Blu-ray Review
OT: The Comeback Trail
Die Träume der Traumfabrik
Ein Dreigestirn verdienter Schauspieler in einem Film über die Filmwelt.
Inhalt
Max Barber hat soeben 350.000 $ für einen ziemlich kontroversen Schundfilm ausgegeben, den nun keiner sehen will. Der Produzent dachte, es sei der nächste große Hit, rechnete aber nicht mit den Katholikenverbänden, die den Zugang zu seinem Werk direkt an den Kinos blockieren. Kein Wunder, wenn der Streifen „Killer Nuns“ heißt. Dumm nur, dass Barber die Produktionskosten von Reggie Fontaine hat. Und der findet gar nicht so witzig, dass er nicht mehr damit rechnen kann, dass der Film sein Geld auch wieder einspielt. Für Barber ist nun guter Rat teuer. Als jedoch am Filmset eines Konkurrenten der berühmte Schauspieler Frank Pierce zu Tode kommt, was der Produktion 5 Mio. Dollar Versicherungsgeld einbringt, kommt Max die rettende Idee: Er nimmt sich das vermeintlich schlechteste Drehbuch aus seinem Repertoire, engagiert den selbstmordgefährdeten und steinalten Duke Montana für die Hauptrolle und beschließt, diesen bei seinem ersten Stunt sterben zu lassen. Reggie müsste nur noch einmal investieren, bevor er nicht nur seine 350.000 $ wieder bekommt, sondern so richtig abkassieren kann. Und weil ihm die Idee tatsächlich gefällt, hält er noch einmal davon ab, Max die Gurgel umzudrehen. Dumm nur, dass sich Montana als widerstandsfähiger herausstellt als alle dachten …
Morgan Freeman und Tommy Lee Jones gemeinsam in einer Komödie – das ging zuletzt alles andere als gut. In Das ist erst der Anfang buhlten beide aufs Peinlichste um eine Dame, während sie eigentlich in ihren wohlverdienten Ruhestand gingen. Pubertäre Sprüche und noch albernere Situationskomik ließen fürchten, dass Freeman und Jones in ihrer Rollenauswahl plötzlich senil geworden waren. Etwa zur gleichen Zeit ging’s Robert De Niro kaum anders. Als notgeiler alter Opa masturbierte und grimassierte er sich durch Dirty Grandpa, während sein konservativer Enkel nur mit dem Kopf schütteln konnte. Dass jetzt alle drei in einer Komödie auftreten, die sich (erneut) mit dem Thema des Alterns befasst, lässt nichts Gutes erahnen. Aber wer weiß. Immerhin ist der Autor und Regisseur hier kein Geringerer als George Gallo, der 1988 schon die Drehbuchvorlage zum De-Niro-Klassiker Midnight Run – 5 Tage bis Mitternacht sowie jenes zu Bad Boys verfasst hatte. Und außerdem ist Kings of Hollywood ein Remake – und zwar das vom 1982er The Comeback Trail von Harry Hurwitz. Und Gallo nutzt die satirische Vorlage, um das zu tun, was stets am besten kommt: Sich übers Showbusiness lustig machen; den Hollywoodzirkus nicht so ernst nehmen und eine Geschichte voller Selbstreferenzen inszenieren. Kings of Hollywood spielt im Jahr 1974 und nutzt die damalige Situation, in der sich ein Wandel ankündigte. Das Video-Zeitalter stand vor der Tür und ermöglichte, abseits von Zelluloid auf relativ günstige Art und Weise Filme zu drehen. Filme wie Killer Nuns, der zu Beginn von Kings of Hollywood von Max Barber ins Kino gebracht wird und von der Kritik (wie auch von den protestierenden Nonnen und Priestern) vernichtet wird. Barber sieht das anders und kommentiert den Satz „Das einzig Gute an diesem Film ist, dass er nach 90 Minuten vorbei ist“ eines Kritikers mit den Worten „Sie loben das Ende“. Für ihn ist der Film einfach seiner Zeit voraus. Und schon in dieser Eröffnungsszene wird ganz deutlich klar: Mit infantilem Pippiekacka-Humor, wie ihn De Niro, Jones und Freeman in vorgenannten Filmen auf Publikumsfang gingen, hat Kings of Hollywood rein gar nichts zu tun. Vielmehr haben wir es mit einer wunderbar leichtfüßigen Satire zu tun, die neben den zweifelsohne urkomischen Querverweisen aufs Showbusiness auch eine gewisse Tragik alternder Stars widerspiegelt. Für diese Momente ist Tommy Lee Jones zuständig, der als selbstmordgefährdeter Schauspieler aus einer anderen Generation schon daran scheitert, sich in Unterhose und Hauspuschen das Licht auszupusten. Nicht selten werden Erinnerungen an Tarantinos letztes Werk, Once Upon a Time in Hollywood, wach – und das nicht nur, weil auch hier ein Western gedreht werden soll. Beide Filme reflektieren das hollywood’sche Schema und kommentieren die Mechanismen. Nur tut Kings of Hollywood das etwas lauter und direkter. Dafür nicht minder unterhaltsam. Wenn beispielsweise Freemans Reggie diverse Thriller-/Killer-Filme als Vorlage dafür nimmt, sich auszumalen, wie er Max am liebsten um die Ecke bringen möchte, ist das wie ein Filmrate-Quiz als Anleitung zum Mord. Und wenn Montana mit pulverisiertem Nachdruck klarmacht, wer „seinen“ Film drehen soll, dann gibt’s auch den ersten richtig großen Lacher. Tommy Lee Jones ist ohnehin grandios in seiner Rolle als abgehalfterter Schauspieler, der noch mal die Lunte des Ruhms riecht. Wie er dann die irrwitzigsten Stunts überlebt, sich den Staub von der Hose klopft und um einen zweiten Take bittet – das hat schon großen Unterhaltungswert. Selbst wenn durch die zahlreichen Versuche von Max, Montana am Set in einen tödlichen Unfall zu verwickeln, sich irgendwann ein leichter Abnutzungsfaktor einstellt, gibt’s noch genug, das man zwischen den Zeilen lesen kann, um seinen Spaß zu haben.
