Liebe und andere Kleinigkeiten – Auf die Details kommt es an

Blu-ray Review

Liebe und andere Kleinigkeiten - auf die Details kommt es an Blu-ray Review Cover
Tiberius Film, 03.07.2014

OT: The Details

 


Karma ist ein Arsch!

Charmanter kleiner Independentfilm mit tollen Darstellern.

Inhalt

Eben noch hatte Dr. Jeff Lang frischen Rollrasen legen lassen, da vernichten die gemeinen Waschbären der Umgebung das gepflegte Grün auch schon wieder. Selbst obskure nächtliche Erschreckungsaktionen vertreiben die Viecher nicht. Auch wenn der liberale Familienvater mit Elektro-Fahrzeug sich davon zunächst nichts anmerken lässt, nimmt der Frust zu. Denn seine Ehefrau Nealy ist genauso hübsch wie sexuell enthaltsam und das Bauamt wehrt sich noch gegen eine Genehmigung für einen Anbau. Vor allem die seltsame Nachbarin könnte da Schwierigkeiten machen. So richtig verfahren wird die Situation allerdings, als ihm die Pornoseiten als Aderlass nicht mehr reichen und er spontan – und herzlich bekifft – mit seiner besten (ebenso verheirateten und ausgehungerten) Freundin Sex hat. Die plappert das natürlich gleich aus und so hat Jeff ein weiteres Problem, denn der Gehörnte Ehemann erpresst Jeff: Entweder er gibt ihm 100.000$ oder ruft sofort bei Nealy an, um zu beichten. Für Jeff wird es Zeit, sich zu entscheiden: Steht er auf der tapferen oder auf der feigen Seite des Lebens? Und gerade als er sich auf eine Seite schlägt, kommt es noch schlimmer …

Es gibt Filme, bei denen versteht man einfach nicht, warum ihnen im Kino kein Erfolg beschieden war. Liebe und andere Kleinigkeiten ist so einer – gerade mal 63.000 Dollar konnte Jacob Aaron Estes‘ zweites Regiewerk in den US-Kinos umsetzen, und das trotz Starbesetzung mit Tobey Maguire, Elizabeth Banks, Laura Linney und Ray Liotta. Das Kinoeinspiel steht in keinem Verhältnis zum Gelingen des Films, denn nach Mean Creek, dem Erstling von Estes, der künstlerisch in einer Linie mit Stand by Me steht, ist auch Liebe und andere Kleinigkeiten ein kleines Meisterwerk. Estes‘ Talent ist die Beobachtungsgabe. Seine Figuren sind dem realen Leben entsprungen, wirken absolut echt, wenngleich er sie hier ein wenig überzeichnet. Liebe … ist eben eine schwarze Komödie, die den Finger auch in die empfindlichen Wunden scheinbar funktionierender Mittelstands-Vorstadt-Gemeinschaften legt. Tobey Maguire, der sich schon lange von seinem rotblauen Spinnenkostüm emanzipiert hat, gibt den Familienvater, um den herum die Welt zusammenbrechen zu droht, mit einer Mischung aus Verwunderung und zögerlicher Erleuchtung. Laura Linney agiert wie die Antithese zu ihrer ultimativ-schüchternen Rolle in Tatsächlich … Liebe und wirkt wie entfesselt. Die größte Überraschung unter den Darstellern ist aber ein anderer: Geht man zunächst noch davon aus, dass Ray Liotta zum gefühlt hundertsten Mal seine Korrupte-Gangster-Rolle wiederholt, sieht man ihn schauspielerisch nuanciert, wie bisher nur selten.
Während man in der Mitte für einen Moment denkt, der Film träte auf der Stelle, überschlagen sich die Ereignisse und kummulieren in einem grandiosen Moment der Wahrheit.

Bild- und Tonqualität

Das grundsätzlich recht ruhige Bild von Liebe und andere Kleinigkeiten ist ein wenig kontrastschwach und wirkt etwas flau. Die Farben könnten kräftiger sein, vor allem Maguires Gesicht scheint kränklich. Die Schärfe ist zwar nicht bestechend, aber zumindest ausgewogen über den gesamten Bildschirm verteilt. Der 7.1-dts-HD-Master-Sound konzentriert sich aufgrund der Dialoglastigkeit hauptsächlich auf den Center und die Front. Score und Soundtrack bringen ein wenig Räumlichkeit ins Spiel. Räumlichkeit, die im Finale in einem regelrechten Frösche- und Zikadenrausch gipfelt (91’00).

Bonusmaterial

Neben den Originaltrailern und einer Programmvorschau gibt es noch einen alternativen Anfang und ein ebensolches Ende im Bonusmaterial von Liebe und andere Kleinigkeiten zu entdecken. Gerade Letzteres wäre vielleicht noch einen Hauch stimmiger und zum schwarzen Humor passender gewesen.

Fazit

Liebe und andere Kleinigkeiten ist eine kleine, feine Gesellschaftssatire mit schwarzhumorigem Anstrich und großartiger Besetzung – Cineasten greifen bedenkenlos zu.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 20%
Film: 80%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: USA 2011
Regie: Jacob Aaron Estes
Darsteller: Tobey Maguire, Elizabeth Banks, Dennis Haysbert, Ray Liotta, Laura Linney
Tonformate: dts HD-Master 7.1: de, en
Bildformat: : 1,78:1
Laufzeit: 101
Codec: AVC
FSK: 12

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