Blu-ray Review
OT: Lasso
Rodeo Mortale
in Lasso zeigt sich das wahre Antlitz der Cowboys im amerikanischen Hinterland.
Inhalt
Hau den Lukas, Heustapeln und Rodeo – das Hacket-Country-Festival irgendwo auf einem texanischen Landstrich lockt mit den üblichen Attraktionen für das vorbeiziehende Volk. Auch die Truppe von Reiseleiterin Kit kommt vorbei, um sich das Treiben anzuschauen und selbst die Tierschützer vor dem Gelände können das Vergnügen nicht trüben. Als es dann Abends wieder zurückgehen soll, rauscht plötzlich eine offensichtlich verletzte Frau auf den Bus zu. Bevor sie aber eingelassen werden kann, taucht ein Reiter auf und schwingt einen Fleischerhaken in die Flanke der Dame. Fortan ist klar: Die Veranstaltung entwickelt sich zum alptraumhaften Horrortrip. Denn die Reisegruppe und ein einarmiger Rodeoreiter sind offensichtlich zur Jagd freigegeben, als man sie Abends aus dem Gefängnis, in das man sie zwischenzeitlich gesteckt hatte, wieder laufen lässt …
Man nehme sich das ureigenste Motiv, das der Süden Amerikas zu bieten hat, kombiniere es mit Elemente von Battle Royale und engagiere mit Sean Patrick Flanery einen veritablen B-Movie-Star als Rodeoreiter mit (einarmiger) Durchschlagskraft.
Klingt nach einem blutigen Spaß – und das ist Lasso – Erbarmungslose Jagd dann auch streckenweise. Die gängigen Klischees muss man hier natürlich genauso akzeptieren wie das mitunter dümmliche Verhalten der Protagonisten – es wären ja keine willfährigen Opfer, wenn sie nicht allzu gerne in die entsprechenden Fallen treten würden. Und Fallen, bzw. Werkzeug zur Beendigung menschlichen Lebens gibt’s hier wahrlich genug. Vom Fleischerhaken über das Brandeisen bis hin zu allerlei üblen Stempeln wird genutzt, was der Pferdestall hergibt. Schade, dass die Charaktere nicht nur blass bleiben, sondern vor allem unsympathisch sind. Abgesehen von Reisegruppen-Leiterin Kit (Lindsey Morgan aus The 100) gibt’s eine alte und affektierte Schnapsdrossel, den faulen Ferienjobber oder die hysterische Blondine. Einzig Flanery als Ennis kommt noch halbwegs sympathisch rüber und muss aufgrund der körperlichen Versertheit seiner Figur auch ein bisschen Schauspiel erbringen.
Allen anderen reicht es, wahlweise mit vor Angst aufgerissenen Augen dazustehen oder wahlweise lauthals los zu kreischen. Im Angesicht der grimmigen Taten ist das sogar durchaus berechtigt. Denn immerhin geht’s hier fleischig und in der deutschen Fassung sogar uncut zu. Abgetrennte Gliedmaßen, rausreißendes Fleisch, zertrümmerte Schädel – Lasso lässt es zünftig zugehen und spart nicht mit praktischen Effekten. Selbst wenn ein Großteil in der Dunkelheit spielt und damit verborgen bleibt.
Interessante Randnotiz: Die deutsche Synchro ist teilweise besser als das Schauspiel der US-Darsteller. Die Panik, die bspw. im Bus ausbricht, nachdem das erste Opfer zu beklagen ist, wird mimisch wesentlich schwächer wiedergegeben als die Synchronisation es überträgt.
Atmosphäre und Spannung versucht Lasso dann zur Mitte des Films hin zu erzeugen, wenn man sich zunächst vor den Widersachern versteckt hält und sich ausdenkt, wie man sich eventuell wehren kann, um letztlich die Flucht anzutreten. TV-Regisseur Evan Cecil empfiehlt sich jedenfalls für weitere Genrefilme, denn da hat man schon untalentiertere Inszenierungen und Schauspielführungen gesehen.
Bild- und Tonqualität
Der digital gefilmte Lasso liefert ein recht ruhiges und rauscharmes Bild ab, das mit angenehm-natürlichen Farben punktet. Die Schärfe ist durchweg okay, ohne große Ausreißer nach oben oder unten. Wechselt das Geschehen in die Dunkelheit, fehlt es an Durchzeichnung und Kontrast – zunächst macht es fast den Anschein als hätte man tags gedreht und nachträglich abgedunkelt. Auf der anderen Seite gibt’s während der Tageslichtszenen immer wieder überstrahlte Bereiche, die wirklich unschön sind.
Beim Ton setzt man auf unkomprimierte dts-HD-Master-Spuren, die allerdings in den atmosphärischen Momenten etwas nach künstlichem Upmix klingen. Wenn dann nach 16 Minuten das erste Opfer zu beklagen ist, wird der sägende Score allerdings durchaus effektvoll zum Zuschauer transportiert. Auch das Pferdegetrappe ist professionell eingebettet worden, während die etwas dünne Atmosphäre des Publikums beim Rodeo dann doch zu wünschen übrig lässt. Angenehm atmosphärisch sind allerdings die Geräusche im Wald nach 48’50, bevor dann das Lasso pfeifend durch die Luft zischt. Der sich daran anschließenden Genickbruch-Landung am Baum fehlt’s allerdings an Tiefbass und Dynamik.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Lasso wurden ein paar Versprecher sowie drei entfernte Szenen und zehn Interviews abgelegt. Sympathisch: Die Interviews lassen auch mal Beteiligte zu Wort kommen, die ansonsten oft komplett hinter der Kamera bleiben – bspw. den Soundmixer oder Stunt-Koordinator.
Fazit
Das Szenario ist erfrischend, die Kills sind deftig und hin und wieder gibt’s sogar ein bisschen Spannung. Es gibt schlechtere Genrevertreter als Lasso, wenngleich man kaum mit Überraschungen rechnen sollte.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 50%
Film: 60%
Anbieter: Tiberius Film Home Entertainment
Land/Jahr: USA 2018
Regie: Evan Cecil
Darsteller: Sean Patrick Flanery, Lindsey Morgan, Andrew Jacobs, Benedita Pereira, Karen Grassle, Steven Anthony Jones
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 97
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Tiberius Film Home Entertainment)