Lady Justice – Im Namen der Gerechtigkeit

Blu-ray Review

Lady Justice - Im Namen der Gerechtigkeit Blu-ray Review Cover
Tiberius Film, seit 01.09.2016

OT: Fighting for Freedom

 


Der Anti-Donald-Trump-Film

Zutiefst menschelndes Gerichts- und Politdrama mit hervorragender Besetzung.

Inhalt

Oscar und Maria Salazar haben den Fehler begangen, für eine Zeit aus den USA, in die sie illegal eingewandert waren, wieder zurück in ihre Heimat Mexiko zu gehen. Dort bekamen die beiden dann ein drittes Kind, während ihre beiden früheren Kinder auf amerikanischem Boden zur Welt kamen und damit rechtmäßige US-Bürger sind. Nun verweigert man den Eltern die legale Einreise. Also probieren sie erneut die Flucht über den Grenzzaun und schaffen es ein zweites Mal. Und das, obwohl ihr Fluchthelfer sich als brutaler Menschenhändler entpuppt und vorschlägt, das Junggeborene zu verkaufen, um mehr Geld fürs Weiterkommen zu haben. Gut, dass es auch auf amerikanischer Seite gutmütige und helfende Hände gibt, die dem Trio helfen. Drei Jahre später allerdings taucht die Einwanderungsbehörde auf und stellt fest, dass Angelina, die Jüngstgeborne illegal im Land ist. Nun droht der Familie trotz des leidenschaftlichen Einsatzes von Farmer Dobbe die Abschiebung. Dessen Frau wendet sich an Tochter Karen. Die ist erfolgreiche Anwältin, ging aber im Streit von ihrem Vater und hat ein kleines Alkoholproblem. Zudem arbeitet sie für eine ziemlich konservative Gruppe, deren Chef kaum begeistert ist, einen Einwanderungsprozess zu führen. Dennoch übernimmt sie den Job, einen scheinbar aussichtslosen Job …

Nein, dem republikanischen Präsidentschafts-kandidaten 2016, Donald Trump, wird dieser Film nicht gefallen. Ergreift Regisseur Farhad Mann doch Partei für illegal eingewanderte Mexikaner und, man glaubt es kaum, schildert sie nicht als drogenschmuggelnde Verbrecher. Und dann lässt er obendrein auch noch eine konservative Anwältin für deren Rechte streiten. Man erlaube dem Rezensenten diesen kurzen Sarkasmus in einer Zeit, in der ein Vollblutrassist versucht, das Amt des höchsten Mannes der USA zu ergattern – und das in einem Land, das auf Einwanderung aufgebaut ist. Lady Justice – Im Namen der Gerechtigkeit beruht auf wahren Begebenheiten und zeigt, dass Kristanna Loken mehr kann als nackig aus der Zukunft zu kommen und dem Terminator die Visage zu polieren. Als taffe Anwältin mit Vergangenheitsproblemen sieht sie zwar immer noch blendend aus, wirkt aber auch engagiert und leidenschaftlich bei ihrem Tun. Neben ihr agiert Bruce Dern als Vater Dobbe und zeigt einmal mehr, dass er zu den charakterstärksten Altmimen Hollywoods gehört. Trotz eines nicht immer blendend geschriebenen Drehbuchs sind auch die Szenen mit ihm und seiner Tochter nachvollziehbar, denn analog zur Tatsache, dass der Farmer in Oscar eine Art Sohn gefunden hat, schlägt sich die eigenen Tochter mit dem quälenden Gedanken, nie wirklich gewünscht gewesen zu sein. Dern bleibt auch in diesen Momenten souverän Er kann sich sogar im Gerichtssaal räkeln und abwesend wirken und doch unglaublich präsent. Präsent ist auch die Frage, welche Argumente die Reaktionäre zu Felde führt. Mit Parolen wie dem Diebstahl von Arbeitsplätzen oder dem Nichtbezahlen von Steuern führt sie ihre Demonstrationen. Fragt sich nur welche Arbeitsplätze da gestohlen werden, wenn nicht solche, die kein bequemer Amerikaner selbst machen würde. Eben solche Dienste, die den bequemlichkeitsliebenden US-Bürgern die Orangen auf den Teller und große Teile der Agrarerzeugnisse bringen. Steuern würden die Einwanderer auch gerne bezahlen, doch das dürfen sie als illegale Einwanderer natürlich nicht. Der Prozess selbst wird als Konfrontation zweier Welten geführt. Die eine Seite, die „Amerika den Amerikanern“-Seite redet von Übervölkerung durch illegale mexikanische Einwanderer, von einer Zukunft, in der die USA ein Ausläufer Mexikos sein werden. Die andere Seite argumentiert mit Menschenrechten, die bei aller Ilegalität für jeden gelten sollten und müssen. Lady Justice mag in der Darstellung der Salazars ein wenig zu gutmütig sein, die Argumentation mag manchmal naiv wirken, doch wenn der Prozess geführt wird, geht es nicht mehr darum, ob hier Menschen eine weiße Weste haben. Es geht vielmehr leidenschaftlich darum, dass Humanität vor Gesetzen stehen muss – und zwar immer und ohne Einschränkung.

Bild- und Tonqualität

Mit kräftigen Farben, ausgewogenen Kontrasten und hoher Bildruhe punktet das Bild von Lady Justice – Im Namen der Gerechtigkeit, das in Nahaufnamen bestechend scharf ist und jede Gesichtspore offenlegt. Halbtotale geraten etwas weicher und manche Einstellung wischt in kurzen Bewegungen etwas nach. Ansonsten wurde das Geschehen mit leichtem Filtereinsatz etwas aufgewärmt, was es sehr angenehm anzuschauen macht. Akustisch bleibt Lady Justice zumeist auf die drei Frontlautsprecher beschränkt, öffnet sich aber dann, wenn die Filmmusik einsetzt. Die Dialoge kommen prägnant aus dem Center, die Synchronisation ist sehr gut gelungen und die Atmosphäre im Gerichtssaal passt.

Bonusmaterial

Leider bietet das Bonusmaterial von Lady Justice lediglich die Originaltrailer sowie Programmtipps des Anbieters. Ein Feature über die wahren Hintergründe des Films wäre

Fazit

Lady Justice ist ein leidenschaftliches Plädoyer für die Menschlichkeit in einer Zeit, in der nicht nur ein trampeliger Präsidentschaftskandidat der USA diese mit Füßen tritt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 10%
Film: 75%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: USA 2013
Regie: Farhad Mann
Darsteller: Kristanna Loken, Bruce Dern, José María Yazpik, Yeniffer Behrens, Patricia De Leon, Ian Duncan
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 87
Codec: AVC
FSK: 12

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