Kleine Ziege, sturer Bock

Blu-ray Review

Kleine Ziege, sturer Bock Blu-ray Review Cover
Majestic/20th Century Fox, seit 24.03.2016

OT: –

 


Are You Lonesome Tonight?

Von einem Vater und einer Tochter, die sich während eines Roadtrips nach Norwegen kennenlernen.

Inhalt

„Wo ist mein Vater?“ – die Mutter der zwölfjährigen Mai staunt nicht schlecht, als ihre Tochter aus heiterem Himmel ihren Erzeuger kennenlernen möchte, der selbst nicht einmal etwas von seinem Vaterglück weiß. Jakob, so heißt er, tingelt von einem Job zum nächsten, versucht sich als Elvis-Imitator und hat gerade den Auftrag angenommen, einen Schafbock von Hamburg nach Norwegen zu bringen. Da kommt ihm eine junge und aufmüpfige Göre gerade ziemlich Unrecht. Doch Man(n) muss eben tun, was Man(n) kann und so kommt Mai notgedrungen mit auf den Trip. Was mit anfänglichen Konflikten en masse beginnt, führt irgendwann dann doch dazu, dass sich Vater und Tochter näher kommen. Und das, obwohl Mai zickt, das Schaf bockt und der Herr Papa die Verantwortung scheut …

Wotan Wilke Möhring und Film-Ex Julia Koschitz kennen ihren Regisseur Johannes Fabrick schon aus Mein letzter schöner Tag und versammeln sich nun in Kleine Ziege, sturer Bock, um Fabricks Kinodebüt zu feiern. Das ist eine launische Vater-Tochter-Dramödie mit Roadmovie-Aspekten geworden, die vielleicht noch ein wenig mehr Witz vertragen hätte und sich nicht nur auf die Situationskomik mit Schafbock hätte verlassen sollen. Die melancholischen Töne kommen deshalb auch überzeugender und teils ergreifender rüber. Thematisch relativ simpel, geht es in der Geschichte um zwei Menschen, die zunächst voneinander genervt sind. Sie ist enttäuscht, dass er so ein Tagträumer ist und er findet es nicht gut, dass sie so verdammt erwachsen tut. Am Ende sind die Wogen natürlich geglättet und die zwei sind genau die Menschen, auf die sie immer gewartet haben. Der Schafsbock dient dabei als eine Art Katalysator, als verbindendes Element zwischen Vater und Tochter – vor allem, wenn es dem Hörnertier nach etwas über einer Stunde gar nicht so gut geht. Was Kleine Ziege, sturer Bock in Sachen Story-Originalität etwas vermissen lässt, holt er bei der Emotionalität wieder raus. Wotan Wilke Möhring und Sofia Bolotina agieren ganz wunderbar zusammen und geben ihren Figuren die nötige Glaubwürdigkeit. Man nimmt den Beiden ihre anfänglichen Störigkeiten ebenso ab, wie den Wandel zum harmonischen Team. Die Entwicklung vollzieht sich nicht abrupt, sondern für den Zuschauer nachvollziehbar und mit augenzwinkernder Komik, wenn Jakob zum ersten Mal väterliche Eifersucht offenbart. Neben den beiden passend besetzten Darstellern spielt die Landschaft Norwegens die dritte Hauptrolle. Wenn die Zwei in ihrem klapprigen FIAT durch die Fjord-Landschaft fahren, kommt dauerhaft Urlaubsfeeling auf und außerdem passt das zerklüftete Land perfekt zur teilweise melancholischen Stimmung des Films.

Bild- und Tonqualität

Zu Beginn sind Farben und Helligkeitsverläufe in Kleine Ziege, sturer Bock ausgesprochen flach. Gerade Julia Koschitz‘ Gesicht hat kaum Tiefe und keine Zeichnung. Im späteren Verlauf bessert sich das etwas und da die Bildruhe recht hoch ist und die Schärfe verhältnismäßig ausgewogen, ist der erste Eindruck dann bald wieder verflogen. Der Kontrastumfang hätte durchweg etwas höher sein dürfen. Gerade Aufnahmen in schwach beleuchteten Innenräumen leiden unter einem etwas milchigen Eindruck.
Akustisch sind vor allem die Filmsongs von Kleine Ziege, sturer Bock recht räumlich (54’10) und flankieren die ausgezeichnet verständlichen Dialoge. Wenn die Natur in Dänemark zuschlägt, rappelt es auch schon mal ordentlich im Karton (43’00). Echte direktionale Sounds oder Dynamikattacken bleiben natürlich thematisch bedingt aus, sieht man mal davon ab, dass Jakobs Ruf nach dem Schaf hübsch von den Felsen widerhallt (87’50).

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Kleine Ziege, sturer Bock wurden zwei Interviews (eins mit Wilke Möhring, eins mit dem Produzententeam) abgelegt. Dazu gibt’s ein zweiminütiges Featurette, das nicht mehr liefert als eine kurze Zusammenfassung des Films

Fazit

Kleine Ziege, sturer Bock liefert sicher nicht die originellste Geschichte, die das Kino je erfunden hat, doch insgesamt hat Johannes Fabricks Film das Herz, wie seine beiden Hauptdarsteller auch, am rechten Fleck. Insgesamt vielleicht eher für Romantiker denn für Komödienfans und dennoch nicht ohne humorvolle Note.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Bonusmaterial: 20%
Film: 70%

Anbieter: Majestic/20th Century Fox
Land/Jahr: Deutschland 2015
Regie: Johannes Fabrick
Darsteller: Wotan Wilke Möhring, Julia Koschitz, Sofia Bolotina, Wanda Perdelwitz, Karin Heine, Tilo Prückner
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 97
Codec: AVC
FSK: 0

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