KIN

Blu-ray Review

kin blu-ray review cover
Concorde Home Entertainment GmbH, 06.06.2019

OT: KIN

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Sei mehr wie Dad!

Wenn ein Junge eine außerirdische Waffe entdeckt …

Inhalt

Eli hat in der Schule so seine Probleme. Weil er sich Zuhause auch nicht richtig wohl fühlt (Mum ist tot, der Stiefvater ein grimmiger Realist), streift er in seiner Freizeit durch die Gegend und sammelt Metallschrott von verlassenen Gebäuderuinen – immerhin lässt sich das gewinnbringend verkaufen. Als er einen seit langer Zeit leer stehenden Komplex betritt, findet er dort ein Schlachtfeld vor. Zahlreiche leblose Körper liegen am Boden. Körper mit fremdartig aussehenden Rüstungen. Neben einem von diesen findet er einen seltsamen Gegenstand. der sich bei näherer Betrachtung als neuartige Energiewaffe entpuppt. Zur gleichen Zeit kommt Elis Stiefbruder Jimmy aus dem Knast frei und quartiert sich zunächst bei Eli und Vater Hal ein. Dummerweise hat er noch Schulden bei dem Kerl, für den er mal gearbeitet hat. Und weil er die Kohle nicht hat, bricht man gemeinsam in Hals Firma ein. Doch das Ding geht schief und Jimmy ist von nun an mit Eli, der zur falschen Zeit am falschen Ort ist, auf der Flucht. Was Jimmy nicht weiß: Eli hat die Waffe dabei. Was die beiden jedoch nicht wissen: Hinter ihnen sind jetzt nicht nur die Gangster und die Polizei her, sondern auch die Aliens, denen die Waffe eigentlich gehört …

Josh & Jonathan Baker sind filmende Zwillinge, die mit KIN ihr Langfilmdebüt abliefern. Die Story basiert auf ihrem 2014er Kurzfilm Bag Man (enthalten im Bonusmaterial), das die Geschichte afroamerikanischen Jungen schildert, der mit einem Tasch mysteriösen Inhalts aus der Stadt aufs entfernte Land wandert, um dort erst zum Schluss zu offenbaren, was seine Beweggründe sind.
Während der Kurzfilm nicht viel über Eli verrät und man auch nicht erfährt, woher die Waffe stammt, beleuchtet KIN nun genau diese Aspekte. Vor dem Hintergrund eines Teenagers, der den Verlust der Mutter nicht verwindet, entfaltet sich ein düsterer Mix aus Jugenddrama, Roadmovie, Gangsterthriller, SciFi und dem 1978er Laserblast. Atmosphärisch geht das wesentlich eher in Richtung The Road (nur ohne Apokalypse) als Züge eines Chronicle – Wozu bist du fähig? zu tragen. Die guten Momente von KIN sind jene, in denen (Stief)Vater und Sohn kurze Aussprachen haben; in denen Quaid aufblitzen lässt, was für ein guter Darsteller er ist. Diese Szenen funktionieren auch deshalb, weil Myles Truitt als Eli überzeugend agiert und den perspektivlosen Teenager glaubwürdig darstellt.
Dass der Film es ernst meint und keine lockere Teenager-Story erzählt, wird aber spätestens nach 26 Minuten klar, wenn der Einbruch in den Safe von Hals Firma grandios scheitert.

Von da an entwickelt sich im zweiten Teil ein Brüder-halten-zusammen-Subplot, der durchaus melancholische und starke Momente entwickelt. Bedingt auch durch die sehr reduzierte Filmmusik, die von der Glasgower Postrock-Band Mogwai beigesteuert wurden. Immer, wenn sie Filme mit ihren Klängen unterlegen, konzentrieren sie sich vornehmlich auf Ambientklänge, was hervorragend zum Setting von KIN passt. Leider verliert sich der Film dann während des Roadtrips mit Bruder Jimmy auch ein wenig. Wenn sie auf die Stripperin Milly treffen, bietet das zwar einen Anlass für einen launigen Auftritt von Zoë Kravitz, doch wohin der Film möchte, wird dann zunehmend unklarer. Und fragwürdiger. Nicht nur instrumentalisiert Jimmy seinen mindejährigen Bruder und setzt ihm unkalkulierbarer Gefahren aus, ist es nicht sonderlich schön, dass hier aus einem Außenseiter-Kid ein selbstbewusster Jugendlicher wird, weil er mit einer mächtigen Wumme durch die Gegend läuft. Zwar wird das im Finale dann tatsächlich ein wenig aufgeklärt – das allerdings durch einen Storykniff, der die Glaubwürdigkeit des Ganzen doch arg in Frage stellt.

