Lone Ranger

Blu-ray Review

© 2013 Disney, 05.12.2013

OT: Lone Ranger

 


Der hat doch ’nen Vogel!

Lone Ranger ist nicht so schlecht, wie sein finanzieller Misserfolg Glauben macht.

Inhalt

Zufällig im gleichen Zug sitzend, versucht der pazifistisch angehauchte Anwalt John Reid die Befreiung des angeketteten Banditen Butch Cavendish zu vereiteln. Doch anstelle ihn festzunehmen, findet er sich an einen merkwürdigen und wortkargen Komantschen namens Tonto gefesselt wieder. Sein Bruder, Sheriff Dan Reid, befreit John und nimmt direkt im Anschluss daran mit ihm die Verfolgung Butchs auf. Dabei geraten beide in einen Hinterhalt und werden niedergeschossen. Tonto findet John und holt ihn etwas widerwillig zurück ins Leben, denn lieber wäre ihm für seine Zwecke der starke Bruder Dan gewesen. Da sich das weiße Seelenpferd nun aber für den jungen Anwalt entschieden hat, gründen John und Tonto eine Zweckgemeinschaft. Gemeinsam wollen sie Butch und seinen Männern die gerechte Strafe zukommen lassen und damit der Vorteil des vermuteten Todes Johns nicht flöten geht, trägt er von nun an eine Maske und nennt sich Lone Ranger …

Natürlich liegt der Vergleich zur Fluch der Karibik-Serie nahe – immerhin ist das gleiche Regie- und Produzentenduo, sowie mit Johnny Depp auch der gleiche Hauptdarsteller am Start. Der wiederum macht keinen Hehl daraus, dass er seine Rolle als Jack Sparrow hier nur variiert. Mit lakonischen Kommentaren und kargen Grimassen gibt er auch in Lone Ranger den immer etwas neben der Spur stehenden Charakter mit Neigung zum Buster-Keaton-Slapstik. An seiner Seite macht sich Armie Hammer (The Social Network) erstaunlich gut. Seine naive Natürlichkeit wirkt sympathisch und die Überzeichnung der Figur bleibt noch im Rahmen. So ist er jedenfalls der passende Gegenpol zu Depps cooler Indianer-Attitüde und die Frotzeleien zwischen den beiden sind durchaus unterhaltsam. Johnny Depp indes ist so gut aufgelegt, wie seit langem nicht mehr und, Fans mögen mich steinigen, liefert eine bessere Performance im Sinne der Karibik-Reihe als in deren Teil 3 und 4 zusammen. Hinzu kommt ein ultrafieser und glänzend besetzter William Fichtner (Prison Break) in der Rolle des Butch – lange schon war ein Antagonist nicht mehr so verabscheuungswürdig. Jetzt kann man sich über die nur oberflächlich berührte politische Thematik in Lone Ranger beschweren und auch über die dünne Geschichte. Man kann. Oder man lässt es und wohnt einem (bis auf den deutlich zu langen Mittelteil) durchaus unterhaltsamen Film bei, einer Hommage an die Westernserien der 50er, nicht an die depressiven Neo-Western der 60er und 70er. Und dann sind da ja noch die beachtlichen Schauwerte. Wundervolle Schauplätze mit epischen Landschaften und Actionszenen, denen anzusehen ist, dass der Film ein Budget von 250 Mio. Dollar verbraten hat. Gerade bei der Zugverfolgung wird dies deutlich. Eine Verfolgung übrigens, bei der man des Öfteren an Kurzfilme mit Buster Keaton oder auch an Zeichentrickfilme wie den „Roadrunner“ denken muss. Das Tempo ist irrwitzig hoch, die Choreografien sind perfekt, die Stunts unfassbar professionell und haarsträubend und kurzweilig ist das in diesen Momenten ebenfalls. Was wirklich stört, sind die Tempoverschleppungen bei den Zeitwechseln in die Gegenwart und zum Geschichtenerzähler.

