Knight of Cups

 

Blu-ray Review

Knight of Cups Blu-ray Review Cover
Studiocanal, seit 14.01.2016

OT: Knight of Cups

 


Leer

Ein neuer Terrence Malick sorgt immer für Aufsehen – fragt sich nur, auf welche Art …

Inhalt

Rick ist eine große Nummer im Hollywoodgeschäft. Als Drehbuchautor hat er eigentlich alles, was man sich wünscht. Sexuelle Gelüste lässt er nach dem Scheitern seiner Ehe gerne an jeder Frau aus, die es mitmacht und die Partys der Reichen und Schönen sind auch nicht zu verachten. Doch im Inneren fühlt sich Rick hohl. Er ist schnell gelangweilt, sucht die Abwechslung und findet doch nicht das, was er will: Liebe, Erfüllung und Geborgenheit. Während er sich diese von unterschiedlichen Frauen erhofft, kommt er auch immer wieder in Koflikt mit seinem Bruder und seinem Vater …

Terrence Malick, dessen Filme immer außergewöhnlich und weit abseits des Mainstream sind, hat mit Werken wie In der Glut des Südens oder Der schmale Grat, (dem fantastischen Gegenentwurf zu Spielbergs Soldat James Ryan) das Kino mit philosophischen Filmen bereichert, die dennoch nie zu reinem Selbstzweck verkamen. Nach dem außergewöhnlichen Tree of Life verlor sich der Regisseur allerdings zunehmend in selbstreferenziellen Bildern und verstockter Rhetorik. Sein letztes Werk To the Wonder litt darunter besonders und war am Ende nichts anderes als gähnend langweilig. Nun nimmt er sich dem Treiben Hollywoods an und lässt seinen Protagonisten Rick all das durchleben, was ein erfolgreicher Filmschaffender nun mal so durchzuleben scheint: Man hat Geld, Ruhm, Erfolg, Frauen und alles, was sonst noch dazugehört – einzig die Seele ist leer. Die Idee ist so alt wie die Hollywood-Satire selbst und Hauptdarsteller Christian Bale hat ähnliches schon in American Psycho erlebt – dort nur als Investment-Banker und mit brutaleren Konsequenzen. Leider ergeht es dem Film mancherorts wie seinem Protagonisten – er fühlt sich leer an. Das liegt vor allem an der kühlen Inszenierung.

Malick nutzt in Knight of Cups mitunter die gleichen Kameraeinstellungen wie in seinem höcht elegischen To the Wonder, der finanziell und künstlerisch leider floppte. Manchmal wünscht man dem Regisseur, dass er wieder seine Innovation findet – gerade wenn sein Kameramann Emmanuel Lubezki, dessen Einstellungen in The New World noch Furore machten, nach dem Erdbeben mit schwankend-wackeliger Handkamera um den Protagonisten wankt. Das ist leider nicht wirklich neu, sondern eher abgegriffen. Im späteren Verlauf passen seine Bilder besser, wenn er immer wieder wie schwebend um die Darsteller kreist, sie anvisiert und wieder aus den Augen verliert. Man würde sich allerdings mal wieder wünschen, die Figuren redeten wieder mehr miteinander und würden ihre Dialoge nicht nur denkenderweise mitteilen – von der Bild- UND Artikularsprache her könnte Knight of Cups tatsächlich fast eine Fortsetzung von To the Wonder sein. Dennoch fesselt Malicks jüngstes Werk mehr, was vornehmlich an den illustren Darstellern liegt, die nicht derart gelangweilt agieren wie ein Ben Affleck im 2012er Film des Regisseurs. Bale passt beispielsweise perfekt in die Rolle des sinnsuchenden Protagonisten und drückt die innere Leere seiner Figur vornehmlich dadurch aus, dass er bei all dem dekadenten Geschehen der Gesellschaft, in der er sich bewegt, deplatziert wirkt und neben der Spur zu stehen scheint. Auch die weiblichen Co-Stars, allen voran Teresa Palmer als Karen, die sich im siebten Himmel wähnt, als sie Rick kennenlernt. Cate Blanchett, die dessen Ehefrau Nancy spielt, wirkte indes noch nie so verletzlich und scheint am Rande ihrer Leidensfähigkeit zu agieren. Tja und dann ist da ja noch Natalie Portman, die im Kapitel „Death“ plötzlich aus dem Nichts auftaucht und die Leinwand komplett für sich vereinnahmt. Kaum zu glauben, dass diese verführerische und sinnliche Frau einst als süßes und unschuldiges Mädchen von Nebenan bei Profikiller Jean Reno in die Lehre ging. Ebenfalls trägt zum guten Gesamteindruck bei, dass Malick dann doch ein neues Element einfügt. Dies, indem er Knight of Cups streng gliedert; ihn in einzelne Kapitel unterteilt, die allesamt Namen von Tarot-Karten tragen. Das passt nicht nur zur Tatsache, dass Rick selbst Rat bei einer Kartenlegerin sucht, sondern auch zum eigentlichen Filmtitel. Der „Knight of Cups“ bzw. „Ritter der Kelche“ steht im Tarot-Blatt für den Traumtänzer – und nichts anderes ist Rick. Die FSK-6-Freigabe sollte übrigens nicht nur aufgrund des Verstehens des Films von Eltern kritisch betrachtet werden – auch die frontale Nacktheit ist nicht immer etwas für Sechsjährige.

