Killerman

Blu-ray Review

Capelight Pictures, 13.12.2019

OT: Killerman

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Geldwäsche mit Haken

Liam Hemsworth mischt ohne Gedächtnis die lokale Drogenszene auf.

Inhalt

Moe traut dem todsicheren Deal nicht so ganz

Moe Diamond hat nicht nur einen funkelnden Namen, sondern auch wertvolle Hände – zumindest im übertragenen Sinne. Denn bei seiner Tätigkeit als Geldwäscher für lokale Drogenbosse wandert ein Haufen Kohle von einem zum nächsten. Mehrfach wird es ausgetauscht, bis es über Umwege praktisch sauber ist. Ein neuer Job über 20 Mio. Dollar soll nicht nur den Auftraggeber, sondern auch Moe und seinen Kompagnon, den Neffen des Geldinhabers reich machen. Doch als der Onkel die Arbeiten kurzzeitig auf Eis legt, will der labile Neffe damit seinen eigenen Drogendeal durchziehen und es auf diesem Wege vermehren. Moe lässt sich wider die Vernunft darauf ein. Doch der Deal geht kolossal in die Hose. Mehr noch: Moe verliert bei einem Unfall während einer Verfolgungsjagd sein Gedächtnis. Fortan weiß er nicht mal, worum es geht und warum nun der Onkel seines Kumpels sowie eine Heerschar korrupter Cops hinter ihm her ist …

Auf der Suche nach seinem Gedächtnis

Knapp 15.000 Kinozuschauer in Deutschland und 200.000$ US-Einspiel – Zahlen, die entweder dafür stehen, dass ein Film so grottig war, dass ihn keiner sehen wollte oder aber dafür, dass ein Film so speziell ist, dass ein Zielpublikum gering, aber dankbar ist. Was von beidem auf Killerman zutrifft, versucht das Review zu klären.
Zunächst einmal sind die Voraussetzungen gut: Mit Liam Hemsworth konnte man einen zugkräftigen Star verpflichten, der nach Filmen wie Independence Day 2 oder Das Duell längst aus dem Schatten der Panem-Filme und jenem seines Bruders Chris herausgetreten ist. Dazu nahm sich Regisseur Malik Bader (Street Chief, Cash Only) eine schön düstere, von sich selbst verfasste Story im Drogen- und Geldwäscher-Milieu und engagierte mit Kameramann Ken Seng einen echten Stilisten. Seng hatte zuletzt noch Terminator: Dark Fate gefilmt und darf sich hier richtig austoben. Seine Kamera ist ständig in Bewegung, ohne aber aufdringlich zu ruckeln. Dazu filmte er auf 16mm Filmmaterial, was Killerman einen äußerst schmuddeligen und sehr körnigen Look beschert. Es riecht aus jeder Ecke nach authentischem Gangsterfilm und die ersten 30 Minuten erzeugen eine tolle atmosphärische Dichte – rasante Autoverfolgung inklusive.

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Moe hat guten Grund, sauer zu sein

Inhaltlich nimmt sich Killerman bewährte Versatzstücke aus den bekannten kleineren und größeren Gangsterfilmen. Von den kleinen kriminellen Lichtern, die gerne den Großen mal ein Schnippchen schlagen wollen über korrupte Cops bis hin zum Gedächtnisverlust, der stark an die Bourne-Identität-Filme erinnert.
Während das stilistisch und optisch dreckig und atmosphärisch ist, nimmt sich die zweite halbe Stunde ziemlich viel Zeit, um relativ wenig zu erzählen. Szenen in der Diskothek sind überflüssig und die dünne Story selbst hätte man hier weitaus zackiger vorantreiben können. Erst nach gut einer Stunde nimmt das Tempo wieder zu, wenn Moe in die Ecke getrieben wird und entsprechend heftig reagiert. Hemsworth macht das eigentlich gut und legt viel Leidenschaft in seine Rolle. Das Gleiche kann man von Zlatko Buric nicht sagen, der als Onkel Perico wahlweise völlig überagiert oder ausdruckslos ins Leere schaut.
Wo Killerman inhaltlich und darstellerisch nicht auf ganzer Linie überzeugt, ist er visuell und auch bei der Wahl des Filmscores angenehm oldschoolig. In seinen besten Momenten werden Erinnerungen an das 80er-Jahre-B-Movie-Genrekino wach. Schaut man Baders Werk unter diesem Aspekt und mit einer Affinität zu dieser Art Film, gehört man sicherlich zu der etwas kleineren, aber dankbaren Zielgruppe, die ihn auch im Kino mochten. Und auf die wartet zum Ende ein ziemlich gemeiner Haken …
Übrigens erscheint Killerman auch auf BD in der ungeschnittenen 18er-Fassung, die bereits im Kino lief.

