Blu-ray Review
OT: London Has Fallen
Schutt und Asche …
… bleiben übrig, nachdem Terroristen London einen Besuch abgestattet haben.
Inhalt
Zwei Jahre ist es her, dass Mike Banning dem US-Präsidenten heldenhaft das Leben retten konnte, nachdem eine Terroreinheit das Weiße Haus angriff. Seitdem lebt er in Frieden mit seiner Frau zusammen, die ein erstes gemeinsames Kind erwartet. Dass Mike das Kinderzimmer mit sechs Überwachungskameras ausgestattet hat, ist zwar etwas übertrieben, aber ebene eine Art, mit der Vergangenheit umzugehen – zumal der Präsidentenbeschützer sich gerne aus seinem Job zurückziehen würde. Ebenfalls vor zwei Jahren kam bei einem US-Drohnenangriff in Pakistan die Familie des Waffengroßhändlers Barkawi ums Leben. Der plante seitdem Rache und nutzt dafür das Staatsbegräbnis des englischen Premierministers, der auf ungeklärte Weise im Schlaf gestorben war. So ziemlich alle westlichen Regierungschefs treffen zu diesem Traueranlass zusammen – natürlich auch Benjamin Asher, die #1 der USA. Den sieht Barkawi als Hauptverantwortlichen hinter dem Drohneneinsatz damals, weshalb er ihn gerne vor laufender Kamera töten will – und zwar langsam. Mit mehreren Hundertschaften an bewaffneten Rekruten und Selbstmordattentätern lässt er das London, das man kennt, dem Boden gleich machen und erledigt fünf der Staatschefs. Allerdings bleibt Asher das Hauptziel und der konnte erneut nur mit der Hilfe von Banning erkommen – zunächst …
Nein, hier geht es ausnahmsweise mal nicht um den Brexit, denn London Has Fallen ist die Fortsetzung von Olympus Has Fallen aus dem Jahre 2013. Erneut muss Gerard Butler in seine Rolle als Personenschützer des ersten Mannes im US-Staat schlüpfen, darf sich aber genauso wie sein Boss persönlich weiterentwickeln. So hat ihn das Zusammenleben mit Leah sowie die Aussicht auf sein erstes Kind ein wenig nachdenklich und reflektierter werden lassen. Das tut der Figur gut, da man viel deutlicher dessen persönliche Hintergründe erkennt und mit in den Film einbezieht. Das Verhältnis zwischen ihm und Benjamin Asher ist ein freundschaftliches, das mit eigenen Ritualen belegt wurde und den Film im Verlaufe so fast zu einem Buddy-Movie werden lässt. Dank der Tatsache, dass beide Darsteller hervorragend zusammen agieren und harmonieren, gegenseitige Sticheleien verteilen und blind vertrauen. Das alleine lässt London Has Fallen aber nicht zu einer überraschend gelungenen Fortsetzung werden. Vielmehr ist es der junge und langfilmunerfahrene Iraner Babak Najafi (inszenierte einige Folgen der TV-Serie Banshee), der Antoine Fuqua auf dem Regiestuhl ablöste, der den Film zu einem Erfolg werden lässt. Zunächst einmal läuft sein Sequel nur 100, nicht 120 Minuten, was eine Konzentration auf das wichtige Geschehen bewirkt und keinerlei Ablenkung zulässt. Des Weiteren weiß Najafi, dass man einen Old-School-Actioner (nichts anderes ist London Has Fallen, der den alten Stirb-Langsam-Geist wiedererweckt) eben nicht zwingend mit neumodischem Gehampel füllen muss. Seine Kamera ist stets nahe am Geschehen, ohne hektisch und unruhig durch die Gegend zu wackeln, die Actionsequenzen sind episch und breit angelegt und mit einem erstaunlich hohen Blutzoll inszeniert.
