Krampus

Blu-ray Review

Krampus Blu-ray Review Cover
Universal Pictures, seit 28.04.2016

OT: Krampus

 


Der (böse) Geist der Weihnacht

Die Geschichte vom Anti-Nikolaus ist gleichzeitig witzig und gruselig geworden.

Inhalt

Es ist fast Weihnachten: Max allerdings freut sich nur bedingt auf die Feiertage, weil sich seine Eltern mal wieder wenige partnerschaftlich verhalten und auch noch die unausstehliche weitere Familie im Anmarsch ist. Als er des Abends das Weihnachtsfest zum Teufel schickt, passiert genau das – oder zumindest so etwas ähnliches. Denn kaum will Max von allem nichts mehr wissen, taucht der böse Weihnachtsgeist Krampus mit seinen Schergen auf. Und da der nie lange fackelt, holt er sich einen nach dem anderen aus dem sicheren Schoß der Familie. Kann Max seinen Wunsch wieder rückgängig machen?

Wie Richard Taylor, Mitbegründer vom Weta Workshop, im Bonusmaterial so charmant sagt: „Dies ist ein klassischer 80er-Jahre-Monsterfilm“ – Recht hat er. Gremlins, Poltergeist oder Critters standen unübersehbar Pate, wenn Michael Dougherty der vorchristlichen Geschichte um den Krampus, der den heiligen Nikolaus zur Adventszeit begleitet und die unartigen Kinder bestraft, ein modernes Gewand verpasst. Ähnlich (einiger) der genannten Filme lässt er in seinem Krampus tiefschwarzen Humor Einzug halten und nutzt seinen Film direkt zu Beginn, um eine gesalzene Weihnachts-Konsumkritik an den Zuschauer zu bringen. Und selbst wenn das Kino-Verleihfenster manchmal gemein sein kann und es etwas seltsam anmutet, wenn man Ende April mit Weihnachtsliedern penetriert wird, die der weihnachtlichen Traditionsgeschichte vom Krampus unterlegt wurden, kann man eben diesem schwarzhumorigen Ansatz auch bei 20°C Außentemperatur etwas abgewinnen. Denn wenn zum zuckersüßen Christmas-Song genervte Eltern und gestresste Kids im Kaufrausch ein Kaufhaus auseinandernehmen, dann weiß man auch, warum heute immer mehr Einkäufe zu dieser Zeit online getätigt werden. Selbst wenn es im späteren Verlauf mal etwas albern wird und lebendiger Lebkuchen mit der Nagelwaffe rumballert, ist die Waage zwischen amüsanter Szenen und sapnnend-gruseliger Momente durchaus gelungen. Für die großartigen Tricks und Monsterkreaturen zeichnen die Kreativen rund um Taylors Weta Workshop verantwortlich, die wirklich herausragende Kreaturen erschaffen haben. Bewusst oldschoolig und meist per Puppen- oder mechatronischer Animation realisiert, ist es gerade der Retro-Charme, der von ihnen ausgeht und der gleichsam als Referenz an die Klassiker des Genres empfunden werden kann. Da die Besetzung mit Toni Collette (Little Miss Sunshine) als Mutter Sarah, Adam Scott (Parks & Recreations) als Vater Tom und David Kochner (Scouts vs. Zombies) als waffenvernarrtem Republikaner Onkel Howard typgerecht und vortrefflich gelungen ist, bleibt Krampus bis zum effektvollen Finale durchweg unterhaltsam. Wer sich übrigens am (für einige sicher schwer verständlichen) Dialekt der Großmutter stört: Diese wird von der Österreicherin Krista Stadler gespielt, die im Original lupenreines Deutsch spricht und damit als Verbindung zur historisch im Ostalpenraum verwurzelten Geschichte des Krampus dient. Um diesen Link auch in der Synchronfassung zu verdeutlichen, wählte man den noch authentischeren altösterreichischen Dialekt. Nerven solche Portationen in den meisten Filmen, weil sie meist vollkommen unsinnig sind, hat es in Krampus einen durchaus nachvollziehbaren Hintergrund.