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So oldschool wie der Film ist auch Moes Autogeschmack

Bild- und Tonqualität

Auf der Suche nach den Verantwortlichen

Das Bild von Killerman … tja, was soll man dazu sagen. Wie oben schon erwähnt hat Regisseur Bader seinen Kameramann Ken Seng (Deadpool) mit einer Aaton-XTR-Kamera sowie einer Arriflex 416 auf 16mm Film drehen lassen. Das sah schon zu Zeiten, als noch durchweg analog gefilmt wurde, „besonders“ aus. Vor allem besonders körnig. Wer also zu den Kornhassern gehört, sollte einen großen Bogen um den Film und seine Blu-ray machen. Obschon die BD den Look praktisch fehlerfrei ins Heimkino transportiert. Zwar leiden Totale der Stadt oder auch schon Halbtotale unter einer mangelnden Auflösung in der Tiefe, doch das ist letztlich dem Filmmaterial selbst geschuldet. Bei einer Datenrate, die sich beständig im mittleren 30er Mbps-Bereich bewegt, unterlaufen der Blu-ray keine Fehler. Rein optisch muss man halt mit absaufenden Schwarzwerten durch die geringe Dynamik des Filmmaterials und das in dunklen Szenen noch stärkere Korn (16’46) genauso leben wie mit leichten Farbsäumen um Objekte herum und überstrahlenden hellen Flächen. Analog zu 3 From Hell entzieht sich Killerman einer objektiven Bildbewertung, weshalb sie an dieser Stelle entfällt.

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In Sachen Brutalität nimmt sich „Killerman“ nicht zurück

Akustisch ist Killerman nicht oldschool, sondern punktet mit zwei verlustfreien dts-HD-Master-Spuren für Deutsch und Englisch. Diese werden vom Soundtrack dominiert, der sehr präsent auf alle Speaker abgemischt wurde, während die Stimmen etwas dezenter erklingen. Die Verfolgungsjagd gelangt indes sehr räumlich und halbwegs dynamisch zum Ohr. Die Rears werden ausgiebig genutzt, um vorbeirauschende Fahrzeuge klangvoll ins Heimkino brausen zu lassen. Bei den Szenen in der Disko nach knapp 45 Minuten brummelt der Subwoofer allerdings ein bisschen unmotiviert vor sich hin. Schüsse bleiben zwar ebenfalls meist auf die Front beschränkt, knallen dort aber recht akzentuiert und knackig.

Bonusmaterial

Die Blu-ray enthält lediglich einen Trailer zum Film und hat einige Programmtipps vor das Menü geschaltet.

Fazit

Killerman ist weder leichte Kost, noch Mainstream-Action. Malik Baders Film zelebriert vielmehr das 70er/80er-Jahre Actionkino und nutzt dafür alle stilistischen Mittel. Die relativ dünne Story wird den scherenschnittartigen Charakteren und deren markigen Dialogen untergeordnet. Wer’s mal wieder dreckig und fies haben möchte, liegt hier genau richtig.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: Bewertung entfällt (siehe Text oben zur Bildqualität)
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 10%
Film: 60%

Anbieter: Capelight Pictures
Land/Jahr: USA 2019
Regie: Malik Bader
Darsteller: Liam Hemsworth, Diane Guerrero, Emory Cohen, Mike Moh, Suraj Sharma, Zlatko Buric
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 113
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Capelight Pictures)

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