Bild- und Tonqualität

Wie Knight of Cups selbst, so liefert auch sein Bild vornehmlich Kühle. Die Farben sind tendenziell bläulich eingefärbt, häufig sind silberne und metallische Oberflächen dominierend – es sei denn, die Szenerie wechselt ans Meer, wo es dann ein wenig wärmer zugeht. Die Bildruhe ist sehr gut, eine Körnung ist stets unauffällig und wirkt analog-filmisch. Schärfe und Kontrastierung gefallen, Randunschärfen sind kein Thema. In einigen Szenen nutzt Lubezki eine andere Kamera – bspw. wenn er dem Treiben von Kindern auf einer Wiese folgt – hier sind Auflösung und Farbdarstellung (bewusst) schwächer geraten. Diese kurzen Momente werden aber weggefegt von teils wunderschönen und epischen Aufnahmen des Polarlichts über der Erde oder der weitläufigen Natur rund um Las Vegas.
Mit einem ganz ungewöhnlichen Hinweis beginnt Knight Cups: „Um den Ton optimal wiederzugeben, empfehlen die Produzenten, ihn laut abzuspielen!“
Ungewöhnlich deshalb, weil der Film eben eher ein philosophierendes Lebensdrama ist und kein Actionfilm. Doch schon das anfängliche Erdbeben gelangt mit höllischem Nachdruck und tollen direktionalen Sounds ins Heimkino (6’25). Es sind in der Tat die Soundeffekte, die Malicks Film immer wieder lebhaft werden lassen. Dazu kommen die intim und sehr nahe wirkenden Gedankenmonologe, die der Center unmittelbar rüberbringt und die von den großartigen deutschen Synchronsprechern gänsehauterregend vorgetragen werden. Die Filmmusik lebt dazu stets räumlich auf und entwickelt erstaunlich viel Dynamik.

Bonusmaterial

Making-of und Featurette im Bonusmaterial von Knight of Cups sind mit drei und vier Minuten Länge nicht viel mehr als ein erweiterter Trailer ohne großen Informationsgehalt. Deutlich mehr Gehalt haben die Fragen/Antworten auf der Pressekonferenz der Berlinale 2015, wenngleich gerade die französischsprachigen Interviewer nicht gerade für eine einfache Verständigung sorgen. Die kurzen Snipets vom roten Teppich sind dagegen nicht mehr als die übliche Selbstbeweihräucherung.

Fazit

Knight of Cups ist der bessere To the Wonder. Da sich Stil und Geschichte nicht ganz unähnlich sind und die Protagonisten vergleichbar agieren, drängen sich Parallelen geradezu auf. Das bessere Cast und die konsequentere Umsetzung lassen Malicks jüngstes Werk aber stimmiger, schlüssiger und damit unterhaltsamer, ja vielleicht sogar fesselnder werden als den direkten Vorgänger. Dass man mit der Inszenierungsart des Regisseurs in irgendeiner Weise zurechtkommen muss/sollte, ist allerdings die Voraussetzung, um in die Welt von Knight of Cups eintauchen zu können.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 30%
Film: 70%

Anbieter: Studiocanal
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Terrence Malick
Darsteller: Christian Bale, Cate Blanchett, Natalie Portman, Brian Dennehy, Antonio Banderas, Wes Bentley, Isabel Lucas, Teresa Palmer, Imogen Poots
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 118
Codec: AVC
FSK: 6

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