Bild- und Tonqualität

Krampus liefert ein recht scharfes Bild, dessen Naheinstellungen plastisch rüberkommen, der in dunkleren Sequenzen allerdings etwas an Zeichnung verliert. Auch wirken Farben in Schattenbereichen etwas überbetont. Die Bildruhe ist durchweg gut, ein dezentes Korn sorgt für einen filmischen Look – wenngleich auch das nicht darüber hinwegtäuscht, dass der Film sichtbar in Studiokulissen gedreht wurde. In einigen wenigen Szenen sind ein paar Randunschärfen zu sehen.
Während die Originalspur von Krampus im dts-HD-Gewand daherkommt, muss man (universal-typisch) bei der Synchronfassung erneut mit regulärem dts vorlieb nehmen muss. Im direkten Vergleich muss die deutsche Variante ein wenig Federn in Sachen Lautstärke (ist natürlich anpassbar) und Dynamik hinnehmen. Die Wucht während der lauteren Effekte ist im Original etwas spürbarer, wenngleich die dts-Spur wirklich nicht schlecht ist. Die Stimmen kommen prägnant aus dem Center, die Effekthäufigkeit leidet ebensowenig, wie die gute Ortbarkeit der direktionalen Sounds. So braut sich das Gewitter nach knapp zwanzig Minuten durchaus bedrohlich zusammen und lässt nur beim finalen Donner ein paar Informationen vermissen, die von der Originalfassung noch ausgeliefert werden. Das lässt sich aber verschmerzen, wenn die wuchtigen Schritte des Krampus durchs Heimkino donnern (26’10) oder sein Gegrunze über die Rearspeaker erschallt (37’10). Klasse ist auch das Kettengerassel und das Gekicher, das durch den Kamin ins Haus eindringt (46’55). Gerade bei diesem kann man sich über einen sehr differenzierte Tonspur freuen. Und im Finale gibt’s dann so richtig was auf die Ohren – durchaus ein sehr gelungener Tonsektor.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Krampus finden sich neben einer Gag-Reel und Bildergalerien auch noch 14 unveröffentlichte/erweiterte Szenen sowie ein alternatives Ende, das der Familie eine andere Reaktion zuteil werden lässt. Darüber hinaus warten mit „Krampus wird lebendig“ und „Hinter den Kulissen bei Weta Workshop: Der Krampus“ zwei echte Featurettes. Ersteres teils sich in fünf Kapitel auf und beleuchtet zunächst die Entstehungsgeschichte sowie den Hintergrund des Films. Dazu kommen Beiträge über die Darsteller und das Szenenbild. Das längste Feature allerdings kümmert sich um die animatronischen und praktischen Effekte/Masken, die der Weta-Workshop mit der typischen Akribie herstellte. Beeindruckend ist der Einblick in das Innere des Krampus, den dessen Darsteller Luke Hawker auf Stelzen und nur aufgrund eines Monitors vor den Augen bewegte. „Hinter den Kulissen bei Weta Workshop“ ist ein gemischtes Making-of mit Einblicken in die Arbeit der Tricktechniker in Neuseeland. Obendrauf gibt’s noch einen Audiokommentar von Regisseur Dougherty und seinen Co-Autoren.

Fazit

Krampus beschwört nicht nur den Weihnachtsgeist, sondern auch den der guten alten Grusler der 80er Jahre. Mit herrlich altmodischen Sets und ebensolchen (Puppen)kreaturen fühlt man sich augenblicklich an Gruselklassiker erinnert. Der Humor würzt das Ganze und die Darsteller passen perfekt in ihre Rollen – viel mehr kann, soll und muss man von einem solchen Film gar nicht erwarten.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 60%
Film: 70%

Anbieter: Universal Pictures
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Michael Dougherty
Darsteller: Emjay Anthony, Adam Scott, Toni Collette, Stefania Owen, Krista Stadler, Conchata Ferrell, Allison Tolman, David Koechner, Maverick Flack, Luke Hawker, Seth Green
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en / dts 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 98
Codec: AVC
FSK: 16

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