäre in Atem halten. Die erste Sequenz ist schmerzhaft intensiv und trotz der Schnittauflagen ziemlich lang und wirksam, was auch durch den unterschwellig bohrenden Filmscore unterstützt wird. Auch im späteren Verlauf gibt’s eine durchaus drastische Exekution, die unangetasteet blieb. Während die Inszenierung zwar dem gängigen Schema entspricht, sich dabei aber keine großen Fehler erlaubt, könnte man meinen, das Verhalten eines der Freunde sei vollkommen unverständlich und diene offenbar nur dazu, ein paar blanke Brüste zu präsentieren. Doch darin liegt eine der größten Überraschungen des Films, der gleich zweimal den Plot variiert. Rein ideologisch nutzt Killer Ink übrigens wenigstens ein paar Momente, die US-Boys und Girls als arrogante und überhebliche Ausländer zu präsentieren, verpasst aber die Gelegenheit, die einheimische Bevölkerung abseits des Killerpärchens von Klischees befreit auch mal als hilfsbereit zu zeigen.

Bild- und Tonqualität

Das grundsätzlich kontrastintensive und farbrkäftige Bild von Killer Ink leidet in den dunkleren Bereichen unter versumpfenden Details und unnatürlich kräftigen Gesichts- oder Hautpartien (58’01). Die Detailtiefe stimmt allerdings oft versöhnlich (14’31) und die Schärfe geht in Ordnung. Bildruhe und Kornfaktor sind auf gutem Niveau, hin und wieder sieht’s gefiltert aus, was man an leichten Nachziehern erkennen kann. Die Farbgebung selbst nutzt in den dunklen Kellerraum-Szenen sichtbare Grün-Blau-Filter, was die Stimmung noch mal intensiviert.
Akustisch kann man Killer Ink zunächst mal einen positiven Aspekt bescheinigen, denn die deutsche Synchro ist überraschend gut gelungen. Hinzu kommt ein sehr atmosphärischer Score, der sich zwar nicht sonderlich effektvoll, dafür aber flächendeckend auf alle Lautsprecher verteilt. Direktionale Effekte gibt’s im Prinzip überhaupt nicht, wenn man mal von den wenigen Szenen absieht, in denen die Tattoo-Nadeln surren. Ein einziges Mal fallen Schüsse, die in der Enge einer Gasse authentisch kurz verhallen, ansonsten konzentriert sich das Geschehen auf die (gut verständliche) Front.

Bonusmaterial

Killer Ink hat abgesehen vom Originaltrailer und Programmtipps in Sachen Extramaterial nichts weiter anzubieten.

Fazit

Besser als erwartet – Killer Ink ist zwar Torture Porn, liefert aber im Hintergrund sogar so etwas wie eine kleine Geschichte und ist atmosphärisch wirklich gelungen. Trotz der (nicht allzu auffälligen) Schnitte ist auch der Gewaltanteil erstaunlich hoch und die überraschende Wendung zum Ende funktioniert auch rückblickend gut.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 10%
Film: 65%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: Litauen 2015
Regie: Devon Downs, Kenny Gage
Darsteller: Robert LaSardo, Jordan James Smith, Tiffany DeMarco, Sara Fabel, Ben Whalen, Claire Garvey, Anthony Del Negro, Beth Humphreys, Joey Fisher
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 93
Codec: AVC
FSK: 18 (geschnitten)

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2 Kommentare
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Micha

Das ist ein absoluter Scheißfilm der wirklich besser Fick Dich hätte heißen sollen.
Den 80 x der Satz Fick Dich…. ist Minimum in diesen Rotzfilm.
Allein den Film mit Hostel zu vergleich ist eine Anmaßung.
Nicht einmal annähernd !