Loft – Tödliche Affären

Blu-ray Review

AL!VE AG/Atlas Film, 25.11.2016

OT: Loft

 


Spielchen spielen

Neues Textfeld

Inhalt

Am Anfang stand die Idee: In einem Appartement, das sich in einem von Architekt Vincent entworfenen Luxusgebäudes befindet, mieten sich die fünf Kumpels Luc, Chris, Filip, Marnix und Vincent selbst ein. Es dient den Fünfen als Rückzugsgebiet, um mal aus ihren eingefahrenen Ehen auszutreten. Das Ganze geht lange gut und die Frauen haben keine Ahnung. Doch dann ruft Luc völlig aufgelöst bei Vincent an und erzählt ihm, dass eine Leiche das Bett okkupiert hat. Eine ziemlich tote Leiche und blutig noch dazu. Vincent kontaktiert die anderen, damit man gemeinsam erörtert, wer dafür verantwortlich ist. Da keine Einbruchsspuren zu erkennen sind, muss der Mörder unter ihnen selbst sein, denn es gibt nur die fünf Schlüssel zum Loft, keinen einzigen mehr …

Sechs Jahre, bevor Hollywood die Story unter dem gleichen Regisseur mit Stars wie Karl Urban, Wentworth Miller oder James Marsden neu verfilmte, gelang Erik van Looy mit Loft – Tödliche Affären der erfolgreichste Film Belgiens überhaupt. Gleichzeitig fordert er die Nerven des Zuschauers, der bisweilen vor Spannung begannt vor der Leinwand oder dem TV sitzt. Wer das US-Remake VOR dem belgischen Original gesehen hat, dürfte seine Freude daran haben, die entsprechenden Figuren wieder zusammen zu puzzeln. Denn wo es bei der Hollywood-Version vornehmlich hübsche Kerle sind, hält die 2008er Fassung (mal abgesehen vom auch hier mitspielenden Matthias Schoenaerts) durchschnittliche Allerweltstypen parat. Schon das alleine macht den Loft – Tödliche Affären charmanter und authentischer. Gerade die Tatsache, dass hier vor allem Durchschnittsmenschen ein Fremdgeh-Geheimnis teilen, lässt den Film echter und authentischer wirken. Das Appartement selbst wirkt auch nicht ganz so stylish, wenngleich es für europäische Verhältnisse auch nicht allzu billig ist.

Beide Filme drehen sich vornehmlich darum, wie Zwietracht unter den Freunden gesät wird. Nach und nach steigt das Misstrauen – vom ersten Zweifel, es könnte vielleicht einer von ihnen gewesen sein, bis zu offenen Anschuldigungen. Van Looy erzählt seine Geschichte dabei in verschachtelten Rückblicken. Die einzige Gegenwart ist jene auf dem Polizeipräsidium. Fein arbeitet Loft heraus, wie die überhebliche Arroganz der Freunde nach und nach zum Bruch führt, schält heraus, das offenbar keiner der Fünf frei ist von Schuld. Immer wieder streut der Film falsche Fährten und füttert den Zuschauer mit kleinen Informationen über den möglichen Täter. Erst Recht spannend wird es, wenn eine Komponente von Außen hinzu kommt. Geschickt blendet Loft – Tödliche Affären zwischen den Zeiten hin und her, ohne dass man droht, den Anschluss zu verlieren – auch eine Kunst. Im Gegensatz zum Remake hat das Original vor allem eines: Mehr Tiefe und Kontakt zu seinen Figuren. Was in der US-Version stets oberflächlich bleibt, geht hier eine Verbindung mit dem Zuschauer ein. Man wechselt ständig dir Fronten, schlägt sich mal auf die Seite der einen Figur, mal auf die der anderen. Und wenn man meint, man habe seinen Favoriten ausgemacht, tun sich gerade in ihm Abgründe auf. Trotz seiner Laufzeit von knapp zwei Stunden bleibt Loft deshalb stets fesselnd und spannend. Die zahlreichen Wendungen tragen dazu bei, sind aber nie zu weit hergeholt oder absurd – im Gegenteil, das Ganze ist äußerst clever konstruiert.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von The Loft zeigt sich ein wenig körnig, was einen schön filmischen Look erzeugt. Da es mit der Unruhe zu keiner Zeit übertrieben wird (vornehmlich werden uniforme Hintergründe vom Korn „heimgesucht“), werden aber sogar Freunde von möglichst glatten und rauscharmen Filmen am Look gefallen finden. Die Farben sind bisweilen etwas kühler gefiltert, Schärfe und Auflösung gehen absolut in Ordnung. Gerade im Verhörraum zu Beginn ist der Kontrast- und Detailtiefen-Eindruck sehr gut. Während der helleren Szenen in Innenräumen dürften Farben etwas kräftiger sein, hier lässt der Kontrastumfang schon mal etwas nach. Während der schneller bewegten Szenen gibt’s auf dunklen Hintergründen schon mal Farbrauschen und leichte Unruhen (52’08).
Akustisch nutzt The Loft die Effektlautsprecher vor allem, um plakative Jump-Scares zu erzeugen (Weinflaschen 5’12, Klingel 53’10). Das funktioniert zwar wie gewünscht, klingt aber ein wenig aufgesetzt überdramatisiert. Wenn solche Spielereien nicht an der Tagesordnung sind, dominieren sehr gut verständliche Dialoge und angenehme Umgebungsgeräusche (Regen 104’00). Der Filmscore erzeugt bisweilen echte Spannung und erklingt dann räumlich aus allen Lautsprechern.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Loft – Tödliche Affären wurden lediglich die beiden Trailer (deutsch und belgisch) abgelegt.

Fazit

Ebenso facetten- wie wendungsreicher Thriller um verletzte Eitelkeiten, Arroganz und Misstrauen – stimmiger als das US-Remake.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 5%
Film: 80%

Anbieter: AL!VE AG/Atlas Medien
Land/Jahr: Belgien 2008
Regie: Erik van Looy
Darsteller: Koen de Bouw, Filip Peeters, Matthias Schoenaerts, Bruno Vanden Brouke, Koen De Graeve, Veerle Baetens, Tine Reymer, An Miller
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, nl
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 118
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Loft – Tödliche Affären

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!