Bild- und Tonqualität

KIN wurde mit ARRI-Alexa-Kameras vollständig digital aufgenommen. In der Postproduktion addierte man allerdings sichtbares und beabsichtigtes Korn hinzu. Außerdem sind die Farben durchweg stark stilisiert und gefiltert. In Hals Zuhause und auch in anderen Innenräumen dominieren dunkle Brauntöne und Details im Schwarz versumpfen immer wieder ein bisschen. Die Schärfe ist überdies nur in Close-ups wirklich gut. In Halbtotalen lässt sie bereits nach und wenn es in Halbtotalen auch noch dunkel ist, wird’s nicht gerade besser. Weil das alles bewusst so gewählt ist, verstärkt es die Stimmung. Technisch sauber sieht es halt nicht aus. KIN beginnt recht gewaltig, wenn in dem heruntergekommenen Gebäude die Außerirdischen mit ihren Waffen rumballern. Da setzt es ordentlich Druck vom Sub sowie dedizierte Surroundeffekte. Dagegen fallen die Dialoge in Sachen Lautstärke etwas zurück, sodass man das Gesamtgeschehen etwas höher einpegeln sollte – dann natürlich mit dem Nachteil, dass die Actionszenen etwas zu gewaltig tönen. Macht aber nichts. Denn wenn die Außerirdischen das erste Mal auftreten, rappelt es ganz gewaltig im Karton. Schon ihre Schläge sind druckvoll und wenn sie mal eben 20 Meter in die Tiefe springen, kommen sie dort satt auf. Richtig fetzig wird’s dann, wenn Eli die Alien-Waffe erstmalig abfeuert und dabei den halben Strip-Laden zu Kleinholz verarbeitet. Im Finale geht es dann ausgiebig zur Sache und Projektile schlagen praktisch überall ein – ein wirklich effektvoller Tonsektor. Der englische Ton macht es insgesamt noch besser, da er die Dialoge homogener eingebettet erscheinen lässt und in Sachen Dynamik gleichermaßen rockt.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von KIN enthält den Kurzfilm „Bag Man“, auf dem „KIN“ selbst basiert. Dazu gibt’s ein sechsteili

ges Making-of mit einer Länge von erstaunlichen 84 Minuten. Vom Cast über die Spezialeffekte bis hin zur Filmmusik wird praktisch jeder Produktionsaspekt näher beleuchtet. Das Featurette „Eine Analyse der Special Effects“ läuft noch mal 13 Minuten und geht ziemlich anschauliche und neue Wege, die Visuellen-Effekte-Kompositionen zu erklären. Ein Audiokommentar mit den beiden Regiebrüdern sowie dem Drehbuchautor komplettiert das umfassende Angebot.

Fazit

KIN lebt von seiner düsteren Atmosphäre, dem Schauspiel einiger der Darsteller sowie dem klasse Soundtrack von Mogwai. Über die etwas holprige Story muss man allerdings hinwegsehen können.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 80%
Film: 60%

Anbieter: Concorde Home Entertainment GmbH
Land/Jahr: USA 2018
Regie: Josh & Jonathan Baker
Darsteller: Jack Reynor, Zoë Kravitz, Myles Truitt, Carrie Coon, Dennis Quaid, James Franco, Gavin Fox, Romano Orzari, Carleigh Beverly
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 104
Codec: AVC
FSK: 12

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Concorde Home Entertainment GmbH)

Trailer zu Kin

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