Blu-ray Review
OT: Les Combattants
In Lauerstellung
Ungewöhnliche Love-Story vor noch ungewöhnlicherem Hintergrund.
Inhalt
Arnaud und sein Bruder müssen sich gerade um die Beerdigung ihres Vaters kümmern und überlegen, ob sie den kleinen Holzverarbeitungsbetrieb ihres Dads übernehmen. Bei einem der möglichen Kunden trifft Arnaud zum wiederholten Mal auf die taffe Madeleine. Die trainiert seit einiger Zeit für den Eintritt in die Armee, belegt Kampfkunstkurse und schwimmt im heimischen Pool. Da sie zu einem der härtesten Regimente will, muss sie zu einem militärischen Vorbereitungskurs, der einiges vom Probanden verlangt. Arnaud ist gleichzeitig fasziniert, während er sich andererseits fragt, warum man das tun soll. So ungleich wie die beiden sind, so sehr beginnen sie, sich füreinander zu interessieren. Arnaud meldet sich daraufhin selbst an – sehr zur Verwunderung von Madeleine. Doch je tiefer die beiden in die Ausbildung eindringen, desto stärker werden die inneren Widerstände gegen den für beide unlogischen Drill. Also desertieren sie und vollziehen ihr eigenes Survival-Training im Wald, das sie bald an ihre Grenzen bringen wird …
Thomas Cailley, bisher vor allem durch Kurzfilme (siehe Bonusmaterial) aufgefallen, inszeniert in seinem ersten Langfilm eine Romanze, die ihren Reiz aus den zwei extrem unterschiedlichen Charakteren bezieht. Liebe auf den ersten Schlag dreht dabei die Voraussetzungen komplett um und schickt eine kühle, reiz- und streitbare Frau ins Rennen, die auf einen sanftmütigen und reflektierten Mann trifft. Der Hintergrund der militärischen Grundausbildung mag bisweilen befremdlich wirken (wie der unpassende 80er-Jahre-Synthie-Soundtrack während des Wald-Survival-Trainings), liefert aber die Basis für die Veränderung in den Figuren. Herausragend wird geschildert, wie Madeleine, die in ihrem Alltagsleben keinen großen Sinn mehr sah, auch bei der Armee nicht glücklich wird und ihre Vorstellungen revidieren muss. Ihr gegenüber ist Arnaud, der eigentlich von Beginn an weiß, dass der militärische Drill nichts für ihn ist. Wenn beide dann nach dieser Erkenntnis einen gemeinsamen Weg zu sich und zueinander zu finden, dann ist das ebenso ungewöhnlich wie Liebe auf den ersten Schlag grundsätzlich außerordentlich ist. Bei aller Reflektion über das Leben und die Liebe kommt aber auch der Humor nicht zu kurz. So ist es schon ein höchst komischer Anblick, wenn Madeleine und Arnaud in voller Kriegsbemalung desertieren und mit Waffe(nattrappe) in einer zivilen Tankstelle am Tresen ein alkoholfreies Bier trinken. Die dramatischen Ereignisse zum Finale hin wollen zwar nicht ganz zum Film selbst passen, schlagen aber auch wieder den Bogen zu Arnauds Bruder und enden mit einem stimmigen Bild, das Raum für Interpretationen lässt. Herausragend sind im Übrigen sowohl Adèle Haenels und Kévin Azais, die den beiden Hauptfiguren authentisches Leben einhauchen und dafür beide mit dem französischen Filmpreis „Cesar“ ausgezeichnet wurden.
Bild- und Tonqualität
Bei der Bildqualität von Liebe auf den ersten Schlag muss man nicht befürchten, dass die französische Herkunft einen typischen Weichzeichner- oder Quietschbunt-Look bewirkt. Ganz im Gegenteil ist das Bild auffallend ruhig, hat eine ausgesprochen natürliche Farbgebung und bis in die späteren Nachtszenen hinein eine außerordentlich gute Durchzeichnung bei gleichbleibend guter Schärfe. Tagesaufnahmen sind ebenfalls kontrastreich und plastisch.
Der Ton von Liebe auf den ersten Schlag bleibt extrem unauffällig und liefert selbst während der Trainingssequenzen kaum räumliche Informationen. Lediglich der Filmscore vermeldet hin und wieder seine Existenz über die Rearspeaker. Druckvoll wird die Musik allerdings auch zu keiner Zeit. Stimmen der außerordentlich gut gelungenen Synchronisation gelangen klar verständlich über den Center ans Ohr.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Liebe auf den ersten Schlag findet sich neben den Trailern noch der 25-minütige Kurzfilm Paris Shanghai, den Regisseur Thomas Cailley 2011 inszenierte und in dem der reiselustige Manu während seines 20.000km-Trips auf den Autodieb Victor trifft, der das genaue Gegenteil von Manu zu sein scheint.
Fazit
Liebe auf den ersten Schlag ist vor allem für Freunde des französischen Kinos ein lohnenswerter Ausflug in die Befindlichkeit zweier junger Menschen, die ihren Weg nach vielen Stolpersteinen letztlich finden.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 40%
Film: 75%
Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: Frankreich 2014
Regie: Thomas Cailley
Darsteller: Adèle Haenel, Kévin Azaïs, Antoine Laurent, Brigitte Roüan, William Lebghil
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, fr
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 98
Codec: AVC
FSK: 12