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Bild- und Tonqualität
Kings of Hollywood spielt zwar in den 80ern und behandelt das Thema alte Filme, doch das Bild ist absolut auf dem Stand moderner Technik. Digital gedreht besticht es mit einer hohen Laufruhe ohne jede Körnung. Die Schärfe in Close-ups ist hervorragend und offenbart das schlecht rasierte Kinn von Max ebenso wie das starke Make-up der älteren Dame beim „Final Speed Dating“ nach 27 Minuten. Die Kontrastierung ist durchweg gut, auch wenn helle Oberflächen schon mal ganz dezent ausreißen. Farben sind meist kräftig, was von den Kontrasten wirklich gut wiedergegeben wird. Allzu buntes 80er-Jahre-Flair bleibt aus.
Beim Sound konzentrieren sich die beiden DTS-HD-Master-Spuren auf die sehr gut verständlichen Dialoge, die den Film dominieren. Allerdings bleibt’s nicht dabei. Zu Beginn gibt’s ein paar Szenen, in denen ein Flugzeug über die Köpfe der Protagonisten fliegt und wenn Megastar Frank 20 Stockwerke tief fällt und in einem Bus landet, wird das hübsch dumpf wiedergegeben. Die an Max‘ Wohnung vorbeidonnernde S-Bahn sorgt für ein schön basskräftiges Fundament und wenn dann doch mal ein Schuss aus Dukes Russisch-Roulett-Waffe fällt, haut’s nicht nur in den Boden des Altenheims ein ordentliches Loch. Da es während des fiktiven Filmdrehs immer wieder zu Unfällen kommt, gibt es auch immer wieder Anlässe für den satten Einsatz sämtlicher Speaker. Bricht bspw. eine Brücke in sich zusammen, setzen die Reste wuchtig auf dem Boden auf.
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Bonusmaterial
Das Bonusmaterial hält neben dem Originaltrailer nur noch sechs Minuten an entfernten Szenen parat. In diesen gibt’s noch einen weiteren Russisch-Roulette-Versuch von Montana sowie einen Besuch seinerseits bei seiner Herzensdame. Beide Szenen hätte es in der Tat im Film nicht gebraucht.
Fazit
Kings of Hollywood überrascht als pointierte, lustvoll gespielte und vortreffliche Satire auf das Treiben in den Traumfabriken Hollywoods. De Niro und Lee Jones waren schon lange nicht mehr so gut und lassen (fast) vergessen, was für Gurken sie 2016/2017 verbrochen haben.
Dass die Blu-ray dazu ein sehr kontrastreiches und ruhiges Bild mit einem überraschend dynamischen und effektvollen Sound bietet, ist umso schöner.
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Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 30%
Film: 75%
Anbieter: EuroVideo
Land/Jahr: USA 2020
Regie: George Gallo
Darsteller: Robert De Niro, Morgan Freeman, Tommy Lee Jones, Zach Braff, Emile Hirsch
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 104
Codec: AVC
FSK: 12
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter EuroVideo)
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Trailer zu Kings of Hollywood
So testet Blu-ray-rezensionen.net
Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
Die technische Expertise ist aber lediglich eine Seite der Medaille. Um stets auf der Basis von aktuellem technischen Wiedergabegerät zu bleiben, wird das Testequipment regelmäßig auf dem aktuellen Stand gehalten – sowohl in puncto Hardware (also der Neuanschaffung von TV-Displays, Playern oder ähnlichem, wenn es der technische Fortschritt verlangt) als auch in puncto Firmware-Updates. Dazu werden die Tests stets im komplett verdunkelbaren, dedizierten Heimkino angefertigt. Den Aufbau des Heimkinos könnt ihr hier nachlesen —> Klick.
Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:
- Mainspeaker: 2 x Canton Reference 5.2 DC
- Center: Canton Vento 858.2
- Surroundspeaker: 2 x Canton Vento 890.2 DC
- Subwoofer: 2 x Canton Sub 12 R
- Heights: 4 x Canton Plus X.3
- AV-Receiver: Denon AVR-X4500H
- AV-Receiver: Pioneer SC-LX59
- Mini-DSP 2x4HD Boxed
Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild“verbesserern“ zu verfälschen.
Zitat Filmstarts:
„Fazit: Eine selten wirklich amüsante Abrechnung mit der US-Filmindustrie, die mit einem müden Morgan Freeman und einem nervenden Robert De Niro aufwartet. Allein Tommy Lee Jones hat sichtlich Spaß an seiner Rolle und hievt die Trefferquote der Gags zumindest noch auf 50 Prozent.“
Fand nur witzig gegensätzliche das klingt.
Fast schon als hättet ihr euch abgesprochen
Bin gespannt in welchen Gegensatz ich mich da nun einordnen werde.
Finde deine Arbeit toll mach bitte weiter.
Ja, Geschmäcker scheinen oftmals ziemlich unterschiedlich 😉
Danke fürs Lob. Freut mich 🙂
Das liest sich sehr gut und werde mir den Film besorgen.