Auch das unterschied seinerzeit schon Olympus Has Fallen vom handzahmen Emmerich-Pendant White House Down. Der Bodycount in London Has Fallen jedenfalls ist erstaunlich hoch und die Hälfte der Schergen wird gar per Kopfschuss in Reich der ewigen Jagdgründe geschickt. Ohnehin ist Banning vom Sarkast zum Sadist geworden und lässt auch schon mal einen flapsig-rassitischen Kommentar fallen. Nein, ein vorbildlicher Kosmopolit ist dieser Sicherheitsmann keineswegs. „Ob das wirklich nötig war“ fragt ihn der Präsident, nachdem er einen Terroristen ziemlich unbarmherzig getötet und zuvor gefoltert hat. Banning antwortet lapidar mit „Nein“. Diesem leicht fragwürdigen Zynismus (und dem typischen Patriotismus) stellt London Has Fallen allerdings inhaltlich eine deutlich schlüssigere und nachvollziehbare Motivation des Agitators gegenüber. Der hat nämlich eine durchaus moralische Berechtigung für seine Taten und die USA sind daran nicht unschuldig. Ohnehin schwingt durchaus Kritik mit, wenn Vizepräsident Trumbull (Morgan Freeman) Barkawi Waffenhandel mit den übelsten Regierungen und Organisationen vorwirft und der den Ball einfach zurückspielt. Die Tatsache, dass Trumbull darauf nichts entgegnen kann, spricht für sich. Die Fortsetzung von Olympus Has Fallen hätte es sich leichter machen können, wählt aber einen für einen Actionreißer durchaus mehrschichtigen Weg mit politischem Subtext. Schade, dass die Spezialeffekte (Explosion des Jaguars 25’00) teilweise erneut ganz mies geraten sind und meist als solche erkennbar bleiben – gut hingegen, dass die physische Action handgefilmt bleibt und speziell die Verfolgungsjagd zwischen Jeep und Motorrädern absolut spektakulär gerät. Das gilt ebenso für die atemberaubende, im Stile von Children of Men gefilmte Sequenz vor dem Eindringen Bannings in den Terroristen-Unterschlupf.
Bild- und Tonqualität
Warme Farben mit leichtem Braun-Gelb-Touch dominieren das meist absolut ruhige Bild. Lediglich in wenigen kurzen Bewegungen sieht man kurze Körnung. Die Schärfe bleibt indes wirklich gut und liefert satte Details in Gesichtern und bei Nahaufnahmen. Der Kontrastumfang ist gut, wenngleich nicht referenzwürdig. Ab und an wirken Umrisse etwas abgesoftet.
Was ein richtiger Actionkracher ist, der liefert entsprechend satte Sounds und wuchtiges Bassfundament – und das tut London Has Fallen von Beginn an. Der Drohnenangriff in Pakistan lässt das Heimkino zum ersten Mal erzittern und die heroische Filmmusik füllt den Raum. Wenn kurz vor dem Staatsakt dann der Terror losbricht, setzt es 15 Minuten lang Explosionen, hunderte von Schüssen und Granatenwerfer-Sounds sowie eine Hubschraubersequenz, in der richtig schwere Geschosse abgefeuert werden. Die Projektile schlagen nur so um die Köpfe, zischen dem Zuschauer an den Ohren vorbei und die Explosion des fahrenden Containerschiffs schickt einen vehementen Bass-Sweep durch den Raum. Die Dialoge in London Has Fallen gehen bei so viel Getöse ein wenig unter (die englische Tonspur ist hier besser), wurden etwas zu leise abgemischt. Dieses Manko fegen allerdings die fast pausenlosen Actionszenen weg, die im späteren Verlauf die Londoner Straßen zum Kriegsschauplatz werden lassen – Respekt an die Choreografie dieser Sequenzen, die oft fließend und am Stück gefilmt wurden.
Bonusmaterial
Das knapp 13-minütige Making of von London Has Fallen wird von Gerard Butler etwas dominiert – ist aber auch kein Wunder, da er als Koproduzent deutlich stärker als bisher in seine Filme involviert war. Wir erfahren von ihm auch, dass er seine Rolle des Mike Banning etwas wie Leonidas aus 300 sieht, denn beide Typen schlagen öfter mal über die Stränge, um ihre Ziele zu erreichen, ihrem Tun Nachdruck zu verleihen.
Neun Interviews mit Cast & Crew und einer Gesamtlaufzeit von 46 Minuten schließen sich dem Making-of an und werden noch durch zwei Featurettes ergänzt. Das erste davon kümmert sich sieben Minuten lang um „Waffen, Messer und Explosionen“ und beschreibt vor allem die Action, die (darin waren sich alle einig) auf den ersten Teil noch etwas Frisches draufsetzen sollte. Das zweite Featurette mit dem Titel „Security“ läuft nur drei Minuten und klärt etwas über die Zusammenarbeit mit Will Geddes, dem technischen Berater für die Sicherheitsfragen des Films auf.
Fazit
Vom typischen Patriotismus und ein paar fragwürdigen Statements Bannings abgesehen, ist London Has Fallen ein durchweg unterhaltsamer, extrem kurzweiliger Actionfilm der alten Schule geworden und damit fast sogar besser als der Vorgänger. Kritische Töne werden zwischendurch ebenfalls eingeflochten, wenngleich diese mit der letzten Actionsequenz praktisch weggebombt werden – Feingeister schauen sich daher lieber woanders um.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 50%
Film: 70%
Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Babak Najafi
Darsteller: Gerard Butler, Aaron Eckhart, Morgan Freeman, Alon Aboutboul, Angela Bassett, Robert Forster, Jackie Earle Haley, Melissa Leo, Radha Mitchell
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 99
Codec: AVC
FSK: 16