Bild- und Tonqualität

Die Blu-ray von Lone Ranger hat ein sehr plastisches, fein aufgelöstes und scharfes Bild. Das bröckelige Make-up in Depps Gesicht offenbart jede feine Struktur, seine langen schwarzen Haare flattern einzeln erkennbar im Gegenlicht und auch das kurze Fell des weißen „Seelenpferds“ ist extrem fein und detailiert. Die Farbgebung ist warm, die Filterung allerdings nicht zu übertrieben. Der Gesamteindruck ist sehr ruhig und der Kontrastumfang ist hoch – ein wirklich hervorragendes Bild.
Zwischen dem deutschen dts-HD-High-Resolution-Ton und der englischen dts-HD-Master-Version von Lone Ranger besteht ein kaum merklicher Unterschied. Vielleicht sind die Dialoge noch ein wenig besser eingebettet. Alles in allem haben wir es aber mit einem wunderbar dynamischen, offen klingenden und effektvollen Tonsektor zu tun. Die Büffel zu Beginn trampeln durch das ganze Heimkino. Die Atmosphäre innerhalb des Zugs klingt atemberaubend real (11’20) und die Filmmusik ertönt extrem räumlich. Jedes Mal, wenn die Pferde in Gruppen traben und die Räder der Eisenbahn über die Stahlschienen walzen, hat man das Gefühl, das Heimkino ist in der Zeit zurückgereist und existiert nun im Wilden Westen. Die Dynamik und der Effektreichtum sind schlicht atemberaubend, vor allem, wenn der Zug am Ende der Schienen angekommen umkippt und durch die Steppe rutscht (ab 24’10). Ebenso atemberaubend wie die Querschläger und Schüsse aus dem Hinterhalt, die Dan und John niederstrecken (36’30). Wenn dann am Ende zur Ouvertüre zu „Wilhelm Tell“ die Gatling Guns Salven abfeuern und die Züge auf Verfolgung gehen, rollt der Score förmlich über die Köpfe der Zuhörer hinweg.

Bonusmaterial

Drei Featurettes liefert die Blu-ray von Lone Ranger: In „Armies Western Road Trip“ begleitet die Kamera den Hauptdarsteller bei seinen Reisen zu den Drehorten im Navajo-Gebiet. Immer wieder gab es Momente, in denen eine Annäherung des Filmteams mit den dort lebenden Urahnen geschah, man sich beispielsweise des Abends zu einem gemeinsamen Lagerfeuer traf. Schon in diesem Feature sind die Bilder so atemberaubend wie die epischen Aufnahmen im Film selbst.
In „Wie wird man ein Cowboy“ begleiten wir die Darsteller ins Wilder-Westen-Boot-Camp. Sie müssen reiten lernen, mit dem Lasso umgehen können und den Colt abfeuern. Sehr charmant ist es, dabei zuzusehen, wie viel Respekt der eine oder andere Darsteller vor den Huftieren hatte. „Auf den Schienen von Lone Ranger“ klärt darüber auf, dass für die entsprechenden Szenen eine acht Kilometer lange Strecke komplett neu aufgebaut wurde. Allerdings nicht nur das, sondern auch die Züge selbst – unglaublich. Dazu gesellt sich noch eine zusätzliche Szene und die unvermeidlichen Outtakes, die auch hier richtig witzig sind.

Fazit

Lone Ranger mag nicht das erhoffte Wiederbeleben eines neues Franchises oder gar des Westerngenres sein, doch abgesehen von einem Mittelteil, der Sitzfleisch fordert und dem etwas unentschlossen zwischen Anspruch und Komödie wandelnden Drehbuch, weiß Gore Verbinskis neues Werk durchaus zu unterhalten. Den Darstellern, die allesamt leidenschaftlich aufspielen, schaut man gerne zu und die beiden großen Actionsequenzen zu Beginn und am Ende sorgen für offene Münder.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 90%
Tonqualität (dt. Fassung): 90%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 60%
Film: 60%

Anbieter: Walt Disney Home Entertainment
Land/Jahr: USA 2013
Regie: Gore Verbinski
Darsteller: Johnny Depp, Armie Hammer, Tom Wilkinson, Barry Pepper, William Fichtner
Tonformate: dts HD-Master 7.1: en // dts HD-High-Resolution 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 150
Codec: AVC
FSK: 12

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