Knock Knock

Blu-ray Review

Knock Knock Blu-ray Review Cover
Universum, seit 29.04.2016

OT: Knock Knock

 


Pandoras Büchse

Zum Vatertag erlebt Familienvater Evan sein blaues Wunder in Form von zwei betörend rassigen Mädchen.

Inhalt

Evan ist ein glücklicher Familienvater und treuer Ehemann – als freischaffender Architekt auch noch beruflich erfolgreich. Dass er sich zur Kreativitätssteigerung hin und wieder ein Pfeifchen gönnt, ist schon sein größtes Laster. Doch als seine Frau mit den Kids für ein paar Tage außer Haus ist, klopft es des Abends während eines fetten Regenschauers an der Haustür. Vor Evan stehen zwei unschuldige (und ziemlich hübsche) Damen, die nach irgendwelchen unbekannten Nachbarn suchen und nur auf einen Sprung hereinkommen, um sich kurz zu trocknen und per Computerchat die vergessene Adresse erfragen wollen. Die naive Art der beiden partywilligen Mädels wirkt auf den Hausherrn kaum bedrohlich. Selbst als die Zwei ihn darum bitten, ihre nassen Klamotten auszuziehen, um sie kurz in den Trockner zu schmeißen, macht er mit. Ein wenig geschmeichelt fühlt sich der Mittvierziger ja dann doch, dass er von zwei jungen und knackigen Girls umgarnt wird. Noch ahnt er auch nicht, dass er, ein paar Komplimente und Becirzungen später, mit ihnen im Bett landet, seine Frau gleich doppelt betrügt und am nächsten Morgen mit einem gehörigen moralischen Kater aufwacht. Doch Evan bekommt die Mädels nicht aus dem Haus und als sie ihm eröffnen, dass sie minderjährig sind, hat er ein ganz großes Problem. Allerdings ist das erst der Anfang, denn die zwei hübschen Eindringlinge setzen alles daran, seine Identität zu zerstören – notfalls auch mit Gewalt …

Nachdem Eli Roth zuletzt vornehmlich von Chile aus operierte (seine Beziehung zur dort hemischen Lorenza Izzo dürfte daran nicht unschuldig sein) und mit Green Inferno das Kannibalengenre neu belebte, geht er nun unter chilenisch-amerikanischer Coproduktion einen ganz neuen Weg. Denn während der Quasi-Erfinder des Torture Porn mit seiner Hostel-Serie neue Blut- und Eingeweide-Grenzen setzte und auch in Green Inferno wenig zimperlich unterwegs war, macht er nun drei Schritte rückwärts und inszeniert mit Knock Knock einen Erotikthriller mit 180° umgekehrten Home-Invasion-Vorzeichen. Denn während normalerweise ein Kerl in das Leben einer Frau (oder wahlweise eines Paares) eindringt, um zu terrorisieren, zu vergewaltigen oder zu morden, sind es dieses Mal zwei hübsche und unschuldig wirkende Mädels, die einen treuen Familienvater heimsuchen und sein Leben zur Hölle werden lassen. Roth lässt natürlich auch hier die Chance nicht ungenutzt, seine Herzdame in der weiblichen Hauptrolle zu besetzen und lässt Izzo auf einen erstaunlich entspannten und zunächst ziemlich zahnlos-passiven Keanu Reeves treffen. Der hatte zuletzt in John Wick eine ganz andere, viel krassere Seite seiner Schauspielkunst offenbart und macht hier erst einmal das genaue Gegenteil. Dennoch überzeugt er als gutmütiger Kerl, der, nachdem er die Büchse der Pandora einmal geöffnet hat, diese nicht mehr schließen kann. So ist vor allem das psychologische Element von Knock Knock in der zweiten halben Stunde spannend, wenn man vermutet, welche Geschütze die Damen noch auffahren. In sensiblen Zeiten, in denen man den Unschuldsbeteuerungen eines Mannes kaum Glauben schenken würde, bezichtigte man ihn der Vergewaltigung oder der Unzucht Minderjähriger, ist das Szenario durchaus nicht ohne pikante Note. Allerdings verlässt Roth die psychologische Kriegsführung ein bisschen zu früh, um dann doch wieder vordergründigen Terror (wenngleich ungleich unblutiger als in seinen Horrorfilmen) einziehen zu lassen. Das gelingt im Falle der Charakterisierung von Rädelsführerin Genesis verhältnismäßig gut, führt bei Belle aber zu Zahnschmerzen. Deren affig-albernes Gehabe ist auf Dauer nur schwer zu ertragen. Gut, dass das Ende über diese etwas ärgerlichen Momente hinwegtröstet.

Bild- und Tonqualität

Knock Knock hat einen etwas zu hohen Kontrastumfang, was dunkle Elemente etwas versumpfen lässt und helle dagegen schon mal ausreißen lässt. Oft wird das Bild während leichter Bewegungen der Kamera zudem weich und wischt etwas nach, Gesichter wirken außerdem ein wenig flach, farblich nur wenig homogen (50’38). Recht gut und gelungen ist die Bildruhe und das rauschfreie Verhalten des Bildes.
In Sachen Akustik ist es in Knock Knock während der ersten 35 Minuten vornehmlich der beständige Regen vor dem Haus, dessen Gewittergrollen immer mal wieder von den Rearspeakern ertönt. Die Dialoge könnten ein wenig ausgewogener im Hochtonbereich sein, denn ein wenig muffig sind sie dann schon. Wenn Evan dann für die Mädels den DJ gibt, erklingt auch die elektronische Musik von den Rearspeakern, lässt den Subwoofer mal kurz aktiv werden. Ansonsten bleibt das Geschehen erstaunlich vordergründig und unspekakulär.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Knock Knock wartet neben einem Audiokommenter eine entfallene Szene sowie ein alternatives Ende. Das Making-of „Die Kunst der Zerstörung“ geht knapp 15 Minuten und klärt darüber auf, wie Eli Roth zur Idee für den Film kam und dass er den Erotikthriller der 70er Jahre wieder aufleben lassen wollte. Während man dem Torture-Porn-Regisseur allseits Blutarmut und Zahnlosigkeit vorwarf, wollte er selbst mit Knock Knock so etwas wie einen Übergangsfilm machen. Ähnlich wie es Peter Jackson mit Heavenly Creatures nach Braindead getan hatte – bleibt abzuwarten, ob Roth demnächst einen neuen Herr-der-Ringe-Erfolg drehen wird …

Fazit

Eli Roths erster Ausflug vom Horror- ins Thrillergenre ist ein routiniert inszenierter Psychogrusler geworden, dessen zwei Frauenfiguren leider über die Maßen die Nerven strapazieren. Keanu Reeves als Opfer rettet über die eine oder andere Albernheit hinweg und die ersten vierzig Minuten von Knock Knock überzeugen durchaus. Dass der beste Gag, und ein höchst sarkastischer noch dazu, am Ende erfolgt, wenn Evan seinen FB-Beitrag löschen will, versöhnt auch wieder für ein paar Nervigkeiten im Verlauf des Films.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 40%
Film: 60%

Anbieter: Universum
Land/Jahr: Chile/USA 2015
Regie: Eli Roth
Darsteller: Keanu Reeves, Ana de Armas, Lorenza Izzo, Ignacia Allamand, Aaron Burns, Colleen Camp
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 100
Codec: AVC
FSK: 16

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