Love Me Like You Do – Aus Schicksal wird Liebe

Blu-ray Review

Love Me Like You Do - Aus Schicksal wird Liebe Blu-ray Review Cover
Ascot Elite, seit 20.05.2016

OT: Jackie & Ryan

 


Der Wanderer

Sensibel inszeniertes Kino zwischen Musik- und Lebensdrama.

Inhalt

Ryan ist das, was man klassischerweise einen Wanderarbeiter nennt. Er zieht von Ort zu Ort, nimmt mal hier einen Job an, spielt dort mit seiner Gitarre Straßenmusik und lässt sich treiben. Als er mal wieder in heimatlichen Utah ist, um einen ehemaligen Mitmusiker zu suchen, mit dem er sich erneut formieren möchte, ist dieser seinerseits vor der Verantwortung für die eigene Familie geflohen. Anstattdessen lernt er jedoch die hübsche Jackie kennen. Die war früher selbst mal Country-Musik-Star und erkennt das Talent in Ryan. Als der ihr eines Tages zur Hilfe eilt, weil sie von einem Pick-up angefahren wird, entwickelt sich eine gewisse Zuneigung zwischen den beiden. Ryan erfährt, dass Jackie mitten in einem fiesen Scheidungskrieg steckt und mit ihrer Tochter alleine dasteht. Während beide also gerade in einer schwierigen Phase ihres Lebens sind, geben sie sich für eine zeitlang genau das, was sie gerade brauchen …

„In bester Nicholas-Sparks-Manier“ steht auf dem Cover. Das mag ein paar romantisierend denkende Filmschauer anziehen, die meisten aber wohl eher abschrecken – zumal man dem im Original schlicht „Jackie & Ryan“ betitelten Film damit Unrecht tut. Entgegen der zuckersüßen Geschichten des vorgenannten Schmonzetten-Autors spiegelt sich in Love Me Like you Do das echte (und etwas deprimierende) Leben wider. Regisseurin Ami Canaan Mann (Tochter von Michael Mann) beobachtet sensibel und frei von Fototapeten-Landschaften, wie zwei Menschen, die am Scheideweg stehen, sich zum richtigen Zeitpunkt genau das geben was sie brauchen, damit sie eine neue Richtung einschlagen. Katherine Heigl in der Rolle der Jackie lehrt dem Herumtreiber und Straßenmusiker Ryan den Wert seiner Stimme, während er ihr Mut für die bevorstehende Sorgerechtsklage macht. Es mag sein, dass alles in allem etwas zu viel Bitterkeit über dem Geschehen liegt, doch alleine Heigl ungeschminkt in einer Rolle zu sehen, die mal nicht „die Braut von irgendwas“ darstellt, lohnt das Ansehen von Love Me Like You Do. Hatte sie zuletzt schon mit einer ungewohnten Figur überzeugt (Jenny’s Wedding), so nimmt man ihr die vom Scheidungskrieg betroffene Mutter mehr ab als viele ihrer glamourösen Rollen zuvor. Und singen kann sie auch noch – wenn ihre Figur sich im Film dann mal dazu traut. Ben Barnes (Prinz Caspian aus den Chroniken von Narnia) tut es ihr gleich und überzeugt in seinen Straßenmusikerszenen sogar noch mehr. Ohnehin ist die Musik dritter Hauptdarsteller und dient als Transportmittel für Gefühle und die Verbindung zwischen den beiden Protagonisten – ob sie nun live im Moment gespielt wird oder leise im Hintergrund läuft, während Jackie sich um einen professionellen Anwalt kümmert. Wer also Countryfolk mag, sitzt hier absolut in der ersten Reihe – zumal die Songs alles andere als „von der Stange“ sind, echtes Lebensgefühl widerspiegeln und am Ende über ein allzu süßes Happy End obsiegen.

Bild- und Tonqualität

Um die Stimmung von Love Me Like You Do einzufangen, wurden die Farben sichtbar reduziert und der Kontrastumfang dürfte ebenfalls größer sein. Insgesamt ist das Bild einfach zu hell und blass. Das ärgert den Technikfan, zum film indes passt es. Die Bildruhe ist hingegen sehr gut. Rauschen oder Korn halten sich in engen Grenzen und Bewegungen leiden nicht unter Rucklern oder Nachziehen. Die Schärfe geht in Ordnung, ist aber nicht ausgewiesen herausragend.
Die deutsche dts-HD-Master-Spur liefert zwar eine authentische Atmosphäre während der Außenaufnahmen, leidet aber etwas unter den dünnen Stimmchen der Figuren. Gerade Ryan klingt arg frequenzbeschnitten. Love Me Like You Do lebt deshalb vornehmlich während der Musikszenen auf.

Bonusmaterial

Im 17-minütigen Making-of von Love Me Like You Do erklärt uns Regisseurin Ami Canaan Mann, wo die beiden Protagonisten herkommen und wo sie hingehen, worum es in ihrem Film und den Charakteren geht. Außerdem erklärt sie, wie sie dazu kam, den Austin-Texas-Country-Folk zu integrieren – ein charmantes Making-of, fernab vom üblichen Selbstbeweihräucherungsgehabe.

Fazit

Entgegen des irreführenden Covers sollten Fans von Nicholas-Sparks-Verfilmungen bei Love Me Like You Do lieber die Finger weglassen. Denn diese dürften enttäuscht sein, dass hier nicht Eitel Sonnenschein herrscht. Manns Film hat das auch nicht verdient, denn er ist viel besser und tiefgründiger als die Romanzen des genannten Autors. Vor allem die beiden Hauptdarsteller überzeugen in ihren ungewohnten Rollen und wirken stets echt. Love Me Like You Do ist dann auch vielmehr für Freunde des authentischen Lebensdramas eine echte Entdeckung.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 55%
Tonqualität (Originalversion): 55%
Bonusmaterial: 40%
Film: 70%

Anbieter: Ascot Elite
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Ami Canaan Mann
Darsteller: Katherine Heigl, Ben Barnes, Emily Alyn Lind, Clea DuVall, Ryan Bingham, Sheryl Lee
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 91
Codec: AVC
FSK: 6

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